Immer auf dem neuesten Stand bleiben und live Feeedback geben, das ermöglicht die neue App
„Spreadmix”. Eine Möglichkeit für DJs und Zuhörer.
Mit „Spreadmix“ hat Daniel Heltemes, 24, eine App entwickelt, über die man sich DJs anhören kann, die gerade in Clubs oder auf Festivals auflegen. Darüber hinaus können DJs ihre neueste Musik abseits der Bühnen hochladen, sogenannte „Snaptapes“, die nach einer Woche von der App verschwinden. Das Besondere an Spreadmix ist, dass der Zuhörer während des Auftritts live Feedback geben kann. Außerdem kämen „in vielen Musikapps Musikrichtungen wie Deep House oder Electro seltener vor als andere Genres, vor allem da DJs dieser Genres das Klischee anhängt, keine richtige Musik zu machen“, sagt Daniel. „Mit Spreadmix versuchen wir, jungen, aufstrebenden DJs eine Plattform zu geben, da wir als DJs selbst die Probleme von DJs kennen.“
Die Münchner Hip-Hop Band Mundhaarmonika macht theatralische Popmusik mit
jazzig-leichtem Sound. Ihre Texte handeln von Lebensrealitäten der Digital Natives und deren romantische Fluchten.
In der Klassik ist eine Sache ganz einfach: Man muss überhaupt nicht fragen, wer seine Texte ernst meint oder wer über sich oder über ein lyrisches Ich singt. Denn: Im Normalfall singen und spielen die Musiker nicht ihre eigenen Kompositionen, sondern sie interpretieren die kreativen Ergüsse anderer – also muss auch niemand Angst haben, dass sich jemand, der gerade Schuberts „Winterreise“ singt, gleich von der Brücke stürzt oder Isolde den Liebestod als finale Vereinigung mit Tristan wählt. Die ist ja sowieso noch mal eine speziellere Variante, denn als Oper ist sie schon dem Genre nach Musiktheater und demnach eine fiktionale Geschichte.
In der Popmusik ist das anders, da wird Authentizität hoch gehalten und der Hörer möchte bitte gerne glauben, dass das, was der Sänger da von sich gibt, auch dessen innerstem Seelenleben entspricht. Dieser Anspruch wiederum führt manchmal zu absurd-süßen Blüten: Etwa als Nina Hagen ein Drama um einen nur in schwarz-weiß dokumentierten Urlaub machte und zum stampfenden Kurt-Weill-Klavier nölte: „Du hast den Farbfilm vergessen, bei meiner Seel’.“ Ob die Seele dieser damals mädchenhaft-jungen Sängerin tatsächlich am Farbfilm hing, bleibt fraglich, das operettenhafte Talent zur Übertreibung schob den Song hingegen ins Theatrale.
Mit dem Farbfilm hat es auch die Münchner Hip-Hop-Band Mundhaarmonika. Und irgendwie hat es die auch mit dem Theater, denn keine andere Spielart moderner Popmusik nimmt wohl soviel Anleihe an theatralen Codes wie der Hip-Hop. Doch doppelt codiert oder absurd übertrieben wie bei Nina Hagen ist die Sache mit dem Farbfilm im gleichnamigen Song von Mandhaarmonika nicht. Dieser Song nimmt das Bild eher ernst und malt eine prächtig glitzernde Landschaft aus. Das ist hochgradig romantisierend, wenn sich nebst den „leise leuchtenden Farben“ zu Bläsersätzen „durch die Nacht“ geträumt wird, und auf eine gewisse Art auch genauso künstlich wie bei Nina Hagen. Doch Rapper Simon Hofelich und seine hoch versierte Musiker-Crew stellen fest: Diese Musik soll bitte als authentisch gelebte Sommermusik ernst genommen werden.
Das gelingt auf dem am kommenden Freitag, 28. Juli, erscheinenden Album „Raptestdummy“ ganz prächtig. Die Band produziert jazzig-leichten und luftigen Sound, Simon Hofelich setzt Texte darauf, es wirkt so wie der sonnengebräunte Schalk eines Surfer-Boys, bei dem man auch eher nicht wissen will, welche Abgründe darunter liegen. Doch die Oberfläche funktioniert blendend. In guten Momenten gelingt Musik, die auf einer einfachen Ebene zu verstehen ist und keine ästhetischen Verklausulierungen vornimmt. Denn trotzdem wird hier auf hohem Niveau produziert und geschrieben. In schlechteren Momenten kippt es jedoch in die klamaukige Heile-Welt-Attitüde der Wise Guys.
Die Texte kreisen dabei ebenfalls leicht zu entziffernd um die Lebensrealitäten der Digital Natives und deren romantische Fluchten. Etwa im Song „Tschüssinger Tschausn“, in dem es in der Hook heißt „Brauch’ kein Google Maps im Gepäck / nein, die Freiheit, die schmeckt“. Doch ganz so naiv ist Mundhaarmonika dann doch nicht. „Am Ende des Tages zählt, ob das Publikum unterhalten wird“, erklären sie ganz abgebrüht. Denn generell sei allen Genres gemeinsam, dass man auf der Bühne eine Rolle einnehme und versuche, die Aussage hinter dieser Rolle möglichst authentisch wiederzugeben. Damit verwirbeln sie zwar die Zuordnung um Echtheit in der Popmusik um ein Weiteres. Aber vielleicht ist das auch genau die Rätselhaftigkeit, die Popmusik auch immer braucht, um spannend zu sein.
Stil: Hip-Hop/ Jazz-Pop Besetzung: Simon Hofelich, Felix Renner (Bass), Andreas Begert (Keyboard), Vincent Crusius (Drums), Temren Demirbolat (DJ), Marcel Chylla (Video), Matthias Kieslich (Ton) Aus: München Seit: 2014 Internet:www.mundhaarmonika.de
Tee und Zuckerspeise, wer sagt dazu denn schon Nein? Besonders,
wenn das verlockende Angebot nur eine Fahrstuhlfahrt entfernt wartet.
Unsere Autorin erzählt von (Wohnheim)nachbarn, die zu Freunden werden.
Mein Handy
klingelt, eine der täglichen Nachrichten von Mihri auf WhatsApp: „Schatzife,
das Künefe ist fertig, magst du vorbeikommen?“ Eine arabische Süßspeise,
zubereitet mit einer Packung geschmolzener Butter. Und ob ich will! Schnell
laufe ich zum Aufzug und fahre ein paar Stockwerke höher. Gerade in dem Moment,
als mir Mihri die Tür öffnet, fällt mir ein, dass ich meinen Teller und mein Besteck
vergessen habe. Genauso wie die Decke und die Knieschoner, die sie mir vor
einigen Wochen ausgeliehen hat und ich immer wieder vergessen hab’,
sie zurückzubringen. „Kein Problem“, sagt sie lachend, „du kannst Teller und
Besteck von mir bekommen und bring’ die Sachen dann
einfach nächstes Mal vorbei“, wohl wissend, dass ich die Sachen wahrscheinlich
auch nächstes Mal vergessen werde.
Mihri und
ich haben uns in der schönen „Stusta“ kennengelernt. Wir haben uns zunächst auf
den Wohnheimversammlungen öfter gesehen und als wir beide Tutorinnen waren,
fingen wir an, uns immer besser zu verstehen. Dabei entdeckten wir schnell
viele Gemeinsamkeiten: Sie versteht mit ihren türkischen Wurzeln genauso gut
wie ich mit meinen albanischen, wie es ist, zwischen zwei Welten aufzuwachsen.
Oft reden wir genau darüber und lachen Tränen, wenn wir uns über manch’ lustige
Erfahrung aus unserer Kindheit austauschen. Auch die „Dimensionen“, die damit
zusammenhängen und die keiner versteht, sind zu einem Running-Gag von uns
geworden. Was uns noch verbindet, ist dass wir aus derselben Ecke
Norddeutschlands stammen: Sie wohnt zufällig nur einen Nachbarort von mir
entfernt. Das heißt, dass wir sowohl in München, als auch in Niedersachsen
Nachbarn sind. Wenn wir unsere Eltern besuchen, ist es schön, sich auch dort treffen
zu können oder gemeinsam wieder nach München zu fahren.
Es ist ein
großer Vorteil, wenn eine der besten Freundinnen im gleichen Gebäude wohnt und
der Weg nur eine Aufzugfahrt entfernt ist. Wir treffen uns oft ganz spontan zum
Tee trinken. Sie wählt jedes Mal die Sorte Jasmin und ich Pfirsich. Dabei reden
wir oft über persönliche Dinge. Diese Vertrautheit, sich alles erzählen zu
können und vor allem dieses blinde Vertrauen sind das, was ich am meisten an
ihr schätze und das uns verbindet. Oft macht sie dann den Künefe, die leckerste
Kalorienbombe der Welt. Dabei sitzen wir oft mit einer weiteren gemeinsamen
Freundin auf ihrem Bett, hören Scooter und entscheiden spontan, uns ein Jahr
vor dem Konzert Scooter-Tickets zu kaufen.
Genau in
diesem Moment schreibt sie mir, dass ihre Klausur gut lief und fragt, ob ich
noch vorbeikommen mag. Ich lächle und freue mich schon auf das, was sie mir
noch zu erzählen hat. Die „Dimensionen“ versteht außer uns eh niemand.
Als sich unsere Autorin in die Vorlesung “Schreiben” setzt, freut sie sich bereits darauf, ihre journalisitischen Fähigkeiten ausbauen zu können. Jedoch erweist sich der Stundeninhalt als enttäuschend uninteressant.
Laute Musik dringt durch die weit geöffneten Fenster des
Hörsaals und verbreitet an diesem heißen Tag Sommerlaune. Ich lausche von
meinem Platz in der hintersten Reihe, die Worte der Dozentin rücken zunehmend
in den Hintergrund. Als meine Gedanken träge werden, schließt eine Kommilitonin
die Fenster mit einem Knall. Er erinnert mich daran, dass es bei dieser
Vorlesung nicht um Musik geht, sondern um eine andere Kunst: Die Veranstaltung
an der literaturwissenschaftlichen Fakultät heißt „Schreiben“. Ein Titel, der mich
zunächst ratlos zurücklässt. Ist damit Kreatives Schreiben gemeint?
Journalistisches Schreiben? Inzwischen weiß ich: Nichts davon. Denn die
Dozentin der Vorlesung „Schreiben“ erklärt, dass es das Schreiben so nicht
gibt. Die Erkenntnis trifft mich hart. Immerhin bin ich als Journalistin
gekommen, um über die Veranstaltung zu schreiben.
Aber von vorne. Es war meine Aufgabe, spontan einem
Studenten in seine Vorlesung folgen. 15 Minuten vor Vorlesungsbeginn positioniere
ich mich vor dem Audimax, ein wenig nervös, wohin der Zufall mich bringen wird.
Entwicklungspsychologie? Astrophysik? Das fände ich spannend. In meinen
Gedanken versunken, sehe ich einen jungen Mann an mir vorbeischlurfen. Dunkle
Locken, Ringelpullover, Kopfhörer in den Ohren: Alles ganz entspannt, strahlt
er aus. Der geht bestimmt nicht in ein Master-Seminar über höhere Mathematik,
in dem ich an die Tafel gebeten werden könnte. In gemächlichem Tempo folge ich
dem Lockenkopf, links, die Treppe hoch, wieder rechts. Dann verschwindet er in
einem Vorlesungssaal. Ich bleibe ein wenig unschlüssig vor der Tür stehen und
versuche, mit einem Blick auf den Belegungsplan das Mathe-Horrorszenario
auszuschließen. Vergeblich. Dann taucht in meinem Augenwinkel eine Studentin
auf. Sie trägt eine türkisene Tasche, ein türkisenes T-Shirt und türkisene
Schuhe. Diese Farbenpracht irritiert mich kurz. Doch ich ergreife meine Chance
und fragte die junge Frau: „Entschuldigung, was ist das denn für eine
Vorlesung?“. Sie antwortet ganz knapp: „Schreiben.“ Dann schlüpft sie ebenfalls
in den Raum.
Schreiben. Glückstreffer. Vielleicht kann ich da als
Journalistin noch was lernen. Ich folge meiner türkisenen Zufallskommilitonin
und setze mich in die letzte Reihe, direkt hinter den Lockenkopf. Sicher ist
sicher, lieber ein bisschen mehr Abstand von der Dozentin. Auch wenn die mit
ihren dunkeln kurzen Haaren, Brille und Blazer eigentlich ganz freundlich
aussieht. Schnell merke ich, dass ich hier nur zuhören muss. Ob ich dabei etwas
Nützliches fürs Schreiben lerne? Eher nicht. Die Professorin spricht nicht von
journalistischem oder kreativem Schreiben, sondern von der Ökonomie des
Schreibens. Fragen wie „Welche Grenzen sind dem Schreiben gesetzt?“ und „Was
bringt Schrift hervor?“ werden behandelt. Ich versuche, die Antworten zu
mitzubekommen. Aber unzählige Fachbegriffe fallen, die ich nicht verstehe:
Intertexualität, Paratexte, Supplement. Mein Kopf wird immer schwerer, brummt
dumpf. Anscheinend fühle ich nicht alleine so, denn mein Zufallskommilitone mit
dem Ringelpullover hat seinen Lockenkopf inzwischen auf der rechten Schulter
abgelegt. Ein Blick auf die Uhr. Noch eine Stunde. Mit aller Kraft versuche
ich, meine Konzentration wieder auf die Vorlesung zu richten. Und die Dozentin
erklärt: „Schreiben“ ohne Präfix gäbe es nicht. Stattdessen müsse man zum
Beispiel von „Umschreiben“, „Fortschreiben“ oder „Gegenschreiben“ sprechen. Ein
Text stehe immer in Beziehung zu anderen Texten. Zum Beispiel zu denen, die
vorher und nachher geschrieben werden.
Mein Gehirn versucht, das alles zu verarbeiten. Doch in der
Hitze werden meine Gedanken träge. Dann nehme ich die fröhliche Musik wahr. Sie
entspannt mich ein bisschen, ich beginne über den Text, den ich schreiben
werde, nachzudenken. Welche Texte mich beim Schreiben wohl prägen? Und werde ich
andere Schreiber beeinflussen? Liebe Zufallskommilitonen, ihr könntet das
untersuchen.
Semesterende. Unsere Autorin will die neu erworbene Freizeit ausnutzen. Auf dem Wochenplan steht der Münchner Sommernachtstraum, das
Free &
Easy Festival und besucht die Ausstellung
„20 Jahre Münchner Schnupfen“ im Lost Weekend.
Es ist Freitag und das Semester ist um. Die
Zeit der unendlich vielen Referate ist vorbei (Studium der
Geisteswissenschaften sei Dank!) und die Abgabefristen der Hausarbeiten sind
noch weit weg. Endlich wieder Zeit, um coole Veranstaltungen besuchen zu können.
Da kommt die Bumm
Clackakademie wie gerufen, bei der Münchner DJs wie L One, Dj Buck, Leo Lex und K-Hans-K den ganzen
Nachmittag über im Garten der Akademie der Bildenden Künste auflegen. Dort gibt
es Snacks, kühle Getränke und der Eintritt ist auch noch frei. Später geht es
ins Maxe-Belle-Spitz zum Albumrelease von Mighty
Steel Leg Experience, wo Henny Herz und John Garner auch
auftreten werden. Ein perfekter Freitagabend, um die vorlesungsfreie Zeit
einzuleiten.
Am Samstagärgere ich mich, dass ich es
verplant habe, Karten für das Schall im
Schilf Open Air zu holen. Egal, das Wetter soll eh nicht gut werden.
Daher entscheide ich mich, auf das Subkultur
Open Air zu gehen und freue mich vor allem auf die Musik der Münchner
Künstler. Später fahr ich zum Olympiapark und genieße auf dem Olympiaberg das
Feuerwerk beim Münchner
Sommernachtstraum.
Das
Wochenende lasse ich am Sonntag auf
dem Free &
Easy Festival so musikalisch ausklingen, wie es begonnen hat. Das Programm
ist schon mal sehr vielversprechend: Jacobey, Wendekind, The Moonband und viele
weitere Künstler treten auf.
Die neue
Woche startet mit einem eher ernsten, aber sehr interessanten Thema. Am Montagabend sprechen im Container
Collective vier geflüchtete Journalisten aus Uganda, Syrien, Afghanistan und
Nigeria zum Thema „So lebt
ihr also“über ihren Blick auf München und Bayern. Anschließend gibt
es eine Gesprächsrunde mit dem Publikum. Ich bin sehr gespannt auf die Beiträge
und Erfahrungsberichte.
Am Dienstag zeigt mir Facebook keine coole
Veranstaltung an. Ich glaube, ich nutze den Tag, um mein Zimmer mal wieder
aufzuräumen.
Am Mittwoch besuche ich mit einer Freundin
das Lost Weekend. Dort findet die Vernissage
„20 Jahre Münchner Schnupfen“über die ersten zwanzig
Lebensjahre des Künstlers Marc Henry in München statt. Die Ausstellung versucht,
mit den typischen Klischees über München als „Wohlstandsstadt“ zu brechen und
möchte zeigen, dass es in München viel Kunst und Kultur
gibt.
Wo wir
schon beim Thema Klischee sind: Das Brass Wiesn
Festival, das „gschmeidigste Festival weit und breit“ beginnt am Donnerstag und dauert vier Tage. Viele
bayerische Bands, unter anderem die Jungs von dicht & ergreifend, werden
auftreten. Das ist für mich als Zurgroaste gleichzeitig noch eine weitere
Lerneinheit für die bayerische Sprache.
Und am Freitag endet die erste Woche der
vorlesungsfreien Zeit, der Sommer ist wieder zurückgekehrt und das Ritual des
Prokrastinierens geht in eine neue Runde.
Auch wenn eine Auswahl an Discountern direkt vor der Haustüre liegt - es gibt einige Gründe kleinen aber feinen Einkaufsläden einen Besuch abzustatten. Unsere Autorin stellt heute sieben Orte vor, wo man in München regional einkaufen kann.
1) OHNE - der verpackungsfreie Supermarkt (Schellingstraße 42) Vorzeigebeispiel der Super-Märkte ist wohl OHNE - der verpackungsfreie Supermarkt. Die Nudeln kommen aus Erding, Soja und Kaffee werden in München angebaut und von OHNE direkt dort bezogen. Du bringst die wiederverwendbare Verpackung für deine Lebensmittel selbst mit und kaufst keine vorgefertigten Portionen ein, sondern genau so viel wie du möchtest.
2) Hollerbusch - Naturkost (Daiserstraße 5) Ihr wollt zwar nicht zum Vegitarismus konvertieren aber das billige Supermarkt-Fleisch taugt euren Moralvorstellungen auch nicht? Im Hollerbusch Naturkostladen in Sendling gibt’s immer samstags Biofleisch vom Biobauernhof. Und damit auch nichts liegen bleibt, gibt die Kundschaft bis zum Vortag seine Bestellung ab. Also: Am Freitag bestellen, am Samstag abholen.
3) Der grüne Korb (Oberföhringerstraße 212) Im grünen Korb in Bogenhausen werden die Möglichkeiten des regionalen Anbaus bis ins Letzte ausgeschöpft - die Auswahl ist riesig und wirklich jeder kann dort seinen grünen Korb bis oben hin füllen.
4) Mutter Erde (Amalienstraße 89) Bei Mutter Erde sind die Lieferanten fast ausschließlich direkt aus München. Wer also nach der Vorlesung noch schnell einige Kleinigkeiten für’s Abendessen besorgen möchte kann also einfach den Hinterausgang des Hauptgebäudes der LMU benutzen und steht dann quasi mitten im Mutter Erde. Ist ja eh viel näher als Norma oder Tengelmann.
5) Laden Gut & Gerne (Klugstraße 4) Was im Laden Gut & Gerne verkauft wird, kommt vom Bauernhof aus Freising. Oder aus Moosburg. Jedenfalls immer regional.
6) Kornkammer (Haimhauserstraße 3a) Die Hipster-Variante des Bioladens gibts - natürlich - an der Münchner Freiheit. Zwischen 1 Ayurveda und Superfood gibt’s hauptsächlich Bioprodukte von Bauernhöfen aus Bayern und Baden-Württemberg.
7) ERDGARTEN (Planeggerstraße 9a) Der ERDGARATEN Bio-Supermarkt in Pasing verspricht 100% BIO-Produkte. Außerdem wird auch dieser Bioladen fast ausschließlich aus Süddeutschland beliefert.
Was lieben und was hassen wir an München? Was wollten wir der Stadt schon immer sagen, oder gibt es da gar nicht so viel zu erzählen? Gestern Abend wurden Fragen wie diese im Container Collective geklärt.
München ist überteuert und die Öffnungszeiten sind lächerlich. Allerdings haben wir in München auch gute Musiker, ein tolles Studentenwohnheim und Veranstaltungsorte wie das Container Collective. Und genau da wurde am gestrigen Abend über unsere Stadt gesprochen. Manche sangen Liebeslieder, andere bebten vor Zorn. München wurde zur Witzfigur gemacht, aber auch kritisch hinterfragt. Nicht selten waren es die Münchner, über die gelästert wurde und nicht die Stadt selbst, welche im Mittelpunkt aller Aufregung stand. Wer sich nicht auf die Bühne getraut hatte und dennoch eine Botschaft hinterlassen wollte, konnte seine Gedanken auf einer großen Post-It-Wand mit allen teilen. Hier einige Impressionen des gestrigen Abends.
München lacht. Aber junge Comedians haben es trotzdem schwer. Eine Suche nach den Ursachen und ein Gespräch darüber, wie man sich in der Münchner Künstlerszene durchschlägt.
München lacht. Das schon. Aber bitte nur über altbewährte Witze. Keine Experimente. Donnerstagabend im Container Collective. Michael Mauder, 24, junger Comedian und Moderator, steht auf der Open Stage der Veranstaltung „München, was ich dir schon immer sagen wollte“. Mit kurzen Anekdoten aus seinem Leben – wie dem Umzug nach Ebersberg – bringt er die Leute im großen Veranstaltungscontainer zum Lachen. Zum Ende seines Beitrags hin wird der junge Münchner jedoch ungewohnt ernst: „Wenn ich als Stand-up-Comedian neues Material ausprobieren möchte, muss ich meistens nach Fürth oder Erlangen fahren.“ Woran das genau liege, wisse er nicht, „aber in München gibt es eher nur Bühnen für Hochglanz-Nummern“.
Die junge Comedy- und Kabarettszene in München. Eine Quelle von würdigen Nachfolgern für Münchner Größen wie Willy Astor, Günter Grünwald oder Michael Mittermeier? Darf man als Newcomer in diesem Gebiet überhaupt so groß träumen? Ein Treffen mit den drei ganz unterschiedlichen, aufstrebenden jungen Münchner Comedians Alex Döring, Michael Mauder und Julian Wittmann. Wie aufgeschlossen ist das bayrische Publikum? Und sehen sie das, was sie tun, mehr als Hobby oder doch als Berufsziel?
Alex Döring, 27, ist sich da noch nicht so ganz sicher. „Es gab Zeiten, da sollte das Liedermachen nur das zweite Standbein bleiben. Aber momentan könnte ich mir schon vorstellen, zumindest zeitweise für ein paar Jahre mal voll auf Musik zu setzen.“ Der junge Münchner wirkt, als wäre er mit seinen Gedanken woanders. Seine Masterarbeit wartet. Er kommt gerade aus der Bibliothek und muss auch später noch einmal dort hin. Nach einem abgeschlossenen Bachelorstudium in Germanistik und Geschichte studiert der 27-Jährige nun Politik im Master, bis er im August fertig ist. Seine Studienwahl ist auch in vielen seiner Songs deutlich erkennbar. Alex’ Lieder sind nicht nur mit viel Witz und Wortspiel geschrieben, sondern oftmals auch reich an gesellschaftskritischen Themen. In „Spiel mit offenen Daten“ heißt es beispielsweise: „Gläserne Bürger, die wir, wie ich glaube, sind, find’ ich klasse, weil das so schön sauber klingt!“ Alex setzt sich mit aktuellen Themen, aber auch mit Alltagssituationen oder menschlichen Charakterzügen auseinander. „Meine Lieder widme ich aber meist nur denen, die es verdient haben“, sagt er und lacht. Selbst würde er sich nicht unbedingt als Comedian bezeichnen, sondern eher als Liedermacher oder auch Musik-Kabarettist. „Ich glaube, ich habe nicht unbedingt den Fokus auf dem Gag, wie meine zwei Kollegen hier. Humor ist bei mir eher das Mittel zum Zweck.“
Einer der zwei Kollegen ist der junge Kabarettist Julian Wittmann, 23. Ein Bayer mit wilden Locken und lässigem Auftreten. Er kommt 15 Minuten zu spät, weil er sich am Abend noch einen alten VW-Bus kaufen möchte und dafür noch Dinge vorbereitet werden mussten. Gestresst wirkt er trotzdem kein bisschen. Eher wie ein bayerischer Hippie mit Gute-Laune-Haltung.
Diese Gelassenheit bewahrt er sich meist auch auf der Bühne. Außer es geht um die Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn. Dann kann er sich, wie in seinem „Herbstliad“, schon mal in typisch bayerischer Manier darüber aufregen. Da Julian vor seinem Umzug in die Münchner Innenstadt täglich vom Landkreis Erding in die LMU pendeln musste, hat er in dieser Thematik vermutlich einen hohen Erfahrungswert. Julian bezeichnet seinen Humor übrigens als bayerisch, bierig und geschmeidig. Bei ihm ist es ebendieses bayerische Kabarett-Gesamtpaket, das ziemlich gut funktioniert: eingängige Melodien, eine raue, warme Stimme und die typisch bairische Mundart.
Sein Kabarett-Talent entdeckte Julian, als er für den Abschlussball seiner Realschule Lieder über die Lehrer schrieb und aufführte und danach viel positive Resonanz erhielt. „Ich habe dann gesehen, es macht mir Spaß und es macht den Leuten Spaß, das könnte man ja mal weiterverfolgen“, sagt er. Zunächst hat er dann sein Theaterwissenschaftsstudium an der LMU abgeschlossen und bewirbt sich jetzt dort für den Master. Parallel zum Studium hat Julian viele Auftritte. Und zwar nicht nur auf bekannten Münchner Bühnen, sondern auch im ländlichen Umland. Den Unterschied beim Publikum merke man sofort, sagt Julian: „In München ist das Publikum auf jeden Fall sehr, sehr anspruchsvoll. Die Leute werden hier ja nahezu zugeschissen vor lauter Veranstaltungen. Und wenn du jetzt in irgendeinem Dorf einen Abend spielst, dann kann es schon mal sein, dass du da die einzige Veranstaltung im ganzen Jahr bist. Das merkst du dann auch, da gehen die Leute hin und freuen sich einfach nur.“
Michael Mauder, 24, hat es da als junger Stand-up-Comedian in München nicht unbedingt leicht. Sagt er zumindest selbst: „Für klassischen Stand-up ist München echt schwierig. Da haben es die beiden Kollegen hier schon einfacher, weil es hier vor allem Liederabende und bayerisches Kabarett gibt. Aber wenn du mit Anfang 20 Stand-up über One-Night-Stands und Tinder machst, bist du hier eher falsch.“ Michael, der sich selbst schon mal als „65-jährigen Spießer, gefangen im Körper eines Anfang Zwanzigjährigen“ beschreibt, hat gar keinen so spießigen Lebenslauf. Nach der Schule hat er zunächst zwei Jahre bei der Fernsehserie „Sturm der Liebe“ in der Kameraabteilung gearbeitet. Danach hat er sein Geologiestudium kurz vor dem Bachelorabschluss abgebrochen „Eigentlich hätte ich es schon viel früher abbrechen sollen“, sagt er, „aber als mich ein Prof seine mündliche Prüfung nur dann bestehen lassen wollte, wenn ich ihm verspreche, dass ich später einmal keinen Beruf in diesem Feld einschlagen werde, habe ich beschlossen, es jetzt lieber bleiben zu lassen.“
Nach Abbruch des Studiums beschließt der junge Münchner dann das auszuprobieren, was er schon länger im Hinterkopf hat: Stand-up-Comedy. Auf einer Bühne in Stuttgart hat er seinen ersten Auftritt. Danach will er mehr, doch ein zweites Standbein musste her, als Absicherung. Um so besser, wenn dieses auch noch gut als Inspirationsquelle dient. Als Rezeptionist in einem Münchner Hotel trifft man laut Michael die verschiedensten (oder auch nervigsten) Leute, die er auch gut in sein Comedy-Programm einbauen kann.
Am liebsten erzählt der Comedian auf der Bühne aus dem Alltagsleben eines hoffnungslosen Singles: „Wenn ich mit 1,94 Meter auf eine Frau zutanze, ist das für sie so, als würde sie auf der Autobahn im Rückspiegel einen LKW auf sich zukommen sehen. Da ist es nur vernünftig, mir aus dem Weg zu tanzen“, erzählt er auf der Bühne. Und während man noch über seine authentischen Witze lacht, hat man gleichzeitig auch ein wenig Mitleid mit dem sympathischen jungen Comedian.
So richtig viele Auftritte in München hat Michael aber noch nicht gespielt. Eher ist er in Stuttgart oder auch mal in Ingolstadt unterwegs. „Man bräuchte in München einfach viel mehr Orte, an denen man sich ausprobieren kann. Eine Bühne mit Mikrofon und einem Publikum, das genau weiß, dass du kein Profi bist. In Berlin kannst du das teilweise fünf Mal in zwei Tagen machen“, sagt er.
Alex Döring tut sich da in seinem Bereich leichter: „Ich kann mich in meinem Metier eigentlich gar nicht so sehr beklagen. Ich finde, es gibt in München so viele offene Bühnen, wenn du willst, kannst du jeden Tag auf einer anderen spielen.“ Was bei ihm schwierig sei, wäre nun der nächste logische Schritt: die bezahlten Solo-Auftritte. Julian Wittmann hat diesen Schritt bereits geschafft, beispielsweise mit seinem Auftritt im Schlachthof. Trotz positiver Kritik hat Julian insbesondere vor solchen Auftritten jedoch noch großen Respekt. „Ich zweifle eigentlich vor jedem größeren, abendfüllenden Auftritt“, sagt er. Auch Alex Mauder hat manchmal so seine Selbstzweifel: „Wenn ich von der Bühne gehe, und es hat an diesem Abend gefühlt keiner gelacht, was schon auch vorkommt, denke ich mir, dass ich da schon irgendwie selbst dafür verantwortlich bin. Ich glaube, man kann schon jedes Publikum überall erreichen, man muss nur eben seinen Auftritt an die Zuschauer anpassen.“
Michael ist da nicht ganz der selben Meinung: „Na ja, das ist ja jetzt immer die Frage, ob du da Fehler in der Performance gemacht hast, weil das Publikum doof war, oder war das Publikum doof, weil du Fehler gemacht hast?“ Nach einer kurzen Denkpause nicken Alex und Julian zustimmend. Verschiedene Pläne für die Zukunft haben die drei auch schon geschmiedet. Michael wird von Januar 2018 an eine eigene Late- Night-Talkshow in München leiten. Und Alex möchte die Zeit nach dem Master-Stress nutzen, um neue Lieder zu schreiben und ein neues Album aufzunehmen. Und Julian? „Na ja, ich würde morgen gerne aufstehen in der Früh. Und am Abend dann ein Bier trinken“, sagt er und lacht.
Über Doppelmoral und die überall währende Münchner Schickeria. Selbst im Westend.
Erst
Schwabing, dann das Glockenbachviertel, jetzt hat die Münchner Schickeria das
Westend erreicht. Im SUV durch die engen Sträßchen zum nächsten Bio-Reformhaus,
über den regionalen Wochenmarkt zum neuen Beautysalon. Alles Hippe wird
vereint, die größten Gegensätze kombiniert. Doppelmoral ist ihr ein Fremdwort.
Für die meisten
Studenten neigt sich das Semester rapide dem Ende zu und mit der Hitze nimmt
auch der Klausuren-Stress zu. Da ist so eine kleine Playlist zur Ablenkung
vielleicht genau das richtige, dieses Mal unter anderem mit Dobré, den
Gorillaz, Ali As – und natürlich Linkin Park.
Linkin Park – Talking to Myself
Von der neuen Single von Linkin Park hat mich wegen Chester
Benningtons Tod besonders der Text berührt: Das Lied ist aus der Perspektive
seiner Ehefrau geschrieben und beschreibt mit beeindruckender Klarheit, welche
Wirkung der Kampf des Sängers auf sie hat. Für mich klang es anfangs wie ein
mutiger Hilferuf, im Nachhinein vielleicht doch wie eine hilflose Vorahnung.
Die Musik ist zwar melodisch und mitreißend, erinnert mich aber im Unterschied
zu anderen Songs ihres neuen Albums daran, was Linkin Park zum Erfolg verholfen
hat: Wut.
Elena Bertolini
Gus Black - Autumn
Days
Sommer ist überbewertet. Sommer kann jeder. Draußen sitzen,
die Welt Welt sein lassen. Schon okay. Aber so ein Sommer ist nichts gegen
einen richtigen Herbst. Wind.
Nebel. Dunkelheit. Schön. The blame won’t change autumn days / When the sky is
fallin’
Michael Bremmer
Joelistics – Sooner
or Later
Weil ich gerade von einer längeren Reise zurückgekehrt bin,
die mein Leben fernab von Radios und Computern für den Moment wunderbar
entschleunigt hat, ist mein Lieblingslied in diesem Monat keine Neuerscheinung,
dafür aber zumindest für mich ein absoluter Evergreen und DAS ultimative Reiselied.
Gegen das Fernweh hilft nur das Heimweh, ihr Matrosen!
Jacqueline Lang
The Tonecooks –
Alright
„Alright“ - weil eben
nicht immer alles in Ordnung ist, aber auch nicht immer alles in Ordnung sein
muss. Ein Song von The Tonecooks aus ihrer aktuellen EP „Diversitas et Pax“,zu
dem man über die Welt philosophieren, über das hier und jetzt nachdenken oder
sich eben einfach von seinen Gedanken treiben lassen kann.
Laura-Marie Schurer
Dobre – Take Off
Seitdem wir Dobres Album „Who Killed The Acrobat?“ mit einem
Freund draußen im Garten gefühlte 20 Mal bis in die Morgendämmerung in
Dauerschleife laufen ließen kann ich mich dem Sog der Münchner Folk-Künstler
nicht mehr entziehen. Das war damals einer der ersten wirklich warmen
Sommertage und Dobre hat mich diesen Sommer bisher fast überall hin verfolgt-
auf Festivals, Roadtrips und langen Heimwegen. Augen schließen und abheben,
mehr will ich diesen Sommer gar nicht.
Louis Seibert
Mount Kimbie feat. King Krule - Blue Train
Lines
Diesen Monat hat es mir der neue Track von Mount Kimbie,
zusammen mit Kings Krule, besonders angetan. Im September kommt ihr neues Album
„Love What Survives“ raus – da gibt’s dann unter anderem auch noch zwei James
Blake Features - und im November kommen Mount Kimbie sogar nach München für ein
Konzert. Die Vorfreude bei mir ist groß bis sehr groß!
Antonia Franz
L'Impératrice —
AGITATIONS TROPICALES
Schon sehr sehr poppig! Aber im Sommer geht das
durch…“
Lukas Haas
Gorillaz feat. Vince
Staples – Ascension
Es geht um das Ende der Welt, soziale Ungleichheit und
Rassismus. Die charakteristischen Stile von Rapper Vince Staples und von den
Gorillaz sind in "Ascension” klar zu erkennen und ergänzen sich
perfekt – nicht nur, was die Lyrics angeht: Vor allem der Beat ist abgefahren.
Geile Kombi, geiler Track!
Anna-Elena Knerich
Mighty Steel Leg Experience - Back In Town
Rosa ist das neue schwarz - zumindest bei Album-Artworks. So
ist auch das Cover der neuen Platte des Münchner Duos Mighty Steel Leg
Experience ganz in gedecktem pink gehalten. Aber auch mit den inneren Werten
kann das Album glänzen: Von den zwölf ausgefeilt produzierten Songs hat es mir
besonders der Opener “Back In Town” angetan. Ab ins Auto, auf ans
Meer, dazu die MSLE-Scheibe im CD-Spieler - und direkt beim ersten Song laut
mitsingen… Serotoningarantie!
Max Mumme
Parov Stelar - All Night
Das neue Album von Parov Stelar hat mich leider nicht vom Hocker gehauen, das Konzert auf dem Tollwood jedoch schon. Spätestens als er “All Night” gespielt hat, ist der Saal eskaliert und hab mir das Lied seitdem immer wieder angehört. Daher ist es mein Lied des Monat.
Serafina Ferizaj
The weeknd - I feel it coming
Es heißt, das Lied, das man den ganzen Sommer hört, wird der
Soundtrack des Sommers. Dann habe ich diesen Sommer richtig tief in die Scheiße
gegriffen. Ich fahre mit einem Auto durch die Bretagne, das nur Autoradio kann
und Mitfahrern, die sich nicht auf das meiner Meinung nach geringste Übel, den
Klassiksender einigen können. Deswegen kann ich jetzt die französische
Chartshitlist auswendig. Diese besondere Vulgarität an schlechtem Text und
ätzender Melodie mit Weichspülsynthie von einem Interpreten mit möchtegern
Hipstervokalmangel hat sich bereits viel zu tief in mein Unterbewusstsein
gefressen. Alors: leidet mit mir “I feel it comiiiing”
Anne Gerstenberg
Jack Johnson - My Mind Is For Sale
Die Sonne scheint in mein Zimmer, ich wippe bisschen mit dem
Fuß mit und höre dem unbeschwert zu mir klingenden Songanfang mit halbem Ohr
zu, während ich gerade gleichzeitig zehntausend Dinge in viel zu wenig Zeit
mache. Aber dafür ist es das richtige Lied, sofort bin ich etwas weniger
gestresst zum entspannten Rhythmus von „My Mind Is For Sale“ vom
US-amerikanischen Singer-Songwriter Jack Johnson. Und plötzlich höre ich
genauer hin. „’Us against them’ walls“. „’Me first’, ‚gimme gimme’ appetite“.
Und ich frage mich, ob nicht vielleicht doch noch viel mehr hinter diesem so
unbeschwert klingenden Song steht. „The elephant in the room begins to dance“.
Und zusammen mit den anderen Lyrics muss ich dabei an Trump denken - dem
‚Elefanten’, der nun schon seit einem halben Jahr im weißen Haus tanzt und „Us
against them“-Mauern baut, und mein Freizeitstress kommt mir plötzlich sehr
klein und unwichtig vor.
Mariam Cholett
Wanda - 0043
Wanda, bekannt für ihre ironischen und heiteren Songtexte,
schlagen in der ersten Single ihres dritten Albums außergewöhnlich sanfte und
melancholische Töne an. Eine Seite, die man von der Wiener Rockband bisher
nicht kannte. „0043“ soll eine Ode an die Heimat des österreichischen
Frontsängers sein und bezieht sich mit dem Titel auf die Landesvorwahl
Österreichs. Mit ruhiger, fast schon wehmütiger Stimme singt Marco Michael
Wanda von seiner „traurig-schöne[n] Kindheit in 0043“. Wanda kann auch ernst
sein – und das klingt, wie ich finde, überraschend gut.
Barbara Forster
Ali As feat. SXTN –
Von den fernen Bergen
“Mittlerweile chille ich mit ein paar Grünwalder
It-Girls" und gehe essen in “teuren Steakrestaurants”- Ob ich
drauf großartig Lust hätte? Fraglich. Das sieht der aus München kommende Rapper
Ali As wohl ähnlich. Zumindest lässt das sein Song “Von den fernen Bergen”
schwer vermuten. In dem zugehörigen Musikvideo repräsentiert er zusammen mit
dem Duo Nura & Juju, besser bekannt als SXTN, einige deutsche Klischees und
stellt die Einstellung einiger Menschen somit in Frage.
Anastasia Trenkler
The Gardener &
The Tree - Sealights
The Gardener & The Tree war eine reine
Zufallsbekanntschaft. Der Name hat mich neugierig gemacht und spätestens als
ich beim Hören bei „Sealights“ angekommen war, wusste ich, dass ich ihn mir
merken werde. Sealights ist ruhig, eher unspektakulär, aber trifft für mich
genau das Gefühl, ein wenig verloren und einsam zu sein, was durchaus - oder
vielleicht gerade - in einer Stadt wie München ab und an aufkommen kann.
Sofie Jokerst
Grizzly Bear –
Neighbors
Traurig, sehr traurig, ist Neighbors, der erste Track der neuen
Platte von Grizzly Bear. Der Riff nach „And after so long, there’s nothing
really there“ schreit vor Schmerz…aber heute tut ja irgendwie alles weh.
Matthias Kirsch
Linkin Park – From
The Inside
Sommer 2015, irgendein Festival in Österreich. Linkin Park
sind Headliner. Meine Linkin Park Zeit ist eigentlich vorbei seit ich 15 bin,
aber wir entscheiden uns, sie um der alten Zeiten Willen mal anzuschauen. Waren
ja Helden der Jugend, wird also bestimmt ganz nett. Als es los geht grinsen wir
nach zwei Takten, nach vier Takten singen wir mit, nach acht haben wir
Gänsehaut, beim Refrain Tränen in den Augen. Noch heute, nach hunderten anderen
Konzerten, eine einmalige Erfahrung. Take everything from the inside. Fuck ist
das traurig.
King Pigeon begeistert mit Indie-Gitarrenmusik. Ihre Songtexte handeln von
zwischenmenschliche Beziehungen und den großen und kleinen Geschichten, die das Leben so schreibt.
Dass München ein Problem mit Zuordnungen hat, ist nichts Neues. Es gibt hier nicht den einen popmusikalischen Stil, der über die Stadtgrenzen hinaus so bekannt wäre, dass er für die Stadt stehen würde. Münchner Bands müssen sich also mehr über sich selbst als über ihre Stadt vermarkten, wenn sie denn außerhalb der Stadt Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. Das letzte Mal, dass die Stadt München eine stilistische Profil-Schärfung im Pop-Sektor aufzuweisen hatte, war vor etwa zehn Jahren.
Da existierte so etwas wie eine münchnerisch-britische Freundschaft, angetrieben von Christian Heine und vollzogen in dessen Club, dem Atomic Café. In der Zeit, als diese neue Welle an Indie- und Britrock-Bands aufrauschte und gitarrengetriebene Musik wieder in den Aufmerksamkeitsfokus gelangte, spielten all diese Bands im Atomic Café, bevor sie irgendwo anders in der Stadt auftraten. Auf die Münchner Szene hatte das einen gewissen Effekt: Bands wie Exclusive, die dem damaligen Namensgebungstrends dieser Bands entsprechend noch The Exclusive hießen, verpackten das gleich in ihre erste Single: „Atomic Atomic“ ging der Refrain, der sich wohl nicht nur auf irgendwelche atomaren Begebenheiten bezog, sondern auch als ein Sehnsuchtsruf in Richtung der Indie-Bühne der Stadt funktionierte. Und während sich Exclusive von dieser Art der Musik im Laufe ihrer Karriere völlig verabschiedeten, gibt es heute immer wieder Bands, die so etwas wie die Nachhut dieses Stils sind.
Das Atomic Café ist mittlerweile geschlossen, früher aber haben dort auch die Bandmitglieder von King Pigeon in ihrer späteren Jugend gelernt, wie Indie-Gitarren-Musik klingt. Und genau solche spielen sie jetzt auch. „Wir sind alle mehr oder weniger in den Nullerjahren aufgewachsen und somit entsprechend musikalisch sozialisiert“, erklären sie, „dadurch sind wir alle am Indie und seinen Facetten hängen geblieben.“ Also schreiben sie Lieder über zwischenmenschliche Beziehungen und die „großen und kleinen Geschichten, die das Leben so schreibt“. Heraus kommt dabei Musik, die die gleiche verschrobene Leichtigkeit atmet, die den Film „Garden State“ zum Feel-Good-Movie der Prä-Hipster-Generation machte. Doch weil die Popkultur sich immer schneller entwickelt, klingt das heute schon fast so nostalgisch wie das klirrende Gitarrenriff, das den Song „My Girl“ auf der ersten EP von King Pigeon eröffnet. Die erschien 2016 unter dem Titel „Sonic Fields“ und darauf findet man alles, was vor zehn Jahren durch den Club in der Neuturmstraße rauschte: etwas vertrackte Liebesgeschichten, treibendes Schlagzeug samt Bass, funkig-kratzige Gitarrenriffs, ein etwas aufgerauter Grundklang und melodiöser Gesang.
Diese Art der Indie-Gitarren-Musik entstand in einer Zeit, unmittelbar nach 9/11. Es ist Musik, die den Feel-Good-Vibe der Neunzigerjahre noch kennt, die jedoch schon ein wenig unter dem, was weltpolitisch darauf folgen könnte, erschaudert. Heute hat sich das verändert, die Attitüde ist deutlich pessimistischer, man geht eher beinahe davon aus, dass der Weltuntergang unmittelbar bevorsteht. Umso extremer zeigen sich die musikalischen Formen: Sei es überproduzierter Bubblegum-Pop oder düsterste Experimente. Die unbeschwerte Indie-Gitarren-Musik wirkt aus heutiger Sicht beschwichtigend oder wohltuend. Je nach Perspektive. Man kann das auch live erleben, wenn King Pigeon am Samstag, 5. August, beim Free & Easy im Backstage auftreten, bevor sie sich ihrer neuen EP widmen, auf der sie planen, mit etwas Elektronik zu experimentieren. Vielleicht reißt sie die Gegenwart schließlich doch noch an sich.
Stil: Indie / Gitarre Besetzung: Christian Schön (Gesang, Rhythmusgitarre), Marius Werani (Leadgitarre, Gesang), Fabian Betzmeier (Bass), Moritz Eckermann (Schlagzeug) Aus: München Seit: 2014 Internet:www.king-pigeon.com
München, das ist reich und sauber. Dass diese Beschreibung nicht nur einem Klischee, sondern im Vergleich zu anderen Großstädten manchmal auch vollkommen der Wahrheit entspricht, das musste unsere Autorin in Paris erleben.
Gebeugt und tränenüberströmt betritt sie an der République die U-Bahn, torkelt auf mich zu und fällt fast auf mich. Und dann fängt sie an zu klagen. „Bonjour meine Damen und Herren, es tut mir leid, Sie zu stören, ich bin ganz allein, habe Job und Wohnung verloren, haben Sie nicht etwas Geld für mich?“ Sie geht mit der offenen Hand durch den Waggon, bei Temple steigt sie aus und geht einen Waggon weiter. Der nächste steigt ein.
An solche Szenarien musste ich mich in Paris erst gewöhnen. Leid oder Armut im Stadtbild öffentlich zur Schau gestellt sieht man in München kaum. Ich habe wenig Verständnis für all die Heuchler, die, sobald sie einmal über den Münchner Tellerrand blicken, großartigen Städten eine Absage erteilen, weil sie „wegen all der vielen Bettler so verunstaltet“ würden. Wer aus dem Münchner Kaff in eine Metropole wie Berlin, Rom, Madrid, London oder eben Paris reist, der muss eben damit rechnen, dass sie nicht Münchner Schicki-Micki-Standards entsprechen. Trotzdem ist es für jemanden, der das „Münchner Wohlleben“, wie es mein Soziologieprof zu nennen pflegt, gewohnt ist, sehr erschreckend und macht betroffen, wenn man in Paris plötzlich noch nachts Familien mit Kindern auf der Straße sitzen und betteln sieht.
Paris ist die Stadt der Bettler. Dort gab es lange regelrecht eine Kultur der sogenannten „clochards“: ein romantisierter Begriff für Aussteiger, die sich in ihrer bürgerlichen Existenz nicht zurecht gefunden haben und ein ungebundenes Leben außerhalb des Systems wählen, darunter sind Lehrer, Rechtsanwälte. Sie hausen unter den Seinebrücken und leben fernab und doch mitten im restlichen Paris ein eigenes Leben nach eigenen Regeln. Wer aus anderen europäischen Städten, wie München, vertrieben wurde, kommt nach Paris, denn hier kann er bleiben, wird geduldet. Inzwischen heißen die clochards offiziell S.D.F. „sans domicile fixe“, ohne feste Unterkunft, und von ihrem einstigen Ruf sind nur noch Mythen übrig.
Als ich nach einem Jahr Paris wieder in München U-Bahn fahre, sehe ich aus dem Augenwinkel, wie während der Fahrt jemand durch den Waggon läuft. Instinktiv nehme ich meine Tasche enger an mich und blicke weg. Je weniger Aufmerksamkeit ich der Person schenke, desto wahrscheinlicher torkelt sie nicht zu mir, brabbelt mich lallend voll und beschimpft mich mit „Merde! Putain! Fils de Pute!“ Eine Vielzahl an wilden Schimpfnamen, nur weil ich wirklich kein Bargeld dabei habe, das ich ihr geben könnte. Jedoch setzt sich die Person neben mich. Ich blicke schon entnervt auf. Dann die Überraschung. Die Person ist eine junge Frau, die einen freien Sitzplatz gesucht hatte. Ach ja, fällt es mir ein. In München wird kaum gebettelt.
München ist wie die Wohnung von Kinderfreunden, die jeder kennt. Sie sieht aus wie für ein Fotoshooting im Wohnkatalog präpariert. Neubau, das Interieur verchromt und – man sieht auf den ersten Blick – teuer. Die Eltern arbeiten und haben eine Putzfrau, in der Wohnung liegt nichts rum, absolut nichts. Es sieht aus, als würde hier niemand wohnen. Als Kind fühlt man sich hier exorbitant unwohl, denn man hat Angst, auch nur irgendetwas anzufassen, sich zu bewegen, um diese totale Sauberkeit und Ordnung nicht zu stören. Wirklich leben kann man in so einer Wohnung doch nicht. Was war man froh, wenn man nach Hause kam und alles etwas chaotischer, lebendiger und bewohnt war. So ist es auch mit Paris. Ja, Paris stinkt und man ist mit Leid konfrontiert. Aber es lebt.
Für die Erfüllung des eigenen Kindheitstraums muss man manchmal Opfer bringen. Fee zieht weg von ihrer Münchner Heimat nach Berlin.
Als Kind hat man noch Träume. Egal, ob man nun Fußballprofi, Filmstar oder Astronaut werden möchte, mit der Zeit lösen sich die Luftschlösser auf und man stellt resigniert fest, dass nichts daraus werden wird. Doch so muss es nicht immer laufen. „Seit ich 15 bin, träume ich davon, an genau dieser Hochschule zu studieren“, schreibt Felicia Brembeck, besser bekannt als die Münchner Poetry-Slammerin Fee, über ihre Annahme bei der Hochschule Hanns Eisler und ihre Zukunft als potenzielle Opernsängerin. Nach dem die anstrengende Zeit der Aufnahmeprüfungen geschafft war, bedankte sie sich bei ihren Münchner Freunden für deren Unterstützung und versprach, dass sie oft zu Besuch kommen wird. Denn vom nächsten Semester an wird Fee in Berlin Gesang studieren, um sich ihren Jugendtraum zu erfüllen.
Essen verbindet. Gemeinsames Träumen auch. In ihrer Kolumne erzählen unsere beiden Autoren von einer ganz besonderen Küche, vollgestopft mit Gewürzen aus aller Welt und ganz viel positiver Stimmung.
Wir sind schon
ein wenig träge. Während sich die restliche Münchener Jugend in den neuesten,
abgefahrensten, teuersten und angesagtesten Clubs dieser Stadt tummelt,
entscheiden wir uns am Otto-Normal-Samstagabend – für Adams Küche. Kein Megaevent
im Blitz, keine Mondfinsternis und kein kostenloses Musikfestival können uns
umstimmen, wenn wir mal wieder richtig Bock auf Adams Küche haben. Und auf Ihn
natürlich.
Adam, der
immer schon die Wohnungstür öffnet, unmittelbar bevor man sie erreicht hat. Der
grinsende Lockenkopf empfängt uns mit einer dicken Umarmung und seinem
typischen „Naa?!“ in seiner kleinen, nach Ebenholz und sanften Gewürzen
duftenden Wohnung. Das Wohnzimmer lassen wir links liegen. Wir folgen ihm in
die kleine, meist mit Musik, Essen und Menschen prall gefüllte Küche.
Kitschige
Backformen in den verschiedensten Formen aus den verschiedensten Jahrzehnten
schmücken die Hinterwand. Die Fensterbank ist vollgestellt mit Kräutertöpfen,
auf dem Tisch steht eine Wasserkaraffe mit dem Schriftzug „Liebe“. Einmal quer
durchs Zimmer führt eine Leine, auf der seit vielen Jahren die verschiedensten
Kräuter, Chilis und undefinierbaren Naturprodukte trocknen. Wüsste man es nicht
besser, könnte man meinen, die Küche gehöre einem sesshaft gewordenen
Waldschamanen.
Soweit das
das äußere Erscheinungsbild. Das eigentlich Anziehende, der Grund warum wir beide
uns in Adams Küche noch wohler fühlen als in der Wasserbettenabteilung von Segmüller,
ist aber natürlich vor allem Adams Gesellschaft. Er ist nicht nur ein
unglaublich einfühlsamer und respektvoller Mensch mit unvergleichlichem
Gerechtigkeitssinn, dem man die merkwürdigsten Geschichten anvertrauen kann.
Adam ist für uns genialischer Gitarrenspieler, Schulbanknachbar der ersten
Stunde, unverzichtbarer Freund und Horizonterweiterer. Er liebt es, viele
Menschen um sich herum zu haben, sie zu bekochen und zu verwöhnen. Je mehr
Leute sich in seiner kleinen Wohnung versammeln, umso
fröhlicher ist er - egal zu welcher Tages- und Nachtzeit. Ausgedehnte
stundenlange Katerfrühstücke sind genau wie hitzige Schafkopfrunden oder
gemütliche Spieleabende nirgends so schön wie bei Adam in der Küche. Sie steht
dem Raum der Wünsche in Hogwarts in nichts nach. Sie stillt unseren Drang, die
Außenwelt auszusperren und ihre Absurdität einfach mal belächeln zu können.
Zu guten
Gesprächen gesellt sich noch besseres Essen - mal aus Polen, dem Heimatland
seiner Eltern, mal international. Immer viel. Immer lecker. Außer wenn jemand
wieder die getrockneten Chilis unterschätzt und eine Pizzaparty zum
tränenreichen Schärfekontest mutiert. Und da Essen nicht alles ist, laufen im
Hintergrund CDs. Blues aus Mali. Irgendwas wie Post-Rock aus den 80ern. Oder
eine Playlist, mitgebracht von einem Roadtrip nach Polen.
Es ist aber
nicht nur ein Ort der Völlerei, der Wollust und der Exzesse. Sie ist gleichzeitig
eine Wohlfühloase, ein Ort der Einkehr und der vollkommenen Zufriedenheit. Sie
bedeutet für uns Konstanz in einer sich viel zu schnell drehenden Welt. Und ist
vielleicht sogar der Grund, warum unser Freundeskreis in zehn Jahren noch nicht
auseinandergebrochen ist.
Man kann das
durchaus als Kleister einer Freundschaft ansehen, die uns ganz bestimmt zu den
Menschen geformt hat, die wir heute sind.
Anfangs lernten wir dort Lateinvokabeln. Irgendwann wurde Liebeskummer
dort geheilt, Reisepläne geschmiedet und neue Musiker-Idole entdeckt. Als wir
noch zusammen zur Schule gingen, heckten wir Pläne für die Zeit nach dem Abitur
aus. Wir wollten alle Dasselbe – Musikkarriere machen oder zumindest
Musikjournalist werden, mit dem Bus nach Marokko fahren, die Welt erkunden und
verbessern. Die Klassiker eben. Die Realität macht einem dann doch immer einen
Strich durch die Rechnung – diese Küche übt einen seltsamen Sog auf uns aus. Dass
sich all das in einem gerade so zehn Quadratmeter großen Zimmer abspielt, macht
nichts. Denn selbst Trägheit kann wunderbar sein, ist man nur von den richtigen
Menschen umgeben.
Die Events im Container Collective scheinen kein Ende zu nehmen. Unsere Autorin besucht dort den Kneipenabend am Samstag. Noch dazu steht für kommende Woche Theater, Indie-Musik und das Isle of Summer Festival auf dem Programm.
Die Sonne scheint und das sollten wir uns am Freitagabend
gleich zu Nutze machen. Auf dem Rindermarkt beginnt heute ab 17 Uhr das Munich
Sessions Summer Fest. Das dreitätige Open Air ist für jeden frei zugänglich
und wird unter anderem von ego FM,
Bundaberg
Ginger Brew und Gutmann
Hefeweizen gesponsert. Eine tolle Gelegenheit, Live Musik im Herzen von
München zu genießen.
Am Samstag mache ich mich fein für das Isle of Summer
Festival. Electro-Größen wie Oliver Koletzki, Bebetta, AKA AKA und Florian
Kruse werden die Menschenmengen zum Beben bringen und für fantastische
Festival-Stimmung sorgen. Die Sonne darf sich auf alle Fälle blicken lassen! Wenn ich dann noch fit bin, statte ich abends dem Container Collective
einen Besuch ab. Die Redaktion JETZT
lädt zu einem feuchtfröhlichen Trink- und Leseabend und trägt ihre besten
Kolumnen und Texte vor. Musikalischen Support gibt es dieses Mal vom Münchner
Kneipenchor. Zwei Wochen lang – vom 24. 7. bis 5. 8. 2017 – lässt sich die
SZ im Container Collective nieder und gibt Raum für spannende Diskussionen,
Anregungen und Wünsche. Kommen lohnt sich!
Für den Sonntag habe ich mir die egoFM
Schlauchboot Session vorgemerkt. Um 14 Uhr mache ich mich bereit für das
fröhliche Paddeln im Olympiasee. Auch für musikalische Unterhaltung und das
leibliche Wohl wird gesorgt. Der Eintritt ist frei.
Am Montag geht es in den Biergarten. München hat
diesbezüglich so eine große Auswahl, dass es vermutlich Wochen dauern würde, um
alle einmal gesehen zu haben. Meine Wenigkeit kann das Seehaus im Englischen
Garten empfehlen. Der idyllisch gelegene Biergarten besticht mit Seeblick und
leckeren Speisen und Getränken.
Der heutige Dienstagabend gehört allen Künstlern, Poeten und
Musikern, die ihr Können im Arts´n´Boards
unter Beweis stellen möchten. Die Veranstaltungsreiche „Open
Stage“ findet jeden zweiten Dienstag im Monat statt. Beginn ist um 19:30
Uhr, der Eintritt ist frei. Wer ambitioniert genug ist, um sich auf die Bühne
zu stellen, kann sich unter arts@arts-and-boards.de
für die kommenden Open Stages anmelden.
Am Mittwochabend schlüpfe ich in meine Flip Flops und
pilgere zur „Chamagne
supernova“-Party am Kulturstrand
München. Der Abend wird Indie-lastig, denn DJ Armin Linder hat
die besten Hits von Oasis, „The Smiths“, „The Cure“ und „The Velvet
Underground“ im Gepäck. Also, liebe Indie-Freunde, nichts wie hin! Ab 19 Uhr
geht’s los, der Eintritt ist frei.
Am Donnerstagabend gehe ich ins Deutsche Theater und trage
mein kleines Schwarzes. Aufgeführt wird nämlich das Balletstück „Mythos
Coco“, in welchem die Biographie von der berühmten Modedesignerin Coco
Chanel erzählt wird. Ich bin auf die Inszenierung schon sehr gespannt! Beginn
ist um 20 Uhr.
Am Freitag stehen Boards mit coolen Designs im Mittelpunkt: Das
alljährliche Surf
& Skate Festival beginnt dieses Wochenende und ist für alle Skater und
Surfer quasi ein Pflichttermin. Eingeläutet wird das Festival mit der „Surf
Movie Night“ im Kino, Mond
und Sterne. Für mich ein schöner Start in das Wochenende! Als Alternativprogramm sei Kunstliebhabern die Vernissage „Books
& Birds“ von Simon
Marchner ans Herz gelegt. Der Künstler setzt sich in seinen feinen
Illustrationen mit dem Thema Natur auseinander. Die Ausstellung beginnt um 20
Uhr im Altgiesing.
Die Indie-Band King Pigeon weiß, wie man andere von einem würdigen Partyabend überzeugt: mit Club Mate und Kümmel-Schwarzbrot. In “Ein Abend mit…” erzählen sie, was außerdem für eine gelungene Nacht wesentlich ist.
Name:
KING
PIGEON Alter: 23-27
JAHRE Beruf: 3 STUDENTEN UND 1 Arbeitsloser Internetseite: www.king-pigeon.com
Hier beginnt mein Abend:
Das erste Bier des abends gibt es beim Getränkemarkt gegenüber vom Proberaum
mit dem herzlich-mürrischen Inhaber. Ein paar Blocks weiter wartet die feinste
Steinofenpizza Giesings im Cafe Centro auf uns.
Danach geht’s ins/zu: Über Boazn und Bars in Marius’ Nachbarschaft - wie dem Rennsalon, der
Geyerwally und dem Kooks - geht es Richtung Gärtnerplatz ins Zephyr auf einen
der famosen Cocktails. Anschließend noch auf eine Halbe in’s Unterdeck bevor es
zum Absch(l)uss auf den Indietanzboden in’s Cord geht.
Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:
Das erste Bier auf die Bandkasse (damit überzeugt man wirklich jeden)
Mit dabei ist immer:
Chris’ Spinnenphobie und Fabi’s schlechte Laune.
An der Bar bestelle ich am liebsten:
Das Monatsbier im Rennsalon, Munich Mule und natürlich einen King Pigeon im
Zephyr (unbedingt probieren!)
Der Song darf auf keinen Fall fehlen:
Daffodils - Mark Ronson und der Typ von Tame Impala
Mein Tanzstil in drei Worten:
Aufdringlich, prätentiös, avantgardistisch
Der Spruch zieht immer:
Du siehst aber müde aus… darf ich dich auf eine Club Mate einladen?
Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:
Kümmel-Schwarzbrot, leicht kross, aber immer noch saftig, mit Butter, Salz und
Schnittlauch! Meine dümmste Tat im Suff war: Festnahme nach wiederholtem Einsteigen in S-Bahn, auf welcher „Bitte nicht
einsteigen“ stand.
Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:
Café Ignaz in Schwabing
Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:
Atomic-Cafe und der Shakira-Bar… ach nee, die gibt’s ja noch…
Mehr als 65 Prozent der Frauen haben verschieden große Brüste, und viele leiden darunter. Jasmin Neuefeind, 24, hat einen BH entwickelt, der besser sitzt und den Unterschied optisch ausgleicht.
Zwei von drei Frauen haben unterschiedlich große Brüste. Die Modeindustrie blendet das Problem allerdings noch immer aus. Was also tun? Schönheitschirurgie? Still leiden? Oder„Bravaria“ tragen? Der BH ist Jasmins Neuefeinds Geschäftsidee. Die Gründerin aus München, 24, hat selbst asymmetrische Brüste, ihre linke Brust ist größer als die rechte. Ein Gespräch über Frauen und das gestörte Schönheitsideal unserer Zeit.
SZ: Sehr viele Frauen sind von Brustasymmetrie betroffen, keiner hat sich bislang dieses Problems angenommen. Da kann man gut Geld machen. Jasmin Neuefeind: Nein, darum geht es mir nicht.
Sondern? Ich möchte eine Lösung für einen Umstand bieten, der viele Frauen betrifft. Als Betroffene hast du immer wieder mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Wenn du im Einzelhandel nach einem passenden BH suchst, resignierst du nur noch mehr. Denn es gibt nur BHs für perfekte, gleich große Brüste. Und wenn deine da nicht rein passen, dann scheint das ja dein Problem zu sein. Ein Einzelfall quasi.
Bist du auch betroffen? Ja, geringfügig. Ich habe 75 B/A. Das bedeutet, dass die linke Brust etwas größer als die rechte ist. Das Lustige ist, dass meine Brüste nur asymmetrisch sind, wenn ich ein bisschen mehr wiege. Wenn ich also etwas abnehme, dann habe ich auf beiden Seiten A (lacht).
Du nimmst das mit Humor. Heute. Als ich etwa 16 Jahre alt war, etwas zugenommen und erstmals ungleich große Brüste hatte, war mir das eher unangenehm. Und dann kam die Geschäftsidee? Das Ganze hängt mit einem Mädchenabend zusammen. Wir waren alle um die 14 Jahre alt. Als Schlafenszeit war und wir uns umziehen und zu Bett gehen wollten, ist eine meiner Freundinnen ins Bad gegangen, um sich dort umzuziehen. Später hat sie sich zu uns gesetzt und oft die Arme verschränkt.
Sie hat sich geschämt? Sie hat uns dann anvertraut, dass sie unterschiedlich große Brüste und deswegen Probleme hat.
Und dann? Dann haben wir nachgefragt, wie sie damit umgeht und welchen BH sie trägt. Tatsächlich musste sie zwei BHs in unterschiedlichen Größen kaufen, die sie in der Mitte auseinandergeschnitten und dann passend wieder zusammengenäht hat. Sie trug nie enge Kleidung und selbst im Sommer immer einen Pullover. Seit dem Beginn der Pubertät war sie nie in einem Freibad schwimmen, und das aus Scham. Eigentlich unfassbar.
Ja, ist es. Damals hatte ich noch nicht verstanden, wie sehr die ganze Sache meine Freundin belastete. Als sie 18 Jahre alt war, beantragte sie eine Brustanpassung bei ihrer Krankenkasse, weil sie sich wirklich unwohl fühlte. Das wurde anfangs abgelehnt. Die Betroffene war wirklich am Ende. Daraufhin stellte ein Psychologe ein Gutachten auf Suizidgefahr aus, erst dann wurde eingewilligt.
Vergrößert oder verkleinert? Verkleinert, die Krankenkassen zahlen in der Regel nur für eine Verkleinerung. Und das ist bislang die einzige Hilfestellung? Die Brust-OP ist der erste Tipp, den man im Internet erhält, wenn man nach „Tipps für ungleich große Brüste“ sucht.
Das ist nicht wahr, oder? Und jetzt sollte man sich in die Lage einer 14-Jährigen hineinversetzen, die in ihren jungen Jahren vielleicht noch kein ausgeprägtes Selbstbewusstsein hat. Dieser Person wird gleich zu Beginn empfohlen, sich unters Messer zu legen. Und als ich das gelesen habe, wusste ich, dass ich etwas ändern muss. Meiner Meinung nach sollte der erste Tipp ganz einfach lauten: Kauf dir einen BH, der dafür gemacht ist.
Dir scheint die Sache sehr am Herzen zu liegen. Ich habe das Start-up ganz alleine aufgebaut. Nach wie vor arbeite ich Vollzeit und habe außerdem einen Kredit aufgenommen, um „Bravaria“ zu finanzieren. Ich nehme also ein großes Risiko auf mich, weil es mir wirklich wichtig ist.
Das Problem ist da, in den Medien ist das aber nie zu sehen. Haben Models denn alle perfekte Brüste? Unwahrscheinlich – und gerade deshalb stört mich die Darstellung dieser Frauen so sehr. Mich nerven die ganzen Beauty-Standards, die einfach keine sind und von keiner normalen Frau erreicht werden können.
Aber dann bleiben trotzdem noch die Frauen, die unzufrieden mit sich sind. Ist denen mit einem passenden BH geholfen? Der Bravaria-BH ist natürlich kein Wundermittel. Er kann die weibliche Brust weder größer werden lassen, noch tatsächlich anpassen. Sondern? Er unterstützt im Tragekomfort und beim Erscheinungsbild.
Aha. Ständig seine Brust in die richtige Position bringen zu müssen und ständig alles zurecht zu rücken, das wird zukünftig nicht mehr notwendig sein. Der zweite Vorteil ist, dass man sich auch im ästhetischen Sinn wohl fühlt. Mit Hilfe eines innen liegenden Körbchens kann der Größenunterschied optisch ausgeglichen werden.
Schnupfen im Sommer, das nervt. Blöde Radiosongs aber auch. Über die Vor- und Nachteile einer Sommergrippe:
Draußen scheint die Sonne. Zumindest an diesem Montag. Der
Wetterbericht verkündet Badewetter, vielleicht. Davon bekomme ich aber gar nichts mit. Mein
Husten übertönt die Stimme des Moderators vollkommen. Sommergrippen sind
lästig, sind doof und einfach nur unnötig. Wenigstens muss ich mir dank meiner
Niesanfälle den „Never-Ending-Summersong-Despacito“ heute ausnahmsweise mal nicht
an tun.
Silviu Slavu
alias Top Shotta spielt UK-Bass – damit durfte der 23-Jährige im legendären Boiler Room auflegen.
München – Es ist eng. Der ganze Körper ist nass. Es ist eine Mischung aus Eigen- und Fremdschweiß, plus dem Kondenswasser, das von der Decke auf die Tanzfläche tropft. Zudem ist im Club auch noch das Licht gedimmt, man lässt sich von der Masse um einen herum zu wilden Sprungeinlagen mitreißen – jedes Mal, wenn der Bass einschlägt. Hier ist jeder für sich selbst und lässt sich von den bebenden Tieftönen massieren. Mutige Gäste treten eine Armlänge an die eigens für das Event aufgestellte Wand aus Lautsprechern und Subwoofern heran. Dort gleicht die Massage eher einem Durchrütteln.
Von dem Geschehen auf der Tanzfläche bekommt Top Shotta gar nichts mit. Nicht nur, weil der DJ mit den Augen die CD-Player fixiert, sondern vielmehr, weil sein Pult absichtlich mit dem Rücken zum Publikum steht. Der 23-Jährige tritt heute im Boiler Room auf. Der Boiler Room ist kein Club – die ursprünglich überschaubare Eventreihe aus UK hat sich zu einer der einflussreichsten Tastemaking-Plattformen für elektronische Underground-Musik entwickelt. Das Konzept ist schlicht: Vielversprechende, aber noch unbekannte Künstler sowie etablierte Acts spielen ihre Musik vor laufender Kamera. Das Event wird live im Internet gestreamt. So erklärt sich auch die merkwürdige Anordnung von DJ-Pult und Publikum – alles soll im Bild sein.
Sonst findet der Boiler Room in Städten wie Los Angeles, Berlin oder London statt. Umso größer ist die Ehre für Top Shotta, die Münchner Bassmusik-Szene auf das internationale Radar zu bringen. 34 000 Zuschauer verfolgen das Event live im Web. Top Shotta, der mit bürgerlichem Namen Silviu Slavu heißt, steht kurz vor dem Durchbruch – und das mit Musik, bei der man meinen würde, sie würde in München nicht auf fruchtbaren Boden stoßen. UK-Bass heißt die Musikszene, mit der sich Silviu am meisten identifiziert. Dunkle, ruppige Klänge sind kennzeichnend.
Ortswechsel: Top Shotta sitzt in der Sonne und schenkt Sekt nach. Nicht in Gläser, sondern in Plastikbecher. Der Sekt ist vom Discounter. Er steht auf und geht zurück in den umfunktionierten Schiffscontainer des Webradios „Radio 80000“, in dem der Münchner seine eigene wöchentliche Sendung hat: die „Ruffhouse Radio Show“. „Ruffhouse“ startete 2013 als vierköpfige DJ-Crew. Der Name steht für House- und Technoproduktionen mit schroffer Klangästhetik. „Kein glatt poliertes und einfallsloses Zeug“, sagt er.
Der Leitfaden war es, allerlei elektronische Musik zu spielen, die nur auf Sidefloors oder gar nicht in Clubs zu hören war. Aus dem Konzept der Crew wurde eine Eventreihe, später eine Plattenfirma. Mittlerweile veröffentlichen Künstler von Helsinki bis Osaka ihre Musik auf Ruffhouse. noch in diesem Jahr kommt der erste Vinyl-Release.
Neben Radio 80000 vertritt Top Shotta Ruffhouse auch im Londoner Radar Radio. „Wenn die Show nachträglich hochgeladen wird, erreicht man Leute, die man sonst nicht erreichen würde“, sagt er. Ganz abgesehen davon ist Radio für ihn einfach ein wöchentliches Vergnügen. „Man kann dort aufdrehen und mit den Mandems auflegen.“ Mit Mandems meint er den Rest seiner Crew, UK-Jugendsprache. Er steckt tief in seiner Szene.
Silviu fiel in jungen Jahren schon auf, dass er mit der Musik, die andere hörten, nichts anfangen konnte. Was ihn viel mehr beschäftigte, war der Soundtrack seiner Computerspiele. Aus Neugier legte er einmal eins dieser Spiele in einen Discman ein. Er fand heraus, dass man so die Tonspur abspielen kann. „Wenn man kein Internet hat, wird man kreativ“, sagt er. Seine Kindheit verbrachte Silviu in Rumänien. Um im Netz zu surfen, musste man damals ins Internetcafé gehen. Später in Deutschland wird das Internet zum Katalysator für seinen breit gefächerten Musikgeschmack.
Es stellt sich heraus, dass einer seiner Klassenkameraden ähnlich musikaffin ist. Jener Schulfreund stellt den Kontakt zwischen Top Shotta und dem Münchner Basswerkstatt-Kollektiv her. Die Jungs überrumpeln Silviu, überreden ihn aufzulegen. Er sucht nach Wegen, sich aktiver in der Szene zu etablieren und wagt den Schritt zum Musikmachen. „Auflegen alleine reicht heutzutage nicht mehr, um in der Szene Fuß zu fassen“, sagt er. „Jeder kann sich heute für minimale Investitionen einen Controller und Software holen, dadurch hat das Handwerk an Wertschätzung verloren.“
Insgeheim erhofft sich Silviu, als Top Shotta und mit seinem Label langfristig finanziell unabhängig zu machen. Gleichzeitig weiß er, dass er es mit seiner Art von Musik sehr schwer hat, die Massen zu erreichen.
Aus dem Radio-Container ertönt ein Track, den Silviu kennt. In der Ruffhouse-Radio-Show sind gerade zwei Gast-DJs am Werk. Er eilt hinein und plärrt im Jamaika-UK-Slang eine Ansage ins Mikrofon. In und um den Container herum haben sich ein Dutzend Mandems versammelt. Auf diesen Track scheinen sie besonders anzusprechen, zumindest tanzen die meisten. Es gibt genug Menschen, die diese Musik und die Szene, die sie umgibt, verstehen. Eine Willkommenskultur kann man München gegenüber neuen Szenen aber leider nicht nachsagen. Deswegen finden Events nur in kleinen Clubs, am Stadtrand oder illegal statt. Top Shotta und die Ruffhouse-Gang schaffen es gerade, aus
den Grenzen der Stadt auszubrechen: Wer es in München schafft, der schafft es überall.
Über das Wetter reden ist eine der bekanntesten Smaltalkstrategien überhaupt. Darin sind wir Deutschen gut. In England scheint das eine Methode der Verarbeitung zu sein.
Schweiß bildet sich auf meiner Stirn. Ein wenig verzweifelt überlege ich mir, was ich noch ausziehen könnte, ohne völlig nackt am Schreibtisch zu sitzen. Aber so besonders viel ist da nicht mehr übrig, denn da sich die Temperaturen in Oxford seit mehr als einer Woche im 30-Grad-Bereich aufhalten, trage ich mittlerweile ausschließlich die leichtest möglichen Sommerkleider und berufe mich regelmäßig auf mein Hitze-Mantra: „Englisches Wetter rockt.“ Das wirkt nach wie vor erstaunlich gut. Denn auch wenn ich persönlich keinesfalls der enthusiastischste Hitze-Fan bin, erweist es sich als erfrischende Genugtuung, meinen Freunden in München Fotos zu schicken, von Bootsfahrten durch englische Parklandschaften im Bikini.
Während meines Bachelorstudiums in München verbrachte ich den Großteil meiner Sommer über Seminararbeiten schwitzend in gut klimatisierten Bibliotheken in der Innenstadt. Deshalb handelt es sich bei den helleren Streifen, die sich mittlerweile auf meinen Schultern zwischen leicht gebräunter Haut abzeichnen, schon um eine kleine Sensation. Vor ein paar Wochen habe ich mein Studium offiziell abgeschlossen und somit zum ersten Mal seit Jahren Zeit, mit einem Roman im Park zu sitzen, Fahrradtouren zu romantischen Palästen zu unternehmen oder mich in einer weiteren Oxford-Tradition, dem Punten (Stocherkahnfahren), zu üben.
Vor einem Jahr, bevor ich zu meinem England-Studium aufbrach, war der zweithäufigste Kommentar, gleich nach: „Oh je, das englische Essen …“, den ich mir anhören musste, ein Verweis auf das angeblich grauselige britische Wetter. Sicherlich, Stimmen munkeln, 2016/17 sei ein besonders mildes Jahr im Vereinten Königreich gewesen. Von daher könnte ich einfach nur Glück gehabt haben. Allerdings halte ich Wetterfragen im Allgemeinen für relativ und die universale Verunglimpfung des englischen Wetters für mehr als übertrieben und deshalb unangebracht. Ich verstehe meine Freunde aus Kalifornien oder Singapur, für die der Winter hier mit Sicherheit eine schockierende Umstellung dargestellt haben muss. Jedoch muss ich ausgehend von meiner deutschen Perspektive zu Bedenken geben, dass es in Oxford weder tagelange Regenfälle gibt, die Keller unter Wasser setzen, noch Schneestürme, die den öffentlichen Nahverkehr lahmlegen, wie ich es von zu Hause nur allzu gut kenne.
Interessanterweise scheinen es jedoch insbesondere Engländer selbst zu sein, die mir gegenüber ihre Frustration angesichts des Wetters aussprechen. Des Öfteren unterhalte ich mich mit meinem Mitbewohner Barney über unvorhergesehenen Sprühregen und dichte Nebelbänke. „I wish there would be more sun in England“, sagt er immer und immer wieder. Besonders für ihn freue ich mich deshalb über diesen strahlenden Sommer. Doch an einem dieser Tage finde ich Barney erschöpft auf unserer Küchen-Couch sitzen. Verzweifelt fragt er mich: „Why is it so hot?“ Zuerst bin ich aufrichtig verwirrt, aber dann fällt mir ein anderes unserer Gespräche ein, während dem er mir erklärte, dass die englische Taktik, mit dem Wetter umzugehen, genau darin bestehe, darüber zu sprechen. Vielleicht ist demnach das Sich-über-das-Wetter-Beschweren schon so etwas wie kulturelle Umgangsform und gar nicht unbedingt an die tatsächliche Grausamkeit eben jenes geknüpft. Darauf möchte ich Barney in diesem beschwerlichen Moment jedoch nicht aufmerksam machen, denn für den einzig passend erscheinenden Kommentar fällt mir keine dem englischen Höflichkeitsethos entsprechende Übersetzung ein: „Euch kann man es wohl auch nicht recht machen.“