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EP-Kritik: “About The Stock Life” von King Pigeon

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Zwei Jahre nach ihrer ersten EP “Sonic Fields” zeigt die Indie-Band King Pigeon, warum sich die Songs nicht nur gut zum Tanzen eignen, sondern auch dass sie zum Nachdenken über das Älterwerden anregen.

Indie ist in München stark vertreten, schon durch Größen wie die Kytes, und King Pigeon steht ihnen in nichts nach. Mit ihrer EP „About The Stock Life“ bringen King Pigeon eine auf vier Songs komprimierte Coming of Age Platte raus, die feinsten Sommer-Sonne-Festival-Indie präsentiert. Die Songs eignen sich einfach extrem gut zum Tanzen, ob im Sommer vor der Open-Air Bühne, im Cord oder Milla bei einer wilden Indie-Party.

Mittlerweile sind die vier Jungs von King Pigeon alle Mitte 20, und genau diesen Lebensabschnitt thematisiert ihre EP. Bei genauerem Hinsehen steckt hinter den schnellen Beats und dem gut gelaunten Sound auch ein ganzes Stück Nachdenklichkeit und Ernüchterung: Alles läuft in seinen Bahnen und ganz aus Versehen wird man plötzlich so, wie man nie sein wollte.

Vor allem der erste Song „The Stock Life“ beschreibt diesen Wunsch, noch etwas zu erleben, da heißt es „Let us chase the lights again“, so wie damals, als die romantischen Vorstellungen der Jugend sich noch klar von dem sich langsam einschleichenden Ernst des Lebens abgrenzen ließen. Auch in dem zweiten Song „Mindscapes“ geht es um Träume und die Flucht vor der Realität, in den eigenen Kopf, eine Traumwelt, in der man nicht alleine sein möchte. Der Trip in die Vergangenheit zieht sich auch durch „Ghost Engine“, die Geister der Vergangenheit holen einen immer ein, aber die erwachsene Version des eigenen Ich muss sich jetzt endlich stellen und nicht weiter davonlaufen – eine weise Erkenntnis, die mit dem Alter und etwas Abstand logisch ist und so der Linie der EP treu bleibt.

Auch im letzten Song, der akustischen Ballade „One Ruined Love“, bleibt es düster und ohne Zukunftsaussicht, dafür aber mit dem melancholischen Blick in die Vergangenheit und einer verflossenen Liebe.

Die EP erzählt eine Geschichte vom Erwachsenwerden und auch vom Scheitern, aber gerade wegen so viel Ehrlichkeit sollte man sie unbedingt gehört haben. Denn letztendlich haben die Jungs ihren Traum immer noch nicht aufgegeben – sonst hätte diese wunderbare EP ja nicht entstehen können. Vielleicht ist also die wichtigste Lektion, die die EP lehrt, ganz simpel: Nicht aufgeben. Weitermachen.

Die EP erscheint am 26.01.2018.


Text: Marina Sprenger

Grafik: Stephan Hofmann


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