Quantcast
Channel: Junge Leute
Viewing all 2470 articles
Browse latest View live

Von Freitag bis Freitag München - Unterwegs mit Theresa

$
0
0
image

Das viel beschworene Münchner Sommerloch versucht Theresa in dieser Woche mit einem straffen Wohlfühl-Sommer-Programm zu füllen. Dazu gehört Musik von den Stray Colorsunter einem sommerlichen Sternenhimmel, Vintage-Klamotten zum Kilo-Preis im Wanda und Akkordeon-Pop der österreichischen Bandfolkshilfe auf dem Theatron.

Immer wieder hört man es munkeln: das berüchtigte Sommerloch in München. Zugezogene Studenten pilgern in ihre Heimatorte und die von andernorts heimkehrenden Menschen räkeln sich an den Badeseen im Umland, während die Touristen in Kolonnen durch die Innenstadt walzen.
Mir ist das egal, ich genieße diese schöne, saubere Stadt, bevor ich ihr im Oktober wieder einmal für einige Zeit den Rücken kehren werde, und mache mich auf die Suche nach kulturellem Partyleben trotz vorlesungsfreier Zeit.

Sehr entspannt fange ich damit am Freitag Abend an. Am Stadtstrand bei Young Fast Running Man, einem jungen Mann, der Musik macht, die verdammt alt klingt - nach „traditionellem Blues, Rock der 60er Jahre, Country und Folk“. 

Dieser Groove befördert mich dann auch gleich in die richtige Stimmung für den Samstag, an dem ich mich voller Nostalgie und Hipster-Wahn in den Vintage Kilosale im Wanda stürze. Mir werden Levis’ Jeans für 10 Euro versprochen - da lohnt sich das Wühlen in jedem Fall, vor allem weil alle meine Jeans neuerdings Löcher an Stellen aufweisen, an denen keine Löcher sein sollten. 
Noch einen Schritt weiter zurück in der Zeit wage ich dann am Nachmittag beim Viktorianischen Picknick vor dem Monopterus im Englischen Garten. Man will sich an den „hübschen Gewändern erfreuen“, heißt es in der Einladung, wobei dezidiert nicht auf historische Korrektheit geachtet wird. Insgeheim hoffe ich ja, dass irgendwo Hugh Grant rumläuft, ganz im Sinne von „Sinn und Sinnlichkeit“. (Es lebe die Wort-Wiederholung) 

Am Sonntag spule ich wieder vor in der Zeit und packe meine neuen, alten Vintage-Levis-Jeans von gestern aus, um im richtigen Outfit beim ersten Münchner Indie Air Festival auf einer angeblich „wunderschönen Terrasse“ direkt am Englischen Garten aufzukreuzen. Das Line Up hört sich gut und vor allem sehr indie-sommerlich an. Neben I Heart Sharks aus Berlin, William’s Orbit aus Weiden, The Strayin Sparrows aus Regensburg und Jasper Flynn aus München freue ich mich vor allen Dingen auf die Stray Colors, die ich schon ewig nicht mehr life gehört habe. Danach wird unterm Sternenhimmel getanzt, wie sich das für Indie-Kinder gehört. 

Am Montag hole ich nach, was ich im letzten halben Jahr nicht geschafft habe. Und ich meine es erst: ich habe es nicht und zwar niemals geschafft, ins Kino zu gehen. Mit einem dicken Eis und vielleicht sogar Begleitung traue ich mich in „Verräter wie wir“. Wegschauen, wenn’s zu spannend wird, das kann ich eigentlich ganz gut.

Am Dienstag besuche ich die Surfer am Eisbach und lasse mich dann ins kühle Innere im Haus der Kunst schwappen, wo sich die französische Künstlerin Laure Prouvost„einfallsreich und mit unnachahmlichem Humor sowohl auf die Architektur der Mittelhalle als auch auf das Haus der Kunst als Institution bezieht“. Nicht dass ich etwas von Architektur und ihrer Verbindung und Umsetzung mit Humor verstehen würde, aber wirken lassen kann man das Ganze ja trotzdem.

Humorig geht es am Mittwoch weiter, denn ich beschließe, dass eine Band, die sich Fuck Yeah nennt, das Leben nicht allzu ernst nehmen kann. Das Theatron wird mit ihnen zur Kulisse für eine Mischung aus Hunter S. Thomson und Lou Reed, die „sich von Wire, T-Rex, Babyshambles und Velvet Underground die Gitarren verstimmen“ lassen, „um dann Graham Coxon aufs Effektpedal zu kotzen“. Schon allein wegen dieser Bandbeschreibung bin ich gespannt auf die Show.
Davor und danach und dazwischen mache ich einen Abstecher zum Kurzfilmfestival, das zeitgleich auf dem Theatron-Programm steht. Vor allem „Lialou“ hört sich spannend an. Lebensgeschichten, die aus Schuhen gelesen werden und wahrscheinlich auch die Geschichte einer großen Liebe.

Weil es mir so gut gefallen hat, auf der Seebühne, mache ich mich am Donnerstag ein zweites Mal auf den Weg in den Olympiapark, diesmal um herauszufinden, was „Akkordeon-Pop“ ist - und auch warum die drei Österreicher ihre Band folkshilfe klein und mit „f“ schreiben - ich hoffe wirklich, die haben sich dabei etwas wirklich Schlaues gedacht.

Am Freitag wird es noch einmal richtig spannend, denn ich warte darauf, ob ich zur Supper night garden club party im Glockenbach eingeladen werde. Mitgemacht habe ich bei der Platzverlosung, und interessieren würde es mich allemal, wie so ein Supper Club abläuft.
Sollte ich nicht zu den Glücklichen gehören, dann koche ich mir einfach selber etwas zu essen und wenn ich wirklich nett zu mir sein will, dann zaubere ich eine Oreo-Tiramisu. Und das alles nur, weil Sommerloch ist - irgendwie könnte ich mich daran sogar fast gewöhnen.

Theresa Parstorfer

Foto: Emil Fink



Ein Abend mit:  Fabien-André Gärtner

$
0
0

Fabien-André Gärtner, 26, ist Football-Nationalspieler und spielt für die München Cowboys als Running Back. Als solcher versucht er mit dem Ball viele Meter gut zu machen - im besten Fall bis zum Touchdown. Der kann dann auch gerne gefeiert werden. 

Hier beginnt mein Abend:

Im Jeep, der mich gen Osten wieder in die heimatliche Maxvorstadt bringt oder im Training, sozusagen die Ruhe vor dem Sturm.

Danach geht’s zu:

Den üblichen Verdächtigen in Schwabing, Maxvorstadt oder Glockenbach. Von Occam Deli über Frauen26, andernfalls zerrt mich meine beste Freundin in die “neuen” Szene Bars…

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:

Komm, nur auf ein Bier! Oder: Schlafen kannst, wenn Du in Rente bist.

Mit dabei ist immer:

Eine Brise skurriler Ideen

An der Bar bestelle ich am liebsten:

Schlichtweg Scotch, also Whisky.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Worakls - Bleu

The Notorious B.I.G. - Everyday Struggle (Dead Battery Remix)

Mein Tanzstil in drei Worten:

MC Hammer kopiert (mich)

Der Spruch zieht immer:

Den verrat ich hier doch nicht, sonst zieht der demnächst nicht mehr… ;-)

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:

Die Dönerbude, die geografisch dem Club am nähesten liegt.

Meine dümmste Tat im Suff war:

Zu dritt auf einer Motocross, nur einer der Mitfahrer zu sein.

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:

Das Gärtnerische Frühstück hat schon so manchen Geist wieder belebt.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:

Ganz klar - Ed Moses!

Bandraumtour: Zu Gast bei El Rancho

$
0
0
image

In unserer Reihe “Bandraumtour” geben wir mit Videos verschiedenster Künstler Einblicke in die Proberäume der Stadt. Die Münchner Band El Rancho produziert trotz häufig zugesperrter Toiletten gute Songs. Das liegt auch daran, dass sie in der Nähe des Bandraums aufgewachsen sind.

Wie würdet ihr euren Proberaum in drei Wörtern beschreiben?

Groß, Snacks, jedentagandersklingend.

Was macht diesen Raum zu eurem persönlichen Bandraum?

Die Tatsache, dass wir in der Gegend, in der er sich befindet, aufgewachsen sind.

Was war der schönste Moment in eurem Proberaum?

Als wir nach einer 3-Liter Wasser-Ex-Competition nicht an einer Hyperhydration (auch Hyperhydratation; bezeichnet eine Störung des Wasser-Elektrolyt-Haushalts des Körpers mit Erhöhung des Wassergehalts über das normale Maß hinaus; Quelle: Wikipedia) starben.

Welche und wie viele Instrumente stehen bei euch?

Diverse Akustik- und E-Gitarren (insgesamt 9 Stück), zwei Bässe, Schlagzeug, ein E-Piano und ein Banjo.

Was ist der merkwürdigste Gegenstand in eurem Bandraum?

Eine selten unverschämte CD (war ein CD-Tausch bei einem unserer Konzerte) auf deren Cover eine Frau, welche ein Kleinkind in einem jute-artigen Sack um den Körper geschnallt hat, posiert. Auf einigen Tracks ist das Gebrabbel eines kleinen Kindes zu hören.

Was gibt es zur Probe zu trinken?

Wasser oder Spezi (es steht auch seit ca. 2 Jahren ein unangerührter Kasten Augustiner rum).

Wie entstehen bei euch Songs und welche Rolle spielt dabei der Proberaum?

Die meisten Songs entstehen zu Hause bei Patty oder Luca und werden dann im Proberaum ausgearbeitet und gemeinsam einstudiert.

Welcher Song ist z.B. dort entstanden?

Einige Songs unseres zweiten Albums ‘The Black and White Sessions’, welches wir 2012 in der Toskana aufgenommen haben, fanden im Proberaum ihren Ursprung (soweit wir uns erinnern z.B. 'Open Up Your Heart’ und 'Tried To Be Myself Again’).

Was macht ihr in eurem Bandraum, wenn ihr nicht probt?

Snacken, am Computer Demos aufnehmen und Kunststücke aller Art.

Teilt ihr euren Proberaum mit einer anderen Band? Wenn ja mit wem?

Nein, inzwischen nicht mehr… Aber falls 'No Testify’, die sich bis vor ca. 2 Jahren den Raum mit uns teilten das hier lesen sollten: Holt endlich eure Sofas ab! Wir brauchen sie nicht! Wir haben selber genug!

Könnte man in eurem Bandraum auch wohnen? Warum ja bzw. nein?

Ja, weil er echt ziemlich groß ist und viele Sofas rumstehen. Außerdem gibt es einen alten Röhrenfernseher und eine raffinierte Variation an Instant-Nudel-Suppen und Chips, die reichen sollte um bis zur Veröffentlichung des nächsten El Rancho Albums zu überleben.

Was seht ihr wenn ihr aus eurem Fenster schaut?

Eine graue Wand…

Was ist toll an eurem Raum?

Unser übertriebenes Lampen-Arrangement und die Tatsache, dass wir was die Lautstärke angeht nicht auf Nachbarn Rücksicht nehmen müssen.

Was stört euch?

Dass wir nichts an den Wänden befestigen dürfen und dass die Toiletten fast immer abgesperrt sind.

Wie habt ihr euren Proberaum gefunden?

Er wurde uns über das Jugendhaus, in dem wir mit unseren Punk- und Metalbands vor über 10 Jahren anfingen Musik zu machen, vermittelt.

elranchomusic.com

facebook.com/elranchomusic

youtube.com/RanchoTV

Foto: Chris Gebhardt

Alles ist möglich

$
0
0

Samuel Flach, 25, plant ein besonderes Projekt: Bei „Gemeinwohlwohnen“ sollen Flüchtlinge, Menschen mit Behinderung und Studierende zusammenleben


Samuel Flach liegt in seinem Bett. Er starrt die Decke an. Er schaut auf die Uhr. Eigentlich müsste sein Assistent schon längst da sein. Er fischt nach seinem Handy. Akku leer. Alleine aufstehen kann er nicht. Samuel ist querschnittsgelähmt. „So eine Situation ist scheiße, so richtig, richtig scheiße. Alltag ist das nicht, aber es kann passieren, zum Beispiel wenn mein Assistent in der U-Bahn feststeckt.“  
 

Samuel lebt in einer Wohngemeinschaft mit einer Mitbewohnerin, die ihm hilft und bei ihm angestellt ist. Eigentlich ein super Prinzip, aber wenn einer mal länger weg bleiben will oder seine Mitbewohnerin mal nicht da ist, ist es schwierig. Deswegen kam Samuel auf die Idee, dass es besser wäre, mit mehr Menschen zusammenzuwohnen. Als er dann auch noch zufällig auf Alejandro Hünich traf, der sich in einem Projekt engagiert, in dem Flüchtlinge und Studierende gemeinsam leben, entstand die Idee zu einem ganz besonderen Wohnprojekt: Gemeinwohlwohnen, ein Projekt, in dem Flüchtlinge, Menschen mit Behinderung und Studierende zusammenleben sollen. „Alle Mitbewohner und Mitbewohnerinnen, ob mit oder ohne Behinderung, könnten von dem Wohnkonzept profitieren und selbstbestimmter leben“, sagt Samuel. Von dieser Idee ist er überzeugt.
 

Samuel sitzt seit seinem 20. Geburtstag im Rollstuhl. Jetzt ist er 25. Damals hatte er ein Jahr Zivildienst in Uganda gemacht und fuhr zum Abschluss und zur Feier seines 20. Geburtstages nach Sansibar, einer kleinen Insel vor Tansania. Direkt nach der Ankunft rannte er über den Strand und machte einen Hechtsprung ins Meer. Dabei stieß er mit dem Kopf vermutlich gegen eine Sandbank. Ein Halswirbel zersplitterte.
 „Ich würde sagen, es war ziemlich knapp“, sagt Samuel. „Ich war ja bei Bewusstsein, aber ich kam halt nicht raus und hatte auch nicht mehr viel Luft.“ Aber Einheimische am Strand sahen ihn, zogen ihn sofort aus dem Wasser und holten Leute von der ansässigen Tauchschule. Mit Plastikflaschen wurde sein Kopf stabilisiert, damit nicht noch mehr kaputt gehen konnte. Er musste schleunigst operiert werden, so viel stand fest. Aber es gab keinen Hubschrauber auf der Insel. Letztendlich organisierte und bezahlte ein tansanischer Manager einen Safari-Hubschrauber, der Samuel nach Daressalam flog. Dort wurde er untersucht und weiter nach Nairobi gebracht, wo er operiert werden konnte. Nach zehn Tagen kam Samuel nach Deutschland in die Unfallklinik in Murnau, wo er ein halbes Jahr verbrachte.
 

Seine Stimme ist leiser geworden, während er über seinen Unfall redet. Aber genauso fest. „Ich habe das schon so oft erzählt“, sagt er. „Immer wieder fragen mich Leute mit mitleidigem Blick, was mir denn passiert sei. Die können sich einfach nicht vorstellen, dass der Rollstuhl für mich inzwischen Alltag ist.“ Er sitzt in seiner Küche am Tisch. Bunt kariertes Hemd, Haare zurückgebunden. „Klar war das ein Bruch in meinem Leben“, sagt er, überlegt kurz und widerspricht sich dann: „Nein: Mein Leben ist mein Leben.“
 Nach dem Aufenthalt in der Klinik in Murnau war er wiederholt in einer Reha in Pforzheim. Sie versprachen viel. Sogar, dass Querschnittsgelähmte wieder laufen könnten. Bei ihm passierte das nicht. Nach fast einem Jahr Reha beschloss er zu studieren: „Ich wollte nicht länger mein Leben damit verbringen, nach einem Ziel zu streben, dass ich vermutlich nie erreichen würde“, sagt er. „Es ist jetzt einfach so. Ich sitze im Rollstuhl. Mittlerweile ist das normal geworden.“

Er wohnt seit vier Jahren in München, hat gerade seinen Bachelor in Ethnologie gemacht. Jetzt hat er sich für einen Bachelorstudiengang Statistik angemeldet. Um ganz was anderes auszuprobieren, wie er sagt. Er engagiert sich viel, macht bei einem inklusiven Theaterprojekt an Mittelschulen mit und ist aktiv in dem Verein für Jugendaustausch, mit dem er selbst in Uganda war. Außerdem reist und schreibt er viel. Aber auch sein Projekt Gemeinwohlwohnen nimmt ziemlich viel Zeit in Anspruch. Allein zwei bis drei Tage pro Woche beschäftigt er sich ausschließlich mit dieser Idee.
 Seit Anfang 2016 arbeiten er und Alejandro an dem Konzept. Kernidee ist, dass Menschen mit Behinderung ihre Mitbewohner anstellen und mit ihrem Pflegegeld bezahlen. Dadurch haben Studierende und Flüchtlinge, die Arbeit suchen, die Möglichkeit, auf Minijob-Basis zu arbeiten. Außerdem können Flüchtlinge durch das Zusammenleben leichter Deutsch lernen – und durch eine Wohngemeinschaft werden die Mieten günstiger. Es ist ein Vorhaben, das für alle Vorteile schafft. Aber auch Bildungsarbeit soll es leisten und die dort gelebten Werte wie Toleranz und Inklusion sowie die Idee an sich an die Öffentlichkeit tragen. Daher hätten sie auch gerne einen Gemeinschaftsraum. Manchmal träumen sie sogar von einem Café.
 

Mittlerweile ist das Projekt gewachsen. Gemeinsam mit den Mitgliedern eines schon bestehenden Wohnprojekts haben Samuel und einige Freunde den Verein Zusammen-Leben gegründet. Dieser dient als Trägerorganisation. Jetzt suchen sie nach einer Wohnung, die groß genug für etwa acht Leute ist, halbwegs zentral liegt und dann gemeinsam barrierefrei umgebaut werden soll. Alle städtischen Ämter, mit denen Samuel gesprochen hat, seien begeistert von der Idee, sagte er, haben aber kein Haus zur Verfügung.
 Die Suche nach geeigneten Unterstützern ist nicht einfach: „Wir passen in keine Schublade“, sagt er. Die meisten Wohnprojekte mit Behinderten managen große Trägerorganisationen. Außerdem kommt die Hilfe meist von außen. Dass das Projekt autonom ist, ist Samuel sehr wichtig. Es geht nicht um Hilfe, sondern darum, selbstbestimmt und gleichberechtigt zusammenzuwohnen. Auch wenn das schwierig ist, wenn Geld und Wohnung fehlen.
 Probleme könnte es natürlich auch beim späteren Zusammenleben geben. „Aber es ist ein Projekt, das von den Problemen leben wird“, sagt Samuel, „man kann das nicht vorher planen. Es kann schiefgehen, aber es ist halt ein Prozess.“

Während Samuel erzählt, gestikuliert er viel. Seine Hände zeigen alles Mögliche in der Luft. Samuel kann begeistern.
Natürlich hat sich sein Leben verändert. Aber natürlich ist er immer noch derselbe Mensch, der dieselbe Begeisterung und dieselbe Organisationskraft ausstrahlt. Und auch seine Zukunftspläne haben sich nicht wirklich geändert. In Uganda hat er eine Liste mit Zukunftsideen angefangen. Und als er diese nach dem Unfall wieder durchgegangen ist, hat er gemerkt, dass er nichts streichen muss. „Das ,wie‘ verändert sich natürlich, aber es ist trotzdem möglich.“ So reist er trotzdem ständig durch die Gegend, denn „Reisen und Schreiben wird mich mein Leben lang begleiten“, sagt er. Also verbrachte er ein Semester in Kuba, machte eine Reise nach Indien und jetzt plant er schon seinen nächsten Trip. Zurück nach Uganda und Sansibar. Vor allem seine Freunde aus Uganda will er wiedersehen und sich sogar überlegen, dort vielleicht später mal eine Feldforschung zu machen. Auch in Sansibar will er an denselben Ort zurück. Will seine Retter von damals wiedertreffen. Will vielleicht sogar mit ihnen tauchen gehen. Denn das haben sie ihm damals versprochen: Es ist alles möglich, was sich ändert, ist nur das ‚wie‘.

Von: Mariam Chollet

Foto: Stephan Rumpf

Dann mal gute Nacht

$
0
0
image

Die will nur pennen: Katharina Kunzmann, 25, betreibt einen Schlaf-Blog. Der klärt, ob Vorschlafen sinnvoll ist oder ob Frauen beim Schlafen einen BH tragen sollten. 

Katharina Kunzmann, 25, will nur eins: schlafen. Seit einem halben Jahr widmet sie ihrem liebsten Hobby einen eigenen Blog. Auf www.diewillnurschlafen.de stellt sie Schlaf-Apps vor, gibt Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit und erforscht, wie Blinde eigentlich schlafen und träumen. Ganz schön aktiv für eine Frau, die von sich selbst behauptet, dass sie – egal, wie viel sie schläft – immer noch mehr schlafen könnte.  

Journalistin ist ihr Traumberuf. Was bietet sich für praktische Erfahrungen besser an als der eigene Blog? Denn da ist Katharina ihre eigene Chefredakteurin. Sie wählt die Themen aus, schreibt ihre Inhalte und programmiert selbst. Hinter so einem Blog steckt eine Menge Arbeit und Zeit. Deswegen soll er auch gelesen werden. Doch mit den Blogs im Internet verhält es sich so wie mit den Sandkörnern am Meer. Unzählige Angebote sind im Netz zu finden. Besonders Fashion- und Food-Blogs erfreuen sich großer Beliebtheit. Millionen Seiten haben sich auf diese alltäglichen Themen spezialisiert. Wieso also nicht auf den digitalen Zug aufspringen? 

Katharina ist modisch. Sie trägt eine Lederjacke und ein kurzes Pony. Ihre Haare sind knallrot gefärbt. Doch die Fashionwelt interessiert sie nur wenig. Für gutes Essen begeistert sich die Münchnerin schon eher. „Ich esse wahnsinnig gerne. Aber es ist nicht meine erste Passion“, sagt sie. Denn das ist das Schlafen. Schon als Kind war sie mit ihrem Mittagsschlaf zufrieden, während ihre Kindergartenfreunde in Tränen ausgebrochen sind. Noch heute wird sie für ihr schnelles Einschlafen beneidet. Manchmal ist das Flugzeug noch nicht abgehoben, und Katharina sind schon die Augen zugefallen.
  

„Leider wird Schlafen in unserer Gesellschaft oft mit Faulheit assoziiert“, sagt Katharina. Einem Vorurteil, das sie nicht verstehen kann. Denn Schlaf braucht jeder Mensch. Er sei genauso wichtig wie gesundes Essen oder Sport. „Es ist auch falsch anzunehmen, dass man im Schlaf nicht produktiv ist“, sagt Katharina. „Jeder von uns verbringt viel Zeit in seinem Leben mit Schlafen. Ich will meinen Lesern einen anderen Blick auf dieses Thema geben“, sagt sie. 

Mit ihrem Blog scheint Katharina eine Nische gefunden zu haben. Denn Schlafblogger gibt es nur wenige. Manche beschäftigen sich mit Träumen und Traumdeutung. Einem spannenden Thema, wie Katharina findet. „Aber das ist oft sehr esoterisch“, sagt sie. Katharina will es anders angehen. Bekommt man Hängebrüste, wenn man beim Schlafen keinen BH trägt? Sie trifft sich mit einem Experten. Nein. Gut zu wissen! Aber wie schlafen eigentlich Blinde? Und vor allem: Was träumen sie? Katharina lässt es sich von dem blinden Blogger Heiko Kunert erklären. Und gibt es so etwas wie ein Schlafkonto, das wir füllen können und danach tagelang wach bleiben? Leider nicht.
 

Katharina trifft sich mit Professoren, Psychologen und Betroffenen. Auf manche Fragen findet sie aber keine Antwort. Zum Beispiel, ob man nach dem Weckruf gleich aus dem Bett aufspringen soll oder doch lieber gemächlich mit Snooze den Tag beginnen sollte. Das müsse jeder für sich selbst entscheiden, sagt die junge Frau und gähnt. Morgen muss sie früh raus, wenn sie noch acht Stunden Schlaf, die von Wissenschaftlern empfohlene Dauer, bekommen will, dann muss sie jetzt ins Bett. Gute Nacht.  

Von: Stefanie Witterauf

Foto: Kerstin Rothkopf

Band der Woche: Towers and Bridges

$
0
0

Weit draußen, abgeschieden auf einem Bauernhof bei Dachau probt die Metal-Band Towers and Bridges. Dort ist das Sextett ungestört und stört mit ihrer lauten Metalcore-Musik auch niemanden. In Ruhe können sie so an ihrem ersten Album arbeiten. In dieser Woche erscheint das Video zum Song “Equality”.


Es gibt sogar eine Handy-App, die Breakdowns simuliert. Nicht solche, bei denen einem im Sommer der Kreislauf abrauscht, weil man zu wenig getrunken hat. Breakdowns kennt die Musik im übertragenen Sinn: Im Metal und insbesondere im Hardcore sind sie ein musikalisch stilbildendes Mittel. Doch vom Hitze bedingten Kreislaufkollaps sind die musikalischen Breakdowns gar nicht so weit entfernt. Im Metal und auch in den diversen musikalischen Stilen, die das Wort „-core“ im Namen haben, ist die Frequenz der Schläge ziemlich hoch. Wenn sich nun ein Song lange genug auf diesem Niveau aufgehalten hat, lässt der Breakdown diese surrende Energie zusammensacken: Im halben Tempo werden plötzlich nur noch die schweren Zählzeiten des Taktes gespielt, das Publikum lässt in solchem Momenten die Köpfe sinken, als wären es Marionetten, denen man die Schnüre abgeschnitten hat, es wird gemosht anstatt gebolzt.
 

Was das nun mit der Münchner Band Towers und Bridges zu tun hat, ist klar: Das Sextett spielt Metalcore und benutzt dementsprechend gerne Breakdowns in ihren Songs. Aber noch viel weiter zeigen die Breakdowns, wie abgeschlossen diese Szene immer noch ist. Kaum eine andere popmusikalische Spielart kennt diesen stilistischen Code, auch wenn Justin Bieber seit neuestem im Metal-Look herumrennt und diverse High-Fashion-Mode-Labels gerade mit dem Stil der Metaller liebäugeln – musikalisch lässt man den Metal noch erstaunlich in Ruhe. Man fühlt sich in der Pubertät meist aus einer gewissen Unzufriedenheit mit der Welt heraus zur eher härteren Musik hingezogen, man bleibt da. So auch die Musiker von Towers and Bridges. In ihrer Urbesetzung hat sich die Band im Landkreis Dachau gegründet, und da gibt es dann prozentual erst einmal noch weniger Metaller als in der Stadt. Dafür gibt es Raum. Und deshalb proben die Musiker auch seit den zwölf Jahren ihrer Existenz als Band auf einem Bauernhof dort draußen. Abgeschieden von der Außenwelt, beeinflusst durch die Bands, der internationalen Metal- und Hardcoreszene, die früher auf CD und mittlerweile im Internet auf dem Land oft sichtbarer werden als eine nichtvorhandene Underground-Szene. Deshalb nehmen die Musiker von Towers and Bridges sich auch gar nicht so sehr als Nische war: „Da ist natürlich die Frage, was man als Mainstream ansieht“, erklärt Gitarrist und Gründungsmitglied Maximilian Bopfinger, einerseits würde abgesehen von Metallicas „Nothing Else Matters“ im Radio niemals eine Metal-Band gespielt werden: „Andererseits füllen die großen Bands ja immer wieder die Olympiahalle oder das -stadion“, fügt er an.
 

Eine Nische, die in sich groß ist, was die Bandmitglieder auch spürten, als sie nach München zogen: das Backstage, das Feierwerk und kleine von den Bands der Szene selbst organisierte Konzerte. Sie fühlen sich gut aufgehoben dort, auch seit sie sich im vergangenen Jahr zum letzten Mal umbesetzten und nun gerade an einem ersten Album arbeiten.
 

Musikalisch gehen sie da einen interessanten Zwischenweg: Die Subgenres im Metal und im Hardcore scheinen ihnen ein bisschen egal zu sein. Etwa schreit ihr Sänger Antun Hösch sowohl in der tiefen Brüll-Lage als auch in der Cobainschen hohen Gebrochenheit. Und die Musik, deren aktuelle Form sie in den kommenden Wochen mit der Videoveröffentlichung zum Song „Equality“ präsentieren werden, ist gleichzeitig glatt und schwirrend, kennt aber die sinkenden, rhythmisch-punktierten Metal-Verbindlichkeiten – da scheuen sie sich auch nicht, diese einzusetzen. Am Montag, 8. August, spielen sie bei freiem Eintritt in der Backstage-Halle in München. Sie supporten die Szene-Größen Unearth und Iron Reagan.  


Stil: Metalcore
Besetzung: David Klemencz (Gitarre), Dion Röhreke (Schlagzeug), Antun Hösch (Gesang), Maximilian Bopfinger (Gitarre), Patrick Putz (Gitarre), Andreas Gutmann (Bass)
Aus: Landkreis Dachau / München
Seit: 2013
Internet: www.towers-and-bridges.bandcamp.com

Von: Rita Argauer

Foto: Stefan Grimm

Mein München: Hackerbrücke

$
0
0

Niklas Gutheil, 19,  fotografiert gerne das Urbane. In “Mein München” zeigt er die Hackerbrücke in diesem Stil: kalte Farben,  wenig Schärfe und keine Menschen. 


Im Hintergrund, im Lichtkegel des Autos, ist sie noch ganz leicht zu erkennen: die S-Bahn-Station Hackerbrücke. Niklas Gutheil, 19, zeigt die Hackerbrücke aus einem besonderen Winkel. Das Geländer führt durch das Bild und verbindet Vorder- und Hintergrund miteinander. Es ist nur an einem Punkt scharf, ein Stilelement von Niklas: „Ich mag es, wenn nur eine Ebene scharf ist.“
 

Die Bilder von Niklas kommen mit wenigen Farben aus und sollen das Urbane zeigen. Bilder mit kalten Farben, mit wenig Menschen und viel Struktur. Diese Komposition gelingt am besten bei Nacht, das Bild von der Hackerbrücke entstand um 23 Uhr: „Nachts sieht einfach alles besser aus“, sagt Niklas, „ich schätze das Spiel von Licht und die Reflexionen.“ Dieses Spiel hat er auf der Hackerbrücke so festgehalten: Die Kamera liegt auf dem Geländer und belichtet länger als das menschliche Auge. Er übertreibt aber nicht wie bei üblichen Bildern, die durch Langzeitbelichtung entstehen und auf denen oft nur noch Lichtstrahlen zu erkennen sind.
 

Für seine Bilder zieht Niklas einmal in der Woche mit einem Freund durch München – während andere feiern gehen. Währen der Aufnahme seien viele Gruppen feiernder Menschen über die Brücke zur S-Bahn gelaufen. Die Brücke wirke auf sie so wie das Foto, wie Niklas erzählt. Wenig Schärfe, ein Geländer zum festhalten und im Hintergrund verschwommen das Ziel vor Augen.

Von: David-Pierce Brill

Foto: Niklas Gutheil

Neuland: Homegrown Artists

$
0
0
image

Zwei junge Münchner Musiker wollen anderen jungen Musikern helfen, erfolgreich zu werden. Deshalb haben sie das Musik-Management “Homegrown Artists” gegründet. Genau solche lokale Künstler wollen sie fördern. 

München hat eine neue Plattenfirma: „Homegrown Artists“ heißt das neue Label für junge Bands. Ihre beiden Gründer sind selbst Musiker, jeder der beiden spielt als Sänger und Gitarrist in einer jungen Münchner Band: Karlo Röding, 23, bei The Living und Mario Hain, 23, bei Vertigo. Die beiden Musiker kennen sich durch ihre eigenen Erfahrungen gut im Musikgeschäft aus. Jetzt möchten sie mit ihrem eigenen Musikmanagement junge Bands unterstützen: „Wir sehen viele junge Künstler, die viel Potenzial besitzen, aber oft mit dem Business, das dazugehört, überfordert sind“, erklärt Karlo.
 

Bisher konzentrieren sie sich bei der Band-Suche auf München und die Umgebung der Stadt: „Wir suchen Bands, die Bock haben, sich und ihre Musik weiterzubringen“, sagt Karlo. Bisher betreuen sie bereits fünf Bands, drei davon kommen direkt aus München, darunter auch ihre eigenen. Gerade planen sie mit ihnen die nächsten eineinhalb Jahre und suchen natürlich weiter nach neuen Bands, „bei denen wir sehen, dass Potenzial da ist, um viele Leute zu erreichen. Und später soll es natürlich so weit gehen, dass die Bands von ihrer Musik leben können“, sagt Karlo.

Von: Stephanie Albinger

Foto: Privat


Zeichen der Freundschaft - Felix

$
0
0

Zwei junge Schüler, die unterschiedlicher nicht sein können, werden zur Strafe nebeneinander gesetzt. Aus der Strafe wurde Freundschaft. Eine weitere Kolumne aus unserer Reihe “Zeichen der Freundschaft”.

Okay. Ich habe gequatscht. Ohne Pause. Okay. Die Kicheranfälle sind nicht einfach zu ertragen gewesen. Aber musste mich mein damaliger Französischlehrer deswegen umsetzen? Ausgerechnet neben stillsten Jungen meiner Klasse. Er: Nachzügler. Morgens immer zu spät. Ein Jahr älter als wir alle und viel zu leise, um mich erkennen zu lassen, was in seinem Kopf hinter den blonden Wuschelhaaren so los war. Ich: Das Gegenteil.

Mit dem hatte eh niemand etwas zu tun und die geschwätzige Schülerin aus der zweiten Reihe und er waren viel zu unterschiedlich, um Gesprächsthemen zu finden. Jetzt würde auch ich wohl endlich Ruhe geben.

Nach nur wenigen Tagen begann unser Französischlehrer zu bereuen, denn der stille Blonde und die laute Kleine hatten sich angefreundet und machten ihm das Leben nun zur Hölle.

Heute sitzen wir noch immer an derselben Bank. Im Oberstufenkurs. Einige Monate vor den Abiturprüfungen. Was damals in der siebten Klasse als Unterrichtsstörung begann, hat sich heute zu einer Freundschaft entwickelt, die ich nie missen möchte.

Noch immer sind wir viel zu unterschiedlich und noch immer schaffen wir es Gesprächsstoff für volle 90 Minuten einer Mathe-Doppelstunde zu finden und wenn diese nicht ausreichen, sitzen wir nach Schulschluss oft bis spät in die Nacht auf seinem Balkon und reden.

Ich erzähle ihm von meinen Beziehungseskapaden und er mir von den durchgefeierten Nächten auf verschiedenen Goapartys.

Er versucht mich ernst zu nehmen, wenn ich schimpfend berichte, dass meinem Freund mal wieder nicht aufgefallen ist, dass ich etwas an meinen Haaren verändert habe. Ich erinnere ihn täglich an seine Abgabetermine, weil in dem blonden Wuschelkopf ein viel zu großes Durcheinander herrscht, um an Hausarbeiten und Klausurtermine zu denken.

Wir reden über Nagellackfarben und Tabakkosten. Über Sex und über Liebeskummer. Über Politik und darüber, wie wir werden wollen, wenn wir groß sind. Wir reden ständig und es fällt uns immer schwer,  einen Punkt zu setzen.

Doch auch wenn wir in zwei verschiedenen Welten leben und unterschiedlicher nicht sein können, so finden wir uns trotzdem in warmen Sommernächten auf seinem Balkon wieder. Wir trinken Kaffee, rauchen eine Kippe nach der anderen und verstehen uns, verstehen einander.

Wäre ich nicht so geschwätzig gewesen und er nicht so ruhig, wären wir nicht so unterschiedlich gewesen und wären wir es bis heute noch immer nicht, dann wäre diese Freundschaft nie zu dem geworden, was sie heute ist. Und ich hoffe auch Jahre später noch auf dem kleinen Balkon zu sitzen und dann über Masterarbeit und WG-Probleme zu quatschen mit Kaffee in der Hand und dem Grinsen einer Siebtklässlerin im Gesicht.

 Von: Anastasia Trenkler

Von Freitag bis Freitag - Unterwegs mit Matthias

$
0
0
image

Unser Autor hat diese Woche seine Bachelor-Arbeit abgegeben und wieder Zeit, etwas zu unternehmen. Weil er es kann, tut er am Freitag unter dem Motto “The Art of Doing Nothing” gar nichts. An den  anderen Tag geht er zum Theatron, zum Ice-Cream-Festival, zum Jubiläum des Kassettenclubs im Milla, zur European Outdoor Film Tour und zum Utopia Island Festival.

Freitag, 12. August

Ich hab diese Woche meine Bachelorarbeit abgegeben. Ich will damit nicht angeben – sehr viele Menschen haben in ihrem Leben schon eine Bachelorarbeit abgegeben. Ich sage das, weil ich mich selbst davon überzeuge, dass dieses Abgeben der Arbeit mir einen Freischein ausstellt. Ich muss jetzt nichts mehr machen, ha! Nie mehr! Also, glaube ich. Ich radle also einfach drauf los. In den Englischen Garten, es regnet heute ausnahmsweise nicht. Beim Monopteros lege ich mich hin und schlafe ein. Als ich aufwache, liegen hunderte Menschen um mich herum. Das ist seltsam, denn der Rest des Parks ist leer. Ich frage mal nach. Es stellt sich heraus, heute findet – genau hier! – ein Meeting des Nadism Clubs statt. Motto: The Art of Doing Nothing. Kann das Zufall sein? Ich glaube nicht. Sieht so aus, als hätten andere Menschen den gleichen Freischein wie ich…


Samstag, 13. August

Das Nichtstun wird nicht langweilig. Aber ich fange jetzt schon an, meine Definition von ‚Nichts’ etwas zu verändern. Ich finde, im Sommer gehört Eisessen zum Nichtstun dazu. Zufällig findet heute das Ice-Cream Festival statt, auf der Praterinsel. Ich lebe ganz in der Nähe, deswegen zähle ich auch den kurzen Fußmarsch dahin zum Nichtstun dazu. Im Gegenteil zum Müllrausbringen – der Weg ist zu lang. Aber das ist eine andere Geschichte. Das Eisfestival wird musikalisch unterstützt, aber nicht nach meinem Geschmack. Zwei Kugeln Zitroneneis in der einen, ein Nogger in der anderen Hand marschiere ich los ins Glockenbachviertel. Den Mund vollgekleckert mit Schokolade laufe ich ins Milla hinein. Heute ist runder Geburtstag – 50 Ausgaben Kassettenclub. Ich geh zur Bar, lasse mich in einen der Sessel fallen, höre Musik – und mache nichts.

Sonntag, 14. August

Ah, Sonntagmorgen. Der Traum aller Nichtstuer. Ich schaue mir die Highlights von Olympia an, dann schalte ich den Fernseher aus und leg mich wieder schlafen. Ich wache erst im späten Nachmittag wieder auf. Ich hab keine Ahnung, was ich heute so machen könnte, deswegen laufe ich einfach mal los. An der Isar entlang, über den Gärtnerplatz, ins Zentrum. Auf dem Heimweg komme ich am Crux vorbei. Sonntagabend, aber trotzdem was los. Ich stelle mich an. „Warst du gestern schon hier?“, fragt mich ein großer Türsteher. „Wieso?“ – „Freier Eintritt für alle, die gestern da waren“, klärt mich der große Türsteher auf. „Klar!“, sag ich und zeige den Stempel vom Eisfestival. „Alles klar – frohes Auskurieren“, verabschiedet sich der Große. Ich mische mich unter die Menschen.

Montag, 15. August

So langsam wird das Nichtstun langweilig. Ich frage mal in der Redaktion nach, wann ich das nächste Von Freitag bis Freitag schreibe. Dauert noch etwas, wird mir gesagt. Heute ist übrigens die ganze Redaktion im Olympiapark – es ist Sprungbrett im Theatron. Es spielen alte Bekannte – unter anderem Sweetlemon, die heuer auch in unserem Farbenladen gespielt haben. Nach den Konzerten ziehen wir durch den Olympiapark, auf dem Weg auf den Olympiaberg verlieren wir die Ersten. Der Abstieg ist nicht einfacher. Ich verfehle den Weg, und schon purzele ich den Berg runter. Ich kontempliere kurz, ob ich liegen bleiben soll. Dann laufe ich Richtung U-Bahn.

Dienstag, 16. August

Ich bin nicht zufrieden mit meinem Trip in den Olympiapark gestern. Es war lustig, ohne Frage, aber ich bin unruhig. Im Theatron habe ich ständig nach links gelugt, Richtung Kino. Ich war neidisch auf die Liegestühle, die da rumstehen. Also fahre ich noch mal hoch, diesmal mit dem Fahrrad und setze mich auf die gemütlichste Liege, die ich finde – ich teste knapp 20 Stück, bevor ich mich entscheiden kann. Heute ist European Outdoor Film Tour, Extremsport vom Allerfeinsten. Auf der Rückfahrt fühle ich mich wie einer der Mountainbiker aus dem Film. Mein Rennrad ist allerdings nicht so wirklich für Downhill geeignet. Ich falle hin, mehrmals, rette mich aber heim. Auf den letzten Hundert Metern merke ich, dass ich einen Platten habe. Und eine Acht. Wo mein Schutzblech ist, wusste ich schon im Olympiapark nicht mehr…soviel zu Extremsport.


Mittwoch, 17. August

Ich hab mich übernommen gestern. Mir tut alles weh. Heute bleib ich im Bett. Passt mir eigentlich auch ganz gut, denn bei Olympia sind die Leichtathletik-Wettkämpfe in vollem Gange. Als Leichtathlet in der Jugend fühle ich mich natürlich sehr verbunden – ein früherer Trainingspartner ist sogar in Rio dabei. Ich drücke ihm die Daumen! Ich laufe hingegen heute nirgendwo mehr hin, nicht mal mehr in die Küche. Ich lasse mir Pizza liefern, Mittags und Abends. Tja, wie die Dinge anders hätten sein können – ich ordne die Salamischeiben in Form der olympischen Ringe, und beiße rein. Die Salamimedaille hab ich mir heute so was von verdient.

Donnerstag, 18. August

Ich lebe jetzt schon einige Jahre in München – aber so wirklich schaffe ich es nie aus der Stadt. Es soll so schön sein an den Seen, in den Bergen – und in Moosburg an der Isar. Ich steige in den Zug und fahre los. In dem Städtchen kurz hinter dem Flughafen ist dieses Wochenende das Utopia Island Festival – „Festival wie ein Kurzurlaub“, wird mir versprochen. Nach einer harten Woche Nichtstun brauche ich den Urlaub auch – zwar kann ich nur einen Tag bleiben, aber die gute Festivalluft Landluft ist wahnsinnig erholend.


Freitag, 19. August

Ich denke über meine letzte Woche nach. Es gab Höhe- und Tiefpunkte. Das soll eigentlich nicht so sein. Ich will einen bestimmten Tiefpunkt aufarbeiten – ich fahre wieder in den Olympiapark. Ich habe das Gefühl, dieser Ort hat mich in den letzten Tagen auf dumme Ideen gebracht. Heute wird alles anders! Es ist wieder Konzert im Theatron und eine der geilsten Münchener Bands ist wieder da: Hadern Im Sternenhagel! Der Abend zieht an mir vorbei, der Sternenhagel auch. Diesmal bleibe ich sitzen im Theatron, irgendwann lege ich mich hin. Morgen fange ich wieder mit dem Alltag an, aber heute noch nicht. Heute Abend mache ich nichts mehr. Heute Abend schlafe ich im Olympiapark. Ich hoffe es regnet nicht.

Von: Matthias Kirsch

Neuland: Nick Yume bei Rihanna

$
0
0

Von 30 Zuschauern in einem Wohnzimmer, zu einer Arena mit 28 000 Menschen: Vor drei Wochen spielte Nick Yume für die SZ ein exklusives WG-Konzert in Obergiesing, am Sonntag steht er beim Rihanna-Konzert in Bukarest als Support auf der Bühne. 

Für den 21-jährigen Musiker, der einen Großteil seines Lebens in England verbracht hat und erst seit ein paar Monaten offiziell als Solokünstler gehandelt wird, beginnt gerade etwas, das man durchaus als Blitzstart in der Musikbranche bezeichnen kann. Seine tiefe, markante Stimme zusammen mit den elektronischen Beats und innovativen Melodien hat vor einigen Tagen nun auch eine internationale Booking-Agentur überzeugt. „Das war ganz schön verrückt“, sagt Nicks Manager Gregor Amadeus Böhm. „Wir hatten damit gerechnet, im nächsten halben Jahr etwas von ihnen zu hören, schließlich geht es ja auch für uns erst los.“ Aber schon ein paar Stunden nach dem ersten Meeting mit der Agentur sei eine Mail mit der Anfrage angekommen, ob er Lust hätte, bei Rihanna dabei zu sein. Auch Nick selbst konnte es erst nicht fassen. „Wir dachten, das sei ein Witz. Die zweite Reaktion war dann aber: Oh Mann, jetzt müssen wir echt anfangen zu proben“, sagt er und lacht dabei.  


Von: Theresa Parstofer

Münchens kleinste Bühne

$
0
0
image

Hans Kohler und seine Freunde veranstalten DJ-Gigs in seinem WG-Zimmer und veröffentlichen sie anschließend im Internet. Das Konzept ist nicht neu. Allerdings hat „Hansi’s Room“ seinen ganz eigenen Charme.

Chris, Künstlername C-Ras, drückt auf Play. Der Plattenspieler beginnt zu rotieren. Ein tiefer Bassschlag wabert durch den Raum. Darauf folgt eine knackige Snare-Drum. Das Ganze wiederholt sich mit kleinen Variationen. Dann setzt ein Sample ein. So baut sich innerhalb weniger Sekunden ein Hip-Hop-Beat auf. Die Anwesenden beginnen mit dem Kopf zur Musik zu nicken. Sie hören zu, unterhalten sich, reißen Witze. Man merkt, dass sie untereinander befreundet sind – die Stimmung ist ausgelassen.

C-Ras legt nicht in einem Club auf, sondern in einem WG-Zimmer in Haidhausen. Im Zimmer von Hans Kohler, 28. „Beats kommen daheim besser rüber“, sagt Hans und lächelt. „Im Club hat man das Gefühl, man muss tanzen.“ Hier, in „Hansi’s Room“, tanzt niemand. Sie hängen ab, entspannen und sitzen auf der durchgesessenen Couch, während sich im Hintergrund die Plattenteller drehen.
 

Neben den Tischen, auf denen Plattenspieler und Mixer stehen, thront das Plattenregal. Die Sammlung besteht aus mehreren hundert Platten. Im gesamten Zimmer kleben Sticker, Poster und – wie soll man sagen – Sonstiges an der Wand. Zum Beispiel eine alte Soundkarte oder ein großer Karton-Scheck, den man typischerweise aus Gameshows im Fernsehen kennt: Er steht für das Preisgeld für eine gewonnene Breakdance-Battle. Was aber viel wichtiger ist, sind die Einrichtungsfreunde, sind die Freunde im Zimmer. Sie trinken Bier, haben Spaß und nicken mit dem Kopf zur Musik.
 

So weit, so normal. Allerdings haben es die Konzerte in diesem WG-Zimmer zu einer kleinen Berühmtheit gebracht. Denn Hans und seine Freunde filmen die Auftritte und laden sie anschließend ins Internet. So ist das Zimmer über die Zeit zu einer Plattform für lokale Produzenten und DJs geworden. C-Ras aus München etwa spielt an diesem Abend hauptsächlich Tracks seiner neuen Platte. Auch internationale Künstler haben in Hans’ Zimmer schon ihre Musik zum Besten gegeben.
 

Hans tanzt seit Langem Breakdance und ist somit eng mit Münchens Hip-Hop-Szene verbunden. Mit der Zeit beschäftigt er sich immer mehr mit der Musik und beginnt aufzulegen – vor allem Hip-Hop, Funk und Boogie. Hans und sein Mitbewohner Alexander Starck, 29, hängen oft in seinem Zimmer ab, hören Musik und laden immer wieder Freunde ein. Dabei wächst die Plattensammlung stetig. Sie legen auch immer öfter gemeinsam auf, vor dem Weggehen oder einfach so. So kommt es, dass Hans und Alex beginnen, die Gigs zu filmen. Hans erinnert sich: „Wir sind verkatert aufgestanden – es waren ja eh immer irgendwelche Leute da – und haben dann einfach angefangen aufzunehmen.“ Das war im März 2014.
 

Mittlerweile waren schon zahllose Musiker zu Gast. An diesem Abend ist es C-Ras. Neben Hans und Alex sitzt auch Stephen Nayat, 23, Spitzname Monte, auf der Couch und hört zu. Seit die Jungs angefangen haben, ist er für die Technik zuständig. „Der ursprüngliche ,Boiler Room‘ kommt am nächsten an das hin, was wir machen“, sagt Monte über ihr Projekt.
 

Der Boiler Room. Das ist eine der größten Erfolgsgeschichten innerhalb der elektronischen Musikszene in den vergangenen Jahren. Ein großer Vergleich also. Denn die Musikplattform, die damit angefangen hatte, DJ-Gigs im Internet zu streamen, ist inzwischen ein millionenschwerer Konzern. Es gibt Boiler-Room-Videos aus allen Ecken der Welt – von New York über Barcelona bis Peking. Fast jeder halbwegs angesagte DJ hatte dort schon einen Auftritt. Allerdings hat auch dieses Projekt klein angefangen, in einem winzigen Heizungsraum (zu englisch: boiler room) im Osten Londons. Ein paar Freunde mit guten Verbindungen zur Kreativszene hatten spaßeshalber begonnen, befreundete DJs einzuladen und die Auftritte im Internet zu veröffentlichen. Aus diesem Blickwinkel versteht man, was Monte meint, wenn er vom „ursprünglichen“ Boiler Room spricht. „Auf keinen Fall sind wir bloß eine Boiler-Room-Nachmache“, sagt Hans. „Die Anfangsidee ist dieselbe.“ Also Musik mit Freunden zu machen und die Atmosphäre dann noch per Internet zu verbreiten. „Wir wollen aber beibehalten, dass man Spaß hat“, ergänzt Alex. Denn für Hans und seine Freunde geht es nicht darum, erfolgreich zu sein. Für sie steht die Musik weiterhin im Vordergrund.
 

Das merkt man auch am Namen des Projekts: Hansi’s Room – analog zum Boiler Room, benannt nach dem Ort, an dem alles stattfindet. Dabei schwingt natürlich Ironie mit, denn zum Zeitpunkt des Namensgebung war der Boiler Room bereits allseits bekannt. Hans’ WG-Zimmer hingegen kannten bis dato nur Freunde. Doch das hat sich inzwischen geändert.
 

Mittlerweile gibt es eine Liste mit Musikern, die bei Hans im Zimmer spielen wollen. Zu ihnen kommen sie meistens über Empfehlungen von Freunden. „Es geht auch darum, Leute kennenzulernen“, sagt Hans. Natürlich hat Hans noch Verbindungen in die Hip-Hop-Szene. Obwohl die Jungs alle selbst eher aus dieser Richtung kommen, sind sie auch für anderes offen – „Hauptsache: gute Musik“. So ist ein kleines Netzwerk entstanden, mit durchaus ungewöhnlichen Abzweigungen. So waren digitalluc, der Beats für Edgar Wasser produziert, und erst kürzlich die Münchnerin Lisaholic bei Hans zu Gast – die selbst ernannte „Königin von Bayern“ spielte eine knapp 45-minütige Session ein. Auch internationale Künstler wie Sono aus Brasilien oder DJ Flake aus den USA haben schon Hans’ Zimmer beschallt.

Die Zugriffszahlen sind ordentlich – oft sind sie im fünfstelligen Bereich. Auch die Resonanz auf ihr Projekt ist international. „Manchmal schreiben mir irgendwelche Leute auf Englisch so Sachen wie: Danke, dass ihr mich durchs Studium gebracht habt“, sagt Hans. Vor kurzem gab es auch eine Anfrage aus Portugal, ob man nicht ein paar Hansi’s-Room-Aufkleber haben könnten. Das freut sie natürlich, trotzdem denken die Jungs nicht daran, ihr Projekt kommerzieller zu gestalten. Obwohl auch schon die erste Zahlung für Klicks auf einer Videoplattform bei ihnen eingegangen ist – elf Cent.

Von: Lukas Haas

Foto: Lukas Haas

Von Mensch zu Mensch

$
0
0
image


Die drei  jungen Münchner Filmemacher Kai Sitter, 28, Veronika Schwarzmaier, 26, und Seren Sahin, 27,  wollen in diesem Jahr den Kurzspielfilm “Gestrandet” drehen und darin die persönliche Geschichten von Flüchtlingen erzählen. Eine der Hauptrollen spielt eine geflüchtete Syrerin. 


Ein kleiner Blickkontakt kann alles verändern. Zwei einander fremde, junge Frauen – nur ganz kurz sehen sie sich in die Augen, dann gehen sie wieder auseinander. Was alltäglich klingt, wird durch die Situation, in der sie sich begegnen, brisant. Die Szene: Tumult vor einer Flüchtlingsunterkunft in München. Lautes Geschrei, Beleidigungen, Gedränge, Sirenen ertönen – die Stimmung ist aufgeheizt, die Lage unübersichtlich. Mitten drin: zwei junge Frauen. Die eine blickt eingeschüchtert aus dem Wohnheim auf das, was dort passiert. Die andere ist Polizistin und steht vor dem Haus. Die Szene trennt und verbindet die beiden Frauen gleichzeitig. Nur einen kurzen Augenblick treffen sich ihre Blicke. Genau dieser Moment wird die beiden Frauen, die aus so unterschiedlichen Lebenswelten kommen, nicht mehr loslassen.

Dieser Blickkontakt ist die Schlüsselszene des Kurzspielfilms „Gestrandet“, den drei junge Münchner noch dieses Jahr drehen wollen. Dass die Flüchtlingssituation gerade in München als Thema für einen Film dient, ist an sich nicht außergewöhnlich. Was dieses Projekt speziell macht, sind seine Schauspieler. Während die Polizistin von Regina Speiseder gespielt wird, die nach ihrer Schauspielausbildung bereits in Formaten wie „Rosenheim-Cops“ mitgewirkt hat, wird die Rolle der Geflohenen mit Lelas Alsayed besetzt. Eine Frau, die vor knapp vier Jahren selbst aus ihrer Heimatstadt Homs in Syrien fliehen musste und keine professionelle Schauspielausbildung hinter sich hat. 

Doch wie kam es zu diesem Konzept? Die drei Verantwortlichen des Films sitzen in einem Münchner Café. Auf dem Tisch stehen ein Cappuccino für Regisseur Kai Sitter, 28, ein Glas Tee für Drehbuchautorin Veronika Schwarzmaier, 26, und ein Spezi für Schauspieler Seren Sahin, 27. „Viele stürzen sich auf das Thema. Wir haben lange gebraucht, um den richtigen Zugang zu finden“, erzählt Kai. Beeindruckt von den Entwicklungen im vergangenen Jahr begann er, sich zusammen mit seinem langjährigen Freund Seren Sahin ehrenamtlich in Flüchtlingsunterkünften zu engagieren. Aus den Erlebnissen entwickelte sich der Drang, auch von diesen zu erzählen. Durch ihre eigenen persönlichen Kontakte entstand am Ende die Idee, dass mit einem Mix aus professionellen Schauspielern und Geflohenen, also Laiendarstellern, ein Film entstehen soll. „Als Schauspieler könnte man es spielen, aber nicht so gut. Man muss das erlebt haben“, erklärt Seren, der für das Casting des Films verantwortlich ist und auch selbst eine Rolle übernehmen wird. Auch Veronika, die Drehbuchautorin, machte ihre persönlichen Erfahrungen mit Geflüchteten und fand es „logisch“, mit Laiendarstellern zu drehen.
 

In der aktuellen Flüchtlingssituation sieht das Filmteam das Problem, dass oft nur nach allgemeinen, perfekten Lösungen gesucht werde. Das gehe aber am Leben und an der Realität vorbei. Die Situation müsse im Alltag angenommen werden, woraus sich dann persönliche Begegnungen ergäben, ohne die man in der Praxis nicht weiterkomme. „Beide Seiten müssen aufeinander zugehen“, sagt Veronika. Deshalb stellt sie in ihrem Drehbuch die Begegnung der beiden Frauen in den Mittelpunkt – auch, wie dieser Kontakt die beiden weiter beschäftigt.
 

Seit knapp einem Jahr arbeiten sich die drei Münchner nun in das Thema ein, haben Kontakte geknüpft und Schauspieler gesucht. Über eine persönliche Empfehlung fanden sie schließlich Lelas Alsayed für die Hauptrolle der geflüchteten Frau. Die studierte Psychologin floh aus Syrien zunächst nach Ägypten. Dort gründete sie unter anderem ein Sozialzentrum für Flüchtlinge, bevor sie vor knapp zwei Jahren nach Deutschland kam. Das Filmteam war von Anfang an überzeugt von Lelas Alsayed: „Sie weiß genau, was wir wollen, welche Intention wir haben und war auch sehr offen“, sagt Kai.

In „Gestrandet“ soll es nicht darum gehen, persönliche Geschichten von der Flucht zu erzählen, sondern darum anzukommen, in der Gegenwart zu sein. „Es entstehen so viele Barrieren, nur weil man sich nicht kennt“, sagt Kai, „aber man muss auch die Bereitschaft haben, selbst Menschen kennenlernen zu wollen.“ Er spricht von „Politikerschlagworten“ wie „Welle“ oder „Strom“, die Anonymität erzeugten. Diesen Begriffen soll im Film der persönliche Kontakt entgegenstellt werden. „Auch die Polizistin ist in dem Sinne gestrandet“, sagt Veronika, „die Fremdheit ist da, man muss sich aber dazu entscheiden, sie zu überwinden.“ Vor ihr steht dabei ein volles, mittlerweile kaltgewordenes Glas Tee. Die drei Beteiligten haben sich so in Rage geredet, dass die Drehbuchautorin schlicht vergessen hat zu trinken.
  

Ende August will das junge Team den Film drehen. Die Zeit drängt, sagt Kai. Bei vielen Akteuren wisse man nicht, wie lange sie an ihrem jetzigen Aufenthaltsort bleiben könnten.  

Von: Richard Strobl

Foto: Privat

Mein München: Wittelsbacher Brücke

$
0
0
image

Ein einsamer Hund an der Isar, im Hintergrund die Wittelsbacherbrücke. Ein schönes Bild, dass aber erst durch die Kräne für den Fotografen seine Bedeutung bekommt. Nico  Pfau, 24 möchte mit seinem Bild “Schwarzer Hund und Gentrifizierung” auf steigende Wohnkosten in München aufmerksam machen. 

Auf die Frage hin, was er denn mit dem Foto verbinde, das er geschossen hat, lacht Nico Pfau, 24, kurz und wartet. Anschließend antwortet er trocken: „Es heißt Schwarzer Hund und Gentrifizierung.“ Das war natürlich als Witz gemeint, Ironie pur. Doch so abwegig ist die Antwort gar nicht. Denn obwohl viele Münchner die Isar für sich nutzen und beispielsweise an der Wittelsbacher Brücke (abgebildet auf dem Foto) spazieren gehen, können es sich die wenigsten leisten, in Isarnähe zu wohnen. Wo es schön ist, mangelt es an bezahlbarem Wohnraum. Und an der Isar ist es schön. Das weiß jeder Münchner. Es bräuchte nicht auch noch dieses Foto als Beweis. Die Kräne auf dem Bild bauen übrigens zu dem Zeitpunkt, als das Bild gemacht wurde, das Immobilienprojekt „Rodenstock-Garten“. Es liegt zwischen Roecklplatz und Baldeplatz. Mittlerweile ist der Bau längst fertiggestellt. Die Mietpreise liegen bei 16 bis 20 Euro pro Quadratmeter. Nach dem Kaufpreis muss man gar nicht erst fragen – die Wohnungen sind längst verkauft. 

Also eher nichts für Studenten. Auch nicht für Nico, der Bauingenieurwesen studiert. Das Fotografieren ist lediglich ein Hobby. Allerdings hat er schon seinen eigenen Stil gefunden: Schwarz-weiß, dokumentarisch und klar sind seine Bildkompositionen. Da kann man den melancholischen Motiven schon ironische Titel verleihen. 

Von: Lukas Haas

Band der Woche: Swango

$
0
0

Der Münchner Rapper Manekin Peace verbindet für sein neues Projekt Swango Stepptanz und Live-Musik. Die Schritte sorgen gleichzeitig für Takt und Bewegung auf der Bühne. Jetzt ist die erste Single “Life is too short” erschienen. 

Im hochklassigen US-Pop sind spätestens seit den Neunzigerjahren Tanz und Musik eng verknüpft. Zu Michael Jacksons Einzigartigkeit trug sein Tanzstil in ebenso großem Maß bei wie seine Stimme. Und auch die Boygroups in ihrer Hochphase kurz vor dem Millennium mussten mindestens ebenso gut in Formationstänzen sein wie im Säuseln. Nach dem Jahrtausendwechsel ließ diese Tanzfixierung in der Popmusik schließlich nach: Die Instrumente rückten wieder in den Vordergrund. Es war wichtiger, eine gut spielende Band auf der Bühne zu haben, als eine Horde wild kostümierter Hampelmänner. Mittlerweile aber will man im Pop schlicht alles: Band, Tänzer, Bühnenshow und Visuals – Rihanna oder Beyoncé fahren live mit allem auf, was das Pop-Show-Arsenal so zu bieten hat.

Der Münchner Rapper Manekin Peace verbindet für sein neues Projekt Swango nun ebenfalls Tanz und Live-Musik. Doch er reduziert den Größen-Anspruch der Mainstream-Pop-Shows auf eine charmante Lo-Fi-Ästhetik. Dafür nutzt er einen Clou, der tatsächlich noch relativ neu ist in der Popmusik. Denn er bedient sich mit dem Stepptanz eines der wenigen Tanzstile, die gleichzeitig Tanz und Musikinstrument sind. Zum Klacker-Beat der metallbeschlagenen Schuhe spielt bei Swango nun eine Akustik-Gitarre, während Dan Robb alias Manekin Peace mit langem Rausche-Bart und Holzfäller-Hemd in bester Waldschrat-Ästhetik darauf rappt.
 

„Life is too short“ heißt die erste Single, die diese so ungewöhnlich besetzte Band nun veröffentlicht hat. Doch wie man das von den vorherigen Projekten des Münchner Rappers schon gewohnt ist, verbirgt sich dahinter noch eine ganze Menge anderer Irrsinn als die bloße Kombination von Stepptanz und Hip-Hop. In dem aufwendigen Video stapft Manekin Peace in Godzilla-Größe durch München, gefolgt von einem aus Laser-Augen schießenden und als Astronaut verkleidetem Hund. Das ist bildsprachlich der Surrealismus des 21. Jahrhunderts. Und auch musikalisch wirkt das nicht minder absurd: Manekin Peace, der amerikanischer Muttersprachler ist, rappt in feinstem US-Hip-Hop-Flow, sein jüngerer Bruder Tim Robb, alias Skill-Gott Heron, tanzt dazu den tief in der US-amerikanischen Kultur verwurzelten Stepptanz – in seinem Anzug-Outfit wirkt er allerdings mehr wie ein Betriebswirt, während Gitarrist Ahmet Tanar in Althippie-Manier die Lagerfeuergitarre dazu zupft.
 

Doch gleichzeitig klingt diese Musik erstaunlich rund. Der Flow stimmt, der Song rollt, das ist kein Klangexperiment. Swango macht Musik, die zugänglich und hörbar bleiben soll. Tatsächlich fand man sich zu dieser Formation auch in einer Lagerfeuer-Situation und nicht in einer Kunsthochschule zusammen: Die beiden Brüder trafen den Gitarristen Ahmet an der Isar. Sie begannen zu jammen. Als Dan alias Manekin Peace eine Konzertanfrage bekam, beschloss er, mit seinen beiden neuen musikalischen Kumpanen aufzutreten; es folgten Konzerte auf dem Chiemsee-Summer-Festival und dem Splash-Festival, aus dem losen Jam-Projekt wurde Swango.
 

Doch dann stand die Band vor ganz andere Schwierigkeiten: Ein Album wollte man machen, aber wie nimmt man die Stepptanz-Percussion adäquat auf? Über Experimente und Versuche entstanden schließlich im vergangen Jahr zwölf Songs, die gerade auf der LP „Knocking on the Wood“ erschienen sind. Und trotz der rasend-hektischen ersten Single ist das Album insgesamt doch eher ruhig, ja fast melancholisch: Ahmet begleitet Dans Raps gelassen, sein Bruder setzt einzelne Stepp-Akzente darauf, die in dieser weniger hohen Anschlags-Frequenz auch von einem anderen Percussion-Instrument erzeugt werden könnten. Ein besonderes Flair umgibt diese Musik trotzdem. 


Stil: Akustik-Hip-Hop
Besetzung: Manekin Peace (Raps), Skill-Gott Heron (Stepptanz),
Ahmet Tanar (Akustik-Gitarre)
Aus: München
Seit: 2015
Internet: www.facebook.com/
helloswango

Von: Rita Argauer

Foto: David Weichelt


Kurzinterview: Nick Yume

$
0
0
image

Am Sonntag stand er als Support für Rihanna in Bukarest auf der Bühne - heute erzählt uns Nick Yume, wie er dieses Event erlebte.

SZ: Rihanna - Bukarest wir war das in drei Worten?
Nick: Unfassbar geil.

SZ: Was war das Tollste?
Nick: Auf so einer riesen Bühne zu stehen, vor so einer Menschenmasse. Außerdem war die Kulisse unfassbar schön: die Bühne war vor einem Palast aufgebaut und da ging dann die Sonne unter. 

SZ: Hast du mit Rihanna selbst gesprochen?
Nick: Nein, mit ihr selbst nicht, aber wir haben danach total gutes Feedback von Leuten aus ihrem Team und auch von den Veranstaltern selbst bekommen - das hat uns eigentlich am meisten gefreut.

SZ: Wie fandest du Rihanna? Wäre das ein Konzert gewesen, das du auch so hättest sehen wollen?
Nick: Ja, auf jeden Fall. Lustigerweise hatte ich ein paar Tage davor gesagt, ich hätte voll Lust, sie mal life zu sehen. Und das war auch echt irre. Eine total tolle Show.

SZ: Hast du etwas aus deinem Auftritt gelernt?
Nick: Es war eine total neue Erfahrung - auch weil wir zum ersten Mal ein längeres Set, also ganze 45 Minuten und auch einige neue Lieder gespielt haben. Ich dachte vor allem, es wäre ultra-scary, vor so einem großen Publikum zu spielen. Es war dann aber eigentlich total schön und sogar einfacher. Normalerweise finde ich es schwierig, mit dem Publikum zu reden. Aber wenn das so viele sind, hat man auf einmal viel mehr Motivation, etwas zu erzählen.
Kurz davor war uns zwar schon ein bisschen mulmig, aber auf der Bühne dachte ich mir dann: Wenn 30000 Leute schon so geil sind, wie geil ist es dann vor 80000 Leuten zu spielen?

image
image

Interview: Theresa Parstorfer

Foto: http://alexcsiki.com

Zeichen der Freundschaft - Von Humor

$
0
0
image

Zwei Jungs, die ein ganz spezieller Humor miteinander verbindet. Der kommt nicht bei jedem gut an, der Freundschaft tut das aber keinen Abbruch.  Eine weitere Kolumne aus unserer Reihe “Zeichen der Freundschaft”.

Pierre und ich schleichen uns unauffällig aus der Küche. Wir holen unsere Jacken aus dem Wohnzimmer, schließen die Haustür auf, und sind weg. Wir sind ein Stockwerk tiefer angekommen, als die Tür wieder aufgeht. „Wo geht ihr denn hin?“, schreien die beiden Mädels aufgeregt. „Erigieren!“, rufen wir im Einklang. Wir kichern, und laufen weiter.

Etwa Stunde vorher. Samstagabend, kleine WG-Party im Westend. „Tut mir echt leid Alter“, murmelt Pierre, „hätte ich das gewusst, dann hätte ich dich echt nicht hergeschleppt.“ Ich reagiere nicht, er kann ja nichts dafür. Plötzlich fängt er an zu Grinsen. Das ist meist ein schlechtes Zeichen – nämlich ein Zeichen dafür, dass gleich eine sehr dumme Aussage seinen Mund verlassen wird. „Okay, Frage: Was macht ein König?“. Er räuspert sich. Mittlerweile sind seine Mundwinkel fast an den Ohren angekommen. Pierre hat einen sehr distinkten Humor – man könnte sagen, irgendwo weit hinter der Grenze des guten Geschmacks. Ich grinse auch schon. Ich habe keine Ahnung was kommt, aber ich lache auch meistens erst da, wo andere schon die Augen verdrehen. „Keine Ahnung“, antworte ich. Ich lasse mir meine Vorfreude auf die kommende Aussage nicht anmerken. „Er regiert, er regiert, er regiert!“ Wir prusten los, wie pubertäre Achtklässler. Geil, mentale Notiz wird gemacht. Daraus lässt sich irgendwann was machen.

Die WG-Bewohnerinnen haben mittlerweile festgestellt, dass unsere Ecke deutlich unterhaltsamer ist als der Rest der Party. Sie gesellen sich zu Pierre und mir, das Schuljungengekicher hat es ihnen wohl angetan. „Jungs, wir wollen mitlachen!“, sagt die Eine. Für Pierre ist das natürlich kein Problem. Ich hingegen sehe das Problem kommen – darüber wird hier außer uns keiner lachen. Zu spät, der Gute ist schon in seiner Routine. „Okay, Frage: Was macht ein König?“ – „Wie was macht ein König?“ - Geht ja schon gut los. Aber Pierre merkt es nicht, er will die Pointe loswerden. „Er regiert, er regiert, er regiert!“ – Wir prusten wieder los. Was witzig ist, bleibt witzig. „Versteh ich nicht“, sagt die Eine. Damit ist der Witz nun tot. „Ja, er regiert halt. E-RI-GIERT! Das kennst du doch, oder?“ Wir prusten weiter. Ich stell mir die britischen Royals vor – verlieren ja alle schon die Haare vom ständigen regieren. Testosteron, und so.

Die Mädels haben keine Lust mehr. Pierre und ich stellen fest, dass uns auf dieser Party nichts mehr hält. Hier werden wir keine Freunde finden, zumindest nicht die Art von Freundschaft, die uns zusammenhält. Je mehr wir uns gemeinsam in sozialen Situationen aufhalten, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass wir leicht speziell sind. „Stimmt doch gar nicht“, schlussfolgert Pierre, „aber wer über regierende Erektionen nicht lachen kann hat meine Anwesenheit nicht verdient!“ Wir schleichen uns unauffällig aus der Küche. Wir holen unsere Jacken aus dem Wohnzimmer, schließen die Haustür auf, und sind weg.

Von: Matthias Kirsch 

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Serafina

$
0
0

Bevor es für unsere Autorin in den Urlaub nach Valencia geht, genießt sie sieben Tage  Kultur in München. Sie geht zum Hans-Sachs-Straßenfest im Glockenbachviertel, zum Konzert von The Whiskey FoundationThe Charles und The Black Submarines auf dem Theatron Musiksommer und zur Fotoausstellung “Das Bild von München” von jungen Fotografen am Praterstrand. 

Endlich Freitag! Sobald man ins Arbeitsleben schnuppert und keine Uni hat, lernt man diesen Tag wieder sehr zu schätzen: Es ist ruhig, alle freuen sich aufs Wochenende und es ist ganz entspannt. Deswegen gehe ich in mein Lieblingscafé Reed an der Hohenzollernzollernstraße (es soll heute ja eh wieder regnen). Dort trinke ich Smoothies, gönne mir den leckersten Zitronenkuchen der Welt und lasse mich von der guten Laune von der Inhaberin Jules anstecken. Dabei schmökere ich in den vielen Zeitschriften, die es dort gibt (richtige Schätze!) und tanke viel Energie für den nächsten Tag.

Denn für den Samstag habe ist einiges geplant: Zunächst geht es zum Hans-Sachs-Straßenfest ins Glockenbachviertel. Dieses Jahr lautet das Motto “Liberté, Égalité, Fraternité”. Das schöne Frankreich also. Ich schlendere durch die Straße, lausche der Musik und halte Ausschau nach französischem Käse und französischen Wein. Anschließend geht es abends zum Abschlussfest in den Wannda Circus in Freimann. Dort erwarten mich nicht nur Künstler aus München, sondern auch Musiker aus Berlin, Halle und Dresden, die  Electro, Pop und Dance auflegen. Genau die richtige Musik, um die Nacht durchzufeiern.

Deswegen lasse ich den Sonntag ruhiger angehen. Ich schlafe aus, jogge gemütlich eine Runde durch den Englischen Garten und bin den ganzen Tag ganz hibbelig, weil ich mir diesen Abend fett im Kalender markiert habe: Auf dem Theatron im Olympiapark spielt eine meiner Lieblingsband: The Whiskey Foundation!!! Nachdem ich sie vor einem Jahr als Vorband von AC/DC kennenlernen durfte, freue ich mich meeega, sie wieder live zu hören. Gemeinsam mit den Auftritten von The Charles und The Black Submarines wird es ein musikalisch richtig guter Abend. Der perfekte Abschluss des Wochenendes.

Der Montag wird bei mir relativ ereignislos: Nachdem ich an diesem vollgepackten Wochenende erfolgreich prokrastiniert habe, wird es Zeit, an meiner Hausarbeit weiterzuschreiben. Die Abgabefrist rückt immer näher.

Um den Gedanken daran zu verdrängen geht es am Dienstag zur Fotoausstellung Das Bild von Münchenam Praterstrand. Bei dieser Ausstellung werden Bilder von jungen Fotografen gezeigt, die ihr persönliches Bild von München zeigen. Am Ende entscheidet dann das Publikum selbst, welches Foto gewinnt. Anschließend gibt es eine Party mit Electro und Dance. Mission accomplished, würde ich sagen.

Visuell geht es am Mittwoch weiter. In der Kunsthalle gibt es wieder eine neue Ausstellung, die wieder sehr vielversprechend ausschaut. Das Motto lautet dieses Mal „Inszeniert“. Gezeigt werden nicht nur Fotografien, sondern auch Filme oder Skulpturen aus der Sammlung Goetz von 1972 bis 2013. Diese setzen sich mit der Thema Schein oder Sein auseinander und beziehen sich dabei auf Theater, Oper oder Ballett.

Den Donnerstag nutze ich aus, um meine Hausarbeit fertig zu stellen. Daher belohne ich mich mit einem kostenlosen Bio-Eis bei Ice & Creme im Bean Store auf der Theresienstraße und stöbere durch die Klamotten. Später setze ich mich mit Freunden in den Biergarten, trinke einen kühlen Radler und freue mich auf den nächsten Tag. Aber auch nicht zu lang, denn am Freitag muss ich um sechs Uhr in der Früh im Flieger sitzen: Es geht nach Valencia, mein Höhepunkt in  dieser Woche. Erst einmal heißt es richtig Sommer, Sonne, Strand und Fiesta. Aber auch nur für ein paar Tage. In München gibt es viele weitere coole Veranstaltungen, die ich ungern verpassen möchte.

Von:  Serafina Ferizaj

Bandraumtour: The Tonecooks

$
0
0
image

In unserer Reihe “Bandraumtour” geben wir mit Videos verschiedenster Künstler Einblicke in die Proberäume der Stadt. Der Raum von  The Tonecooks ist dafür da, die Schallwellen zusammenzuführen. Dazu steht neben den Instrumenten auch ein alter Computer aus einer früheren Zeit bereit. Ihren Proberaum nennen sie selbst liebevoll “Raum der Wünsche”. 


Wie würdet ihr euren Proberaum in drei Wörtern beschreiben?

Raum der Wünsche (dreckig, dunkel, klein)

Was macht diesen Raum zu eurem persönlichen Bandraum?

Nicos Aufräumarbeiten und das fette Tonecooks Banner an der Wand.

Was war der schönste Moment in eurem Proberaum?

Das fertige Album zum ersten Mal zusammen anzuhören. Oder als Leute, die die Musik von draußen gehört haben, reingekommen sind und wir ihnen ein Privatkonzert gegeben haben.

Welche und wie viele Instrumente stehen bei euch?

Zu viele Gitarren und 2 Schlagzeuge mit kaputten Becken

Was ist der merkwürdigste Gegenstand in eurem Bandraum?

Ein Uraltcomputer von mindestens 1950

Was gibt es zur Probe zu trinken?

Spezi oder Radler

Wie entstehen bei euch Songs und welche Rolle spielt dabei der Proberaum?

Alle spielen drauf los, einer schreit „Halt das klang geil! Lasst das nochmal spielen.“ … oder Jemand kommt mit einer guten Idee und die anderen vollenden den Song. In beiden Fällen ist der Proberaum entscheidend für das Zusammenführen der Schallwellen.

Welcher Song ist z.B. dort entstanden?

„Downtown“

Was macht ihr in eurem Bandraum, wenn ihr nicht probt?

Von draußen träumen.

Teilt ihr euren Proberaum mit einer anderen Band? Wenn ja mit wem?

Ja, mit einer Metal Band namens Reverent Town

Könnte man in eurem Bandraum auch wohnen? Warum ja bzw. nein?

Naja, eine Couch zum drauf schlafen ist da. Allerdings ist die Luft echt belastend stickig und gut riechen tut es auch nicht unbedingt.

 Was seht ihr wenn ihr aus eurem Fenster schaut?

Klebeband / Graffiti

Was ist toll an eurem Raum?

Die Dösige Atmosphäre fördert die Kreativität. Außerdem ist er echt billig.

Was stört euch?

Die Gesangsanlage ist ziemlich beschissen.

Wie habt ihr euren Proberaum gefunden?

Über Harald.

Ohne Kompromisse

$
0
0

Mario Radezky, Sänger der „Blackout Problems“, hat sein Studium geschmissen. Um seinen Musiker-Traum leben zu können, macht er Unmengen von Gelegenheitsjobs. Mal steht er hinter der Bar, mal ist er Kartenabreißer

Von Philipp Kreiter

Die Luft ist tropisch heiß, stickig, jeder im Münchner „Strom“ trieft vor Schweiß, ist rot im Gesicht. Am meisten Mario Radezky, Sänger der Band Blackout Problems. Die Hitze, der Schweiß, die Eskalation auf der Bühne gehören zu Konzerten seiner Band, aber diesmal gibt es einen besonderen Anlass: Die Blackout Problems feiern das Erscheinen ihres zweiten Albums „Holy“. Nach nicht einmal drei Liedern, tanzt der gesamten Club wie in einem einzigen Rausch. Und grölt jede Songzeile lautstark mit – ganz ohne Textkenntnis, nur aus der Stimmung heraus. Es ist ein Fest.

Szenenwechsel, ein Café im Glockenbachviertel: Mario, 26, bärtig, durchschnittlich groß, streicht sich beim Sprechen immer wieder die braunen Haare aus dem Gesicht. Wenn er redet, tut er das ruhig, abwägend, meist ernst. Seit 2012 ist er Sänger und Gitarrist der Band Blackout Problems und hat es damit auch über die Münchner Stadtgrenzen hinaus zu einiger Bekanntheit gebracht. Zusammen mit Bassist Marcus Schwarzbach und Schlagzeuger Michael Dreilich hat Mario Anfang 2016 das zweite Blackout Problems Album veröffentlicht, ein Erfolg, die Platte erreicht sogar die deutschen Albumcharts. Und das alles in Eigenregie, ohne Plattenfirma im Hintergrund. Wie machen die Jungs das?

Geboren in Heidelberg, muss Mario schon früh einen Umzug nach Kössen verkraften, ein Skiort irgendwo hinter Kufstein. Zur Schule fährt er mehr als 20 Kilometer, auch sonst bietet der Ort wenig, was für einen jungen Menschen aufregend sein könnte. Besser wird es erst, als er das Konzert einer Punkband von etwas älteren Schulkameraden besucht, „da habe ich gesehen, dass man mit drei Akkorden schon ganze Lieder schreiben kann“. Schon damals, beinahe noch im Kinderzimmer („wir waren nicht viel größer als unsere Gitarren“), komponiert er jedes Wochenende mit seinem heutigen Bandkollegen Marcus neue Stücke. Nach dem Abitur wollte er in eine aufregende Stadt ziehen, er dachte an Berlin oder Barcelona. Aber es wurde dann doch München, „sonst hätte ich nicht mehr mit Marcus Musik machen können“.

In München beginnt er ein Lehramtsstudium Germanistik und Anglistik, nebenbei arbeitet er in unzähligen kleinen Jobs, um sich die Band finanzieren zu können. Das Studium macht ihm Spaß, aber seine Leidenschaft sind die Blackout Problems. Aber sich nur auf die Musik zu verlassen, traut er sich zu dem Zeitpunkt noch nicht. „Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich im Hörsaal nur noch an die Band denke.“ In seinem sechsten oder siebten Semester erfährt Mario, welchen Schnitt neue Lehrer brauchen, um eine Stelle zu bekommen. „Davon war ich dann so unglaublich weit weg, dass ich mir gedacht habe, dass ich weder als Lehrer noch mit der Band Geld verdienen werde. Dann kann ich aber zumindest das machen, was mir Spaß macht.“

Er schmeißt das Studium kurz vor dem Abschluss und konzentriert sich fortan an nur auf seine Leidenschaft, die Musik. Die Band selbst wirft momentan allerdings noch nicht genug Geld ab, damit die Bandmitglieder davon leben könnten. Deshalb hat Mario Unmengen von Gelegenheitsjobs, besonders bei Konzerten. Mal steht er nächtelang hinter der Bar, mal ist er Kartenabreißer, mal Stagehand. Aber er ist auch schon direkt nach einer Tour mit seiner Band von Zürich aus nach Hamburg geflogen, um Equipment für die Sportfreunde Stiller nach München zu fahren. Aber trotzdem macht Mario diese Jobs gerne: „Wenn du nach einer langen Tour wieder den ganzen Abend für sechs Euro pro Stunde arbeitest, dann erdet das. Und außerdem weiß ich, dass ich Dank der Jobs, die ich mache, danach wieder mein eigenes Ding durchziehen kann.“

Und da die Blackout Problems das mittlerweile ziemlich erfolgreich machen, weckt es an verschiedenen Stellen Begehrlichkeiten. Bevor „Holy“ erschien, hatten die drei Musiker bereits Aufnahmen für eine große Plattenfirma gemacht, große Dinge waren ihnen versprochen worden. Aber von heute auf morgen ließ die Plattenfirma sie fallen – ohne Angabe von Gründen. Für eine junge Band ein Rückschlag, nicht jeder hätte sich davon erholen können. Auch Mario und seine Band stehen erst einmal unter Schock. „Da merkt man, dass es vom einen auf den anderen Tag ganz anders aussehen kann. Und als kleine Band gibt es nichts, was man dagegen tun kann. Man ist gegenüber dem Label vollkommen hilflos.“

Aber aufgeben will die Band auch nicht: „Wir waren wieder am Nullpunkt angekommen, aber für uns gab es nur eine Option: Wir bringen die Platte jetzt raus!“ Sie entschieden, komplett auf ein Label zu verzichten, von jetzt an alles selbst zu machen. Sie tauschten ihren Manager aus, verpflichteten jemanden in ihrem Alter. Die Produktion übernahm Philipp Koch von der Band HeissKalt, für ihn das erste Mal, dass er ein Album produzierte. Und selbst das Artwork überließen sie einem befreundeten Designstudenten – der davor noch nie ein Artwork erstellt hatte. Aber der Band war es wichtig, dass das Album genauso wird, wie sie es sich vorstellen, ganz ohne den konformistischen Zwang, den eine Plattenfirma häufig auf ihre Musiker ausübt.

Genau das ist es auch, was HeissKalt-Frontmann Mathias Bloech so an Mario und den Blackout Problems begeistert: „Man merkt, dass er sich komplett reinwirft in die Band und das, wofür sie steht, ganz und gar verkörpert.“ Das lässt sich auch bei Marios anderem großen Projekt beobachten, dem „Munich Warehouse“. Als eine Plattform für den Band-Merch gestartet, ist es mittlerweile zu einem Onlineversand für Marios eigenes Label geworden, das er zusammen mit Schlagzeuger Michael gegründet hat. Ein bisschen soll das Warehouse auch zweites Standbein sein, falls es doch nicht klappen sollte mit der Musik.

Doch momentan sieht es gut aus für die Blackout Problems. Nach einem Jahr auf Tour werden sie Ende des Jahres für ein großes Abschlusskonzert wieder dort auf der Bühne stehen, wo das Jahr begann: in München im Strom.

Fotos: Ilkay Karakurt, Paul Ambrusch

Viewing all 2470 articles
Browse latest View live