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Fleischeslust

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Jungkoch Vincent Fricke eröffnet das  Pop-up-Restaurant  “Fleischkonsum”.  Die Idee dahinter:  Mit jeder Menge Fleisch will er auf den übermäßigen Fleischkonsum aufmerksam machen.


Am liebsten isst Vincent Fricke Herz. Vom Rind. Mit seinem Pop-up-Restaurant „Fleischkonsum“ möchte der Jungkoch den Menschen deshalb zeigen, dass Innereien richtig zubereitet sehr schmackhaft sein können. Er möchte mit jeder Menge Fleisch auf den übermäßigen Fleischkonsum aufmerksam machen. Vor allem aber will er wieder ein Bewusstsein dafür schaffen, dass jedes Stück Fleisch, das bei uns auf dem Teller landet, mal ein Lebewesen war. Und das hatte eben nicht nur saftige Lenden, sondern auch ein weiches Herz. Vom 24. August bis 27. August und vom 31. August bis 3. September kann man sich von Vincent’s Drei- bis Fünf-Gänge-Menüs in den Räumlichkeiten des Nudo in der Amalienstraße überzeugen lassen. Oder zumindest mal eine erste Kostprobe wagen.
 

Man sollte jedoch gewarnt sein, denn Vincent’s Konzept „from nose to tail“ darf und sollte man wörtlich nehmen: An den ersten vier der insgesamt acht Tage, die das Restaurant geöffnet hat, stehen unter anderem Knochenmark und der Schwanz vom Rind auf der Speisekarte. Weil der gebürtige Sachse aber weiß, dass seine Kreationen zumindest beim ersten Lesen gewöhnungsbedürftig sind, gibt es für seine Gäste auch die bei jedem Metzger erhältliche Rinderbrust. Die Mischung macht’s.
 

Das Pop-up-Restaurant ist Vincents aktuellstes Projekt, aber nebenbei berät er auch Restaurants und Bars beim Erstellen von kulinarischen Konzepten. In jüngster Vergangenheit kamen so die Bun-Bao-Burger auf die Karte des „Home“. Außerdem hat er ein eigenes Cateringunternehmen, auch wenn er sich hier bislang zumindest in Teilen noch den Wünschen seiner Kunden unterordnen muss.
 

„Mit den Caterings finanziere ich mir meinen Blödsinn“, sagt Vincent, 30, und streicht sich ein gedankenverloren durch seinen Bart. Immer wieder schiebt er auch seine braunen Haare unter die graue Mütze. Nicht nervös oder gestresst, eher so, als hätte er schon wieder neue Flausen im Kopf. Durch solche Flausen sind auch sein Eintopf-Lieferservice, für den er nun für den kommenden Winter eine vorübergehende Location sucht, sein mittlerweile zweites Kochbuch und sein Supperclub „Sonntagsbraten“ entstanden.
 Seit drei Jahren lädt Vincent alle vier bis acht Wochen zum gemütlichen Dinieren am Sonntag ein – wenn möglich, jedes Mal in einer neuen Location. Wie der Name schon vermuten lässt, geht es auch hier um seine Philosophie, weniger, dafür aber bewusster Fleisch zu konsumieren. Ganz auf Fleisch oder sogar gänzlich auf tierische Produkte zu verzichten, ist für den Genussmenschen jedoch keine Option. Eine vegane Ernährung hält er für schädlich. Auch für einen rein vegetarischen Speiseplan isst Vincent zu gerne Fleisch. Aber es soll eben kein Billigfleisch sein, sondern möglichst regional bezogen werden und aus artgerechter Haltung stammen. Das gilt allerdings nicht nur für das Fleisch, sondern alle Produkte, die Vincent in seiner Küche verwendet.
 

Leidenschaftlicher Koch ist Vincent eher durch Zufall geworden. „Ich wurde teilweise mit Paprika-Rahm-Geschnetzeltem von Maggi vergewaltigt“, witzelt er über seine kulinarische Erziehung. Wie so jemand dann trotzdem Koch wird? Ein damals guter Freund hat sich nach dem Realschulabschluss für eine Ausbildung zum Koch beworben. Aus einer Laune heraus bewarb Vincent sich ebenfalls – und bekam die Stelle. Und obwohl er damals nur weiße Zwiebeln kannte und rote Zwiebeln schälte, bis nichts mehr von ihnen übrig blieb, ist er dabei geblieben.
 

Seitdem dreht sich bei Vincent alles ums Essen. „Wenn ich nicht koche, rede ich übers Essen oder bin in Restaurants unterwegs“, sagt er und muss über sich selbst lachen. Sein sächsischer Akzent ist nur leicht hörbar, seine Begeisterung fürs Kochen dafür umso mehr.
 Diese Begeisterung ist es, die ihn antreibt, immer wieder neue Projekte zu verwirklichen. Ein eigenes Restaurant zu eröffnen, reizt ihn deshalb bislang noch nicht: „Ab dem Zeitpunkt, wo ein Projekt läuft, wird mir langweilig. Und immer dann, wenn einem Koch langweilig ist, sollte er aufhören.“ Im Gegensatz zu Städten wie Leipzig und Berlin macht es einem München manchmal jedoch schwer, so spontan zu sein, wie Vincent es gerne wäre. Trotzdem will er vorerst hier bleiben. Er liebt die Herausforderung. Die Münchner seien zudem fress-affiner als Menschen in manch anderen deutschen Städten, sagt Vincent, lacht und meint das durchweg positiv.  

Von: Jacqueline Lang

Foto: Kristin Arnhold


Mein München: Bavaria

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Mit einer alten Kamera hat Camilla Lopez, 23, die alte Bavaria festgehalten. Die analoge Fotografie wirkt dabei so gar nicht old school. 

In dem kurzen, gerade mal sekundenlangen Moment, in dem Camilla Lopez den Auslöser drückt, wirkt es so, als würde sie zu ihr herunter sehen – die Patronin Bayerns. Die bronzene Bavaria streckt sich imposant in den Himmel und zeichnet sich stark gegen die luftigen Wolken am Sommerhimmel ab. 

 Camilla, 23, befindet sich auf einem ihrer zahlreichen Spaziergänge durchs Westend und über die Theresienwiese. Dieses Mal hat sie eine Leica R4 aus den frühen Achtzigerjahren dabei. Fünf Fotos sind noch auf dem Film. Am Abend hat sie einen Termin in der Dunkelkammer. Sie steht ein paar Stufen entfernt zu den Füßen der Bavaria. Eigentlich ist es ein typisches Touristen-Motiv, trotzdem ist das Bild etwas ganz besonderes. Im schummrigen Rotlicht der Dunkelkammer konnte Camilla beobachten, wie sich nach und nach die sanften Wolken hinter der Bavaria auf den Foto abgezeichnet haben. „Das macht den Reiz aus“, sagt sie, „eine gute Komposition zu finden.“

Das Slawistik-Studium ist ihr oft zu theoretisch. Sie wollte etwas mit ihren Händen machen, etwas, bei dem sie den Produktionsprozess aktiv begleiten kann. Die Dunkelkammer ist da genau der richtige Ort. „Man kann so viel Zeit in ein einziges Bild stecken“, sagt Camilla. Und genau das macht ein Bild am Ende so besonders, so wertvoll. 

Von: Jennifer Lichnau

Neuland: Eigene Beats

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Der Beat-Produzent Clap Cotton aka Hans Schoetz will zusammen mit Florian Malzer aka Flow One am Bass  im Winter ein Album herausbringen. Das Besondere: Bei der Produktion kamen keine Samples zum Einsatz. 

Clap Cotton hatte bereits den bayerischen Mundart-Rapper Bbou für seinen Internet-Hit „Aromatherapie“ mit dem Beat versorgt. Die Botschaft der Macher und des Albums: Beats können auch ohne Fremdmaterial warm und oldschool klingen.

Das ist deshalb so neu, weil es bei Hip-Hop-Instrumentalen auf Youtube oder Soundcloud immer um die Frage der „Sample-ID“ geht: Welches ursprüngliche Musikstück hat der Beat-Produzent „gesampled“, also aus welchem Song hat er Klangschnipsel gezogen, um diese dann für seinen Track neu zu arrangieren? Die Praktik ist im Hip-Hop gang und gäbe. Viele Produzenten riskieren so für den warmen Sound alter Jazz- oder Soulplatten eine Urheberrechtsverletzung, wenn sie nicht für die verwendeten Elemente bezahlen.

Einen Teaser zu dem Albun gibt es bereits auf Youtube: „Clap Cotton x Flow One – Beat tape teaser #1“ – ganz ohne Samples, versteht sich. 

Von:  Hubert Spangler

Foto: Tomek Czochanski

Band der Woche: Jordan Prince

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Der Songwriter Jordan Prince hat für seine Liebe die USA verlassen und macht seit einem Jahr  in München Musik. Seine im Juli veröffentlichte EP geht über normalen US-Gitarren-Folk hinaus und klingt  wie Science-Fiction. 

Die Welt, die einerseits immer mehr zusammenrückt (sich in die andere Richtung natürlich auch entfremdet), birgt noch mehr als politische Wirren und ökonomische Ungleichgewichte. Es entstehen auch ungewöhnliche Liebesgeschichten daraus – und letztendlich auch neue Musik. Schon vor einigen Jahren etwa spülte es den US-Amerikaner Gabriel Miller Phillips nach München – der Liebe wegen. Eine ernsthafte Beziehung über die Distanz München-New York zu führen, ist auf Dauer ein recht schwieriges Unterfangen. Es entstanden aber sehnsüchtige Songs dabei, die Gabriel mit zarter Stimme gleich mit nach München brachte. Nicht nur die Liebesgeschichte verbindet Gabriel Miller Phillips nun mit Jordan Prince, auch musikalisch entstehen da durchaus Parallelen – auch wenn man der Musik von Jordan anhört, dass sie ein bisschen später geschrieben wurde als die von Gabriel.

Jordan Prince ist auch Songwriter, er ist auch US-Amerikaner und er kam auch der Liebe wegen nach München. Ursprünglich stammt er aus der kleinen Stadt Corinth in Mississippi, seine deutsche Freundin lernte er dann an der Filmhochschule in New Orleans kennen, sie führten eine Fernbeziehung. Im vergangenen August entschied sich Jordan dann dazu, nach Deutschland zu ziehen: Er habe alles verkauft, was er in den Staaten hatte, brach die Zelte ab und lebt nun seit einem Jahr in München. Seine Musik klingt trotzdem noch sehr amerikanisch. Man hört den Songs an, dass sie in ganz klassischer Songwriter-Manier auf der Akustik-Gitarre komponiert wurden: Feine Gitarren-Pickings, sehnsüchtige Melodien und eine ebenso zarte Stimme wie Gabriel Miller Phillips, die Jordan auch gerne mal in die Falsett-Nähe schrabben lässt. Doch seine aktuelle EP, die er im Juli 2016 veröffentlicht hat , geht dennoch über das Prinzip US-Gitarren-Folk hinaus. Denn darauf ist, ganz titelgemäß, eine Band zu hören. Und die haucht der Musik andere Farben ein, da erklingen schräg-spacige Synthesizer oder dünne Flötentöne. Ein wenig Science-Fiction ist das, im ausgesprochen schönsinnigen, mehrstimmigen Folk-Gewand. 

Diese EP hat er noch in den USA aufgenommen, im Juli 2015, kurz bevor er nach Deutschland zog. In München hat er dann die örtliche Musik-Szene erst einmal aus der typischen Singer-Songwriter-Perspektive kennengelernt. Er trat bei den üblichen Open-Stage-Sessions auf, lernte aber auch die alternative Szene um das Import-Export oder die Hauskonzerte kennen. Und allmählich kannte er die Szene, er freundete sich mit Bands wie den Young Chinese Dogs an, die ihn gleich als Support mit auf ein Konzert nahmen, oder trat in Kontakt mit Xavier Darcy.

Ganz hingerissen ist er von der Münchner Szene, in der sich so viele Musiker so stark für ihre Kunst einsetzen würden. Das gefällt ihm, denn auch sein Hauptfokus liegt auf seiner Musik, zum Geldverdienen jobbt er nebenbei. Im Herbst wird er nun die Musikerszene in ganz Deutschland kennenlernen. Als Release-Tour zu seiner EP hat er sich eine ganz beachtliche Liste an Städten zusammen gebucht, wird etwa in Innsbruck, Berlin und Frankfurt auftreten. Und dazu gibt es noch eine Besonderheit: Denn zu dieser Tour begleitet ihn die Keyboarderin Violeta Del Rio, die dafür extra eingeflogen kommt, und die auf seiner EP maßgeblich für den Science-Fiction-Touch verantwortlich ist. Gleichzeitig arbeitet er an seinem ersten Album. Und weil die Sehnsucht und die Menschen in der Fremde eben einen starker Motor für die Kunst sind, wird das ein Konzeptalbum: Jeder der zwölf geplanten Songs wird sich um eine einzelne, wichtige Person drehen, deren Bekanntschaft Jordans Leben verändert hat. Seine Freundin wird mit Sicherheit auch vorkommen.  

Stil: Folk / Songwriter / Neo-Folk
Besetzung: Jordon Prince (Songwriting, Gitarre, Gesang), wechselnde Bandmitglieder
Aus: New Orleans / München
Seit: 2005
Internet: www.jordanprince.bandcamp.com

Von: Rita Argauer

Foto: Peter Ross

Von Freitag bis Freitag München - mit Matthias

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Diese Woche wird interessant. Für Matthias. Und für alle Freunde von Matthias. Er wird Zwergenbier trinken und seine rote Baywatch-Badehose anziehen. Er wird demonstrieren und im Eisbach schwimmen - auch wenn er dann trotz roter Badehose eine bläuliche Haut bekommt.

Der Sommer ist tatsächlich in München angekommen – ich hatte mich ja schon mit dem Dauerregen angefreundet. Ich mag den Sommer, aber vor allem abends – also, wenn die Sonne schon untergegangen ist. Alles über 25 Grad ist mir zu heiß. Heute am Freitag gehe ich auch erst nach Sonnenuntergang aus dem Haus, Richtung Hackerbrücke. Ich weiß nicht, was mich beim Deeper Down Festival erwartet, aber es klingt gut. Freiluft, kleine Bühne, Bier – so kann das Wochenende beginnen.

Wie gesagt, zu viel Sonne ist nicht gut für mich. Nach dem gestrigen Abend bleibe ich meiner Taktik treu – am Samstag mache ich mich im Dunkeln auf den Weg ins Feierwerk. Dort erwarten mich, glaube ich, Menschen, die ebenfalls nicht viel aus dem Haus gehen – vielleicht auch aus anderen Gründen. Im Feierwerk – oder wie es heute genannt wird: Hansarien – findet die Super Geek Night statt. Neben den bekannten Spielstätten gibt es „eine Arcadehalle, ein Dungeon, geniale Drinks wie Butterbier oder Manatränke“ – klingt exotisch, aber interessant. Vielleicht nicht ganz meine Welt, aber vielleicht kann ich heute mit einigen Vorurteilen aufräumen! Prost – mit Zwergenbier! (Was auch immer das sein mag…)

München zeigt am Sonntag seine rebellische Seite – wohlgemerkt erst nach 10 Uhr-Messe und Sonntagsbraten. Aber trotzdem, es wird demonstriert – und zwar „gegen die Stilllegung der Stadt durch Luxussanierungen“. Anlass sind sämtliche großen Luxusneubauten in der Stadt, die die (armen) jungen Wilden, Künstler und Kreativen aller Art aus dem Zentrum vertreiben. Musik gibt es natürlich auch, unter anderem LUX peitscht die Demonstranten an.  

Neue Woche, Ende des Monats: Am Montag schreit mein Geldbeutel Alarm. Eigentlich habe ich gut gehaushaltet, die paar Tage werde ich schon noch überstehen. Trotzdem, heute trete ich langsamer. Ich schnappe mir meine rote Baywatch-Badehose – die passt farblich am besten zu meiner Haut – und ein paar Freunde, und ab in den Eisbach. Mein erstes Eisbachschwimmen dieses Jahr, Ende August. Das sagt ja eigentlich alles. Ausnahmsweise freue ich mich auch über die Sonne – meine Haut nimmt nach dem kalten Bad immer eine leicht bläuliche Farbe an…soll ich mal zum Arzt?…

Ein bisschen habe ich ja Gefallen gefunden an der Sonne gestern. Am Dienstag fahre ich in den Urlaub, genauer gesagt zum Strand – zum schönsten Strand der Stadt! Im Herzen der Stadt nehme ich Platz am GREAT BAVARIA REEF.
Ausgestattet mit Stärke 50 Sonnencrème und dem besten Sonnenschirm der Welt mache ich es mir gemütlich und lasse die Seele baumeln – das sollte man öfter tun, finde ich. Am Abend habe ich trotzdem Sonnenbrand, ich kann es auch nicht erklären. Unter schwierigsten Bedingungen befreie ich mich von den letzten Sandkörnern, dann wird der Sonnenbrand auskuriert. Ich stehe im Bad vor dem Spiegel – ich bin so rot wie eine Koralle.

Abschiedstourneen sind ja meist sehr emotional – die Rolling Stones, die Scorpions, und und und. Und, meistens kommen dann eh noch ein paar, Best Of-Alben sowieso. Im Milla ist am Mittwochabend auch Abschied, der Abschied von den Simeon Soul Chargers – zumindest in München. Dieser Abschied ist für mich sehr besonders – es ist auch mein erstes Konzert der Band. Aber ich werde mitgeschleppt von zwei großen Fans – und deren Musikgeschmack teile ich in der Regel. Abschied so kurz nach dem Kennenlernen – vielleicht erspart mir das den Schmerz… 

Es regnet wieder in München, am Donnerstag kann ich das auch gut gebrauchen. Ich muss arbeiten, die Miete zahlt sich nicht von alleine. Und ich merke, wie wenig ich von meiner Umwelt mitbekomme. Es ist Wochenmarkt im Viertel, zur Mittagspause hole ich mir immer eine Standard-Semmel beim Metzger (zwei Würste, versteht sich). Die Schlange ist heute erstaunlich lang – und jung. Die meisten Kinder und Jugendlichen sind aus dem Urlaub zurück. Mit Semmel in der Hand mache ich mich auf den Weg nach Hause: Back to work!

Nach dem harten Arbeitstag gestern habe ich mir das Wochenende wieder wohl verdient, ha! Ich schwappe am Freitag mit der musikalischen Welle erneut ins Glockenbachviertel, treibe die Stufen zum Milla hinab und bin wieder an altbekannten Stränden. Aus dem fernen Norden beglückt mich heute Ben Hawkins mit „souligem Groove“ – die Nürnberger haben ein spannendes Blues/Soul-Projekt geschaffen. Ihre Einflüsse beschreiben die vier Musiker als Otis Redding, Motown, Amy Wineshouse und the Black Keys – hohe Ansprüche, aber sehr verlockend. Der Abend verspricht tänzerisch zu werden, schließlich verspricht der Veranstalter, dass „wenn die elektrisierende Orgel einsetzt und der groovende Bass den Takt vorgibt, dann führt garantiert kein Weg mehr an der Tanzfläche vorbei“ – na dann….ich bin gespannt!

Matthias Kirsch

Foto: privat

Bandraumtour: So Not Seventy

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In unserer Reihe “Bandraumtour” geben wir mit Videos verschiedenster Künstler Einblicke in die Proberäume der Stadt. Im Bandraum von So Not Seventy gibt es zwei elementare Dinge, die so gar nichts mit Musik zu tun haben: Eine rosa Lampe namens “Jenny” und viele Packungen “Ramen Süppchen”.  Kein Wunder, dass ich die Band auch noch einen Pizzaofen wünscht.


Wie würdet ihr euren Proberaum in drei Wörtern beschreiben?

Ziemlich rauchig hier.

Was macht diesen Raum zu eurem persönlichen Bandraum?

Das Schild an der Eingangstuer.

Was war der schönste Moment in eurem Proberaum?

Als wir nach dem letzten Take fuer unser Debut „Every Goddamn Sunday“ zusammen ein Bier getrunken haben. (Das Album wurde komplett in unserem Bandraum recordet.)

Welche und wie viele Instrumente stehen bei euch?

Keine Ahnung…

Was ist der merkwürdigste Gegenstand in eurem Bandraum?

Der Mati hat mal einen Ventilator angeschleppt. Wir haben ihn noch nie eingeschaltet aber wahrscheinlich faengt er einfach an zu brennen.

Was gibt es zur Probe zu trinken?

Paulaner Spezi, Bierchen, Tantrum oder Kaffee.

Was macht ihr in eurem Bandraum, wenn ihr nicht probt?

Wir haben eine Dartscheibe. Ausserdem ist der Boden relativ gemuetlich wenn man Samstags nach dem Backstage hier pennt.

Teilt ihr euren Proberaum mit einer anderen Band? Wenn ja mit wem?

Nein, nur wir.

Könnte man in eurem Bandraum auch wohnen? Warum ja bzw. nein?

Klar, wir haben genug Ramen Sueppchen fuer ein ganzes Jahr.

Was seht ihr wenn ihr aus eurem Fenster schaut?

Keine Fenster. Schade.

Was ist toll an eurem Raum?

Wir haben eine Rosa Lampe, die Jenny. Die ist auch bei jedem Gig dabei.

Was stört euch?

Wir brauchen dringend einen Pizzaofen oder sowas.

Foto: So Not Seventy

Die SZ Junge Leute-Playlist im August

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Bon Iver ist zurück - das ist auch bei uns unübersehbar. Damit eröffnen und schließen wir unsere Playlist. Aber auch dazwischen findet sich wie jeden Monat aufregende Musik, ob alte Alternative-Rock Größen, deutsche DJs oder eine Band zum Verlieben - das uns vieles mehr findet Ihr hier in der Playlist!

Bon Iver – 22 (OVER SooooN)

Eines der schönsten neuen Lieder in diesem Monat? Da fällt meine Wahl ganz klar auf Bon Iver! „22 (OVER SooooN)“ heißt der neueste Song des Folk-Sängers, der mit allbekannt melancholischer und ruhiger Wohlfühlstimme auftrumpft. Charakteristisch für Bon Iver-Songs sind die vielen abwechslungsreichen Instrumente, die der Sänger teilweise selbst einspielt. Das Saxophon-Solo, welches ab 01:46 einsetzt, sorgt wahrhaftig für Gänsehaut-Feeling – im positiven Sinne versteht sich.  Ein Song, der nachdenklich stimmt. Der seine Zuhörer einlädt, sich einige Minuten lang ganz ihren schönsten oder traurigsten Gedanken, Gefühlen und Träumereien hinzugeben.

Barbara Forster


Alvaro Sofer - Sofia

Der Sommer ist endlich da! Zugegeben entspricht das nicht ganz meinem Musikgeschmack, aber bei heißen 35 Grad genau der richtige Soundtrack, um die Sonne zu genießen.

Serafina Ferizaj


Gus Black – Summerdress

Es soll Menschen geben, die den Herbst mehr lieben als den Sommer. Ich kann mich täuschen, aber Gus Black gehört zu diesen Herbstmenschen - auch wenn man das bei einem Song wie “Summer Dress” nicht vermuten möchte. Aber hier geht es wie so oft bei Gus Black nicht um fröhliche Augenblicke… es geht hier um Abgründe, mehr um das Scheitern, als um Liebe… ein großer Songwriter. Ein großer trauriger Songwriter!

Michael Bremmer


Ostblockschlampen - Echo

Eigentlich wäre ich diesen Sommer so gerne auf ein, zwei Festivals gefahren. Weil mir jedoch Terminkalender und Geldbeutel einen Strich durch die Rechnung zogen, müssen nun Küche und Bad als Tanzboden her halten. Für das nötige Festivalfeeling von SonneMondSterne sorgt die neue Single Echo des DJ-Duos Sophie Schäfer und Markus Lange, besser bekannt als Ostblockschlampen. Für mich ein absoluter Sommerhit!

Anastasia Trenkler


Rilès – Nowadays

Ein weiteres Wunderkind aus Frankreich: Rilès. Weil der Wuschelkopf echt was drauf hat, verzeiht man ihm sogar seine jugendliche Überheblichkeit. Eine gesundes Selbstbewusstsein hat ja auch noch keinem Musiker geschadet. Und seine Beats können sich wirklich sehen lassen!

Jacqueline Lang


Gregory Alan Isakov - Amsterdam

Ich bin im Sommer nicht so in Partystimmung, dafür ist es mir zu heiß. Lieber gemütlich auf der Terrasse, nach Sonnenuntergang. Dazu ein Glas Wein oder ein Bier, keine Cocktails oder mixed drinks. Das gleiche gilt für meine Musik - lieber gemütlich als laut und fancy. Diesen Sommer läuft wieder viel Gregory Alan Isakov. Letzte Woche war ich in Amsterdam - mit Isakov’s “Amsterdam” im Ohr. Wunderschöne Stadt, nur sieht es überall sehr ähnlich aus. Tut der Schönheit keinen Abbruch - wenn ich hier mal wegziehe, dann auf ein Hausboot. “And the churches and trains, they all look the same to me now” - damit kann ich mich abfinden.

Matthias Kirsch

Phoneix - If I ever feel better

Der perfekte Schlussmachsong: Abserviert zu werden ist bitter. Viel bitterer ist aber, wenn man wochenlang keine Musik hören kann, weil jeder Klang sofort all die so mühsam zusammen gerafften Emotionen, das Make-Up und Fassade zerfließen lässt. Bis man Phoenix “If I ever feel better” hört. Der Text ist tieftraurig der eigenen Situation entsprechend “They say an end can be a start Feels like I’ve been buried yet I’m still alive, It’s like a bad day that never ends”. Die Melodie dagegen ist so beschwingt und leicht, dass sie dich erleichtert und ohne emotionale Dramen durch den Tag bringt.

Anne Gerstenberg

Dillon - Thirteen Thirtyfive (Live at Haus der Berliner Festspiele)

Thirteen Thirtyfive von Dillon ist eines der wenigen Lieder, bei dem ich seit Jahren jedes Mal wieder Gänsehaut kriege. Mitte September bringt Dillon jetzt ein Live-Album vom Haus der Berliner Festspiele raus. Die erste Single-Auskopplung natürlich: Ihr mit Abstand größter Erfolg Thirteen Thirtyfive. Durch die Live-Atmosphäre, den dezenten Background-Chor und die live noch zerbrechlicher klingende Stimme der Sängerin gibt’s hier sogar noch etwas mehr Gänsehaut als im Original von 2011.

Elisabeth Kagermeier


Placebo - Jesus’ Son

Placebo waren mein erstes Konzert, das ich damals mit zarten 16 Jahren in der Münchner Olympiahalle gesehen habe. Damals noch sitzend, dass man bei Konzerten etwas anderes tun kann als sitzen und zuhören, war mir noch etwas suspekt. Ich habe die Band noch ein zweites, ein drittes und vielleicht bald ein viertes Mal gesehen - jedes Mal haben mich die abgedreht-intelligenten Texte und die charakteristische Musik begeistert. Jetzt erscheint nun nach 20 Jahre ein Best-Of Album, mit Jesus’ Son als einzigem neuen Song. Und das Lied ist einfach typisch Placebo - und das kann man durchaus als Qualitätsmerkmal verstehen.

Philipp Kreiter

PERIPHERY — The Way The News Goes

So schnell habe ich nicht frisches Material von PERIPHERY erwartet — immerhin liegt ihre letzte Veröffentlichung in Form des fulminanten Doppelalbums „Juggernaut: Alpha“ und „Juggernaut: Omega“ erst ein Jahr zurück. Offensichtlich verfügt die US-amerikanische Progressive Metal-Band aber über erstaunlich wohlgesinnte Musen, da sie nun Ende Juli dieses Jahres bereits ihre neueste Platte, „Periphery III: Select Difficulty“, vorgelegt hat. Die Scheibe wartet mit gleich elf neuen, erfreulich abwechslungsreichen Songs auf, die wieder einmal den für PERIPHERY so charakteristischen Spagat zwischen eingängigen Melodien und technisch hochkomplexen Instrumentalparts meistern. Besonders erwähnenswert ist hierbei The Way The News Goes. Blastbeats und tiefgestimmtes Geshreddere, über denen (ähnlich wie bei OPETHs „The Lotus Eater“) Spencer Sotelos ausdrucksstarker Klargesang schwebt; filigran mäandernde Gitarrenharmonien, unter denen stets das polyrhythmische Grundgerüst der Musik wummert; eine besagte Melodien zunächst aufgreifende, dann aber in deutlich melancholischere Gefilde versinkende Klavierpassage — all dies sorgt dafür, dass ich mir dieses Lied (und das Album insgesamt) momentan in Dauerschleife anhöre.

Maxime Weber

Von Wegen Lisbeth - Becks Ice

Von Wegen Lisbeth suchen nach Antworten auf Fragen des Alltags: Was tun, wenn auf einer unerwartet alte Bekannte vor einem stehen, mit denen man jedes zukünftige Aufeinandertreffen vermeiden wollte? Oder: Warum sollten manche Partys lieber in einem Kloster stattfinden? Sie treffen damit den Nagel auf den Kopf. Denn wer hat sich nicht schon mal die Frage nach den Lippen und den Kippen gestellt?

Katharina Würzberg


Bastille - Fake It

Wiedererkennungswert hat die weiche Stimme des Sängers von Bastille auf jeden Fall, und auch die teils hymnenartig anmutenden, elektronisch aufgewerteten Songs der Londoner Band sind eigentlich nichts neues mehr. Diesem Konzept bleiben die vier Musiker auch bei der neuen Single „Fake it“ aus ihrem aktuellen Album „Wild World“ treu, aber das wird nach wie vor nicht langweilig. Im Gegenteil. „Oh my lover, my lover, my love we can never go back and lets try our very best to fake it“ - ich spüre Spätsommerwind auf der Haut und Sternenwolkenhimmel über mir.

Theresa Parstorfer


The Kills - Hum For Your Buzz

Ein Album zu hören ist die eine Sache. Eine Band dieses Album live spielen zu sehen, eine ganze andere. Mit etwas Glück ist nämlich diese Band einfach unglaublich gut und mitreißend, mit einer charismatischen Sängerin und einem Gitarristen, der das gesamte Publikum in seinen Bann zieht. Die Rede ist von The Kills - Eine Band, die ich glücklicherweise diesen Monat auf dem Frequency Festival entdeckt habe. Ich kannte vorher vielleicht ein oder zwei Songs, aber eher zufällig mitgehört als wirklich bewusst wahrgenommen. Doch dann standen diese zwei unglaublichen Musiker vor mir auf der Bühne und spielten so ein unglaublich gutes Konzert, mit so offensichtlicher Liebe zur Musik und zueinander, dass man sich einfach ein bisschen verlieben musste. Das habe ich dann auch getan, für die Stunde, die ich vor dieser Bühne total hin und weg war. Geblieben ist dieses Album, und eine neue Band in meiner Musiksammlung. 

Marina Sprenger

Bon Iver - 10 d E A T h b R E a s T ⚄ ⚄ (Extended Version)

Bon Iver. Tausendmal jeden noch so kindischen Herzschmerz damit überstanden. Tausendmal Prüfungsstress damit überlebt. Tausendmal kurz vorm Herzinfarkt und von der soften Melancholie Justin Vernons in den Schlaf gewogen, beruhigender als zehn Valium. Mein erstes Date mit meinem Freund (überzeugter Metal-Core-Hörer, aber man kann Bon Iver einfach nicht nicht mögen): Wir sind die ganze Nacht in meinem Zimmer auf dem Boden gelegen und haben uns die soften Gitarren-Schnulzen reingezogen. Bon Iver sind einer der wenigen Konstanten in meinem Leben. Die Songs werden nie alt, lassen sich nicht tothören, selbst nach dem 100. 0000 Mal Play-Drücken bei “Blood Bank”. So weich, wie das Kissen nach einem langen Tag und so herzerwärmend wie das lauwarme Bier in der Lieblingsbar. Jahrelang kein neues Material - das hat mich deswegen kaum gestört. Und plötzlich heißt es dieses Jahr, Justin geht wieder auf Tour und veröffentlich zwei herrlich abgedrehte Songs. Trotz kryptischer Zeichenkombos als Titel und einem Soundmix, der nach einer Patchworkdecke aus Elektroelementen, Stimmengewirr und der typischen Acousticgitarre klingt, sind es immer noch Bon Iver. Hallo, alte Freunde! Auf weitere 10 Jahre mit euch.

Verena Lederer

Und hier geht’s zur Playlist!

Endlich Montag

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Viel Motivation, wenig Morgenmuffel: So erobert Hannah Klose, 25, gerade die Bühnen der Gründer- und Digitalszene. Allein im September moderiert sie bei drei Events.

Von Susanne Krause

Hannah Klose liebt Montage. Da schickt sie ihren regelmäßigen „Monday, I love you“-Newsletter los. Und das schon mal um halb sechs Uhr morgens auf dem Weg ins Fitnessstudio. Wenn man sie mittwochabends anruft, fährt Hannah nach einem Elf-Stunden-Tag im Büro gerade zum Krafttraining – „zum Ausgleich“, kommentiert sie fröhlich.

Und was ist mit Freitag? „Freitag ist auch toll“, sagt Hannah, während sie mit einem Stück Karottenkuchen das Wochenende einläutet. Erschöpft wirkt sie immer noch nicht.

Für Erschöpfung ist kein Platz in Hannahs Terminkalender. Im September moderiert die 25-Jährige bei gleich drei Veranstaltungen: bei der Virtual- und Augmented-Reality-Messe „Digility“ in Köln sowie bei dem Start-up-Event „Venture Wiesn“ und dem dreitägigen Gründerfestival „Bits & Pretzels“ in München. Mit Letzterem hat sie ihr persönliches Jahresziel erreicht. „Ich habe meinen engen Freunden und Familienmitgliedern gesagt: 2016 will ich bei Bits & Pretzels auf der Bühne stehen“, erzählt sie. „Dann habe ich einen der allergrößten Namen der Münchner Gründer- und Digitalszene in meinem Portfolio.“ Ganz schön viel Karrierebewusstsein für eine 25-Jährige.

Es gibt viele junge Menschen, die davon träumen, auf der Bühne zu stehen. Die Moderation von Start-up- und Digitalkonferenzen haben dabei jedoch die wenigsten im Kopf. Wie kommt man zu so einem Traum? Der erste Schritt klingt bei Hannah noch ähnlich wie bei vielen, die es ins Scheinwerferlicht zieht: Rampensau von Kindesbeinen an; Theater, Chor, Musical. Deswegen schreckt es Hannah auch nicht ab, als sie bei ihrem ersten Vollzeit-Job nach dem Studium gleich eine Eventreihe moderieren soll: 12min.me.

Für das Vortrags- und Networking-Format, entstanden in Hamburg, steht sie nun seit fast zwei Jahren auf der Bühne. Hannahs Arbeitgeber – die Digitalschmiede Mantro – ist Initiator und Sponsor für die Münchner Variante der Veranstaltungsreihe, die junge Frau engagiert sich jedoch gleichzeitig privat für den überregionalen Verein hinter dem Event. Für sie ist das 12min.me deshalb eine Mischung aus Arbeit und Freizeit. Und eine Herzensangelegenheit.

Wer die Zeitbegrenzung
von zwölf Minuten überschreitet,
fliegt von der Bühne

Einmal im Monat steigt die 25-Jährige in ihre knallroten Pumps – passend zur Farbe des Logos –, moderiert drei Vorträge aus den Bereichen Business und Digitales an und kehrt charmant jeden von der Bühne, der die strenge Zeitbegrenzung von zwölf Minuten überschreitet. Im anschließenden Netzwerk-Geplänkel wandert sie fleißig von Besucher zu Besucher. Das waren zuletzt immerhin bis zu 160.

12min.me war für Hannah ein Sprungbrett. Nicht nur um Kontakte zu knüpfen, sondern auch, um zu erkennen: Moderation macht ihr Spaß. Und so beginnt sie, auch über 12.min.me hinaus ihre Fühler nach anderen Moderationstätigkeiten auszustrecken. Fündig wird sie vergangenes Jahr bei einem Gespräch mit Daniel Fürg. Der ist gerade dabei, in München die Innovations- und Zukunftskonferenz 48forward auf die Beine zu stellen – und sucht noch eine Moderatorin. „Hannah hat einfach gut gepasst“, sagt der Organisator, der die 25-Jährige bereits bei 12min.me auf der Bühne gesehen hatte. „Wir versuchen bei der 48forward eine lockere Atmosphäre zu schaffen, in der man sich wohlfühlt. Dafür war ihre herzliche Art ideal.“ Hinzu komme, dass sie sich durch ihren beruflichen Hintergrund gut mit Innovations- und Zukunftsthemen auskennt. „Im Nachhinein wüsste ich nicht, was nicht perfekt war“, sagt Fürg über Hannah, die in einem Zwölf-Stunden-Marathon 30 Speaker angekündigt hatte. Im November wird sie erneut für die Konferenz auf der Bühne stehen.

Vorher jedoch ihr persönliches Jahresziel: Bits & Pretzels. Bei dem dreitägigen Festival moderiert sie auf der sogenannten Pitch-Stage Gründer an, die mit ihren Ideen um Investorengelder buhlen. „Ich habe solchen Spaß daran, diese Leute und ihre Ideen zu präsentieren“, sagt Hannah. „Gründer sind unheimlich spannende Persönlichkeiten – mutige Menschen, die sich gegen sämtliche Hürden stellen und immer weitermachen.“

Auch Hannah selbst ist jemand, der nicht so leicht locker lässt. Um ihr Jahresziel zu erreichen, hat sie immer wieder bei den Organisatoren der Bits & Pretzels nach dem neuesten Stand gefragt, ihre Eventreihe 12min.me als Netzwerkpartner mit eingebracht und schließlich eine Initiativbewerbung für eine der Moderatorenstellen losgeschickt. „In solchen Fällen schmeiße ich mich einfach mutig ran“, sagt sie.

Ehrgeiz eben? Hannah zögert. Sie sei unsicher, ob sie so viel ehrgeiziger sei als andere. Und es stimmt: Wo man der jungen Frau einen Plan zugetraut hätte, den sie seit Studienbeginn straff durchzieht, offenbaren ein paar Nachfragen diverse Zufälle und Bauchentscheidungen, die dazu geführt haben, dass Hannah Klose heute nicht Tourismus-Marketing für Nord-Rhein-Westfalen macht, sondern die Münchner Start-up-Szene aufmischt.

Ihre Stärke sieht Hannah weniger in ihrem Ehrgeiz, als vielmehr in ihrer positiven Grundeinstellung und der Fähigkeit, sich zu motivieren. Eben jenen Charakterzügen, die sie zu nachtschlafender Zeit „Monday, I love you“-Botschaften verschicken und nach langen Arbeitstagen auf einem Trainingsgerät statt dem Sofa liegen lässt. Dass sie damit klingt wie ein Musterbeispiel aus dem Coaching-Lehrbuch, kommt nicht von ungefähr: Hannah war drei Jahre lang als Trainerin und Vorstandsmitglied bei „Rock Your Life“ aktiv. Die gemeinnützige Organisation unterstützt Schüler durch Coaching dabei, ihren beruflichen Weg zu finden.

Auch wenn sie sich inzwischen etwas aus dem Verein zurückgezogen hat: In dieser Zeit hat die 25-Jährige nicht nur gelernt, Potenziale und Motivation in Jugendlichen zu wecken, sondern die Coachingtechniken auch auf sich selbst anzuwenden. So gut, dass sie auf den handelsüblichen Durchschnittspessimisten schon mal einschüchternd wirken kann. Insbesondere, wenn Hannah die Bühne verlässt und man merkt: Die macht nicht nur da oben einen auf herzlich und positiv. Die ist wirklich so.

Foto: Kristina Assenova


Von Kopf bis Fuß

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Weil Essen neben Schreiben meine größte Leidenschaft ist, konnte ich es mir natürlich nicht entgehen lassen, Vincent Fricke nach unserem Gespräch auch selbst in seinem Pop-Up Restaurant Fleischkonsum zu besuchen. Eine Kritik.

Das Nudo sieht heute ein bisschen anders aus. An der Wand hängen Bilder von Schweineköpfen, in der Vitrine liegen Schenkel. Das leicht veränderte Interieur hat einen Grund: Für insgesamt acht Tage ist das Pop-Up Restaurant Fleischkonsum hier zu Gast. Auf der Karte stehen deshalb statt Pasta diverse Innereien. Ganz schön viel Fleisch gegen übermäßigen Fleischkonsum - so hat Jungkoch Vincent Fricke mir seine Idee erklärt.

Doch kommen wir nun zum Wesentlichen, dem Menü: Den Anfang macht ein Aperitif, der in diesem Fall ganz ohne Alkohol und flüssige Konsistenz auskommt: zwei winzige Häppchen, die hübsch anzusehen sind, aber nichts mit Fleisch zu tun haben. Dafür zeigen die Miniaturbrote aber sehr schön, wie die gleiche Zutat bei anderer Zubereitung völlig anders schmecken kann. Radieserl mit Kresse und eingelegtes Radieserl haben geschmacklich nur noch wenig miteinander gemein. Lecker ist beides.

Der erste Gang kommt in einem kleinen Schälchen daher: knusprige Schweineohren-Streifen. Weniger ein Gang als ein Snack. Und weil man ja immer sofort überlegt, wonach das eigentlich gerade schmeckt, was man isst: Es schmeckt wie die Kruste vom Schweinebraten. Mhmm.

Der zweite Gang ist der erste Gang, bei dem ich ein wirkliches Aha-Erlebnis habe. Kalbsbackerl habe ich im vergangenen Winter selbst ab und zu geschmort, aber die Schweinebacke ist für mich Neuland. Genauso wie Kinn und Kiefermuskel. Wahrlich eine Hommage an das Hausschwein – vor allem in Kombination mit dem leckeren Artischockenpüree!

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Auch der dritte Gang weiß zu überraschen: Der Gurkensaft ist eher unspektakulär, der Rettichschaum hat eine leicht irritierende Ziegennote – später stellt sich heraus, dass Ziegenfrischkäse enthalten ist – dafür ist aber das Knochenmark mit karamellisierten Zwiebeln eine echte Entdeckung. Für alle, die eher skeptisch sind: Schmeckt wie flüssig-cremiger Schweinebraten und zergeht im wahrsten Sinne des Wortes auf der Zunge!

Mein persönlicher Lieblingsgang ist dennoch der vierte Gang: Ravioli vom ganzen Zicklein mit Kapern und kalter Tomatensoße aus grünen Tomaten. Einziger Kritikpunkt: Das ganze Zicklein ist durch den Wolf gejagt, weshalb einzelne Bestandteile nur zu erahnen sind und es nur der Ziegen-Geschmack ist, den manche vielleicht stören könnte. Trotzdem köstlich! Grüne Tomaten sind eh schon länger ein Geheimtipp, weil sie weniger Säure als rote Tomaten enthalten, aber auf eine kalte Soße bin ich in dieser Form selbst noch nicht gekommen.

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Der fünfte Gang hält mit Herz und Schwanz vom Rind wieder zwei echte Schmankerl bereit. Und Steinpilze gehen sowieso immer. Das Roast Beef ist im Verhältnis allerdings eher fad. Mag aber auch an der Konkurrenz liegen.

Kommen wir zum wichtigsten Gang, wenn es nach mir geht: die Nachspeise. Auch die kommt ohne Fleisch aus. Und es wäre übertrieben zu sagen, es sei DIE beste Crème Brûlée, die ich je gegessen hätte, aber es ist auf jeden Fall eine der besten.

Was ich mitnehme von einem Abend voller Fleisch? Dass ich kulinarisch immer noch viel lernen kann und das Essen einfach immer glücklich macht. Manchmal hätte ich mir noch ausgefallenere Zutaten oder Zubereitungsarten gewünscht. Andererseits ging es ja nicht darum, möglichst ausgefallene Kreationen zu zaubern, sondern vielmehr zu zeigen, dass auch Innereien was für Jedermann sein können. Großartig ist deshalb, dass jeder eine Auswahl der Rezepte zum Mitnehmen bekommt. Und wunderbar subtil schafft es Vincent Fricke, wieder einen Bezug zwischen Tier und Nahrungsmittel herzustellen. Chapeau!

Wer mehr über Vincent erfahren möchte: http://jungeleute.sueddeutsche.de/post/149324362126/fleischeslust

Text: Jacqueline Lang

Fotos: VIncent Fricke und Alexandra Casper

Die vergessene Insel

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Die Münchner Jura-Studentin Victoria Lehmann hat auf der griechischen Insel Chios Flüchtlinge beraten. Es gab Erlebnisse, die sie auch hier in Deutschland nicht loslassen. Ein Gespräch.

Victoria Lehmann macht im Frühjahr ihr erstes Staatsexamen und sie gibt Rechtsinformationen für Flüchtlinge. In Griechenland. Zusammen mit ihren Freundinnen Mahja Afrosheh und Nessrin Scheppach verbrachte sie eine Woche auf Chios, einer kleinen, griechischen Insel etwa 15 Kilometer vor der Türkei.

SZ: Es ist schon ganz schön mutig, einfach nach Griechenland in ein Flüchtlingscamp zu gehen.
Victoria Lehmann: Was heißt mutig? Wir waren ja im Team unterwegs und haben auch gemeinsam in einer Unterkunft geschlafen, also waren wir nie alleine. Außerdem sind dort viele ehrenamtliche Helfer unterwegs, wir waren in ein größeres Netzwerk von Hilfsorganisationen eingebunden. Ich hatte also nie Angst.

Was hat dich bewogen, das zu machen?

Während des Studiums hat man sehr viel mehr Zeit als später im Job. Ich arbeite schon nebenbei in einer Kanzlei für Asylrecht und möchte später auch in diese Richtung gehen. Außerdem: Wenn man schon das Wissen für diese Rechtsinformationen hat, wäre es schade, damit nicht zu helfen, wenn es so dringend nötig ist.

Wie bist du zu dem Projekt gekommen?
Ich bin seit Jahren bei Amnesty International in der Hochschulgruppe und auch bei anderen NGOs aktiv und so zum Thema Asyl und Flüchtlinge gekommen.

Wie habt ihr vor Ort gearbeitet?
Beim Frühstück gab es die erste Teambesprechung, also: Wer macht was? Dann ging es in das Camp. Wir haben den Flüchtlingen erklärt, was rechtlich beim Asylverfahren auf sie zu kommt und welche Fragen gestellt werden könnten. Abends haben wir dann noch eine Art Homeoffice gemacht, also Anträge bearbeitet und Daten hochgeladen. Auch jetzt noch, also zurück in Deutschland, versuchen wir ein bisschen nachzuarbeiten. Denn der Bedarf vor Ort ist nach wie vor sehr groß, Chios ist ein bisschen die vergessene Insel.

Die vergessene Insel?
Ja, die mediale Aufmerksamkeit liegt eher auf Lesbos. Die Lage in Chios ist nicht so bekannt, keine Vertreter der EU oder der UN waren hier. Es gab auch keine Rechtsinformationen dort. Darunter haben die Menschen besonders gelitten.

Inwiefern?
Man merkt sehr schnell, dass es nicht nur die Bedingungen der Unterbringung sind, die die Menschen belasten. Das Wissen, dass sie hier so schnell nicht wieder weg können und dass kaum Informationen durchkommen, ist allgegenwärtig. Sie erdrückt einen beinahe.

Was genau konntet ihr vor Ort tun?
Seit dem Abkommen mit der Türkei gilt ja, dass nur noch für vulnerable Gruppen die Türkei kein sicherer Drittstaat ist, also wenn man beispielsweise schwanger ist oder minderjährig. Wir haben die Flüchtlinge auf die Interviews und die Fragen dazu vorbereitet.

Wie sind die Bedingungen im Camp allgemein?
Eines der Hauptprobleme ist die fehlende Privatsphäre. Familien stellen ihre Schuhe zur Abgrenzung nebeneinander auf, um sich zumindest eine Art Rückzugsraum zu schaffen. Außerdem haben die Plastikzelte keine Fenster und erhitzen sich sehr schnell. Die sanitären Anlagen sind katastrophal. Es herrscht einfach ein unglaubliches Gefühl der Verzweiflung. Man kann sich nicht vorstellen, dass das Europa ist und dass auf der gleichen Insel Touristen ihren Urlaub genießen.

Welche Erlebnisse lassen dich auch hier in Deutschland nicht los?
Puh, es gab so viele. Aber einmal demonstrierten zum Beispiel die Einwohner Chios am Eingang des Camps. Etwa 200 Leute versammelten sich und zündeten unter anderem Bengalos. Als die Demonstration begann, war ich noch im Camp. Um mich herum zuckten die Kinder zusammen und versteckten sich. Sie kannten die Geräusche noch aus Syrien und konnten erst einmal nicht unterscheiden, dass das nur eine Demonstration war. Da wird einem bewusst, wir können die Lücke im System nicht füllen, ein Gefühl der Ohnmacht.

Möchtest du gerne noch einmal nach Griechenland?
Jetzt mache ich erst mal Examen im Frühjahr, davor wird es knapp. Wir hatten natürlich mit dem Gedanken gespielt, aber das macht im Moment zeitlich keinen Sinn.

Interview: Pia Teresa Weber

Foto: Mahja Afrosheh

Das wird groß. Sehr groß

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Musikfans haben Anfang Novemer ein Festival in ihrem Kalender dick unterstrichen: das Sound-Of-Munich-Now-Festival, veranstaltet vom Feierwerk und der Süddeutschen Zeitung. Auch dieses Jahr werden wieder 40 unterschiedliche Künstler auf der Bühne stehen - und doch ist etwas neu: Erstmals wird auch der “Sound Of Augsburg Now” und der “Sound Of Regensburg Now” präsentiert.

 Von Theresa Parstorfer

Der Sound der Stadt ist immer frisch, immer neu und immer hörenswert – und das hat sich auch im achten Jahr des Festivals „Sound Of Munich Now“ nicht geändert. Seit 2009 haben es sich die Süddeutsche Zeitung und das Feierwerk zur Aufgabe gemacht, der Vielfalt der Münchner Bandszene nachzuspüren und auch neue Musiker zu entdecken. 131 unterschiedliche Münchner Bands haben seitdem auf dem „Sound Of Munich Now“ gespielt – und heuer kommen einige Neuentdeckungen dazu. Das Line-up strotzt vor neuen Gesichter, wird aber auch dieses Jahr unterstützt von mittlerweile - zumindest lokal - bekannten Größen.

Während Les Millionnaires mit Retro-Charme und Hipster-Schick und Nick And The Roundabouts mit melancholischen Liebesliedern zuvor auch schon in anderen Bandkonstellationen mit Musik made in Munich überzeugen konnten, stehen Nick Yume und Die Sauna gerade erst am Anfang einer sehr vielversprechenden Musikkarriere. Nick Yume hat Mitte August Rihanna in Bukarest supportet,  sein Remake des Songs „Allein, Allein“ von Polarkreis 18 wurde allein im ersten Monat 210000 Mal gestreamt. Die sechs jungen Männer von Die Sauna wiederum schafften es ins Finale des Sprungbrettwettbewerbs und machen bei Konzerten ihrem Namen alle Ehre, indem sie das Publikum gehörig zum Schwitzen bringen - mit Musik, die voller Kraft, Ehrlichkeit und Innovation steckt. The Sound of Munich Now ist also auch dieses Jahr wieder am Puls der Zeit - und wer Künstler gesehen haben will, von denen im kommenden Jahr bestimmt noch die Rede sein wird, der ist am 4. und 5. November im Feierwerk mit Sicherheit richtig.

Das Festival „Sound of Munich now“ ist „eine gute Plattform für den Austausch der Münchner Szene“ - so lautete das Presseurteil nach der Auftaktveranstaltung im Herbst 2009. Und das gilt auch heute noch. Oder wie hieß es in der SZ so schön über das Festival: „Das ist das Schöne an Sound of Munich now, das Sich-Kennen und Kennenlernen, egal ob Musiker oder Zuhörer. Wer wegen einer bestimmten Band kommt, geht garantiert mit der Musik einer Neuentdeckung im Kopf nach Hause, wer sich spontan in eine Sängerin verliebt, kann diese nach ihrem Auftritt noch an der Bar treffen.“

Dass man sich in der Landeshauptstadt aber auch dafür interessiert, was anderswo im Freistaat passiert, wird mit “The Sound of Regensburg Now” und “The Sound of Augsburg Now” gezeigt. Zum ersten Mal werden Bands aus nicht minder schönen Städten auftreten. Aus Augsburg reist beispielweise We Destroy Disco an – natürlich wollen die fünf jungen Männer nicht den Club demolieren. Vielmehr bringen sie melancholische Songs in die Weltschmerzstadt mit Herz. King The Fu (ebenfalls aus Augsburg) dagegen spielen sehr melodiösen Elektro-Pop, mit einer starken Stimme, die auch in nachdenklichen, akustischen Balladen überzeugen kann. 

Cato Janko aus Regensburg präsentieren live geschnitzte Loops, Gitarrenmelodien und schöne Texte, die mal zerbrechlich klingen und dann wieder Lust aufs Tanzen machen und fröhlich in der Dunkelheit leuchten. Wie viel Liebe und Mühe und Zeit die Musiker von containerhead in ihre Songs legen, sieht man nicht nur an einigen Überlängen (8 Minuten!), sondern auch an den kunstvoll arrangierten Melodien, aus Klavier, Gitarre, Loops, Synthesizern, die manchmal Minutenlang einen Teppich aus Klang weben, in dem immer wieder neue Facetten entdeckt werden können.

Diese, und noch viele andere Künstler aus Augsburg und Regensburg werden am 5. November 45-Minuten-Sets vorstellen können, während der Sound of Munich wie auch in den vergangenen Jahren im 15-Minuten-Takt versetzt auf zwei Bühnen präsentiert werden wird.

Zum Sound Of Munich Now gehört natürlich auch die Club-Musik. Münchens Szene für elektronische Tanzmusik hat sich nach Pionieren wie Giorgio Moroder oder DJ Hell maßgeblich weiterentwickelt. Heute muss sich München im Vergleich zu anderen Städten sicherlich nicht verstecken. Der Abend „Sound of Munich now Electronica“ präsentiert die vielzähligen Spielarten: zwischen House, Techno, Drum and Bass und Ambient-Klängen deckt das Festival die bunte Szene ab, die München momentan repräsentiert. Zu hören sein wird beispielsweise der junge Münchner Leon Weber, der sich LCWA nennt und mittlerweile mehr als 74000 Likes auf Facebook vorzuweisen hat. Der junge Künstler, der mittlerweile von Sony unter Vertrag genommen wurde, wird zeigen, dass es auch in München den Zeitgeist aus geremixten Akkustiksongs mit Deep-House Einflüssen a la Alle Farben und Robin Schulz gibt.

Hier das Programm im Überblick:

Freitag, 4. November, Kranhalle, Sound Of Munich Now Electronica, Einlass/Beginn 22 Uhr:
jean blanc, Arta Narini, Marcella, Pech & Schwefel, Shime, Essika, Mindsight und LCAW

Samstag, 5. November, Orangehouse, Sound Of Augsburg Now, Einlass 18 Uhr / Beginn 19 Uhr:  Endlich Blüte, King the Fu, Maybellene, SAN Antonio KID, WE DESTROY DISCO

Samstag, 5. November, Kranhalle, Sound Of Regensburg Now, Einlass 18 Uhr / Beginn 19 Uhr: Cat Stash, CATO JANKO, containerhead, Desmond Myers, short story sports

Samstag, 5. November, H 39, Sound Of Munich Now, Einlass 18 Uhr / Beginn 19 Uhr: Antun Opic, Bavarian Blast, Claire Jul, Die Sauna, Emmi King, Future Days, Gaddafi Gals, GrGr, Julia Kautz, Les Millionnaires, Lisaholic, Matthew Austin, mola, Monaco F, MURENA MURENA, Nick & The Roundabouts, Nick Yume,  Pour Elise, Rapid, The Irrigators, Tom Wu

Der Eintritt ist frei. Daher wird mit mehr Gästen gerechnet als Platz haben - von daher gilt: früh kommen!

Archiv-Foto vom Festival 2015: Käthe deKoe

Band der Woche: Vertigo

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Rock`n`Roll steht längst nicht mehr für Skandale und Drogen, die Band Vertigo weiß das und verwandelt den “Highway to hell” kurzerhand zur “Highroad to Happiness”. Gute Rockmusik machen sie trotzdem.

Was ist nur mit dem Rock ’n’ Roll passiert? Was ist aus diesem einst aus der Widerspenstigkeit heraus geborenen Genre der Rock-Musik geworden? Ein Genre, in dem provoziert wurde. Ein Genre, vor dem Eltern und Großeltern einstimmig warnten und die Musiker wie die Fans sich abseits der Gesellschaft positionierten, fröhlich grölend, mitten auf dem „Highway to hell“. Und jetzt sind die Rock ’n’ Roller die schönsten Schwiegersöhne von allen, auf die sich alle einigen können – bei Bandwettbewerben genauso wie bei buddhistischen Selbstfindungskursen.

Exemplarisch dafür steht die Münchner Band Vertigo (Foto: Laura Fiona Holder), die in diesem Jahr den Sprungbrett-Wettbewerb des Feierwerks gewann, ihr kommendes Album erfolgreich per Crowdfunding finanzierte und einen Song im Gepäck hat, mit dem programmatischen Titel „Highroad to Happiness“. Ja, Vertigo, eine Band, die den Anspruch für sich verficht, authentische Rock-Musik zu machen, sich also damit abgrenzen möchte von all dem Mainstream-Indie und dem Konsens-Elektro, ist gleichzeitig auch Kind ihrer Konsens-Zeit – eine Zeit, in der man eher durch gute Leistung als durch Herumsandeln überzeugt.

Dass die vier Jungs von Vertigo das können, was sie tun, steht außer Frage. Sie können das sogar wirklich gut – sehr tight spielen sie da zum Teil gar nicht unkomplizierte Rhythmen, intonationssicher jault Lead-Sänger und Gitarrist Mario Hain darüber, lässt die Stimme absichtlich ein wenig brüchig klingen. Man macht das einfach so, wenn man heutzutage Rock-Musik spielt. Und damit führen Vertigo das weiter, was die Guns ’n’ Roses in den Neunzigerjahren begannen – sie überführen Rockmusik in den Pop. Doch ohne die Skandale eines Axl Rose, denn Skandale und Drogen sind spätestens seit Amy Winehouse aus der Codestruktur konsensfähiger Rockmusik herausgefallen. Drogen sind uncool, Skandale auch. Heutzutage macht man die Dinge richtig, im dem Sinne, wie es die Erwachsenen definieren. Oder noch richtiger als es die heute im Großelternalter angekommenen Sechziger- und Siebzigerjahre-Rebellen es jemals zu träumen wagten.


Man darf das nicht falsch verstehen, Vertigo machen ihre Sache richtig gut. Sie haben sich vor ungefähr vier Jahren während des Studiums in München kennengelernt. Sie beschäftigen sich in ihrer Kunst mit Themen, „die für uns selbst gerade interessant und wichtig sind und damit wohl auch die Gefühle und Sehnsüchte unserer Generation widerspiegeln“, erklären sie. Das seien Liebesthemen, Zukunftsunsicherheiten und Fernweh – ja, diese Generation sieht ganz andere dunkle Wolken über ihrer Zukunft hängen als es noch vor 40 Jahren der Fall war, als die Jugend lustvoll und voller Agit-Prop-Spaß gegen den Staat aufbegehrte. Mit dem Staat hat man heute weniger Probleme, man weiß nur auch, dass dieser einen im Zweifelsfall nicht retten wird.

Rückzug ins Private lautet in solchen Fällen der Slogan seit dem Biedermeier. Und auch das ist nicht negativ, in der Romantik ist großartige Hausmusik entstanden. Und die Musik von Vertigo ist eben ebenso gut gemacht, detailreich ausgefüllt und ein wenig wie die rock ’n’ rollige Variante von zwei Bands, die vor ein paar Jahren in München diese biedermeierliche Ästhetik dem Indie-Rock aufstülpten: This is the Arrival und Hello Gravity. Die scheiterten letztlich nicht an mangelnder Zuneigung der Fans, aber an der Big-Business-Musik-Industrie, die sie verhökern wollte, was bei der Zartheit beider Bands zum Scheitern verurteilt war.

Deshalb kann man Vertigo nur wünschen, dass sie noch möglichst lange bei sich bleiben, denn diese spezielle Gefühl ihrer Generation treffen nur sie so gut, das kapiert kein Musikmanager mehr richtig, der bereits jenseits der 30 ist.  Rita Argauer

Vertigo

Stil: Neo-Rock
Besetzung: Mario Hain (Gesang, Gitarre), Andre Akansu (Gitarre, Gesang), Sebastian Stöckl (Bass), Wolfgang Winkler (Schlagzeug)
Aus: München
Seit: 2012
Internet:www.vertigo-band.com

Neuland: Wunder

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Hinter jedem Bild steckt auch ein Mensch. Das will Oliver Tippl in dem neuen Magazin Wunder zeigen, das Ende September erstmals erscheint.

Der Abiturient Oliver Tippl, 17, entwickelt seit Anfang Juli in München zusammen mit Schwester Janina Tippl, 24, das Porträt-Magazin Wunder. Das etwa 200 Seiten dicke Heft wurde ausschließlich vom Münchner Fotografen Christoph Schaller mit Fotos bestückt.

Die Idee des Magazins soll das „Wunder Mensch“ sein. Oliver, der selbst, seit er 13 Jahre alt ist, als Model arbeitet, liest schon lange Independent-Magazine mit Fotostrecken. „Das ästhetische Auge wird befriedigt, aber die Magazine bieten zu wenig Inhalt“, sagt Tipple. Er wolle die Personen hinter den Bildern vorstellen. Daher auch der Titel. „Jeder Mensch hat etwas zu erzählen, egal wer“, sagt Oliver. Die erste Ausgabe hat eine Mischung verschiedenster Personen im Heft, zeigt Tänzer, ein ehemaliges Bond-Girl und Flüchtlinge. Das Alter der Porträtierten ist genauso bunt gemischt. Um einen roten Faden zu erhalten, hat Oliver für das erste Heft mit dem Schwerpunkt „Zeit“ nur einen Fotografen eingesetzt. Das Magazin wird auf Deutsch erscheinen, wichtige Texte zusätzlich auf Englisch.

Das Heft soll zwei Mal jährlich erscheinen. Ende September soll die erste Ausgabe „Wunder“ für zwölf Euro erhältlich sein.



Von: David-Pierce Brill

Foto: Christoph Schaller 

Mein München: Pinakothek

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Ruhige Momente hält Stefanie Heinzeller, 23, fast so gern fest wie Portraits von jungen Frauen. Ihr Foto entstand an der Pinakothek der Moderne.

Fotografie bietet Stefanie Heinzeller, 23, die Möglichkeit, ihre Ideen zu visualisieren und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Seit drei Jahren studiert sie an der Hochschule München Fotodesign.

„Schnell wurde mir klar, dass ich am liebsten mit Menschen arbeite. Ob Porträts oder Modefotografie – mich fasziniert immer wieder die Einzigartigkeit der verschiedenen Personen“, sagt Stefanie. Obwohl es ihr größter Traum ist, später im Berufsleben ihre Leidenschaft ausüben zu können, ist das Porträtieren von jungen Frauen für Model-Agenturen oft ganz schön stressig.
 

Als Kontrast zu ihrem schnelllebigen Alltag fotografiert sie Motive, die ihr auf ihrem Heimweg auffallen. „Bevor ich abdrücke, kann ich hierbei entschleunigen und den Augenblick perfekt abstimmen. Die Stadt ist dynamisch, laut und überladen, weswegen ich mich instinktiv auf die ruhigen Momente konzentriere“, sagt Stefanie.

Um dieses Foto an der Pinakothek der Moderne in der Abenddämmerung zu machen, musste sie die Straße überqueren. Die warmen Sonnenstrahlen auf der kalten, grauen Fassade faszinierten die junge Frau. „Ich war so verzaubert von dieser Ruhe, die mich einnahm, dass ich für einen kurzen Augenblick alles um mich herum vergessen hatte“, sagt Stefanie. 

Von: Stefanie Witterauf

Foto: Stefanie Heinzeller

Nebel im Hochsommer

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Es ist heiß. Sehr heiß. Die Leute schwitzen - aber jeder bleibt sitzen und hört fasziniert zu: „Blue Haze“ spielen ein WG-Konzert in Untergiesing

Von Jacqueline Lang

Nebel, viel Nebel. Und rote Grablichter auf dem hellen Laminat. Im Mittelpunkt zwei Gestalten ganz in Schwarz. Sie im kleinen Schwarzen, dazu Ankle Boots mit hohem Absatz; er in Hemd und Jeans, dazu spitz zulaufende Lederstiefel. Diese zwei Gestalten sind Rosa Kammermeier und Julian Riegl, beide Mitte 20. Zusammen sind sie die Münchner Band Blue Haze. Passend zum Ambiente klingt ihre Musik etwas düster, Elektro-Pop mit Rock-Einflüssen, beeinflusst von Regisseur und Musiker David Lynch, wie sie sagen.

Zu Gast ist die Band am Samstagabend in einer WG in Untergiesing. Gastgeberin und Gewinnerin des WG-Konzerts der Junge-Leute-Seite ist Sina Lena Schneller, 26. Eigentlich wohnt die quirlige Blondine hier mit drei Jungs – die sind aber alle ausgeflogen. Macht nichts, denn die selbstgebaute Holz-Kühltruhe haben sie da gelassen. Die steht auf der schmalen Empore, an die der Balkon angrenzt. Man muss also nicht jedes Mal in die Küche laufen, wenn man ein Bier, einen Cider oder eine Matcha-Limonade möchte. Anders Blue Haze: Die Band hat seit dem frühen Nachmittag ihr ganzes Equipment und mehrere Kästen Augustiner die schmale Wendeltreppe mühsam hoch geschleppt. Inklusive Nebelmaschine. Das Bier hat Sinas Chef gesponsert. Der Inhaber des Rennsalons ist an diesem Abend sogar selbst zu Gast. Und auch sonst hat man das Gefühl, dass die halbe Belegschaft versammelt ist, um Blue Haze live zu erleben. Kaum verwunderlich, denn schließlich ist auch Rosa keine Unbekannte in der Bar im Glockenbachviertel. Regelmäßig legt sie dort mit Freundin Sina unter dem Namen „The Underground Girls“ auf. Entsprechend durchgemischt ist aber auch das Publikum an diesem Abend: Anfang 20 trifft auf Mitte 40, barfuß trifft auf Stöckelschuh, Rocker-Kluft trifft auf Blümchenkleid.

Obwohl Rosa und Julian ihre gemeinsamen Live-Auftritte bislang an einer Hand abzählen können, wirken sie sehr routiniert. Mit anderen Bandprojekten wie Kafkas Orient Bazaar und Lilit and the Men in Grey konnten sie in dieser Hinsicht auch schon reichlich Erfahrung sammeln. Dennoch lächelt Rosa bei jedem Applaus ein klein wenig verlegen.

Getanzt werden kann nicht, weil der Platz dafür schlicht nicht ausreicht, doch das gesamte Publikum wippt entweder mit Kopf oder Fuß zu den mal schnelleren, mal langsameren Beats. „Das war gerade ,No Love‘, aber hier ist sehr viel Love“, sagt Julian nach dem zweiten Song und lächelt kurz. Dann blickt er wieder konzentriert auf die zahlreichen Schalter zu seinen Füßen. Den Kopf wirft er dabei immer wild nach oben und nach unten, während er in die Saiten greift. Seine schwarze Haarmähne wirbelt durch die Luft und steht Rosas damit in nichts nach – im Gegenteil.

Nach dem vierten Song sind trotz des schwachen Kerzenlichts schon deutliche Schweißtropfen auf Rosas und Julians Stirn zu erkennen, auch das Publikum schwitzt im Stehen. „Ich hoffe, ihr habt vorher nicht geduscht“, sagt Julian, lacht und nimmt einen großen Schluck von seinem Wasser. Trotz der stehenden Luft im Raum drückt Rosa immer wieder auf den Schalter der Nebelmaschine. Was tut man nicht alles für eine gute Show?

Der letzte Song, jemand drückt versehentlich auf den Lichtschalter und alle lachen leise. Nachdem der letzte Ton verklungen ist, sind trotzdem alle froh, dass endlich wieder Türen und Fenster geöffnet werden dürfen. Das sei hier ja wie in der Sauna, sagt jemand auf dem Weg an die frische Luft. Gastgeberin Sina macht eine Ansage: „Jetzt kann man wieder atmen. Und rauchen. Bier ist im Kühlschrank.“ 

Für Bandmitglied Julian gibt erst einmal eine Runde Belohnungsküsschen von der Freundin. Und einen Dürum-Döner. Der hat schon die ganze Zeit neben dem Laptop auf ihn gewartet. Die restlichen Personen versuchen, sich einen Platz auf dem kleinen Balkon zu ergattern. So auch Rosa. Erschöpft und zufrieden nimmt sie einen Zug von ihrer Zigarette. Dann lehnt sie sich zurück und atmet langsam ein. Luft, endlich Luft. 

Fotos: Käthe deKoe


Sauber

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Vier Jahre lang hielten Laurin Hahn, 22, und sein bester Freund Jona Christians, 23, ihre Idee geheim. Jetzt suchen sie Investoren und Unterstützer für ihr Elektroauto mit integrierten Solarzellen.

Von Jacqueline Lang

Laurin und Jona sind beste Freunde. Seit der ersten Klasse. Mit 14 haben die beiden nach der Schule mehrere Stunden miteinander telefoniert, um sich über Probleme der Welt zu unterhalten, immer öfter auch über Rohstoffe wie Erdöl. Und irgendwann hatten sie eine Idee, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Eine Idee, von der bis Anfang August nicht mal ihre Familien wussten: ein Elektroauto mit eingebauten Solarzellen.

Elektroautos sind keine neue Erfindung. Ihr großes Manko war jedoch bislang die geringe Laufzeit. Das soll sich mit den eingebauten Solaranlagen ändern und somit zu einer wirklichen Alternative zu benzinbetriebenen Autos werden. Sion heißt der Prototyp, den Laurin Hahn, 22, und Jona Christians, 23, anfangs noch in Jonas Garage entwickelt haben. Ohne Ausbildung oder Studium, dafür mit Hilfe von Youtube-Tutorials und Internetforen.

Vier Jahre lang wurde heimlich getüftelt. Seit einem Jahr ist aus der hobbymäßigen Fünftagewoche eine Siebentagewoche geworden, sagt Laurin. Er sagt es, als sei das ganz selbstverständlich. Freunde haben immer wieder gefragt, was sie die ganze Zeit machen. Darauf, dass sie ein Auto bauen, kam natürlich niemand. „Wir haben uns abgeschottet, aber das war es uns wert“, sagt Laurin. Bier trinken geht er trotzdem ab und zu mit seinen Freunden, feiern aber schon länger nicht mehr.
 

Die meisten Fragen stellte irgendwann Laurins Mitbewohnerin Navina Pernsteiner, 27. Laurin erzählte ihr deshalb als eine der Ersten von ihrer Geschäftsidee. Die gelernte Kommunikationsdesignerin war sofort begeistert und wurde Teil des Teams. Warum sie ihre Idee überhaupt so lange geheim gehalten haben? „Rausposaunen, was man Tolles macht, kann jeder“, begründet Laurin ihre Entscheidung sachlich.
 

Zu dritt haben sie nun Anfang August eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Die angestrebte Ziel von 150 000 Euro wurde bereits überschritten. Prototypen davon zu finanzieren, ist allerdings nicht möglich. Das Geld ermöglicht es ihnen aber immerhin, in ein größeres Büro umzuziehen und weitere Mitstreiter einzustellen. In erster Linie geht es ihnen jedoch darum, potenzielle Interessenten und mögliche Investoren auf sich aufmerksam zu machen. „Wir suchen jemanden, der sowohl nachhaltig investieren als auch sein Geld vervielfachen will“, sagt Laurin.
 

Der Plan scheint aufzugehen: Über die Plattform indiegogo konnten sie innerhalb kürzester Zeit bereits mehr als 500 Menschen von ihrer Idee begeistern. Die Unterstützer wählen einen Betrag und dürfen ab einer Summe von 50 Euro als Gegenleistung das solarbetriebene Elektroauto Anfang 2017 Probefahren. Danach können sie sich entscheiden, ob sie ein solches Auto haben möchten. Pre-Sale-Strategie nennt sich das: Der Kunde investiert in ein Produkt, das noch gar nicht auf dem Markt ist. 16 000 Euro soll das Elektroauto mit eingebauten Solarzellen kosten, wenn auch zuzüglich der Batterie. Die kostet dann nochmal um die 3000 Euro.
 

Laurin weiß, dass sie nicht viel Zeit haben, um einen geeigneten Investor zu finden und mit dem Bau von mindestens zwei fahrtüchtigen Prototypen zu starten. Dennoch strahlt er eine unglaubliche Gelassenheit aus, als er vor ihrem noch sehr kleinen Büro in der Lindwurmstraße sitzt. Die Räumlichkeiten teilen sie sich bis zum Umzug noch mit Wannda, das Projekt des großen Bruders Daniel. Laurin hat selbst lange bei Wannda mitgeholfen – auch, um sich neben der Arbeit an Sion das Leben zu finanzieren. Lange waren sogar alle drei Hahn-Brüder beteiligt, doch nun hat auch der Jüngste, Julian Hahn, sein eigenes Projekt: das Café „Gans am Wasser“ im Westpark.
 

Laurin ist jedoch der einzige der drei Brüder, der sich nicht im Bereich Gastronomie verwirklichen will. An diesem Sommertag trägt er ein blaues Hemd, darüber einen türkisfarbenen Pullover, seine dunkelbraunen Locken sind leicht verstrubbelt, er trinkt Earl-Grey-Tee und spricht von seinem Traum, die Welt ein bisschen besser zu machen. Blauäugig? Vielleicht. Aber Laurin weiß, was er will.
 

Was er und sein Team definitiv nicht wollen, ist um jeden Preis reich werden. Kosten decken? Ja. Gewinn? Nicht unbedingt. Die Pläne für den Bau des Autos sind deshalb für jeden einsehbar – und damit leicht zu kopieren. Einzelteile können über die Webseite bezogen werden, aber rein theoretisch kann man sie auch mit einem 3-D-Drucker nachdrucken, sagt Laurin. Jeder soll außerdem mit einfachen Mitteln in der Lage sein, das Auto selbst zu reparieren, Video-Tutorials zeigen, wie es geht.
 

Kostensparend an Sion ist vor allem die Strategie, einzelne Teile nicht selbst zu entwickeln, sondern diese von bestehenden Herstellern aufzukaufen. Der Nachteil: Dadurch können sie bislang noch nicht zu 100 Prozent für faire Arbeitsbedingungen garantieren. Langfristig ist aber auch das ihr Ziel, sagt Laurin. Er ist sich ebenfalls der Tatsache bewusst, dass ein Elektroauto nicht die ultimative Lösung ist. Es ist ein Schritt in Richtung nachhaltige Mobilität – ohne Erdöl. „Aber Fahrradfahren ist natürlich immer noch besser“, sagt Laurin.
 Schaut man sich das Crowdfunding-Video von Sono Motors an, bekommt man auch einen Einblick in das Innere des schwarzen Gefährts, dessen Form an ein Überraschungsei erinnert. Optisch unterscheidet es sich kaum von anderen Autos – bis auf ein kleines Detail: Eine dünne Moosschicht verläuft einmal quer durch das Auto. Laut Laurin handelt es sich dabei um Rentiermoos, das nicht nur hübsch anzusehen ist, sondern auch noch Schall absorbiert und Schadstoffe filtert. Und: Es bedarf keinerlei Pflege.
 

Aber: Freundschaft bedarf Pflege. Ist es deshalb nicht manchmal schwieriger, mit dem besten Freund zusammenzuarbeiten? „Es ist perfekt. Es ist total harmonisch, weil man sich so gut kennt“, sagt Laurin. Mit der Professionalisierung und der geplanten Neueinstellung eines Geschäftsführers wird sich für das eingespielte Team einiges ändern. Laurin glaubt aber, dass diese Entwicklung in erster Linie positiv sein wird. Viel konnten sie sich selbst beibringen, aber sie haben immer noch viel zu lernen. Im Großen und Ganzen wird jeder der drei jungen Münchner aber sein Aufgabengebiet beibehalten: Jona IT, Navina Design und Laurin Öffentlichkeitsarbeit und Nachhaltigkeit. Ob das immer so bleiben wird, lässt Laurin aber dahingestellt: „Das ist unser großer Traum, aber ich denke nicht, dass wir mit 50 alle noch das Gleiche machen.“

Foto: Robert Haas

Band der Woche: The Universe

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Rock wie damals im Atomic Café kann man auch heute noch hören. Die Band The Universe mischt Gitarren-Sound mit Brit-Pop.

Vor mehr als zehn Jahren wäre München beinahe die Wiege einer neuen Rock ’n’ Roll-Bewegung geworden. Damals schälte sich aus den Untiefen des wöchentlichen Britwochs im Atomic Café eine Band hervor, die den dort zelebrierten britischen Gitarren-Sound außerordentlich gut nachspielen konnte. Diese Musik, die irgendwie nach den Sechzigerjahren klang, aber gleichzeitig ganz genau in der Indie-Gegenwart zu verorten war. Diese Band hieß Five! Fast!! Hits!!! Und da Atomic-Café-Chef Christian Heine über seine Booking-Tätigkeit die nötigen Kontakte zu den musikalischen Vorbildern dieser Band hatte, traten Five! Fast!! Hits!!! ziemlich schnell in ziemlich großen Kontexten auf. Dann begannen die Rüpeleien unter den Bandmitgliedern, der Sänger und Frontmann zog schließlich nach London. Der Traum, München könnte musikalisch die britischste Stadt Deutschlands werden, war vorbei.

Doch seit ein paar Jahren gibt es in der Stadt wieder gehäuft Bands, die nach diesem Atomic-Café-Geist klingen. Den Famous Naked Gipsy Circus etwa und dessen Nachfolgeband Ni Sala, die aktuellen Sprungbrett-Gewinner Vertigo oder eben nun The Universe. Doch etwas ganz Grundlegendes hat sich von damals zu heute verändert: Wenn man heutzutage mit seiner Musik Erfolg haben möchte, macht man nicht mehr solche Musik. Aus dem damaligen Erfolgsrezept ist wieder eine Nische geworden. Und wie das so ist, tut die Nische dem künstlerischen Ausdruck ziemlich gut.
 

Die Songstrukturen der heutigen Retro-Gitarren-Bands sind ein wenig ausufernder, ein wenig psychedelischer. Das hört man auch bei The Universe. Aber denen ist sowieso ziemlich viel egal, und das auf ziemlich angenehme Weise: Sie mischen Cover-Version fröhlich mit eigenen Liedern, sie nehmen all das so schrammelig auf, wie es nur geht, denn es geht ihnen darum, „real“ zu sein. „Autotune und 150 Spuren gibt’s bei uns deswegen auch nicht“, erklärt Sänger und Gitarrist Stefan Deimel und generiert damit die Hochglanz-Pop-Produktion als altes Feindbild des Undergrounds. Aber: Ihre Lo-Fi-Ästhetik sei eine „Momentaufnahme“, generell sei die Eingliederung in Genres für sie genauso unwichtig wie die Definition ihres Sounds: „Wenn wir was clean und brav aufnehmen und es gefällt uns, würden wir es niemandem vorenthalten, nur weil es weniger cool ist“, sagt Stefan.
 

Aber unter all dem Schrammel-Klang und der ausgemachten Slacker-Haltung, liegt bei The Universe etwas Glitzerndes: Denn das Trio hat einen Hang zu herzensbrecherischen Melodien, zur hingebungsvollen Weichheit und zur unironischen Euphorie. Und die Mischung dieser Komponenten machte einst den Brit-Pop groß. Dass The Universe diese Mischung so gut gelingt, mag vielleicht auch daran liegen, dass sich die Bandmitglieder in ganz anderen Pop-Formationen eine gewisse Gelassenheit angespielt haben. Bassist Rafael Belor und Schlagzeuger Marius Rohne, die beide erst 23 Jahre alt sind, lernten sich 2010 in der Band Absolute Raw kennen – der Begleitband der DSDS-Siegers Prince Damien. Sänger Stefan Deimel hingegen lässt sich vom grenzenlosen Dasein der heutigen Twens treiben, wanderte kurzzeitig nach Bangkok aus, kam zurück nach München, arbeitet beim Teufelsrad auf der Wiesn und lernte an der Munich Jazz School. Und mit dieser etwas ziellosen Gelassenheit spielen sie nun tiefenentspannte Musik, die dennoch unterschwellig brennt und aufbegehrt, oder wie Stefan es ausdrückt: „Punk-Rock-Attitüde ohne Kaputtmachen“. Live spielen sie am Freitag, 9. September, in der Garage im ehemaligen Kunstpark Ost und am Dienstag, 13. September, in der Münchner Glockenbachwerkstatt.

Stil: Brit-Blues-Rock
Besetzung: Stefan Deimel (Gesang, Gitarre), Rafael Belor (Bass), Marius Rohne (Schlagzeug)
Aus: Ismaning, München
Seit: 2011
Internet: www.theuniverse.rocks

Von: Rita Argauer

Foto: Chris Barthold

Mein München: Oktoberfest

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Mucksmäuschenstill zeigt sich das Oktoberfest um vier Uhr morgens. Yunus Hutterer hielt diesen „magischen Moment“ fest.

Um vier Uhr morgens ist die Wiesn noch nicht die Wiesn: keine Menschen, kein Gegröle, kein Schandfleck und für Yunus Hutterer, 19, die beste Zeit, um sich dort umzuschauen. Der Himmel beginnt gerade, sich aufzuhellen und bietet einen guten Kontrast zu den Lichtern, die Fotografen nachts anlocken. Yunus spricht von einem „magischen Moment“. Er hält sehr gerne Motive am frühen Morgen fest, denn so ruhig bekommt man sie selten zu Gesicht. Im Fall der Theresienwiese war der Kontrast geradezu komisch: „Wie ein ausgestorbenes Filmset“, meint der junge Münchner, der gerne an der Isar oder am Gärtnerplatz ein Feierabendbier trinkt.
 

Als er 16 war, ist dieses Foto entstanden. Er blieb mit einem Freund nachts wach, um kurz vor Sonnenaufgang zur blauen Stunde ein gutes Motiv zu finden. Im gleichen Jahr durfte er zum ersten Mal legal ins Bierzelt und verstand den großen Hype um das Oktoberfest nicht mehr. Menschenmassen, horrende Preise und jetzt auch noch Angst vor Terror – Yunus hat beschlossen, die Wiesn nicht mehr zu besuchen, nicht mal mehr, um Fotos zu schießen.

Nun kehrt er München den Rücken, um seine Ausbildung in Berlin zu beginnen, wo er sich ebenfalls der Fotografie widmen kann, vielleicht nicht mehr am Gärtnerplatz, dafür aber am Alex.

Von: Sandra Will

Foto: Yunus Hutterer

Neuland: Matcha You

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Matcha You ist eine natürliche Alternative zu Club Mate. Statt Koffein besteht es aus Matcha-Pulver, das aus grünem Tee gewonnen wird und ist damit völlig gesund.

Die Idee hinter dem neuen Münchner Start-up Matcha You ist es, eine natürliche Alternative zum Trend-Getränk Club Mate zu bieten. Statt künstlichem Koffein setzen die vier Gründer Franziska Schetter, Ola Klöckner, Conny Sommer und Christoph Kumpf, alle Ende 20 bis Anfang 30, auf das grüne Matcha Pulver, das sie direkt aus Japan beziehen.

Matcha bedeutet übersetzt so viel wie gemahlener Tee und wird aus grünem Tee gewonnen. Weitere Zutaten sind Wasser, Ingwersaft, Zitronensaft und Fruchtzucker. Die ersten Testläufe starteten sie in Christophs Küche. „Man ahnt nicht, wie schwer es ist, die richtige Rezeptur für ein Getränk zu finden. Nuancen können da ganze Geschmackswelten-Unterschiede machen“, sagt Conny über den langen Entstehungsprozess.

Bislang gibt es die Matcha-Limonade noch nicht im Supermarkt, sondern nur in ausgewählten Münchner Cafés, Bars und Getränkemärkten wie beispielsweise dem Attentat Griechischer Salat, dem Türkitch und am Great Bavaria Reef. Seit kurzem liefert das Start-up auch nach Karlsruhe, Mannheim und Berlin. An zwei weiteren Mischgetränken arbeiten die vier Münchner bereits. 

Von: Jacqueline Lang

Foto: Matcha You

Zeichen der Freundschaft: Independent-Filme

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Die Liebe zu guten Filmen - das verbindet Theresa und Mira. Milch und Kuchen gehören aber auch dazu. Eine weitere Kolumne aus unserer Reihe “Zeichen der Freundschaft”.

Wir starren auf den Bildschirm. Der Abspann läuft. Dann schauen wir uns an. Mira zieht eine Augenbraue nach oben. Das konnte sie schon immer besser als ich. Also ziehe ich beide Augenbrauen nach oben und sage: „Aha.“ Das Schweigen geht weiter. Ich setze mich aufrechter hin und versuche, das gerade Gesehene zu ordnen. Norwegischer Independent-Film. Original mit Untertiteln. Leise, traurig, ein bisschen verstörend. Selten reden Mira und ich viel, nach einem Film. Oft brauchen wir beide ein bisschen Zeit, um zu verarbeiten
und uns eine Meinung zu bilden.

Drei Stunden zuvor: Es müffelt nach Käsefüßen - das ist der unverkennbare Geruch der kleinen Videothek unseres Heimatstädtchens. Schon zum dritten Mal innerhalb der letzten 15 Minuten sind Mira und ich vor dem erschreckend kleinen Regal gelandet, über dem steht „Auslesefilme“. Das Sortiment ist beschränkt, da unser Heimatstädtchen unsere langjährige Vorliebe für anstrengende, kleine Produktionen, die in deutschen Kinos oftmals nicht einmal gezeigt wurden, nicht zu teilen scheint. Die Auswahl der Auslesefilme reduziert sich noch weiter, da die meisten der vorhandenen Filme entweder sie oder ich
oder wir beide schon gesehen haben.

Trotzdem brauchen Mira und ich oftmals ebenso lang, uns für einen Film zu entscheiden, wie der Film dann letztendlich dauert. Aber das gehört schon zu unserem in unregelmäßigen Abständen durchgeführten Ritual. Mira zerwuschelt ihre dunklen zu einem Undercut geschnittenen Locken - das macht sie immer, wenn sie nachdenkt - und liest noch einmal den Klappentext der DVD-Hülle in ihrer Hand. Der wird es sein, das weiß ich jetzt schon. Norwegisch. Drama. Immer gut.

Eine halbe Stunde später: Mira, ich, zwei Stück Kuchen, zwei Gläser kalte Milch und es kann losgehen. Mit niemandem sonst kann ich mir dermaßen anstrengende Filme anschauen, niemand sonst, den ich kenne hat einen dermaßen hohen Anspruch an Filme und niemand sonst gibt mir das Gefühl, dass ich diesen Anspruch eigentlich auch habe. Niemand sonst kennt mich
schon so lange und so gut und niemand sonst ist so treu und so nah, trotz aller örtlichen und zeitlichen Distanz dazwischen. Wir können uns immer darauf verlassen, dass wir immer einen kleinen, melancholischen Film finden werden über den wir dann zusammen nachdenken können, bei einem Glas Milch und einem Stück Kuchen.

Von: Theresa Parstorfer

Foto: Yunus Hutterer

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