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Neuland: Young & Tuneful

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Zukunftsmusik: Yana Matrosova möchte mit ihrem Blog TunefulBlog die neusten Strömungen der Elektroszene nach München leiten.

Der frisch gegründete Musikblog TunefulBlog hat sich vorgenommen, die jüngsten Entwicklungen in der elektronischen Musikwelt auch in München auf die Bühne zu bringen. Somit sollen sich auch hier Future-Genres etablieren, ähnlich wie sie bereits in der Pariser Musikvielfalt zu finden sind.

Der 2016 gegründete Blog soll eine Plattform für junge Münchner Acts darstellen. Zunächst ist eine neue Eventreihe geplant. Den Start macht die Veranstaltung Young & Tuneful, mitorganisiert von Future Dance Music, am 17. März im Münchner X-Cess Club. Die Gründerin von TunefulBlog, Yana Matrosova, hat zuletzt in einer Bookingagentur in Paris gearbeitet. Ihr Tuneful-Blog ist aus einem äußerst egoistischen Wunsch entstanden: „Wenn ich nicht mehr zu den coolen Pariser Partys gehen kann, dann sollen die coolen Partys zu mir kommen.“  


Text: Amelie Völker

Bild: Yana Matrosova


Band der Woche: Meandering Mine

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Es gibt ihn noch, den Postrock. Die Münchner Band Meandering Mine klingt mit rhythmischer Präzision und glitzerndem Beat schon weiter als so manche ihrer Vorbilder.

Seit der Alternative-Rock zu Beginn des Millenniums verschwunden ist, sind auch einige Musikstile mit ihm gegangen. Die letzten dieser härteren Gitarrenbands konnten sich noch bis Mitte/Ende des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts halten, dann hatte der sanftere und breiter verträgliche Indie-Rock alles überschwemmt. Die Szene für härtere Musik fiel in genrespezifische Subgruppen zusammen. Und heute erscheint derartige Musik vergangener als sämtliche Retro-Gitarren. Allen voran die schwer zu fassenden Tool. Ausgestattet mit einem lakonisch-spöttischen Witz, den die Band um Sänger Maynard James Keenan paradoxerweise mit einer ins Mystische langenden Ernsthaftigkeit paarte, legten die Kalifornier Musik vor, die rhythmisch komplexer war als jeder Jazz-Song und im harmonischen Anspruch an manch ein Werk der Neuen Musik heranreichte. Dass sich so etwas mal auf doch sehr anständigem Niveau verkauft hat, ist heute unvorstellbar.

Dass die Münchner Band Meandering Mine mit „Neanderthal Nein“ jedoch nun ein aktuelles Album vorgelegt hat, das Tool in Sachen Komplexität um genauso wenig nachsteht wie in Bezug auf den kleinen Funken pubertärem Jungs-Humor, überrascht umso mehr. Es gibt in München noch eine Szene, die Postrock spielt. Auch die hat sich verkleinert, doch ein paar Bands, wie zuletzt Instrument oder Waves, widmen sich noch den verträumten Harmonien, unendlichen Steigerungen, den orgiastischen Gitarren-Ausbrüchen, die ihnen Gruppen wie Mogwai vorgemacht hatten. Meandering Mine sind anders. Sie sind härter, die Musik ist pointierter. Das Quintett holt sich seine rhythmische Präzision aus dem Metal, weicht aber die Songstrukturen dieses Genres auf und langt hier in Richtung Avantgarde. So ist dieses Album ein ziemlicher Brocken, der sich im Titel so scherzhaft reimend, angereichert mit Nonsense-Humor, auf den Bandnamen bezieht. 

Im Jahr 2010 fanden Meandering Mine zu einer Zeit als Band zusammen, als es in diesem Genre kaum noch Bands gab. Natürlich seien sie von Gruppen wie Tool oder A Perfect Circle geprägt, erklären sie. Doch die fünf Musiker klingen mit Gitarren, Bass, Keyboard und Schlagzeug dann doch ein wenig weiter als die Vorbilder. In einer ähnlichen Manier wie bei den transzendenten Hipster-Death-Metallern von Liturgy, bei denen Gitarren-Rasen mit Glöckchenklang zu einer erstaunlich licht klingenden Soundwand verschmilzt, konfrontieren auch Meandering Mine ihre eigentlich recht Genre-gebundene Musik mit unerwarteten Rückschlüssen. Etwa im beinahe 12-minütigen Übersong „Leer“. Die Steigerungen münden hier nicht in den postrockig-vorhersehbaren Gitarrenbrettern, sondern in elektronischer, perkussiver Reduktion. Der Beat glitzert, dazwischen piepst und knarzt es ein bisschen und die Musik erinnert plötzlich an klassische Minimal-Komponisten wie Steve Reich. Doch Meandering Mine sind nicht übermusikalisch-intellektuell. Zwar kommen sie alle aus musikalischen Familien, hatten etwa Komponisten in der Großeltern-Generation und belegten Musikleistungskurse. Doch in ihrer eigenen Musik feiern sie auch gerne mal die bloße Energie einer Krachwand. Etwa jene, die sich aus dem Opener „Deus ex machina“, der energetisch „Stinkfist“, dem Opener von Tools „Ænima“ gleicht, entwickelt und die sie einige Minuten lang stehen lassen und feierlich „La Burst“ nennen.  

Stil: Progressive/Metal
Besetzung: Stefan Gonglach (Keyboards), Fabian Samhammer (Schlagzeug, Gesang), Roman Suschko (Bass, Gesang), Wolfgang Wiemer (Gitarre, Gesang), Eric Felber
Aus: München
Seit: 2010
Internet:www.meanderingmine.bandcamp.com


Text: Rita Argauer

Foto: Sebastian Baumann

Zeichen der Freundschaft: 10 Schwedische Kronen

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Bei Erasmus-Aufenthalten entstehen oftmals ganz besondere internationale Freundschaften. Eine solche hat unsere Autorin bei ihrem Studium in Schweden mit ein bisschen Glück und Zufall auch gefunden.

Es ist eisig kalt. Bibbernd und Zitternd stapfe ich in meinen dicken Fellstiefeln zur S-Bahn. Meine Hände stecke ich tief in die Taschen meiner extra warmen Fjällräven-Daunenjacke. Die habe ich seit meinem Erasmusstudium im bis zu -26 Grad kalten Winter Stockholms nicht mehr aus dem Schrank geholt. Und da spüre ich es. Etwas kühles, glattes, das gegen meine Fingerspitzen stößt. Ich ziehe das flache und glänzende Ding heraus und fühle mich sofort an den ersten Tag in Stockholm zurückversetzt.

Der  „Welcome-Day“ auf dem mir noch ziemlich unvertrauten Campus der Stockholm University.  In dem bunten Getümmel der Erasmusstudenten in der großen Aula fühle ich mich fremd, unsicher und vor Allem eines: Alleine.

Meine Gedanken schweifen ab in die Heimat, nach München, zur LMU. Meine liebgewonnen Mitstudenten haben sich sicherlich genau in diesem Moment lachend und tratschend einen Kaffee am U-Bahn-Kiosk geholt und machen sich gemeinsam auf den Weg ins nächste Seminar. Erst ein bisschen später fällt mir auf, dass ich ja auch in der LMU einmal ein ganz ähnliches Fremdheits-Gefühle hatte.

Ich lasse meinen Blick über die Masse der internationalen Studenten schweifen. Dabei erkenne  ich neidvoll, dass sich viele bereits so angeregt und unbekümmert miteinander unterhalten, als wären sie schon Jahrelang die allerdicksten Freunde. Mir schießen gut gemeinte Ratschläge durch den Kopf. Ehemalige Erasmus-Studenten hatten sie mir mit auf den Weg gegeben: „Häng lieber nicht so viel mit deutschsprachigen Leuten rum, du bist schließlich im Ausland, deutsch sprechen kannst du auch daheim. “ oder: „An einer ausländischen Uni  zu studieren ist nicht einfach, zu viele Party-wütige Erasmus-Freunde zerstören dir deinen Noten-Durchschnitt“.

Werde ich letztendlich einsam, Freunde-los und ohne jegliche Zugehörigkeit meinen Erasmus-Aufenthalt überstehen müssen? Um zu überprüfen, ob man mir diese ängstlichen Gedanken ansieht, mache ich mich auf den Weg zur Toilette. Dort kommt es zu einer dieser zufälligen Begegnungen, die ich so am allerwenigstens erwartet hätte: Eine italienische Erasmusstudentin versucht verzweifelt und laut schimpfend ihre Toilettentür zu entriegeln.  Der Moment, in dem ich sie mithilfe einer schwedischen 10-Kronen-Münze aus ihrem Gefängnis befreit habe, legt den Startschuss zu meiner ganz besonderen Erasmus-Freundschaft. Lara, eine quirlige Mathematikstudentin aus Mailand, die immer gleich sagt was sie denkt, fällt mir sofort um den Hals. Ihr liebenswerter italienischer Akzent lässt mich augenblicklich schmunzeln. Von nun an vergeht kein Wochenende, an dem wir nicht gemeinsam unterwegs sind. Schnell ist der Lieblings-Burger-Laden gekürt oder eine Nacht bis zum Morgengrauen durchgetanzt. Und plötzlich fühlt sich diese Stadt gar nicht mehr so fremd an.

Aus diesem ersten Tag und auch in der gesamten, aufregenden Zeit in Stockholm habe ich gelernt, dass es keine Rezepte für das Finden und Festhalten von Freundschaften gibt. Und dass man auch immer ein bisschen auf den Zufall und das Glück vertrauen muss, die Menschen zu finden, die einen auch an zunächst fremden Orten vorm Allein-sein bewahren.

Bevor meine nackten Hände noch blau werden vor Kälte, stecke ich sie zusammen mit der 10-Kronen-Münze schnell wieder in meine Manteltasche. Die S-Bahn-Fahrt werde ich nutzen, um Lara eine Sprachnachricht zu schicken, so beschließe ich. Denn auch wenn inzwischen wieder viele Kilometer zwischen uns liegen, so fühle ich mich ihr gerade wieder so nah wie damals, als uns eine 10-Kronen-Münze die Tür zu unserer Freundschaft öffnete.


Text: Amelie Völker

Foto: Yunus Hutterer

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Antonia

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Statt, wie ihre Freunde, in den Semesterferien um die Welt zu fliegen, lässt es sich unsere Autorin in München gut gehen. Und findet neben neuen Büchern und Tipps für Helden vielleicht sogar ein ziemlich gutes Geschenk für ihre Oma.

Semesterferien. Meine Freunde sind auf Fuerteventura, in Thailand oder auf den Philippinen. Ich halte in München die Stellung. Ich muss schließlich ein bisschen arbeiten, damit ich dann in den nächsten Ferien auch mal wieder wegfliegen kann. Aber so lange ist es hier auch ziemlich schön. Vor allem jetzt wo es langsam Frühling wird.

Am Freitagabend verschlägt es mich ins Münchner Forum für Islam. Da gibt es eine sehr spannende und wie ich finde überaus relevante Diskussion über feministische Visionen in Deutschland als Einwanderungsland. Nach der Veranstaltung geht’s dann noch ab ins Bob Beaman. Da ist heute Monticule Kick-Off #1. Das Monticule-Festival ist ein kleines aber - wie ich mir sagen hab lassen - sehr feines Elektro-Festival im Süden von Frankreich. Organisiert wird das Ganze von ein paar Münchner Freunden, die Bock auf ihr eigenes Festival hatten. Zur Einstimmung auf Südfrankreich tourt das Festival jetzt mit Kick-Off-Events durch Europa und macht seinen ersten Stopp in München.

Es ist Samstag. Aber nicht irgendein Samstag, sondern Indiebookday-Samstag. Um die kleineren Verlage und Buchläden zu unterstützen gibt es an diesem Tag Aktionen von verschiedenen Buchhandlungen in München. Zum Beispiel im Buch in der Au, in der Glockenbuchhandlung oder im buch&töne. Im letzten Semester habe ich sowieso mal wieder zu viele Skripte, Theorien und wissenschaftliche Arbeiten gelesen, da tut es gut auch mal wieder ein bisschen in einem Roman zu schmökern.

Abends geht’s dann auf das Gratis-Festival Isarrauschen auf der Praterinsel. Bei mir als Studentin ist grundsätzlich schon mal fast alles was gratis ist, sehr gut und wenn’s dann auch noch ein cooles Festival ist, dann hält mich nichts mehr auf der Couch. Kleiner Hinweis: es ist jedoch nur gratis, wenn man sich vor 20 Uhr von der Couch trennen kann. Danach kostet es 5 bzw. 10 Euro.

Das Wochenende ist schon fast wieder rum, dann kommt noch der Sonntag vorbei. Und da werde ich zur echten Heldin, naja gut ich gehe auf den Heldenmarkt im MVG Museum. Da kann man alles kaufen oder ausprobieren was nachhaltig, biologisch und meist regional erzeugt ist. Außerdem gibt’s Infos, wie man Lebensmittel retten kann oder auch Veganer werden kann. Sonntagabend ist ein guter Abend um mal wieder ins Kino zu gehen, genauer gesagt ins Bahnhofskino im Bahnwärter Thiel. Da läuft der schweizerische Film „Silberwald“, in dem es um Rechtsradikalismus geht.

Monday = Funday? Oder wie war das nochmal? Gut, eigentlich muss ich erstmal wieder ein bisschen arbeiten, aber trotzdem sind Semesterferien und deshalb entdecke ich abends mal wieder meine künstlerische Ader - die lange als verloren galt. Bei der ArtNight im Oliveto ist das Thema dieses Mal die „Münchner Skyline“. Würde sich ganz gut in meinem Zimmer machen, wenn’s was wird. Und wenn’s nichts wird, dann kriegt’s die Oma zum Geburtstag. Die freut sich in jedem Fall. Also eine Win-Win-Situation.

Voraussichtlich mit einem Geschenk für meine Oma, wache ich am Dienstag-Morgen auf und gehe erstmal ausgiebig frühstücken. Eine Freundin aus Spanien ist zu Besuch in München. Also tagsüber volles Touri-Programm mit Englischer Garten, Marienplatz und Viktualienmarkt. Abends verschlägt es uns dann in die Milla zum JazzJam. Bei der monatlichen Jam-Session treffen sich Studenten und Alteingesessene zum Musizieren.

Die Hälfte der Woche ist schon wieder vorbei. Am Mittwoch ist es Zeit mal wieder ein bisschen zu arbeiten und das Thema für die Bachelorarbeit erfindet sich leider auch nicht selbst. Abends aber noch zur WATER is LIFE Vernissage ins Lost Weekend zu gehen, kann ich mir dann doch nicht verkneifen. Da werden Bilder der letzten Viva con Agua Projektreise nach Äthiopien gezeigt.

Bier trinken und dabei Yoga machen? Klingt für mich wie ein schlechter Scherz. Aber genau das gibt’s am Donnerstagabend bei der Pop Up Yoga Bieredition. Passend zur baldigen Biergarten-Saison. Und zur Wiesn ist’s ja auch nur noch ein halbes Jahr. Da muss man vorbereitet sein.

In den Semesterferien ist zwar eigentlich jeder Tag irgendwo Wochenende, aber ich freu mich trotzdem sehr, dass schon wieder Freitag ist. Da sind einfach alle gut drauf und in der Stadt ist was los. Mich zieht es an diesem Freitagabend ins Museum Brandhorst. Da herrscht „Postapokalistischer Realismus“. Bei der Veranstaltungsreihe werden Fragen aus Kunst, Film, Musik oder Literatur zum Verhältnis aus Realität und Fiktion aufgegriffen und diskutiert.  

Text: Antonia Franz

Foto: Privat

Ein Abend mit: May The Tempest

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Ein Veranstalter nannte sie „die Sunnyboys der Münchner Metalcore-Szene“: An einem Abend mit May The Tempest scheint es viel Pfeffi und so manche unvergessliche Peinlichkeit zu geben.

Name: May The Tempest

Alter: 2 Jahre

Beruf: Musiker / Meddler

Internetseite:http://www.maythetempest.dehttp://www.facebook.com/maythetempest                       


Hier beginnt mein Abend:

Im Sommer wahlweise an der Reichenbachbrücke, im Englischen oder ans „HeyLuigi“ mit Bier in die Sonne flacken, auf der Hackerbrücke dem Sonnenuntergang entgegen blicken.

Danach geht’s ins/zu:

Diversen Konzerten (ob groß oder klein), ins Backstage, ins Flex, WG-Partys, oder uns verschlägt es irgendwo ganz anders hin. Eine Apotheke zum Abschluss im HeyLuigi ist auf jeden Fall immer drin, was sich am nächsten Tag als keine gute Idee herausstellt.

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:

Erste Runde auf mich.

Mit dabei ist immer:

Pfeffi, Bier, Musik, Frisbee.

An der Bar bestelle ich am liebsten:

3 Bier und 20 Pfeffi bitte!

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Michael Dietmayr – I hob koa Bier mehr.

Mein Tanzstil in drei Worten:

Einzigartig, blickfangend, schwindelerregend.


Der Spruch zieht immer:

Hau mer rum mir is wurscht.

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:

Bazi’s.

Meine dümmste Tat im Suff war:

Schöne Geschichte, die Einem der Bandmitglieder passiert ist
(möchte nicht genannt werden, man kann sich aussuchen zu wem
diese Geschichte am besten passt): Wir waren also in diesem Club in
dem sich von den 50 Leuten ungefähr 3 wirklich für unsere Musik
interessiert haben. Der Rest hat kopfschüttelnd von der Bar
rübergeschaut. Also will man natürlich nach dem Gig das Beste draus
machen… Und Alkohol umsonst bietet eine schöne Möglichkeit dafür.
War auch ein sehr witziger Abend bis es zur Taxifahrt zum Motel
kam. 90 % der Taxifahrt waren sehr entspannt, alle waren müde und
wollten einfach nur schlafen. Doch auf den letzten 10 Metern hat es
Einer der Insassen nicht mehr halten können und dekorierte das Taxi
mit seinem Mageninhalt. Nach langer Diskussion haben sich die, die
noch reden konnten und der Taxifahrer auf 100€ geeinigt (Glück
gehabt). Dann folgte eine halbe Stunde Magenentleerung vor dem
Motel worauf sich der Witzbold dann ausgezogen hat und nackt
durchs Motel gelaufen ist, mit dem Ausruf: „Meine Kleidung stinkt, ich
will duschen“. (Wo sein Zimmer war, hat er nicht gewusst). Das Ende
vom Lied war, dass von den 10 mitgereisten Bandunterstützern, die
man davor aber noch nicht alle kannte, alle mal sein bestes Stück
betrachten durften. Eine hatte sogar das Glück die Lobby zu wischen
und Einer durfte beim duschen assistieren. Am nächsten Tag als man
sich in der Lobby wieder getroffen hat, war ihm die Scham ins
Gesicht geschrieben, aber alle Anderen fanden’s doch sehr amüsant.

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:

Kartoffelkönig an der Theresienstraße.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:

Die alte Schwabinger 7.



Foto: Christopher Wesser

Wie es euch gefällt

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Was ist, wenn sich die beste Freundin nach dem Sado-Maso-Coming-out abwendet? Melanie Maier, 25, leitet den Frauentreff der Münchner BDSM-Szene. 

Melanie ist ein Switcher. Je nach Lust ist sie deshalb Sub oder Dom, wie man devote und dominante Partner in der BDSM-Szene nennt („BDSM“ bezeichnet verschiedene sexuelle Vorlieben, es sind die Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnungen „Bondage“, „Discipline“, „Dominance“, „Submission“, „Sadism“ und „Masochism“). Weil Melanie bisexuell und polygam lebt, kann sie ihre Vorlieben nicht nur mit dem eigenen Partner ausleben, sondern auch mit verschiedenen Partnern – beider Geschlechter.

Melanie Maier, 25, die eigentlich anders heißt, ist Mitglied der jungen BDSM-Szene in München. „JungeSMünchen“, wie die private Organisation sich nennt, hat sich aus dem bundesweit tätigen Verein SMJG gegründet, dem Jugendableger der BDSM-Szene, und ist Anlaufstelle für junge Menschen zwischen 18 und 35. 

Melanie, die als Sachbearbeiterin arbeitet, geht selbst regelmäßig zu den Stammtisch-Treffen. Zudem leitet sie den Frauen-Treff. Wie die Menschen auf die Organisation aufmerksam werden? „Gerade finden sehr viele über die Jodel-App zu uns“, sagt Melanie. Durch soziale Medien sinkt die Hemmschwelle und die Jugendlichen denken nicht jahrelang über diesen Schritt nach, sondern probieren einfach mal aus, ob die BDSM-Szene das Richtige für sie ist. Melanie findet diese Entwicklung sehr angenehm. Wer jahrelang mit seinen Gedanken alleine gelassen werde, habe später häufig eine solch hohe Erwartungshaltung, dass er nur enttäuscht werden könne, sagt sie.

Natürlich kann man Menschen ihre sexuelle Orientierung nicht an der Nasenspitze ablesen. Doch Melanie sagt sogar selbst halb im Scherz: „Meine Eltern halten mich wahrscheinlich für den langweiligsten Menschen der Welt.“ Und auch ihr Bruder, der ebenfalls in der BDSM-Szene unterwegs ist, war überrascht, als er von den Vorlieben seiner kleinen Schwester erfuhr. Er habe gedacht, sie sei prüde, sagt sie und muss schmunzeln. Wenn man sich als Vanilla – so nennen die Menschen aus der Szene jene, die nicht auf BDSM stehen – jemanden vorzustellen versucht, dem BDSM gefällt, würde man aber wohl tatsächlich vielleicht nicht zuerst an eine junge Frau mit langen, dunkelbraunen Haaren, mit einer Brille auf der Nase und einem Blümchenkleid, das bis zu den Knie reicht, denken. 

Aber so einfach ist es eben nicht. Leder oder Latex sucht man bei den Treffen vergeblich. Viele, die zum ersten Mal kämen, seien trotzdem überrascht, auf ganz normale Menschen zu treffen, sagt Melanie. Erleichtert stellen sie dann fest, dass sie gar nicht pervers sind.

„Auf dem Stammtisch treffen die Menschen auf Gleichgesinnte, die nicht nur verständnisvoll nicken, sondern auch etwas dazu beitragen“, sagt Melanie. Natürlich gibt es aber auch Freunde, die kein Verständnis aufbringen, sondern sich von einem abwenden. Melanie selbst hat zwar in ihrem Freundeskreis durchweg positive Erfahrungen gemacht, aber sie weiß auch von Fällen, in denen die beste Freundin seit dem Coming-out nicht mehr die beste Freundin ist. Dies sei auch einer der Gründe, warum viele nur innerhalb der Szene zu ihren Verlangen stehen, sagt Melanie. 

Selbst Melanie kann sich trotz aller Offenheit nicht vorstellen, mit ihren Eltern oder ihren Kollegen über ihr Sexleben zu sprechen. „Ich persönlich möchte nicht, dass meine Eltern bestimmte Bilder von mir in ihren Kopf bekommen.“ Die wenigsten – egal ob BDSMler oder Vanilla – würden doch schließlich mit ihren Eltern oder ihrem Chef über ihre Sexualität sprechen, sagt Melanie.

Obwohl in den Regeln der Organisation steht, dass flirten nicht erwünscht ist, sind die Treffen für viele die einzige Möglichkeit, gleichgesinnte Partner zu finden. Einen BDSM-Partner auf einer ganz normalen Party kennenzulernen, sei die absolute Ausnahme, sagt Melanie. Und das, obwohl man annehme, dass jeder Zehnte solche Neigungen habe, sagt sie.

Sie selbst hatte Glück und lernte ihren Partner über Freunde kennen, die nichts mit der BDSM-Szene zu tun haben. Dass er ein Erkennungszeichen der Szene trug, den Ring der O, fiel ihr erst beim ersten Date auf. Seinen Ursprung hat der Ring in dem BDSM-Roman „Geschichte der O“ von Pauline Réage. Optisch erinnert er an eine Ringschelle zum Anketten von Tieren. Doms tragen den Ring meist an der linken Hand, um den Sub beim Schlagen mit der rechten Hand nicht zu verletzen.

Gehe man zum ersten Mal auf eines der Treffen, lerne man ganz viel neue Vokabeln, um seine Bedürfnisse zu artikulieren, sagt Melanie. Ohne Übung geht es bei BDSM also weder bei der Kommunikation mit dem Partner noch beim Erlernen verschiedener Praktiken. Am Anfang erfordert das ein bisschen Mut, aber mit der Zeit lernt man, über seine intimsten Geheimnisse zu sprechen. „Heute gibt es nichts mehr, was mir die Schamesröte ins Gesicht treiben kann“, sagt Melanie und lächelt. Als Leiterin des Frauen-Treffs gibt es kaum eine Vorliebe oder einen Fetisch, den sie noch nicht kennt. Grundsätzlich gilt: Es gibt nichts, was es nicht gibt.

Die Community hilft einem aber auch zu erkennen, wann aus einer gesunden BDSM-Beziehung eine gestörte Beziehung wird. Mit häuslicher Gewalt und Unterdrückung habe BDSM rein gar nichts zu tun, auch wenn die Grenzen für Außenstehende schwer zu erkennen sein mögen, betont Melanie. „Safe, sane, consensual“ lautet das Konzept, also „sicher, mit gesundem Menschenverstand und einvernehmlich“, das deshalb jedem aus der Szene geläufig ist.

Herausgefunden hat Melanie mit Anfang 20, dass sie auf BDSM steht. Davor hat sie nur das beherzigt, was ihre Biolehrerin ihr sagte: „Alles, was ihr euch vorstellt, wenn ihr mit euch alleine seid, ist in Ordnung.“ Und so ließ Melanie ihrer Fantasie freien Lauf. Als sie mit 18 ihr erstes Mal hatte, hat sie deshalb gar nicht darüber nachgedacht, dass manche es seltsam finden könnten, wenn man sie bittet, gewürgt zu werden. Heute weiß sie, dass man sich langsam vortasten muss, um seinen Gegenüber nicht zu verschrecken. 

Melanie spricht vom Luxus, sich Zeit für seine eigenen und die Vorlieben und Wünsche des Partners nehmen zu können. Es sei mehr als nur eine Befriedigung von Basisbedürfnissen. Luxus-Sex eben. Obwohl man natürlich viel Geld für Spielzeug ausgeben kann, muss Luxus in diesem Fall aber noch lang nicht teuer bedeuten. „Gerade unter Schülern und Studenten wird viel selber gebastelt und genäht“, sagt Melanie. Ein Besuch im Baumarkt oder in der Seilerei ist deshalb für die meisten BDSM-Pärchen an einem Samstagnachmittag ganz normal.


Text: Jacqueline Lang

Fotos: Alessandra Schellnegger

Tod und Torte

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Gift im Essen und ein Messer im Bauch: Sabrina Peschke, 24, schreibt Konzepte für Krimidinner zu historischen Fällen.

„Ich verkehre ja öfter in gehobenen Kreisen“, sagt eine der Anwesenden. Sie trägt gehäkelte Handschuhe, schiebt mit spitzen Fingern ihren Fascinator zu Recht und fächelt sich dann etwas Luft zu. Allgemeines Lachen. Die Dame mit dem Hütchen ist eigentlich Grundschullehrerin, doch an diesem Tag schlüpft sie in die Rolle einer feinen Lady aus dem London des 19. Jahrhunderts. 

Ein Jugendzentrum am Rande der Stadt. Der hübsch gedeckte Tisch wirkt in dem kargen, unbeheizten Raum etwas provisorisch. Zehn Leute haben daran Platz genommen. Sie kennen einander nicht und sollen doch den Abend gemeinsam verbringen. Generalprobe. 

Generalprobenfeeling bei Autorin Sabrina Peschke. Die 24-Jährige hat zum Krimidinner geladen. Jack The Ripper, der berühmte Serienkiller aus London, dessen Identität bis heute nicht geklärt wurde, scheint mit am Tisch zu sitzen und soll am Ende eines dreigängigen Menüs gefasst werden. Dafür mimen Sabrinas Freunde und Kollegen einen Abend lang Prostituierte, Kommissare und dubiose Ärzte. Jeder Spieler hat im Vorfeld einen Einladungstext bekommen, darin Informationen über die Rolle, die es zu spielen gilt. Einige haben sich ihrer Figur entsprechend verkleidet. Ein junger Mann hat sich einen Schnurrbart angeklebt, ein anderer kommt mit Hut und Pfeife daher. Mit jedem neuen Gang werden nun verdeckt Hinweise zum möglichen Täter verteilt. Nach drei Runden wird der mutmaßliche Mörder schließlich angeklagt.

Das Konzept für dieses Dinner hat die junge Münchnerin selbst geschrieben. Ihr Spiel „Der Herbst des Schreckens“ wird im April im Samhain-Verlag veröffentlicht. Doch vorher gibt es einen letzten Testlauf. Nervosität bei Sabrina. Funktionieren die Figuren, die sie entwickelt hat? Sabrina, eine junge Frau mit aschblondem Haar und auffälliger Patchwork-Jacke, sitzt während des Essens mit am Tisch. Sie beobachtet. Manchmal, da würde sie gern etwas sagen, die Leute auf die richtige Fährte lenken, das merkt man. Aber sie bleibt stumm. Eingreifen darf sie nun nicht mehr. 

Die Vorspeise wird serviert, die ersten Hinweise verteilt. Ob der brutale Frauenmörder wohl Freimaurer war? Oder Organhändler? Nachdenken, Suppe löffeln, einander mustern. Man speist und diskutiert dabei über Blut, Verstümmelung, Eingeweide. Das klingt makaber. Doch in Sabrinas kompliziertem Geflecht aus Hinweisen bleibt nicht viel Zeit für derlei Gedanken, irgendwie wirkt jeder verdächtig. Die Figur des Russen Michael Ostrog etwa. Der packt plötzlich vier riesige Messer aus. Hat Sabrina sich das ausgedacht? Oder der junge Mann, der die Rolle an diesem Abend spielt? Man weiß es nie so genau, Sabrinas Texte lassen Raum für eigene Spielideen. 

Entwickelt hatte sich die Faszination um Jack The Ripper in Sabrinas Bekanntenkreis. Mit ihren Freunden trifft sie sich regelmäßig zum Spielen. Ein ganzes Zimmer mit Spielekartons hat sie inzwischen, zwei Regale bis an die Decke vollgestapelt. 121 Stück. Zu Silvester wollten ihre Freunde dann ein Krimidinner spielen, doch es findet sich keines, das auf die Bedürfnisse der Gruppe passt. „Sabrina, schreib du doch eins.“ „Okay. Zu welchem Thema?“ „Jack The Ripper.“ 

Dafür hat Sabrina, die hauptberuflich als Schulsozialpädagogin arbeitet, viel recherchiert. Hat Originaldokumente von damals gesichtet, Filme zu dem Thema geschaut. Und schließlich ein eigenes Spiel daraus entworfen. „Der eine Teil ist real, der andere kommt von mir.“ Logisch soll es sein, doch an historischen Fakten halte sie sich nicht zwangsweise. Viele Testrunden hat Sabrina inzwischen gespielt, in wechselnden Konstellationen.

Spaghetti Bolognese, zweiter Gang. Inzwischen hat jeder in seine Rolle hineingefunden. Da gibt es die Figur mit der Zwangsstörung, die plötzlich so sehr zittert, dass sie keine Gabel mehr halten kann. Die radikale Christin, die angesichts der ganzen Toten vorsorglich den Tisch mit Weihwasser segnet. Das ist zum Teil absurd. Aber es macht den Teilnehmer sichtlich Spaß. Sich gemeinsam reinsteigern in die Figuren aus dem 19. Jahrhundert, für ein paar Stunden jemand anderes zu sein.

Auf der Münchner Spielemesse „Spielwiesn“ hat sie ihre Idee einem Spieleverlag vorgestellt. Dort war man sofort angetan. Krimidinner gibt es viele, doch die basieren normal nicht auf historischen Fällen. Nun wird ihr Spiel veröffentlicht, ein zweites ist in Auftrag gegeben. Dazu erscheint diesen Frühling ihr Debütroman, eine Dystopie über einen Kindersoldaten mit dem Titel „Nummer 365 – die Lichtbringer“.

Für Sabrina ist das nicht selbstverständlich, sie ist Legasthenikerin. Sie, die immer gerne Geschichten erfand, sich als Kind eigene Brettspiele ausdachte. Aufgegeben hat sie trotzdem nicht. „Irgendwann habe ich begriffen, dass ich gut schreiben kann, obwohl ich keine Rechtschreibung beherrsche. Das sind zwei unterschiedliche Dinge.“ Ihre Arbeiten veröffentlicht sie unter einem Pseudonym. Sabrina Wolv, mit v geschrieben. „Das ist ein Fehler, der bei Legasthenikern oft passiert. Ich habe das bewusst gewählt, um mich selbst daran zu erinnern, dass ich das trotzdem kann.“

Schokoladentorte und Ratlosigkeit. Auf dem Tisch liegen inzwischen zahlreiche Hinweise. Drei Stunden hat man gespielt, nun gilt es, den Mörder per Votum anzuklagen. Zum Abschluss wird dann ein Text vorgelesen, der den Fall auflöst. Wer richtig tippt, hat gewonnen. Wer unenttarnt bleibt, auch. Das Seltsame bei all diesen Finten und Indizien: Sabrina, die Autorin, tritt dahinter zurück. Ihr Text ist eine Mischung aus Theaterstück, Krimi und einfacher Gebrauchsanweisung. Ob sie das störe? Schließlich werde so ein Text schneller vergessen als ein gutes Buch, das man gelesen hat. Sie denkt kurz nach. „Ich denke, man hat von dem Erlebnis viel länger was. Für mich ist das ein schöner Gedanke: Ich habe den Leuten einen guten Abend geschenkt.“ 


Text: Carolina Heberling

Foto: Bernd Volz

Fremdgänger: München, Stadt der Liebe

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Kann Paris in Bezug auf Romantik so viel mehr als andere Städte? Unsere Autorin startet ein Experiment und begibt sich in München auf die Suche nach dem Zauber für frisch Verliebte.

„Ah Paris – da ist das Leben so süüüß!“ bekam ich zu hören, wann immer ich erzählte, dass ich dort für eine Weile wohnen würde. Oder „ohoo, in der Stadt der Liebe!“ war auch ein echter Klassiker. Nun, viele dieser hübschen Vorurteile konnten der Realität nicht standhalten, denn Paris stinkt, lärmt, schmutzt und die Überzahl an Obdachlosen und Bettlern an jeder Straßenecke führen einem schnell vor Augen, dass das süße Leben hier nicht zu finden ist. Ist Paris die vielbesungene, mythisierte Stadt der Liebe?

Ich wollte daran zunächst nicht glauben. Paris ist doch eine Stadt wie jede andere und Liebe à Paris war für mich nicht mehr als diese furchtbaren Schlösser an Pariser Brücken und furchtbare Pärchen-Menüs in furchtbaren Touristenrestaurants. Denn wer ein Kuss-Selfie vor dem Eiffelturm – gedrängt zwischen einer Überzahl an Touristen – für den Gipfel der Romantik hält, dessen Einschätzung ist sowieso ungültig. 

Und doch bin ich dem Zauber, den diese Stadt auf frisch Verliebte versprüht, auch verfallen. Es ist schwer, sich nicht in Paris zu verlieben. Denn wer schon mal am Morgen danach ein frisches Pain au Chocolat in Jardin des Plantes gefrühstückt hat, gemeinsam stundenlang vor einem Espresso und mit Zigaretten in einem hübschen Straßencafé geplaudert hat, spätabends durch den fast leeren Louvre flaniert ist oder in einem winzigen originellen Weinkeller „Cave“ eine Flasche Wein geleert hat und dann durch einen pompösen Hauseingang in ein Bohème-Apartement, wie man es sich vorstellt, gelangt ist, der weiß, dass die Leichtigkeit, Süße und Romanik dieser Szenerien schon Verführung genug sind. Hat man dann noch einen verdammt schnuckeligen Begleiter – wie soll man ihm in einer solchen Kombination nicht verfallen? Dem Charme der Stadt zu widerstehen, ist einfach unmöglich.

Doch kann Paris in Bezug auf Romantik so viel mehr als alle anderen Städte? Auf Heimaturlaub in München wage ich den Selbstversuch und erkunde die bayerische Landeshauptstadt mit einem charmanten Münchner an der Hand. Und stelle fest, wenn man sich die Zeit nimmt, zu flanieren und die Stadt zu betrachten, statt wie sonst, sie vom Alltag blind zu durchlaufen, dann steht München der Zahl und Grad romantischer Plätze Paris nicht nach. 

Die Leopoldstraße ist genauso breit und lang und eindrucksvoll wie jeder Pariser Boulevard. Der Blick vom Friedensengel über die Lichter der Stadt kann genauso viel wie ein Blick von der Pont Neuf über „La ville de lumière“. Eine Breze im Hofgarten und ein Helles in einer gemütlichen Kneipe sind als Münchner Pendant zu Pariser Wein und Pain au chocolat unschlagbar.

Lange Spaziergänge durch den Englischen Garten sind genauso schön wie die durch die Tuileriengärten oder den Jardin du Luxembourg. Die Münchner Oper hat mindestens genauso viel Pomp wie die Pariser, und das Resi das bessere Programm als die Comédie Francaise. Will ich zu impressionistischen Gemälden seufzen, kann ich das auch in der neuen Pinakothek. Auch das Münchner Rathaus ist mindestens genauso eindrucksvoll wie das Hôtel de Ville. Und der viel besungene Himmel über Paris ist auch nicht blauer, seine Wolken nicht fluffiger als die bayerischen. 

Außerdem ist München gemütlicher, leiser, sauberer und weniger anstrengend als Paris. Ich stelle fest, Romantik lässt sich mit der richtigen Einstellung überall finden. Nur die richtige Einstellung findet man nur in Paris.


Text: Anne Gerstenberg

Foto: Privat


Neuland: Presserat an der LMU

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CaZe-Chefredakteurin Carina Eckl ruft den „Presserat Kultur der journalistischen Zeitungen an der LMU“ ins Leben.

Es gibt zahlreiche junge Medienmachende in München, besonders an der Ludwig-Maximilians-Universität sind sie mit eigenen Magazinen präsent. Das Team der CaZe, der offiziellen LMU-Campus-Zeitung, rief nun den „Presserat Kultur der journalistischen Zeitungen an der LMU“ ins Leben. Der kulturelle Bezug ist durch die teilnehmenden Studenten hergestellt, die vor allem aus den Geisteswissenschaften kommen. 

Hauptverantwortliche und CaZe-Chefredakteurin Carina Eckl möchte vor allem die Präsenz des jungen Journalismus bei den LMU-Studenten erhöhen und die Mitgliederzahlen fördern. Ziel sei es außerdem, sich gegenseitig zu unterstützen, auszutauschen und später einmal gemeinsame Lesungen oder Workshops zu organisieren. Mit dabei sind neben der Campus-Zeitung CaZe auch die Magazine Unikat, Philtrat, Cog!to, kon-paper und Nomen Nominandum, die alle ehrenamtlich von Studenten der Ludwig-Maximilians-Universität betrieben werden.  


Text: Sandra Will

Foto: startupstockphotos.com

Band der Woche: Nikolaus Wolf

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Der Singer-Songwriter Nikolaus Wolf veröffentlicht seine erste EP ‘Roekki Zimt’. Mit Geigen, Xylophonen, Klavieren und alten Synthies verhält er sich dort wie ein Chamäleon der Popmusik.

Das popmusikalische Profil der Stadt München ist bekanntlich etwas verzwickt. Während die eine Seite der Diskutierenden aus München gerne eine Music-City zaubern möchte, sieht die andere Seite tiefschwarz und will die Stadt wegen Image-Schädigung verklagen. Und die, die nach dem stadttypischen Musikstil suchen, tun sich ebenfalls schwer. Sind das nun die mainstreamigen Indie-Pop- und Hochglanz-Pop-Bands, die den Klang dieser Stadt prägen, oder sind es eher die Hip-Hopper? Ganz abgesehen davon, dass so etwas sowieso nie eindeutig festzulegen ist, gibt es dennoch eine Gruppe, auf die sich die Pop-City-München-Sucher einigen können: Wenn München schon nicht so viele Clubs hat und auch mit keinem spezifischen Stil mehr seit Moroders Discosound aufwarten kann, eines hat München jedoch: eine vitale Songwriter-Szene.

Fies formuliert passt das ja auch gut in diese reiche und teure Stadt. Denn als Songwriter Musik zu machen, ist die effizienteste Art zu musizieren: Man braucht nicht viele Instrumente, kann meist ohne Auto zu seinen Konzerten anreisen und seine Proben im heimischen Schlafzimmer anstatt in einem teuer angemieteten Keller abhalten. Das musikalische Profil der vielen Akustik-Gitarren-Songwriter ist dementsprechend meist leider ein bisschen eingeschränkt. Wenn man keine außergewöhnliche Stimme hat, klingt das eben schnell alles recht ähnlich nach Lagerfeuer-Schullandheim-Gitarrenfreude. 

Der Musiker Michi Rieder umgeht das allerdings geschickt. Er poliert seine Songwriter-Musik, die er unter dem Namen Nikolaus Wolf veröffentlicht, zwar nicht durch eine aufregende Stimme auf. Er verkleidet jedoch seine Songs, stülpt ihnen einfach spezifische Stile über, so dass sie mal nach Americana, dann nach dem psychedelischen Gefrickel der Sechzigerjahre klingen, während ein nächster Track als seelenverwandt des Sounds von Oasis in den Neunzigerjahren auftritt. „Im Zentrum steht bei mir immer der Klang“, erklärt Michi, den Inhalt und den Text suche er erst ganz am Ende, wenn der Song in seiner Melodie und vor allem in seinen „akustischen Bildern“ fest stehe. Und mit diesen akustischen Bildern spielt er auf seiner ersten EP Roekki Zimt, die am Freitag, 24. März, erscheinen wird, und die er mit Nico Sierig am Münchner Roecklplatz produziert hat, wie ein Chamäleon der Popmusik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit Geigen, Xylophonen, Klavieren und alten Synthies wurde da so tief in die musikalische Verkleidungskiste gegriffen, dass die Gefahr besteht, der Fluss und die Einheitlichkeit der Platte würden verloren gehen. Doch hier kommt nun Michis Stimme ins Spiel, die eben nicht sonderlich außergewöhnlich klingt, aber doch markant genug ist, das stilistische Patchwork zusammen zu halten. 

Nun steht Anfang April eine Tour für Nikolaus Wolf an. Doch das stellt den Songwriter Michi nun vor ein ganz anderes Problem. Denn dieses wunderbar produzierte musikalische Chamäleon ist eben alleine, als einsamer Akustik-Gitarren-Songwriter kaum live umzusetzen. „Ich habe versucht, alles so zu arrangieren, dass eine Solo-Show genau so funktioniert wie mit Band“, erklärt er. Im vergangenen Dezember habe er dann das erste Mal mit anderen Musikern geprobt, es sei „überwältigend“ gewesen. Die Flexibilität, die er stilistisch von sich fordert, hat er so auch ganz strukturell in der Live-Umsetzung, etwa, wenn er am Donnerstag, 13. April, im Münchner „Ampere“ spielen wird.  

Stil: Songwriter
Besetzung: Michi Rieder (Gesang, Gitarre, Komposition), Live Band: Domi Schauer (Bass, Gitarre, Gesang), Christian Schuhbeck (Keyboard, Gesang), Felix Kunz (Schlagzeug)
Aus: Chiemgau/München
Seit: 2015


Text: Rita Argauer

Foto: Andreas Rieder

Zeichen der Freundschaft: Im Shopping-Wahn

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Lippenstift in Lachsfarben und Nagellack in der Frühlingsfarbe Weiß: Eine gute Freundin unserer Autorin hat sich längst auch zu ihrer ganz persönlichen Shopping-Beraterin entwickelt.

Ich lackiere noch meinen letzten Fingernagel zu Ende. Ein Seitenblick auf die Uhr verrät mir, dass ich wieder einmal unpünktlich bin. Caro wird es mir wie jedes Mal nachsehen, dass ich zu unserer Verabredung zu spät komme. Sie ist meine liebste Shoppingbegleitung, und es ist wieder einmal Zeit für unser gemeinsames Ritual: Mittagessen beim Chinesen mit anschließendem Auskundschaften der neuesten Lippenstift- und Nagellacktrends für den Frühling. 

Mit Caro ist es geradezu unmöglich aus einem Laden mit leeren Händen wieder rauszugehen. Caro fühlt sich in Kosmetikläden so, wie ein Affe in der freien Wildbahn – sie ist ganz in ihrem Metier und avanciert unweigerlich zur Verkäuferin: „Barbara, weißer Nagellack ist DIE Trendfarbe, ich weiß es und du weißt es jetzt auch.“ Ich bin ihr dankbar für diese Information und greife instinktiv zu einem weißen Nagellack. Meine shoppingsüchtige Freundin führt mir immer wieder vor Augen, was in meiner Kosmetikabteilung alles noch fehlt – und bemerkt dabei, was bei ihr selbst noch alles auf der ‚to-buy-Liste‘ steht: „Ich will einen neuen Lippenstift, aber ich weiß nicht welche Farbe, ich brauche sie alle!“ Mit weitgeöffneten Augen und zittrigen Händen greift sie nach einem lachsfarbenen Lippenstift, von dem ich ihr dann aber abrate. Nach langem Durchprobieren landen wir bei einem frechen Pinkton, den wir uns ehrfürchtig auf den Handrücken tupfen. Mein anfängliches Zögern, ob ich auch einen Lippenstift kaufen sollte, entkräftet Caro mit bestimmten Tonfall: „Barbara, einen Lippenstift brauchst du unbedingt!“ Und ich finde, sie hat Recht: Dieses bunte Utensil macht das Leben einfach farbenfroher. 

Mit wohliger Gänsehaut schreiten wir an die Kasse - mit zwei Nagellacken – darunter die Frühlingsfarbe Weiß – drei verschiedenen Lipplinern, einem Trockenshampoo, Haarpuder (laut Caro ein Must-have für jedes Badezimmer) und Lippenstift in frechem Pinkton bewaffnet. Eine Stunde Shoppen mit Caro ist wie ein einwöchiger Wellnessurlaub in Südtirol: Erfrischend und wohltuend. Es macht mir Freude ihren malerischen Beschreibungen von Kosmetikprodukten zu lauschen, und sie genießt es, wenn ich ihren Anweisungen Folge leiste: „Siehst du, wie butterweich sich dieser Kajal auftragen lässt?“ Dieses Produkt stehe laut ihrer Aussage überhaupt nicht in Relation zu diesen fiesen, spitzen Billig-Eyelinern, die einem beim Auftragen fast die Haut zerfetzen würden. Ihre Worte sind unbezahlbares Wissen, was man nur mit den engsten Freundinnen teilt. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass man unter einem Lippenstift heutzutage einen Lip Primer aufträgt, um unschöne Rillen zu verdecken. Genauso wenig wusste ich, dass man gerötete Stellen im Gesicht mit grüner Concealerfarbe wieder neutralisieren kann. Aber ich bin froh, dass Caro mir das alles erklärt. 

Einmal in den Semesterferien führen wir unser Shopping-Ritual fort und werden dabei kontinuierlich übermütiger, was schlecht für meinen Geldbeutel ist. Einen neuen Geldbeutel könnte ich übrigens auch gebrauchen. Caro hat mir bereits einige Links geschickt - natürlich nur in den neuesten Frühlingsfarben.


Text: Barbara Forster

Foto: Yunus Hutterer

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Laura

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Angeregt durch die Ausstellung „The hot Plate“, begibt sich unsere Autorin diese Woche auf eine Reise durch die unterschiedlichsten Emotionen. Dabei geht es zum Beispiel um brennende Herzen im Bahnwärter Thiel, oder die pure Vorfreude auf Nick Yumes EP-Release-Party im Strom.

Mal ist man unendlich glücklich, sodass man aus Freude weinen oder vor Glück zerspringen könnte. Mal ist man unendlich traurig, sodass man nur noch dumpfe Verzweiflung verspürt oder seine Wut nicht mehr länger zu bändigen weiß. Extreme Emotionen, die unerwartet auftreten, die manchmal schwer auszuhalten sind oder aber, die wir uns wünschen, für immer beizubehalten. Jeder kennt sie. Doch was sind die Auslöser dafür?

Die Kommunikationsdesignerin Linda Nübling geht den Fragen zu extremen Emotionen und deren Wirkungen nach. Zusammen mit der Fotografin Kerstins Kopf konzipierte Linda die Ausstellung „The hot plate – a collection of advice“. „Hot plate“ bezeichnet die Gefühle von rasender Wut, beengender Angst aber auch zerreißendem Glück – extreme Emotionen eben. Ausgestellt werden 26 großformatige Drucke, die dem „heißen Teller“ ein Gesicht geben. Am Freitag findet ab 17 Uhr die Vernissage im Köşk statt. Ich bin gespannt und weiß nicht, ob ich vor Freude lachen oder weinen soll, denn diese Woche hat so einiges (emotional) zu bieten.

Nach „the hot plate“ werde ich ab 21 Uhr in der Glockenbachwerkstatt anzutreffen sein. Dort findet nämlich eine Jukejoint-Session statt. Ich darf mich auf eine Mischung aus Jazz, Hip-Hop, Neo Soul & Electronica freuen!

Am Samstag muss ich zwischen zwei Veranstaltungen wählen, die beide mit vielen interessanten Künstlern werben. Zum einen bringt das Lost Weekend die Aktionswoche „Mit allen Wassern gewaschen“, die anlässlich des Weltwassertags (22. März) stattfindet, auf ihren Höhepunkt: „Wasser auf die Ohren! feat Schu & Roger Rekless“ verspricht einen Abend, an dem man sich in einer Woge aus Rap- und Hip-Hop-Begeisterten zu den passenden Tönen treiben lassen kann. Der Erlös des Abends geht dabei als Spende an die WASH-Projekte (WAter, Saniation and Hygiene) der Organisation „Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.“, die sich dafür einsetzt, dass alle Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Alle für Wasser – Wasser für alle!

Ähnlich sozial, aber unter gegenteiligem Motto veranstaltet das Bahnwährter Thiel zusammen mit dem Wanderzirkus-Kollektiv das alljährliche AfrikaBurn-Fundraising-Festival. Statt einer Wasserschlacht aus Rap und Hip-Hop darf man hier einzigartig inszenierte Live-Acts und DJs erwarten. Das Motto lautet „Your fire is what keeps us burning“. Ob sie es schaffen das Feuer in meinem Herzen zum Brennen zu bringen oder ob ich mich doch für einen Tauchgang im Lost Weekend entscheide, werde ich am Samstag spontan entscheiden.

Der Sonntag ist für mich bereits entschieden. Veranstaltungstechnisch sowie emotional. Nick Yume startet mit seiner ersten Tournee „Prison“ zu seiner gleichnamigen EP im Strom in München. Zeitgemäßer Pop, inspiriert aus einer Vielfalt musikalischer Genres und dazu Lyrics, entstanden aus Realität und Fantasie. Vorfreude pur!

Montags verschlägt es mich ins Milla. Dort geht es weiter auf der Reise durch die unterschiedlichsten Emotionen mit allen Höhen und Tiefen. Die Band „Palace“ präsentiert mit ihrem Debütalbum „So Long forever“, ganz frühe, aber auch sehr neue Songs. Auf jeden Fall eine Reise wert!

Meinen Dienstagabend verbringe ich voraussichtlich im Feierwerk bei deutscher Popmusik von Louka und Kaind. Louka gilt als Sängerin, die ihre Texte in simplen Pop-Arrangements bettet, bestehend aus eindrucksvollen Beats, funky Gitarren-Licks und eigenwilligen Synth-Melodien. Konventionen bricht auch Kaind mit seiner Musik. Mit minimalistischen und doch komplexen Songs überrascht er sein Publikum.

Am Mittwoch geht es für mich in die Glockenbachwerkstatt. Dort spielen die beiden Solo-Performer und Singer-Songwriter Mäkkelä & Nightbird. Ein Abend mit ihnen wird als Konzertabend von selten zu erlebender Intensität beschrieben. Ihre Songs sollen expressiv-düster, zwischen Pop Noir und Folkpunk angesiedelt sein und sich nach einer Mischung aus purem Glück und bitter-süßem Schmerz anhören. Ich mache mich erneut auf extreme Emotionen, aber vor allem das Unerwartete gefasst.

Der Donnerstag verspricht emotional geladen weiterzugehen. Im awi geht es erneut auf die Suche nach Extrempunkten: „MHM Release N°17 - Hoch & Tief“ - mit den DJs Wiggy und Moritz Beldig.

Das Ende der Woche ist zugleich der Anfang für eine neue, aufregende Woche. Ganz gemäß dieser positiven Einstellung gehe ich am Freitag ins Lost Weekend. Dort treten unterschiedliche Künstler in kurzen Takes auf. Eine offene Bühne für alle, die durch Musik & Poesie, Improvisation & Performance, Singer & Songwriter zum Leben erweckt werden soll. Ich bin offen für alles und freue mich, meine Woche bestehend aus den Höhen und Tiefen extremer Emotionen entspannt ausklingen zu lassen!


Text: Laura Schurer

Foto: Privat

Ein Abend mit: Isabella Mola (Mola)

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Ein durchschnittlicher Wochenend-Abend mit der Sängerin Isabella Mola von der Band ‘Mola’ verleitet sicherlich zum mitfeiern. Insbesondere, wenn ‘Rhythm is a dancer’ läuft.   

Name: Isabella Mola
Alter: 28
Beruf: Sängerin/Songwriterin
Internetseite:https://www.facebook.com/molamusic

Hier beginnt mein Abend: 

Bei schönem Wetter an der Bavaria.

Danach geht’s ins/zu: 

Kilombo im Westend.

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:

Sie wollen ins Bahnwärter Thiel, ich in den Park Street Pub (schwierige Boazn).
Sie überzeugen mich vom Gegenteil.

Mit dabei ist immer: 

Alles kann nix muss.

An der Bar bestelle ich am liebsten:

Zu viel, in zu kurzen Abständen und weil lernresistent kreuz und quer.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Rhythm is a dancer. Höhepunkt des Abends. danach geht es steil bergab.

Mein Tanzstil in drei Worten:

Ausdrucksstark, 90zger, Bammmmm.

Der Spruch zieht immer: 

Schnaps?

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:

Monaco Pizza Lieferservice in der Westendstraße. Die liefern bis 4 Uhr morgens und im Suff schmeckt ois.

Meine dümmste Tat im Suff war: 

Puhhh. Die Liste ist lang und peinlich. Ich weiß wie eine Ausnüchterungszelle von innen aussieht.

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:

Im Cafe CaVa. Bauernfrühstück.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:

Die erste Liga am Sendlinger Tor.


Foto: Jakob Paul

Doppeltes Neuland

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Falckenberg-Schüler Swen Lasse Awe, 26, bringt als eigene Premiere das Erstlingswerk „Abraum“ von seinem Freund Wilke Weermann auf die Bühne.

Swen Lasse Awe, 26, sitzt auf einem Stuhl zwei Meter vor dem Bühnenbild aus Holz, die Beine abwechselnd angezogen und übereinander geschlagen. Mit festem Blick verfolgt er jede Bewegung der fünf Schauspieler, die gerade die Einzugsszene aus „Abraum“ proben. Ab und zu lacht er oder ruft ihnen zu: „Etwas weniger halbherzig, bitte!“ Er macht nicht den Eindruck eines Regisseurs, der seiner jungen Schauspieltruppe allzu viel vorschreibt; in seinem Ringelshirt und den Sneakern wirkt er vielmehr wie einer von ihnen. 

Das Stück wird die Abschlussinszenierung von Swen Lasses Regiestudium sein – und gleichzeitig eine Uraufführung: Der 24-jährige Autor von „Abraum“, Wilke Weermann, hatte dafür im letzten Jahr den Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik gewonnen, die Lesung des Textes hatte bereits damals Swen Lasse inszeniert. „Wilke und ich haben uns das erste Mal vor vier Jahren bei einer Regie-Aufnahmeprüfung in Berlin getroffen, wo wir aber beide nicht genommen wurden“, sagt Swen Lasse und lacht. Der Hamburger erzählt, dass er während seiner Schulzeit zwar eher auf Konzerte und Festivals anstatt ins Theater gegangen sei – Theater habe ihn aber trotzdem fasziniert, also machte er nach dem Abitur mehrere Regiehospitanzen. 2013 wurde er dann an der Otto-Falckenberg-Schule in München genommen und ist Wilke, seinerseits Regiestudent in Ludwigsburg, seitdem immer wieder begegnet. 

Dass Swen Lasse die Lesung von „Abraum“ inszenierte, war Zufall – doch als die Kammerspiele ihn daraufhin fragten, ob er das Stück auf die Bühne bringen wolle, sagte er sofort zu: „Das Stück ist sehr klug und dicht geschrieben und bespielt viele Ebenen.“ 

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Dennoch ist diese Inszenierung in zweierlei Hinsicht Neuland für Swen Lasse: Denn „Abraum“ ist das allererste Theaterstück, das er auf die Bühne bringt – bisher hat er nur Romanadaptionen inszeniert, zum Beispiel von Joseph Hellers 600-seitigem Roman „Catch-22“. „Es macht Spaß, mir bei so einem dicken Roman zu überlegen, was ich daraus erzählen und auf die Bühne bringen will.“ Diese Freiheit habe er an der Falckenberg-Schule von Beginn an bekommen, auch wenn ihn das anfangs etwas irritiert habe: „Wir hatten nie Vorlesungen darüber, wie man ein Stück inszeniert.“ Doch bald habe er es als Chance gesehen, sich an eigenen Produktionen ausprobieren zu können – dank der Anbindung der Schule an die Kammerspiele sogar mit professionellen Requisiten, Räumlichkeiten und Beleuchtung. 

Das komplexe Theaterstück „Abraum“ hingegen sieht der Nachwuchsregisseur als Herausforderung, einmal ganz anders zu arbeiten – es ist so „hermetisch und ohne auch nur einen einzigen überflüssigen Satz“, dass man nicht beliebig viel streichen und ändern könne. Wozu ihn sein Freund Wilke, der bei zwei Proben auch dabei war, aber ermutigt: „Ich habe die Leerstellen doch genau deshalb gelassen, damit andere was daraus machen können“, sagt der junge Autor. Er selbst sei noch zu nah an diesem Stück dran, um es zu inszenieren. Natürlich habe er bei den Proben ein paar Anmerkungen gemacht – ob sie diese dann umsetzen, sei aber ihre Entscheidung.

Auch in dieser Hinsicht ist die „Abraum“-Inszenierung eine neue Erfahrung für Swen Lasse: Er hat vor seinem Regiestudium einen Bachelor in Komparatistik gemacht und vertritt eigentlich die Konzeption des „toten Autors“ – bei diesem Stück hat er es jedoch nicht nur mit einem lebenden Autor zu tun, er kennt ihn sogar auch noch. Doch obwohl Swen Lasse großen Respekt vor dem Stück zu haben scheint, hat er Wilke nie gefragt, wie er bestimmte Dinge gemeint habe: „Ich glaube nicht an die Deutungshoheit des Autors. Gott sei Dank sieht Wilke das genauso und macht keinen Druck“, sagt Swen Lasse. Seine Herangehensweise sei immer der Text selbst. 

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Den erschließe er sich beim Proben – gemeinsam mit seiner Schauspieltruppe: Bis auf Niklas Maienschein, Absolvent des Salzburger Mozarteums, sind alle jungen Schauspieler (Mira Huber, Vincent zur Linden, Jannik Mioducki und Fabian Ringel) im selben Jahrgang der Falckenberg-Schule wie Swen Lasse, dementsprechend haben sie auch schon oft zusammen gearbeitet. Der junge Regisseur hat ganz bewusst sie für diese Inszenierung ausgewählt, weil er mit ihnen „gemeinsam denken“ könne, wie er sagt: „Sie erwarten nicht, dass ich ihnen Anweisungen gebe oder sie choreografiere. Ich lasse sie einfach machen und filtere oder ordne das dann.“ Die Schauspieler schätzen diese Arbeitsweise, Vincent zur Linden erzählt aber: „In schwierigen Situationen habe ich mir schon auch mal gewünscht, dass der Regisseur einfach mal sagt, wie es gehört. Im Nachhinein bin ich aber immer froh, da gemeinsam durchgegangen zu sein.“

In dem Stück geht es um fünf junge Menschen und einen alten Mann, die in einem verlassenen Steinbruch am Rande der Gesellschaft leben. Es herrschen Kommunikationsprobleme, bald bilden sich Machtstrukturen in der Gruppe heraus und Gewalt macht sich breit – doch es gelingt ihnen nicht, ihre Abhängigkeit voneinander zu überwinden. Diese Spannung zwischen den fünf jungen Menschen und dem Alten, den sie nicht verstehen, wird auch durch den 79-jährigen Christian Mey getrieben, findet Swen Lasse: „Christian bringt unheimlich viel Erfahrung und Persönlichkeit mit – dass er und die jungen Schauspieler aufeinandertreffen, erzeugt eine irre Dynamik.“

Förderlich für diese produktive Energie seien auch die Pathos Ateliers, wo sie seit Februar proben: Hier müssen sie nicht zu festen Uhrzeiten wie auf Knopfdruck kreativ sein, sondern sie können zwischendrin lange Pausen machen und dafür bis drei Uhr morgens proben. 

Im Juni wird Swen Lasse seine Inszenierung beim Körber Studio Junge Regie zeigen, einer wichtigen Plattform für den Regienachwuchs. „Mal sehen, was sich da ergibt“, sagt er bescheiden. Erst mal freut er sich, bei der Premiere am 31. März in den Kammerspielen zu zeigen, was sie gemeinsam erarbeitet haben. Und auch Wilke Weermann ist zuversichtlich: „Ich vertraue darauf, dass es gut sein wird.“


Text: Anna-Elena Knerich

Fotos: Florian Peljak

Mehr als ein Dienstleister

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Daria Rühl, 28, und Sebastian Halden, 26, leiten den Verein Stay Welcome, der Flüchtlingen Jobs vermittelt.

Willkommenskultur. Im Herbst 2015 sprachen alle davon. Knapp eineinhalb Jahre später hat sich die Gesellschaft, so scheint es, in zwei Lager geteilt: Jene, die immer noch sagen, wir schaffen das, und jene, die sagen, wir haben genug geschafft. Daria Rühl, 28, und Sebastian Halden, 26, gehören zu denen, die nach wie vor etwas schaffen wollen. 

Ihr Verein Stay Welcome unterstützt Flüchtlinge mit einer Arbeitserlaubnis dabei, einen Job zu finden – und das kostenlos. Gegründet wurde der Verein 2015 ursprünglich als private Organisation von Mitarbeitern des IT- und Technologieberatungsunternehmens Netlight Consulting. Die Gründer Aurelia Schülen und Christian Klugow sind aber seit der offiziellen Vereinsgründung im vergangenen Sommer nur noch unterstützend tätig. Seit der Gründung von Stay Welcome wurden bereits 39 Teilzeitstellen, 37 Festanstellungen, 25 Minijobs, in etwa ebenso viele Praktika sowie vier Ausbildungsplätze vergeben, sagt Sebastian. Wäre die Zusammenarbeit mit den Ämtern nicht immer wieder von Rückschlägen gekennzeichnet, wenn Flüchtlinge etwa nicht bleiben dürfen, könnte der Verein deutlich mehr Menschen zu einem Job verhelfen. Jede Woche könnten sie mindestens 30 Beratungsgespräche führen, sagt Sebastian, ein Mann mit Pausbäckchen und einem Dreitagebart. Da unter den Bewerbern aber auch viele aus dem Senegal oder Mali seien, die keine Arbeitserlaubnis bekämen, müssten sie diese häufig wieder nach Hause schicken – und das, obwohl ihre Chancen, nach einem abgeschlossenen Verfahren nicht einmal schlecht stünden, in Deutschland bleiben zu dürfen. In anderen Fällen werde zwar ein Antrag auf unbezahlte Probearbeit genehmigt, eine Festanstellung im gleichen Betrieb aber abgelehnt. Sebastian kann über solche Entscheidungen nur den Kopf schütteln.

Seit Februar 2016 gelangen immer weniger Menschen über die sogenannte Balkanroute nach Deutschland, weil Länder wie Mazedonien und Ungarn die Grenzen geschlossen haben. Genug zu tun haben Daria und Sebastian als Hauptverantwortliche des Vereins dennoch. Kommt ein Flüchtling mit Arbeitserlaubnis zu ihnen, verfahren sie nach dem immer gleichen Prinzip: Zunächst werden Interviews geführt, um Fähigkeiten und Sprachkenntnisse der Flüchtlinge zu prüfen. Gleichzeitig wird erfragt, welche Vorstellungen die Bewerber – meistens sind es junge Männer – haben und wo sie sich in den nächsten fünf Jahren sehen. Im Anschluss wird gemeinsam ein Lebenslauf geschrieben und bei Erfolg werden die Flüchtlinge zu den Bewerbungsgesprächen begleitet. „Uns ist es am liebsten, wenn wir die Leute genau dreimal sehen: Beim Interview, beim Lebenslauf schreiben und beim Bewerbungsgespräch“, sagt Sebastian.

In der Praxis ist es aber nicht ganz so einfach: Einige der Flüchtlinge, die zu ihnen kommen, brauchen nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung. Sie wollen lediglich wissen, wo sie am besten ein Bewerbungsfoto machen können. Andere hingegen brauchen mehr Hilfe. Nach einem befristeten Vertrag, der nicht verlängert wird, kommen sie wieder zu Sebastian und Daria und wissen nicht weiter.

Seit immer mehr, unter ihnen vor allem Afghanen, trotz Arbeit in ihr Heimatland abgeschoben werden, ist die Verunsicherung groß. Lohnt es sich überhaupt, sich zu bemühen, fragen sie. Sebastian kann dann nur versuchen zu beschwichtigen. Was bringe es denn, schon Angst vor einer Abschiebung zu haben, bevor man im Flieger sitze, sagt er. Dass Sebastian für viele oft weit mehr ist als nur ein reiner Dienstleister, merkt man auch daran, dass viele der Flüchtlinge auch dann, wenn sie bereits einen Job haben, immer noch regelmäßig Fotos und Videos per Whatsapp schicken. 

Der gelernte Versicherungskaufmann ist aber trotz seines sozialen Engagements kein Träumer. Von einem uneingeschränkten Bleiberecht für alle hält er nichts. Wer keinen akuten Fluchtgrund habe, müsse wieder ausreisen, um jenen, in deren Heimat nachweislich Krieg herrscht und jenen, die zu Hause verfolgt werden, Platz zu machen. Selbst dann, wenn er oder sie schon bestens integriert sei, sagt Sebastian. 

Weil der Verein Stay Welcome für die Vermittlung der Flüchtlinge kein Geld verlangt, sind Daria und Sebastian auf Spendengelder angewiesen. Netlight Consulting stellt den beiden kostenlos einen Arbeitsplatz zur Verfügung und kommt für die je 1 500 Euro auf, die sich Daria und Sebastian monatlich auszahlen. In einer Stadt wie München reicht das aber nicht zum Leben. Erst recht nicht, wenn man, wie Sebastian bereits Papa oder wie Daria hochschwanger ist. Um effizienter arbeiten zu können, soll eine weitere Vollzeitkraft eingestellt werden, die aber letztlich nur Daria ersetzen wird, da sie von Mai an zunächst eine Weile in den Mutterschutz gehen wird.

Die Finanzierung ist aktuell eines der größten Probleme des Vereins. Bis Ende des Jahres seien alle Kosten gedeckt, wie es danach mit dem Verein weitergehe, sei ungewiss. Da sich auch die rechtliche Lage der Flüchtlinge ständig ändere, mache es aber sowieso keinen Sinn, länger als ein Jahr im Voraus zu planen, sagt Sebastian.

Sebastians Vertrag läuft im Oktober aus. Gerne würde er auch danach noch für den Verein arbeiten. Wichtig ist ihm aber auch, den nötigen Elan nicht zu verlieren. Bevor er so wird, wie die vielen gelangweilten Beamten auf den Ämtern, mit denen sie so oft zusammenarbeiten müssen, sagt er, will er lieber freiwillig aufhören. Eines ist für Sebastian aber ganz klar: „Ich will was Nachhaltiges mit Menschen machen.“ 

Unabhängig davon, wie es für sie selbst weitergeht, hoffen Daria und Sebastian aber auf eines: Dass der Verein Stay Welcome solange Bestand hat, wie die Notwendigkeit für ein solches Angebot für Flüchtlinge besteht. Denn selbst wenn heute niemand mehr von einer Willkommenskultur spricht, findet Sebastian, so leben doch Tausende Flüchtlinge in Deutschland. Menschen, die sich selbst und ihre Familien ernähren müssen, die arbeiten wollen. Menschen, die ihren Platz in dieser Gesellschaft suchen.  


Text: Jacqueline Lang

Foto: Alessandra Schellnegger


Fremdgänger: Alles geregelt

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Sind Deutsche generell regelgehorsamer? Unsere Autorin pfeift in Oxford inzwischen wie ihre Mitstudenten auf so manche rote Ampel und entdeckt dabei feine kulturelle Unterschiede zu ihrer Heimat. 

Die Ampel springt auf Rot. Ich trete in die Pedale und sause über die rote Ampel. Zeit ist kostbar und Ampeln sind eher eine Empfehlung. Zumindest in Oxford. Zumindest für Radfahrer. Außerdem bin ich spät dran für ein Seminar und es regnet. 

Oxford und München bezüglich ihrer Verkehrslage und Infrastruktur zu vergleichen, ist Quatsch. München ist eine Millionenstadt, Oxford darf mit seinen 152 000 Einwohnern durchaus als Provinznest bezeichnet werden. Spannend zu beobachten ist jedoch, wie sich die Dimensionen dieser kleinen Stadt in meiner subjektiven Wahrnehmung von Zeit und Raum verschieben. Nachdem ich drei Jahre lang ungefähr eine Stunde für den Weg zur Uni einplanen musste, konnte ich es nach meiner Ankunft hier in Oxford einfach nicht glauben, dass ich innerhalb von nur fünf Minuten mit dem Rad zu meiner Fakultät gelangen konnte – und deshalb prinzipiell immer mindestens zehn Minuten zu früh in jeder Vorlesung saß. Jetzt, nach vier Monaten, kommen mir jedoch bisweilen sogar diese fünf Minuten zu lang vor. Jede rote Ampel kommt da irgendwie ungünstig. 

Deshalb hat sich parallel zu meiner neuen Wahrnehmung von Entfernungen auch eine gewisse Resistenz gegen Verkehrsregeln entwickelt. Denn Oxfords Verkehrssystem ist verwirrend. Ganz davon abgesehen natürlich, dass hier alle Autos auf der falschen Seite fahren (!), verästeln sich Straßen an den unwahrscheinlichsten und denkbar ungünstigsten Stellen, Ampeln funktionieren nicht oder sind so unmöglich geschaltet, dass man sich oft in der Mitte der Hauptverkehrsader befindet und nicht mehr weiterkommt, Einbahnstraßen tauchen aus dem Nichts auf, Fahrradwege führen einmal über den Fußgängerweg und dann wieder auf der Straße entlang, und von Schlaglöchern und porösem Asphalt und Wanderbaustellen will ich gar nicht anfangen.

Die ersten Male, als ich zögernd ein paar Radfahrern folgte, wie sie bei Rot skrupellos weiterfuhren, musste ich an eines meiner Ethik-Seminare in München denken. Es ging um Thomas Hobbes, den Leviathan und um die Frage, ob Gesetze in einem Staat immer befolgt werden müssen beziehungsweise ob ziviler Ungehorsam auch mal richtig sein kann. Ich erinnere mich deshalb an diese eine Stunde, weil das Beispiel von Verkehrsampeln genannt wurde. Wenn keine negativen Konsequenzen aus meiner illegalen Straßenüberquerung resultieren, ist es dann in Ordnung, das Gesetz zu brechen? Oder unterminiert das die gesamte Idee eines legitimierten Souveräns? Als ich dann einmal auf einer Party, relativ zu Beginn des Jahres in Oxford, meine Bedenken ob zivilen Ungehorsams an roten Ampeln äußerte, erntete ich einige Lacher. „You don’t have the time to wait for a traffic light – just think of all the reading you could be doing in the accumulated time over the years, that you spent waiting for the light to turn green“, wurde mir gesagt. 

Und auch wenn das auf den ersten Blick oberflächliche Überlegungen sind, so sagt es doch vielleicht mehr über feine kulturelle Unterschiede aus. Sind Münchner und Deutsche generell regelgehorsamer? Oder inwieweit sagt es etwas darüber aus, wie überlegt und vernünftig Bürger (zumindest im Straßenverkehr) miteinander umgehen können, selbst wenn sie nicht auf das offizielle grüne Licht der Ampel warten? Soweit ich weiß, passieren in Oxford nicht verhältnismäßig mehr Unfälle als anderswo.


Text: Theresa Parstorfer

Foto: Privat

Neuland: NichtIch

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James Newton und Katja Wachter zeigen in ihrem Stück NichtIch im HochX Theater all jene Dinge, Ideen und Trends, die die beiden Schauspieler nie auf die Bühne bringen wollten.

Wie viel „Ich“ darf ein Schauspieler einbringen und wie viel „Nicht-Ich“ muss er akzeptieren, wenn er sein Publikum begeistern will? Wie geht man mit politischen Ansichten, Nacktheit oder wilder Exzentrik um, wenn sie einem einfach nicht passen? Ein Künstler ist einem immer schnelllebigeren Rhythmus unterworfen, muss Leistung bringen, Andersartigkeit, Vielseitigkeit und Modernität beweisen – und darf niemals langweilen. 

Mit der Tanz-Musik-Sprach-Performance NichtIch, die James Newton, 25, gemeinsam mit Choreografin und Tänzerin Katja Wachter im HochX Theater in München aufführen wird, diskutieren die Künstler die mögliche Kompatibilität von eigener und externer Erwartung an Schauspiel, Musik und Tanz. Alleiniges Material der Vorstellung wird sein: Jene Dinge, die die Schauspieler nie tun und nie auf die Bühne bringen wollten.


Text: Friederike Krüger

Foto: Franz Kimmel

Band der Woche: Muddy What?

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Muddy What? liebt die Wurzeln des Blues. Das Münchner Trio interpretiert ihn nun auf ihre Weise neu und schenkt ihm junge Akzente. Somit kommen hier nicht nur Blues-Liebhaber sondern auch Indie-Hörer auf ihre Kosten.

Die Unterschiede in der Ausübung von klassischer Musik und Popmusik sind zahlreich. Ganz grundlegend ist dabei wohl ein struktureller Gegensatz: Während die meisten Popmusiker die große Masse an bereits existierender Popmusik als weitgefasste Inspiration begreifen, der man sich in eigenen Songs und einem eigenen Stil annähert, wird in der Klassik in erster Linie interpretiert. Es gibt einen kanonisierten Werkkatalog, die Fähigkeit, diesen zu spielen, eignen sich klassische Musiker an. Oft kommt in solchen Biografien eine starke familiäre Prägung zum Zug. Wenn die Eltern viel klassische Musik hören oder gar selbst spielen, überträgt sich das auf den Nachwuchs, der so von Kind an den Ausdruck und Geist dieser Musik kennenlernt und im Erwachsenenleben dementsprechend sicher weitergeben kann. Popmusik zu spielen ist hingegen öfter eine Rebellion gegen die elterliche Generation und setzt ganz bewusst auf Abgrenzung. Doch mittlerweile ist die Erfindung der Popmusik auch schon die Generation eines Menschenlebens alt – dementsprechend hat sich der Zugriff und das Erlernen der Popmusik verschoben. Besonders bei den Stilen, die zu den Frühformen der Popmusik gehören.

Im Fall der Münchner Band Muddy What? ist das der Blues. Und das Trio, das ursprünglich aus dem fränkischen Schwabach kommt, aber seit einiger Zeit in München lebt, hat auf den Blues strukturell einen ähnlichen Zugriff wie das klassische Musiker auf den Werkkanon der Musikgeschichte haben. Das Geschwister- und Gitarristenpaar Ina und Fabian Spang ist mit dem Blues über die elterliche Plattensammlung aufgewachsen, hat dann begonnen, die Blues-Klassiker nachzuspielen, die Standards dieses Genres. Ganz so wie der Klavierschüler seine Bach-Präludien und Beethoven-Sonaten erlernt. Doch die Schritte vom Erlernen der Spielfähigkeit zur Interpretation und zu letztlich zur eigenen Musik sind ein Weg, den die musikalisch im Elternhaus geprägten Kinder dann doch selbst gehen müssen. Ina und Fabian Spang gehen mit ihrem Schlagzeuger Michi Lang diesen Weg seit 2006. Von Schulfesten, auf denen sie zu Beginn auftraten, Interpretationen der Songs von Son House, Willie Dixon oder Albert Collins und schließlich ganz eigenen Songs. „Neben eigenen Liedern haben wir viele Klassiker und auch weniger bekannte Cover-Songs auf unserer Setlist, die alle sehr eigen interpretiert sind“, erklären sie, doch: „Jeder Song ist bei jedem unserer Konzerte immer wieder irgendwie anders.“

In den unzähligen Live-Konzerten der Band, die in herunter gebrochener Unplugged-Besetzung in kleinsten Stadtteilkneipen genauso stattfinden wie auf Konzertbühnen, zeigt sich dieser in der Popmusik dennoch immer noch etwas ungewöhnliche Zugang. Die Musik rauscht eingängig und genregebunden aber dennoch mit einer gewissen Spannung dahin, das Publikum – von jungen Indie-Hörern bis Blues-Liebhabern der Elterngeneration – aber kennt die Musik. Es erkennt die Standards, die bei Muddy What? eine neue Interpretation erfahren, es erkennt die musikalischen Topoi, die das Trio in den eigenen Songs benutzt. Und es erkennt die technische Versiertheit der Musiker und dessen rhythmisch sicheres Zusammenspiel. So eine Art des Zuhörens ist dann – ganz strukturell gesehen – vom distinguierten Wertschätzen des Klassikpublikums nicht weit entfernt. Doch letztlich erklären die Musiker: Viel über starre Abläufe innerhalb ihrer Musik würden sie nicht nachdenken, und schon gar nicht über ihre Positionierung als zeitgenössische Band, vielmehr spielen sie „einfach so, wie es sich im Moment richtig anfühlt“. Etwa wenn sie am Freitag, 31. März, zusammen mit dem Münchner Harp-Spieler Hubert Hofherr im Kulturkeller Westend in München auftreten. 

Stil: Blues
Besetzung: Fabian Spang (Gitarre, Gesang), Ina Spang (Gitarre, Mandoline), Michi Lang (Schlagzeug, Bass)
Aus: München/Schwabach
Seit: 2006
Internet: muddywhat.de


Text: Rita Argauer

Foto: Hartmut Spang 

EP-Kritik: Nick Yume - Limerence

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Eingängige Rhythmen, impulsive Anstiege, beruhigende Klangfarben - alles getragen von Nick Yumes beeindruckender Stimme - lassen sich auf dessen neuer EP Limerence finden.

Senkrechtstarter – man konnte sich im letzten Jahr sicher sein, auf wen dieser Begriff momentan in München fast am besten passt. Die Rede ist natürlich von Nick Yume. Beinahe aus dem nichts kommend, spielte er innerhalb kürzester Zeit als Vorband für niemand geringeren als Rihanna in Bukarest und veröffentlichte mit seiner Coverversion-Neuinterpretation von „Allein, Allein“ einen formidablen Hit.

Jetzt ist mit Limerence seine zweite EP erschienen und man kann verstehen, was Rita Argauer in der Süddeutschen Zeitung damit meinte, als sie schrieb, Nick Yume sei ein Künstler, bei dem die Musik auf die Stimme zugeschnitten sei. Denn Limerence ist nicht nur eine konsequente Weiterentwicklung der Vorgänger-EP Prison, sondern eben auch ein extrem starkes Stück Musik.

Das liegt natürlich zu großen Teilen an der fantastischen Stimme von Nick Yume selbst, die wegen ihrer Einzigartigkeit schnell im Ohr bleibt – und von dort auch bitte nicht mehr zu verschwinden hat. Schon der Opener Paper Love gibt eine Richtung vor, das Lied ist Popmusik in Bestform. Eingängiger Rhythmus, beruhigende Klangfarben, sanfter Gesang, der Song lädt ein zum Weiterhören. Gold Days wird dann rasanter, die Musik opulenter – wogegen in 500 Miles wieder reduzierte elektrische Klänge dominieren. Auch nur um dann in Hanuman um einen funkigen, bass-lastigen Einschlag ergänzt zu werden. Me Too ist dann eins der stärksten Stücke der EP, getragen von Nick Yumes beeindruckender Stimme. Gemeinsam mit dem nachfolgenden Tell Me zeigt es eindrucksvoll, wie elegant saubere Tempowechsel funktionieren können. Insgesamt ist der elektronische Anteil auf der EP im Vergleich zu früheren Liedern deutlich angestiegen, was aber nicht wie so häufig zu Lasten der Authentizität geht, sondern wie auch This Place zeigt, sehr gut funktionieren kann. Beim letzten Lied, sagt Nick Yume selbst, dass es 47 Anläufe gebraucht hätte, bis man zufrieden war mit dem Song. Konsequenterweise heißt der Titel dann auch Version 47. Mit weichem ruhigen Start und impulsivem, kraftvollem Anstieg zeigt er sehr schön das musikalische Spektrum des Nick Yume. Und wenn die EP schon so stark ist, wie wird dann wohl das Album werden?


Text: Philipp Kreiter

Zeichen der Freundschaft: Aller guten Dinge sind drei!

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Ein Dreiergespann in einer Freundschaft kann kompliziert, oder aber auch ganz zauberhaft sein. Unsere Autorin hat das Glück, ein solches Gespann von der zweiten Sorte zu haben, das sie schon ihr ganzes Leben lang begleitet.

Ein warmer Sommertag - irgendwann zwischen 1996 und 2017. Wir stehen nackt im grünen Garten. Dicht aneinandergereiht und unter großen, gelben Sonnenschirmen. Hinter uns ein türkisfarbenes Planschbecken, nicht größer als das darin liegende orangefarbene Schlauchboot. Die Sonne kitzelt uns auf unseren kleinen Bäuchen. Wir beißen unbeschwert in Amerikaner mit viel Zuckerguss und lachen dabei verschmitzt in die Kamera. Es schmeckt uns sichtlich und wir genießen den Moment.

Wir, das sind Amelie, Isabella und ich. Drei Mädchen, die sich mit ihren unschuldigen Locken, dem Topfhaarschnitt und den zarten Sonnenstrahlen im Gesicht auf dieser Aufnahme so ähnlich sehen. Und doch könnten wir unterschiedlicher nicht sein. Ein Moment aus den vielen Momenten unseren bisherigen Lebens, die wir miteinander teilen durften und in denen wir wohl alle drei das gleiche Glück empfanden: das Glück über eine tiefe und enge Freundschaft.

Den Beginn unserer langen Freundschaft haben wir unseren Müttern zu verdanken, die uns vor über 20 Jahren fast zeitgleich auf die Welt brachten. Bei wöchentlichen Treffen unserer sogenannten „Krabbelgruppe“ wurden wir liebevoll miteinander bekannt gemacht. Uns wurden nebeneinander die Windeln gewechselt, wir sind zusammen um die Wette gekrabbelt, haben zusammen das Sitzen, das Laufen und die ersten Worte sprechen gelernt.

Auch wenn wir uns alle drei nur wenig an unsere frühesten Kindheitstage erinnern können, so gibt es viele Fotos und Erzählungen unserer Mütter, die uns glauben lassen, dass wir bereits damals das Gefühl von starker Freundschaft verspürten. Es sind die tiefen Wurzeln, die vielen gemeinsamen Erinnerungen, das Wissen, dass wir immer füreinander da sind und immer da sein werden, die unsere Freundschaft zu etwas ganz Besonderem machen. Und so ist es heute nicht schlimm, wenn sich unsere Wege auch einmal trennen. Es ist sogar gut so, denn wir sind erwachsen geworden. Eine jede hat andere Ziele und Träume im Leben, die sie erreichen möchte. Eine jede verfolgt ihren eigenen Weg und entwickelt sich weiter. Wir werden älter. Umso schöner ist es, wenn wir es schaffen, uns zu sehen. Stundenlang erzählen wir uns von unseren unterschiedlichen Wegen, den jede von uns für sich geht. In diesen Momenten sind wir uns wieder ganz nah. Wir erinnern uns gerne an die frühere, gemeinsame Zeit zurück: Amelie war beliebt für ihr großes Barbie & Ken-Equipment. Von Isabella konnte man lernen zu turnen oder es zumindest versuchen. Bei mir wurde auf Vorrat für die Liebsten gebastelt und gezeichnet. Wir bereicherten uns gegenseitig und sind heute dankbar für die gemeinsamen Momente.

Dicht nebeneinander, nicht nackt, sondern im Bikini, nicht mit zuckersüßen Amerikanern, sondern mit Hugo und Aperol Spritz, sitzen wir bei Sonnenuntergang in der Beach Bar am Chiemsee. Wir lächeln noch genauso verschmitzt wie damals in die Kamera. Man sieht uns an, dass wir den Moment genießen. Vergleicht man die Bilder von früher und heute, so hat sich einiges verändert. Nicht nur optisch haben wir uns gemacht, sondern auch persönlich haben wir uns weiterentwickelt. Wir tragen keinen Topfhaarschnitt mehr. Wir spielen nicht mehr mit Barbie & Ken. Wir können bei weitem nicht alle turnen oder mit selbstgebastelten Kunstwerken Geld verdienen. Und die Amerikaner sind auch nicht mehr so lecker wie früher.

Trotz vieler Veränderungen ist Eines gleich geblieben, das uns keiner nehmen kann: das Empfinden vom Glück über eine tiefe und enge Freundschaft und das Gefühl, eine Basis gelegt zu haben, die so schnell nicht in die Brüche geht. Eine Freundschaft, die uns seit 20 Jahren miteinander verbindet und die hoffentlich für immer anhalten wird.


Text: Laura Schurer 

Foto: Yunus Hutterer

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