Der BWL-Student Philipp Christov, 23, will sich hochtauschen. Mit einem selbstgebauten Dosentelefon hat alles angefangen und sein großes Ziel ist es, am Ende ein Haus für Geflüchtete zu ertauschen. Anfang des Jahres haben wir euch schon über ihn berichtet, nun verraten wir euch den aktuellen Stand des Tausch-Projekts.
Philipp Christov, 23, den die Junge Leute Seite vor ein paar Monaten schon einmal vorgestellt hat, weil er sich, angefangen mit einem selbstgebastelten Dosentelefon, ein Haus für geflüchtete Menschen ertauschen will, ist mittlerweile bei einem Tauschwert von 10.000 Euro angekommen. Einen Smart hat er gegen den Imagefilm einer Produktionsfirma getauscht. Der Film wurde, als Anspielung auf die Verleihung der Academy Awards am Sonntag symbolisiert durch einen unechten Oscar, wenig später in einen Gutschein für eine (Firmen-)Feier mit Buffet und Getränken einer Eventagentur umgewandelt. Da es immer schwieriger wird, für diese Summen Täuscher zu finden, wird sich Philipp im nächsten halben Jahr noch intensiver um sein Projekt kümmern, sodass das Haus vielleicht 2016 ein Weihnachtsgeschenk für Menschen werden könnte, die ihre Heimat verlassen mussten.
Zwischen Frühlingserwachen und Schneestürmen lauscht Jackie im Farbenladen den Klängen von Electro-Pop und den Stimmen ihrer Kollegen, den ersten Gehversuchen junger Münchner Rapper in der Glockenbachwerkstatt und den Monologen ungehaltener Frauen im Einstein Kultur. Am Ende der Woche lauscht sie dann auf der Suche nach ihren eigenen Worten in sich selbst hinein – stilecht mit einem Glas Rotwein vorm Kamin, eh klar.
Hallo März! Hast du uns mehr Sonne als Schnee mitgebracht? Dann bist du herzlich willkommen! Egal aber, ob die Sonne scheint oder es dicke Flocken schneit, ich gehe am Freitag zum Magazine Release von No Name No Fame. Die Menschen vom Graffiti-Laden Ghostyard bringen ihr erstes Magazin raus und gefeiert wird im Kafe Marat. Muss ich mir ja schon mal anschauen, was so abgeht in der Graffiti-Szene. Schließlich wollen die ja nicht nur gemütlich das Magazin begießen, sondern gleich auch selber Hand anlegen und die Sprühdosen leeren. Und auch wenn ich selbst gänzlich untalentiert bin, street art finde ich im Gegensatz zu den meisten anderen Sachen, immer noch ziemlich cool.
Standard! Am Samstag ist die Vernissage von unserer Ausstellung im Farbenladen und natürlich geh ich da hin. Und alle müssen mit! Wenn man beim Entstehungssprozess von so einem Projekt dabei war und die vielen Problemchen, die es zu meistern galt, kennt, ist man am Ende fast ein bisschen stolz, das man davon am ersten Abend gar nichts merkt. Darauf erst mal ein Bier! Zum Sound von türkischem Electro-Pop des Solokünstlers Atlataş schlendere ich durch die kleine Galerie und bin begeistert-verblüfft, wie viele unterschiedliche Ansätze man zu dem Thema „München – am Rand“ finden kann. Wenn diese Ausstellung repräsentativ für die Münchner Kunstszene ist, muss man sich zumindest in dieser Hinsicht keine Sorgen machen, denke ich und nehme noch einen Schluck von meinem Bier.
Sonntag, zweiter Tag Farbenladen. Heute bin ich vor allem da, um meinen lieben Schreiber-Kollegen dabei zuzuhören, wie sie ihre Texte zum Thema „Zeichen der Freundschaft“ vorstellen. Von kitschig-schön bis absurd-komisch ist alles dabei. Endlich geht es mal nicht um Beziehungsprobleme und diesen ganzen Schmarrn, sondern um Freundschaft. Ist zwar streng genommen auch Liebe mit ihren ganz eigenen Problemen, aber hey. Es kommt selten vor, aber vor lauter Liebe, würde ich am liebsten jemanden umarmen. Ersatzweise trinke ich ein Bier – erfüllt seinen Zweck mindestens genauso gut. Werde diesen Tipp an Imke-Karlotta, die liebesbedürftige Katzendame, weitergeben. Die steht nämlich heute auch auf der Bühne im Farbenladen. Neben Line Walking Elephant und SweetLemon.
Unter der Woche hat der Farbenladen leider zu. Ist ok, geh ich am Montag halt stattdessen zu Bless the Mic mit Natürlich Blond in der Glockenbachwerkstatt. Wie jeden Monat treten auch dieses Mal wieder Rapper und Poeten gegeneinander an und buhlen um die Gunst des Publikums. Vom ewigen Einerlei klassischer Slams habe ich gerade genug, die Rap-Einlagen und der Freestyle sind dagegen schon eher nach meinem Geschmack. Was mich wundert: Das es hier statt der obligatorischen Whiskeyflasche ne Flasche Sekt zu gewinnen gibt. Die Winkekatze hingegen find ich stilecht. Die Jungs von Natürlich Blond klingen ein bisschen so, als wären sie gerade erst aus dem Stimmbruch gekommen, trotzdem amüsiere ich mich prächtig. Im Anschluss besuche ich noch meinen lieben Ex-Mitbewohner Bojan im Flaschenöffner auf ein Bier. Ist ja praktisch ums Eck.
Bei mir zuhause ums Eck ist hingegen das Import Export. Trotzdem hab ich es bislang noch nie zur Rationalversammlung geschafft. Das soll sich am Dienstag ändern! Bewaffnet mit dem obligatorischen Bier werden ich und die anderen Zuschauer in verschiedene Parteien eingeteilt. Auf der Bühne tagen die selbsternannten Minister. Die tragen fleißig Gedichte, Lieder, Kurzgeschichten und Minidramen vor. Wie immer, weiß ich nicht, was ich von dieser Selbstdarstellungssucht halten soll. Einerseits bewundere ich sie, andererseits ist sie mir aber immer auch ein bisschen fremd. Die Mischung finde ich aber hier deutlich besser als bei den meisten anderen Veranstaltungen dieser Art. Vielleicht ist auch nur das Niveau höher. Und vielleicht komme ich deshalb sogar am zweiten Dienstag im April wieder vorbei.
So viel Input macht mich immer irgendwie müde. Menschenmüde vor allem. Deshalb bleibe ich am Mittwoch auch mal wieder daheim. Wichtig fürs Wohlfühlprogramm: Eine Küchen-Session. Mein Lieblingswerkzeug ist momentan mein großer, grüner Schmortopf. Weil der Frühling sich ja phasenweise schon in Form von Krokussen und wärmenden Sonnenstrahlen ankündigt, muss ich mich ranhalten mit dem Schmoren. Im Sommer schmort es sich ja bekanntlich eher schlecht. Deshalb gibt’s heute: Lammhaxen mit schwarzen Oliven und Artischocken. Mhmmm. Im Anschluss mache ich es mir dann mit den Tagebüchern von Astrid Lindgren und einer Tafel Schokolade vor unserem Kamin gemütlich. Warum raus in die Kälte gehen, wenn es daheim so kuschelig warm ist?
Gut erholt und wieder sozial kompatibel mache ich am mich am Donnerstag auf den Weg zur Ausstellungseröffnung “A LAND IS A SCAPE IS A SOUL” von Steffi Pusch und Käthe deKoe. Die Landschaftsaufnahmen der beiden Fotografinnen laden den Betrachter ein, auf Entdeckungsreise zu gehen. Teilweise sind die Bilder verschwommen und lassen keine genaue Ortung zu, doch genau darin liegt der Reiz und die Möglichkeit, die eigenen Erfahrungen und Emotionen in die Betrachtung der Bilder einfließen zu lassen. Tatsächlich wandele ich ein bisschen wie im Traum durch die Ausstellung. Nachts träume ich dann sogar von vorbeiziehenden Landschaften. Mit einem Anflug von Fernweh wache ich auf.
Mit „Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ möchte ich am Freitag meine wortreiche Woche beenden und mein Fernweh bekämpfen. Wer wollte nicht schon immer mal wissen wie Eva Braun ihre schlechte Männerwahl rechtfertigt oder Effie Briest ihre Meinung sagen hören? Die Monologe von Frauen aus Geschichte und Literatur klingen auf jeden Fall spannend und wie eine Veranstaltung ganz nach meinem Geschmack. Besser als diese ganzen Pseudokacke zum Thema Beziehungsunfähigkeit allemal. Trotzdem habe ich nach dem Abend erst mal genug von den Worten anderer Menschen. Und immer noch Fernweh. Deshalb schnappe ich mir, als ich zuhause bin, mein Notizbuch, ein Glas Rotwein und bringe meine eigenen Worte vor dem Kamin zu Papier. Eine Reise in mein Inneres muss wohl fürs Erste genügen.
Die Bloggerin Imke-Karlotta, 23, liebt Katzen und an der Bar bestellt sie am liebsten heiße Milch mit Honig. Zu besonderen Anlässen darfs aber auch mal Cola oder ein Glas Sekt sein. Wenn sie aber aus Versehen mehr als ein Glas Sekt trinkt, kann es passieren, dass sie beim Flaschendrehen mitspielt und bis Mitternacht wach bleibt. Morgen ist Imke-Karlotta auf jeden Fall bei uns im Farbenladen - wir sind gespannt!
Hier beginnt mein Abend: In der Katzenboutique München schaue ich mir am frühen Abend manchmal noch die neuesten süßen Katzen-Artikel an. Manchmal kaufe ich da meinen Katzen ausnahmsweise fürs Wochenende noch ein Spielzeug.
Danach geht’s ins/zu: In den Katzentempel natürlich. Das ist so ein richtig cooles Café, also eigentlich kein Tempel. Aber da kann man gemütlich leckeren Kuchen essen und den lustigen Katzen beim chillen zusehen. Ich finde, es sollten in jedem Restaurant Katzen erlaubt sein. Dann schauen die Leutchen nämlich mehr auf die Katzen und weniger auf die Handys. Und das ist gesünder. Weil das gut für die Seele ist.
Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil: Ach, ich würde meinen Freunden einfach ein süßes Katzenvideo zeigen und dann fänden die das ja auch süß und dann würden die bestimmt sofort mitkommen. Also wenn mal jemand Lust hat, dann würde ich mich freuen, falls jemand in mein Freundschaftsbuch schreiben will.
Mit dabei ist immer: Mein Blasinstrument natürlich. Falls jemand mit mir spontan jammen will. Hab ich immer dabei, aber bisher kam es noch nicht dazu. Naja, Vorfreude ist ja auch ziemlich schön. Wenn das hier ein gutaussehender Musiker liest, dann kann der ja auch immer sein Instrument dabei haben und vielleicht klappt das dann ja mal. Das wär cool.
An der Bar bestelle ich am liebsten: Normalerweise mag ich ziemlich gerne Kakao mit viel Milch oder warme Milch mit Honig. Aber zu besonderen Anlässen darf ich auch mal Cola oder sogar Sekt.
Der Song darf auf keinen Fall fehlen:„Don’t Cha“ von den Pussycatdolls. Obwohl ich finde, dass die Girls aus der Band sich mal mehr anziehen sollten. Sonst bekommen die ja ständig Nierenbeckenentzündung. Also Pussycatdolls falls ihr das hier lest: Das ist wirklich gar nicht gemein gemeint. Ich würde auch gerne mal mit euch shoppen gehen und euch beraten. Danach könnten wir dann ja auch zusammen Musik machen und ich zeige euch meine Katzen.
Mein Tanzstil in drei Worten: Miau-Miau-Miau
Der Spruch zieht immer: Willst du mal meine Katze streicheln? Weiß auch nicht warum, aber dann wollen sich die Jungs meistens mit mir unterhalten. Wahrscheinlich mögen die meistens Jungs halt auch sehr gerne Katzen.
Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist: Einfach tagsüber eine Tüte Chips kaufen und die dann nachts aufmachen.
Meine dümmste Tat im Suff war: Einmal habe ich aus Versehen zwei Gläser Sekt getrunken und dann hab ich bei Flaschendrehen mitgespielt!
Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei: Meinem Mitbewohner Kurti. Obwohl der immer erst so um 15:00 aufsteht und dann muss ich ziemlich lang in der Küche sitzen und warten, weil ich ja um 7:00 Uhr meine Katzen füttere jeden Tag.
Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach: Einmal hat Kurti mich in eine Disko mitgenommen, die hieß „Atomic Café“, da habe ich bis nach Mitternacht getanzt. Das war ziemlich cool. Ein Jahr später habe ich mich dann mal getraut allein hinzugehen und da gab es das leider nicht mehr. Vielleicht weil das auch der Abend war, an dem ich aus Versehen zwei Gläser Sekt getrunken habe und mir dann ein bisschen schlecht geworden ist. Das tut mir wirklich leid, falls ihr die Disko deswegen also wegen mir dann schließen musstet.
Junge Künstler zeigen auf Einladung der Süddeutschen Zeitung ihre Werke im Farbenladen in der Hansastraße 31. Sogar der eine oder andere Galerist interessiert sich für die Ausstellung.
Kunst, Musik, Bier: Wenn man müsste, könnte man die Vernissage von „München am Rand“ am Samstagabend im Farbenladen in der Hansastraße auf diese drei Punkte reduzieren. Aber natürlich ist da noch viel mehr: Es wird gelacht, geratscht, getanzt – und immer wieder heiß über die Kunst diskutiert, der dieser Eröffnungsabend ja eigentlich gehört. Denn immerhin hat Redaktion der Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung, 13 junge Künstler eingeladen, im Farbenladen auszustellen.
Die Fragestellung, der die Fotografen, Illustratoren, Video-und Performance-Künstler nachgingen: Wo hört München auf, wo fängt es an? Wie verlaufen die Grenzen unserer Stadt; emotional, sozial, kulturell? Das haben Natalie Brück, Yunus Hutterer, Sarah Kreile, Julian Mittelstaedt, Saskia Pfeiffer, Paulina Rauwolf, Amelie Satzger, Julia Schneider, Linnéa Schwarz, Luca Senoner, Oda Tiemann, Korbinian Vogt und Milena Wojhan interpretiert und dabei mit einer beeindruckenden Professionalität bewiesen, so dass die Aufmerksamkeit des vollen Farbenladens ihnen zurecht gehört. Kein Wunder, dass am Abend bereits der eine oder andere Münchner Galerist mit wachen Augen und geschärftem Blick vorbeischaut. Ein Kompliment für die Ausstellung? Vielleicht ein kleines – denn eigentlich kommt junge Kunst in München noch immer zu kurz, lediglich die Ausstellungsräume Centercourt und Easy! Upstream sorgen dafür, dass junge Positionen regelmäßig präsentiert werden. Umso bereichernder, dass auch die Junge-Leute-Seite an diesem Wochenende zeigt, wie viele spannende Münchner Talente nur darauf warten, entdeckt zu werden. Das begrenzt sich nicht nur auf Kunst: Immerhin spielt Solokünstlers Atlataş am Samstag seinen ersten Gig und überzeugt mit türkischem Electro-Pop – eine kleine Weltpremiere.
Übrigens sind die ausstellenden Künstler nicht nur in ihren Arbeiten immer wieder an ihre Grenzen gegangen: Bei der Vorbereitung versagte der Zugang zum Internet, Künstlerin Paulina Rauwolf musste spontan ihre geplante Performance neu denken. Alle anderen kämpften mit Wasserwaage, Hammer und Nagel – einer davon hatte sich so hartnäckig in der Wand verkeilt, dass er sich letztlich nur mit der Hilfe einer Gabel entfernen ließ.
All das sind Momente, die man auf einer Vernissage nicht erlebt. Denn als die Türen um 19 Uhr endlich öffnen, ist das Werkzeug gerade noch pünktlich im Hinterzimmer verschwunden. Grund zu feiern gibt es am Samstag also genügend: Die Kunst, die Musik, die Besucher, München. Und fünf Jahre Junge-Leute-Ausstellung im Farbenladen noch dazu.
„München – Am Rand“, Feierwerk Farbenladen, Hansastraße 31, geöffnet an allen Wochenenden im März, samstags 16 bis 22 Uhr, sonntags 16 bis 20 Uhr. Eintritt frei. Zudem an den Öffnungstagen: junge Literatur und Konzerte.
Mit gerade einmal 21 Jahren schreibt Lisa Reich bereits Drehbücher für das ARD-Vorabendprogramm. Ihr großer Traum ist es jedoch, irgendwann einmal die Kinosäle dieser Welt zu füllen, denn die junge Münchnerin ist bekennende Mainstream-Liebhaberin.
Ein Jogger rennt durch die Straßen von Wolfratshausen. Er ist splitternackt, zwei Polizisten mittleren Alters sind ihm keuchend auf den Fersen. Einer versucht eine Abkürzung über den Friedhof zu nehmen, um dem Sportler den Weg abzuschneiden, als er plötzlich vom Erdboden verschluckt wird. Gefallen ist er in ein offenes Grab – und natürlich direkt auf eine verschüttete Leiche. Denn als sein Kollege dem Gestürzten heraushelfen will, bemerken die beiden eine leblose Hand, die aus der Erde ragt.
Humorvoll wie immer beginnt auch der Auftakt dieses Falls für „Hubert & Staller“ aus der gleichnamigen Krimiserie, die aktuell durchschnittlich 2,5 Millionen Zuschauer im Vorabendprogramm der ARD verfolgen. In den Hauptrollen: Christian Tramitz und Helmfried von Lüttichau. Doch die Folge mit dem Titel „Wer anderen eine Grube gräbt“, die am 9. März ausgestrahlt wird, ist außergewöhnlich: Geschrieben hat sie Lisa Reich, eine 21-jährige Drehbuchautorin – unterstützt hat sie Daniel Rohm, mit 27 ebenfalls noch sehr jung.
Stolz stehen sie am Rand des Sets und beobachten, wie ihr Drehbuch zum Leben erwacht. Viele Autoren warten ihr Leben lang auf so einen Erfolg. „Das ist ein tolles Gefühl zu sehen, wie ein professionelles Fernsehteam das verfilmt, was man selbst geschrieben hat“, sagt Lisa. „Da muss man sich immer wieder dran erinnern: Das ist wirklich unser Drehbuch.“ Nach vielen Szenen kommen die Darsteller zu den beiden herübergelaufen, fragen nach ihrer Meinung. Dass Lisa noch so jung ist, wundert hier keinen mehr. Das Skript hat ein Bewerbungsverfahren mit vielen Stufen hinter sich. Wer das meistert, bekommt sozusagen eine qualitativen Stempel aufgedrückt. „Ich war total froh, dass es egal war, wie alt ich bin und niemand pauschal gesagt hat: ‚Das nehmen wir nicht’“, erzählt sie. Angst, nicht ernst genommen zu werden, hatte sie trotzdem.
Lisa ahnt zwar, dass es eine Besonderheit ist, ein Drehbuch für ein Millionenpublikum zu schreiben, noch bevor sie überhaupt studiert hat – doch sie bleibt bescheiden. Immer wieder betont die 21-Jährige, selbst noch in den Kinderschuhen zu stecken und in die Filmwelt erst noch „reinwachsen“ zu müssen.
Andere finden hier klarere Worte: „Dieser Erfolg ist in so jungen Jahren sehr ungewöhnlich“, urteilt Andres Gruber, hauptamtlicher Professor der Abteilung Kino- und Fernsehfilm an der Hochschule für Film und Fernsehen in München. Erfahrungsgemäß würden die meisten erst mit ihrer Abschlussarbeit an der HFF ihre ersten Erfolge feiern. Um so ein Drehbuch zu schreiben, brauche man schließlich vor allem Lebenserfahrung.
Seit Oktober 2015 studiert Lisa Reich unter anderem bei Gruber Regie. Beworben hat sie sich mit ihrem ersten eigenen Kurzfilm überhaupt: „Win Win“ – ein Kammerspiel über Machtspiele und Geldgier. Die ersten Ahnung, dass sie zum Film will, hatte Lisa vor vier Jahren in Venedig. Damals ging sie noch ins Gymnasium in Freising. Auf einer Studienfahrt sollte die Klasse zur Kamera greifen. Kulisse und Kostüm: eine kitschige Dachterrasse, venezianische Masken und Abendkleider, in denen eine Verfolgungsjagd durch die engen Gassen gedreht wurde. „Viel zu übertrieben, typisch erster Film“, sagt Lisa dazu heute und lacht. Trotzdem: Die Schülerin ist froh, ihr „eigenes Ding“ gefunden zu haben. Ihre große Schwester Anne schließt bald ihr Gesangsstudium am Mozarteum in Salzburg ab. Lisa wurde oft gefragt: Na, was ist mit dir? Singst du auch? Mit dem Filmen hatte sie nun ein Ziel, dass sie ebenso eisern verfolgen wollte wie ihre Schwester das Singen.
Schon parallel zur Oberstufe machte sie eine Ausbildung zur Kamerafrau und Cutterin an einer privaten Akademie in München und gründete ihre eigene kleine Produktionsfirma für Imagefilme und Kinowerbungen. Wenn sie sich an den freien Wochenenden Kameras auslieh, sollte es dann aber doch fiktiv und träumerisch statt gewerblich sein. „Man muss eben unterscheiden zwischen Auftragsarbeiten und dem, woran das Herz hängt“, sagt Lisa. Zum Beruf gehört für sie aber beides: „Nur vom Kino leben können ja die wenigsten.“ Nach dem Abi fing sie bei der kleinen Produktionsfirma „Rovolution Film“ als Praktikantin an und arbeitete sich nach oben – bis sie hier auch die Chance zu dem Drehbuch bekam, mit dem sie es nun ins Vorabendprogramm schafft. In Lisa schlummere viel kreatives Potenzial, sagt Daniel Rohm, Mitgründer der Firma und Co-Autor. „Da hab ich sie gefragt, ob sie mit mir ein Buch schreiben will.“
Doch auch das Schreiben hat manchmal seine Grenzen: „Man versucht so viel Situationskomik wie möglich dort hineinzupacken, aber viele wirklich lustige Momente entstehen aus dem spontanen Humor am Set– das hätte man gar nicht schreiben können.“
In nächster Zeit heißt es aber erst mal weiter Textarbeit statt am Set abzuhängen. Der Erfolg mit „Huber & Staller“ hat ihr Selbstbewusstsein für kommende Projekte gegeben: Weitere Drehbücher sind in Planung, auch im Langfilmbereich. Für die junge Autorin ist das aber alles nur Mittel zum Zweck, Lisa will später als Regisseurin arbeiten. Und dann? „Ich bin bekennende Mainstream-Liebhaberin“, gibt Lisa zu. Christopher Nolan-Filme oder die „Tribute von Panem“ sind Werke, die ihr Herz höher schlagen lassen. „In der Branche wird man dafür oft belächelt, aber ich hoffe, dass ich auch irgendwann solche Kinofilme machen kann, in die die Leute in Massen rein rennen.“
Fotos: Jonas Egert (Portrait), ARD/TMG/Christian Hirschhäuser (Fotos aus dem Film)
Eigentlich hätte David Speier, 20, an diesem Abend zuhause bleiben sollen. Doch der Drang, die Stimmung der Ungewissheit an Silvester am Münchner Bahnhof mit seiner Kamera festzuhalten, war größer.
Feiern durfte David Speier, 20, an Silvester 2015 nicht. Er war kurz zuvor an der Hand operiert worden und musste sich deshalb schonen. Als jedoch gegen 22 Uhr die ersten Nachrichten von der Terror-Warnung eintrafen und Kollegen aus Berlin ihn anriefen, er solle unbedingt Fotos vom Geschehen machen, „kribbelte es einfach zu sehr.“ Also fuhr David zum Hauptbahnhof und hielt die nächtliche Stimmung mit seiner Kamera fest.
„Es war eine sehr komische, sehr angespannte Atmosphäre“, sagt er. Viele Leute hätten zuerst einfach gar nicht gewusst und verstanden, was los war. Viele Ausländer seien noch verlorener gewesen. „Als die Leute dann nach Mitternacht langsam heimfahren wollten und auch immer mehr Betrunkene auf den Straßen unterwegs waren, wurde es dann noch ein wenig unangenehmer“, sagt David.
Seit er sich vor drei Jahren eine teurere Kamera gekauft hat, ist David, der eigentlich Landschaftsbau studiert, für Agenturen und Zeitungen unterwegs und fotografiert vor allem „soziale Bewegungen“. Dabei geht es ihm darum, das, was passiert, möglichst wirklichkeitsgetreu zu dokumentieren. Er hofft, dass ihm dies auch an Silvester gelungen ist. Die schwarzen Silhouetten der Polizisten vor dem weihnachtlich erleuchteten Eingang des Bahnhofs scheinen die Gegensätze, die in dieser Nacht aufeinanderprallten, zu veranschaulichen: Feierlaune, knallende Korken, gute Vorsätze und Verwirrung und Angst.
SweetLemon nennen sich die beiden Schwestern Lena und Sophie Haslberger, wenn sie Musik machen - eine Mischung aus klassischer Musik und Hipster-Blues, die sehr gut in unsere Zeit zu passen scheint.
Es muss ja nicht gleich so enden wie bei den Kessler-Zwillingen: als prominentes, aber gleichsam skurriles, aneinander gekettetes Show-Paar. Denn obwohl dieses Geschäft schon immer Gefallen gefunden hat an Geschwister- und Zwillingskonstellationen, birgt das doch eine gewisse Gefahr. Von den Jackson 5 bis zur Kelly Family – die Familienverbundenheit suggeriert auch in der Popmusik den perfekten Bandzusammenhalt inklusive der Traumfamilie, die die vielen Scheidungskinder, die zu den Fans der letzteren wurden, nie hatten. Der Traum der perfekten Familie ist für die psychische Stabilität der Künstler-Geschwister ungleich verheerender: Konkurrenz und die Arbeit vermischen sich mit dem Privaten, mit dem Familienleben. Es gibt aber auch gesündere Beispiele musizierender Geschwister. Etwa in Fiona Apples Song „Hot Knife“. Dessen Harmonik ergibt sich fast ausschließlich aus den Stimmen, die Apple zusammen mit ihrer Schwester singt, die ein ähnlich spezielles Timbre hat wie sie, was zu einem besonderen musikalischen Moment führt, der ohne die hörbare Verwandtschaft der Stimmen wahrscheinlich so nie entstanden wäre.
Diesen Vorteil genießen auch die Zwillingsschwestern Lena und Sophie Haslberger. Von Kindheit an sangen sie gemeinsam, etwa auf langen Autofahrten, seit ein paar Jahren nutzen sie die miteinander aufgewachsenen und aneinander gereiften Singstimmen als Sweet Lemon zur professionellen Musikerschaffung. Mittlerweile sind sie 17 Jahre alt und gemeinsam mit dem Schlagzeuger Konsti Schlüter und dem Bassisten Olivier Splawski hat sich ihre Musik vom talentiert kuriosen Teenager-Schwestern-Duo, das sie noch vor einigen Jahren waren, zum ernst zu nehmenden Vorschlag einer Pop-Jazz-Spielart gewandelt. Sonderlich aufrührend ist die zwar immer noch nicht. Dennoch schaffen sie es, nicht an der Oberfläche zu verharren, über die so manch hübsche Soulstimme in Kombination mit Klavier, Bass und Akustik-Gitarre nicht hinauskommt. Vielleicht liegt das bei Sophie und Lena auch an einer gewissen Kenntnis klassischer Musik, die sie mit einer selbstbewussten Unverblümtheit benutzen.
Denn ganz selbstverständlich tauchen in den Songs ihres Debüt-Albums Zitate klassischer Musik auf. Das Stück „Inner Rhythm“ etwa beginnt mit der gleichen Akkord-Folge wie Chopins posthume cis-Moll-Nocturne. Oder „Behind your walls“: Der warme, nach unten gehende Synthie-Streicher-Lauf erinnert harmonisch an Bachs berühmtes Air aus dessen dritter Orchestersuite. Doch anstatt sich von der Schwere der musikalischen Geschichte, auf die sie da verweisen, erdrücken zu lassen, mischen die Schwestern lieber leicht karibisch angehauchte Gitarrenpatterns darüber, lassen Hi-Hat-Schläge auf die Klavier-Schwere tackern und singen mit ihren großartig volumenreichen Stimmen als Hipster-Blueserinnen, ohne das Raue und Verrauchte, was etwa Billie Holiday und Nina Simone ihren Stimmen noch mitgaben.
Doch diese neue Leichtigkeit im Blues passt gut zur heutigen Zeit. Und so spricht die Musik von Sweet Lemon sowohl die generationsmäßig echten Billie-Holiday-Hörer an als auch die Altersgenossen der Musikerinnen. Etwa in diversen Bandwettbewerben, bei denen Sweet Lemon bisher gepunktet haben. Im vorigen Herbst konnten sie sich einige Runden im Emergenza- Aussieben halten, gerade haben sie es in die Endrunde des Sprungbrett-Wettbewerbs geschafft. Vor dem Finale erscheint jedoch noch ihre erste Single, am Freitag, 18. März. Das Album „Inner Rhythm“ folgt am Freitag, 1. April.
Stil: Hipster-Blues Besetzung: Lena und Sophie Haslberger (Gesang, Songwriting, Gitarre, Klavier), Konsti Schlüter (Schlagzeug), Olivier Splawski (Bass) Aus: München Seit: 2013 Internet: soundcloud.com/sweetlemonofficial
Jana Hartmann und Jenny Tulipa kennen die meisten bereits als Gitarristinnen der Band Lilit and the Men in Grey. Mit ihrem neuen Projekt WILDES wollen die beiden Brünetten ihren Fans neue Facetten von sich zeigen. In deutscher Sprache singen sie dabei vor allem von der Liebe.
Jana Hartman und Jenny Tulipa sind in München nicht unbekannt. Die beiden jungen Frauen Mitte 20 sind die Gitarristinnen der Mädchenband Lilit and the Men in Grey. Nun haben die beiden Freundinnen ein neues Projekt: WILDES. Für alle Fans der Band Lilit and the Men in Grey: Keine Panik, es gibt keine Pläne, sich aufzulösen. Die Musikerinnen hatten einfach Lust, auch mal deutschsprachige Texte zu spielen und noch mehr musikalische Erfahrung zu sammeln. Auf der Facebook-Seite heißt es: „Ich will Action … irgendwas WILDES.“ Den Stil ihres Duos beschreibt Jana als „ein Stück Punk. Ein Teil Disco. Ein Stück trommelnde Beats“. Das klingt zunächst kryptisch, doch wer sich ihr erstes Lied Leopard anhört, bekommt schnell eine Idee davon, wie die beiden Münchnerinnen das meinen. Die Lieder, die sie schreiben, handeln vom Leben, vor allem aber von der Liebe. „Von ihrer Wahrheit, von ihrer Schönheit – das Scheitern und ihr Schrecken inbegriffen.“ Neben all dem Gefühl darf natürlich auch ein Quentchen Ironie nie fehlen. Erlaubt ist, was gefällt – das scheint das Motto der beiden wilden Brünetten zu sein.
Endlich ist es soweit! Nachdem wir am vergangenen Sonntag unsere neue Kolumnenreihe im Farbenladen vorgestellt haben, dürft ihr euch nun jede Woche auf eine neue Kolumne zum Thema Zeichen der Freundschaft freuen. Den Anfang macht eine ganz besondere Art der Freundschaft: Die Freundschaft zwischen zwei Schwestern. Denn Blut ist sogar dann dicker als Wasser, wenn man nur einen halben Genpool teilt.
Sie hat sie alle abgeschnitten. Bis auf zwei. Dort, wo sich bis vor kurzem noch 7 cm Armbänder befanden, ziert jetzt ein weißer Hautstreifen Annas Handgelenk. Festivalbändchen und Perlen und Gummis. Alles hatten diese Bändchen schon gesehen und erlebt gehabt: Dusche, Schwimmbad, Meer, Schweiß und Tränen. Aber jetzt wird meine kleine Schwester erwachsen. Sie hat ihr Abitur, sie macht ihren Führerschein und sie bedient in einem Biergarten mit Dirndl und elektronischem Bestellblock.
„Ist ein bisschen unhygienisch. Hab ich mir gedacht“, erklärt sie und fährt ein wenig unglücklich über den noch nicht gebräunten Strich, der jetzt noch an ihre Bändchen-Sammelwut erinnert. Aber zwei Bänder sind da noch: ein schon recht verwaschenes grünes mit hellblauen Perlen besticktes Lederband, und eines mit eng aneinander liegenden bunten Pailletten. Ersteres trägt sie, seit sie mir vor einem Jahr das Pendant zum Geburtstag geschenkt hatte, bevor ich ins Ausland ging. Das zweite habe ich ihr zum Geburtstag geschenkt, als ich aus dem Ausland zurückkam.
Anna und ich. Niemand glaubt uns, dass wir einen Genpool teilen. Naja, zumindest zur Hälfte. Aber das ist egal. Niemals sagen wir, das ist meine HALBschwester. Vielleicht auch, weil wir selbst das Erstaunen auf den Gesichtern neuer Bekanntschaften viel zu lustig finden.
Sie ist dunkel, ich bin hell. Auf ihre schwarze Haarmähne wäre selbst Pocahontas neidisch, während mein Pferdeschwanz immer ein wenig an einen aufgedröselten Kupferdraht erinnert. Sie ist laut, ich bin leise. Sie ist lustig, ich bin eher ernst. Sie ist verplant, ich bin – nennen wir es – organisiert. Früher hat sie mich in die Zehen gebissen, während ich weinend auf der Couch saß. Sie hat mich an den Haaren gezogen und ich habe nur geschrien.
Viel Zeit ist seitdem vergangen. Wir leben sehr unterschiedliche Leben. Sie feiert viel, ich lerne viel. Sie sieht viel fern, ich spiele lieber Klavier. Sie könnte sich den ganzen Tag von Schokolade und Chips ernähren, während in meinem Zimmer noch die Schokoosterhasen von vor zwei Jahren brüten. Ich lasse mir schnell mein Herz brechen, während sie schon so viel früher als ich verstanden hat, dass man niemanden brauchen darf, um glücklich zu sein.
Aber je älter wir werden, desto klarer wird, wie wichtig wir uns sind. Wie wichtig und wie unkompliziert es mittlerweile ist, Zeit miteinander zu verbringen. Heute fragt sie mich, wann wir das nächste Mal zusammen Sushi essen gehen. Heute weint sie – sie, die sonst nie, nie, nie weint – wenn ich mich nach Weihnachten auf den Weg zum Flughafen mache, um ein weiteres halbes Jahr in Spanien zu studieren.
Und als ich sehe, dass ausgerechnet unsere beiden Freundschaftsbänder den Kahlschlag überlebt haben, würde am liebsten ich weinen.
Es gab Momente, da hätte es Theresa nicht mehr für möglich gehalten. Umso schöner ist jetzt das Gefühl, alle Hausarbeiten abgegeben zu haben und frei zu sein. Und ungehalten. Natürlich gibt es auch einigen Nachholbedarf. Deshalb fliegt sie auch förmlich von der Junge Leute-Ausstellung im Farbenladen, zum Krims Krams Flohmarkt im Bahnwärter Thiel. Und durch die Nächte tänzelt und tanzt Theresa abwechselnd in der Akademie der schönen Künste, im Cord und im STROM - als gäbe es kein Morgen mehr…
Seit vergangener Woche ist es offiziell: ich habe meine Hausarbeiten unter Weinen und Schreien und Haareraufen und Zähneknirschen, am Ende jedoch kapitulierend, abgegeben. Somit habe ich jetzt noch - ein ungläubiger Blick in meinen Kalender bestätigt es - beinahe einen Monat Zeit, um einfach mal das tun und lassen zu können, was ich schon immer einmal tun bzw. lassen wollte. Man glaubt es kaum, aber die Liste ist lang. Sehr lang.
Am Freitag gebe ich deswegen erst einmal ALLE meine ausgeliehenen Bücher über Wald- und Forstwirtschaft und Mentalitäten im 19. Jahrhundert ab und begebe mich unglaublich beschwingt, unglaublich leicht auf den Weg ins Einstein Kultur in die Einsteinstraße. Dort treffe ich mit einiger Wahrscheinlichkeit Jackie von der Junge Leute Seite, die auch schon letzte Woche angekündigt hat, den ungehaltenen Reden ungehaltener Frauen zu lauschen. Ich bin ja sehr für mehr ungehalten-Sein, außerdem hat es mich schon immer interessiert was Frau Briest wirklich denkt. Warum Klytämnestra Agamemnon umgebracht hat, das kann ich mir zwar denken, aber auch dem Monolog dieser Dame folge ich begeistert.
Am Samstag starte ich dann sowas von ungehalten in ein Wochenende, an dem wie an jedem Wochenende im März der Farbenladen grüßen lässt. Die Junge Leute Seite rückt den Rand Münchens in den Mittelpunkt oder den Mittelpunkt dieser großen, schönen Stadt an den Rand, oder vielleicht verbindet sie beides auch. Auf jeden Fall sind nicht nur die ausgestellten Kunstwerke der Hammer, sondern auch das Rahmenprogramm. Am Samstag lasse ich mich ab 17 Uhr von den „Randnotizen“ Münchner Autoren verzaubern, um danach in der süß-traurigen Musik von Antò Nio zu schwelgen.
Voller Worte und Klänge und Inspiration (morgen fange ich aber wirklich mit meinem Roman an…) schwebe ich nach Hause, um am Sonntag frisch ausgeruht und munter zuerst auf den „Krims Krams“ Flohmarkt im Bahnwärter Thiel zu gehen. Ich shoppe mich durch alt und neu und bunt und skurril und aufgehipstert wie ich nach diesem Trip bin, pilgere ich dann auch schon wieder zum Heimeranplatz. Ich freue mich auf den zweiten Teil dieses Kunst-Wochenendes, das sogar noch politisch wird: „Über Grenzen hinweg“ ist der Titel des heutigen Farbenladen-Programms. Junge Münchner Flüchtlingsinitiativen stellen ihre Projekte vor und unterhalten sich über unterschiedliche Ansätze von Integration. Mit dabei sind das Junge Bündnis für Geflüchtete, SocialRide, Equalhats, SAVE THE PLATE und die Refugee Law Clinic Munich. Ich hoffe ja insgeheim, dass die Gründer von Equal Heats auch ein paar Mützen dabei haben, so eine wollte ich nämlich schon lange haben.
Für Montag nehme ich mir erst einmal vor, gaaaaaaanz lange zu schlafen, einfach, weil ich es kann, weil keine Bibliothek und auch keine Hiwi-Stelle ruft. Wie immer, wenn ich mir so etwas vornehme, bin ich natürlich um halb acht putzmunter und höre dem Tag beim Wachwerden zu. Eigentlich wollte ich weiterhin ungehalten sein, und einfach total dekadent im Bett bleiben und meiner Seriensucht fröhnen, interessanterweise merke ich jedoch, dass auch das nicht wirklich funktioniert. Aus irgendeinem mir nicht ersichtlichen Grund räume ich lieber mein Zimmer auf, miste meinen Schrank aus, putze die Küche, wasche Wäsche und fahre dann noch eine Runde Rad. Am Abend schaffe ich es immerhin, mir einen Kinobesuch zu gönnen: „Colonia Dignidad“, oder vielleicht doch lieber „Hail, Caesar“? Vielleicht sogar beides? Das wäre doch mal ungehalten.
Am Dienstag lockt mich das unglaublich schöne Foto der Facebook-Veranstaltung von „Orientalic“ in die Akademie der schönen Künste. Balkan Sound meets Hummus. Klingt gut. Ich tanze hüftwackelnd zurück nach Hause und träume von Aladin und Sindbad und nicht zuletzt von einer echten Wunderlampe. Ein paar Wünsche hätte ich schon an einen ganz persönlichen Dschinn.
Am Mittwoch packe ich meine Mama und meine kleine Schwester ein, die gerade aus Australien, Thailand und Bali zurückgekommen ist, und wir wühlen uns stundenlang durch’s Picknweight in der Schellingstraße. Am Abend geht es ins Milla. Dort lädt Bumillo zum Milla Sound Slam ein. „Alles darf, nichts muss“ ist das Motto des Abends, und das ist irgendwie kongruent zu meinem Ungehalten-Sein-Motto - finde ich.
Auf jeden Fall komme ich so richtig in Tanz-Fahrt und am Donnerstag gibt es kein Halten mehr. Es muss getanzt werden: ich beginne im Cord. Dort heißt es einmal wieder Supersonic Thursday und aufgelegt wird von Manuel Palacio und Mellowflex.
Weitergetanzt wird am Freitag im Strom. Bei MOMENTUM wird „mal Altbekanntes, mal Neues, aber immer tanzbares“ angekündigt. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, denn: es zählt nur der Moment und den sollte man ganz festHALTen.
Heute Abend liest Tristan Marquardt, 28, bei uns im Farbenladen. Wenn der Lyriker und Literaturvermittler ansonsten nicht gerade damit beschäfigt ist diverse Lesereihen zu initiieren oder an seiner eigenen Poesie zu feilen, dann trifft man ihn höchstwahrscheinlich im Café Philoma am Stiglmaierplatz oder zum Frühstück und Abendessen beim Uiguren Taklamakan am Hauptbahnhof.
Hier beginnt mein Abend: Bei einer der vielen wunderbaren Lesungen - im Keller der kleinen Künste oder im Einstein oder im Lyrik Kabinett oder im Rationaltheater oder…
Danach geht’s ins/zu: Samstag ins Charlie. Sonst: Café Philoma. Die Oase am Stiglmaierplatz, deren Besonderheit es ist, keine zu sein. Jede Nacht offen bis 5.
Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil: Alles andere hat zu.
Mit dabei ist immer: Gute Freund*innen. Diskussionsbedarf. Und die Gewissheit, beim Darten die 19 zu treffen.
An der Bar bestelle ich am liebsten: Tegernseer und Haselnussschnaps. Aber meine Schwäche ist Sekt.
Der Song darf auf keinen Fall fehlen: Im Philoma regelt das Radio Arabella von ganz allein. Im Club die Jungs von Public Possession.
Mein Tanzstil in drei Worten: Kopf- und Hüftschwung.
Der Spruch zieht immer: Reim kann sein, Rhythmus muss.
Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist: Taklamakan. Der Uigure am Hauptbahnhof.
Meine dümmste Tat im Suff war: Weiterzutrinken.
Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei: Taklamakan. Der Uigure am Hauptbahnhof.
Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach: Café am Hochhaus, wegen der Sonntage.
In der Ausstellung „München – am Rand“ im Farbenladen des Feierwerks erkunden 12 einheimische und zugezogene junge Künstler die Grenzen ihrer Stadt.
Wo hört eine Stadt auf, wo fängt sie an? Oder sind es nicht mehr die fließenden Übergänge, die eine Stadt lebendig machen – sei es geografisch, im Austausch mit anderen oder im tiefsten Inneren? Mit der diesjährigen Ausstellung „München – am Rand“ im Farbenladen des Feierwerks gehen die Junge-Leute Seite der Süddeutschen Zeitung und junge Münchner Künstler dieser Fragestellung nach. Ihre Interpretationen des Themas Rand könnten dabei unterschiedlicher kaum sein – ein Überblick.
Die Berge. Sie gehören streng genommen nicht mehr zur Stadt. Für die meisten, wie auch für Korbinian Vogt, gehören sie aber genauso dazu wie der Alte Peter. Vor allem die Gebirgsgruppe Karwendel hat es dem 21-Jährigen, der vorwiegend Akt fotografiert, angetan. Schon seine Großeltern waren regelmäßig dort unterwegs. Die Gebirgskette ist in seiner Fotoreihe, die er für den Farbenladen konzipiert hat, das leitende Motiv.
Milena Wojhan ist zwar erst 21, fotografiert aber bereits erfolgreich für renommierte Magazine und Blogs. Für Milena ist der Rand eine Grenze, die beim Feiern überschritten wird. Mit ihrer Kamera hat Milena „die ganzen verrückten Jugendlichen in ihrem hedonistischem Rausch verewigt“, sagt sie. Mit ihren Fotos will sie den Rand von und in Münchens Partyszene aufzeigen. Der Bahnhof ist in jeder Stadt ein Ort des Ankommens und Abreisens, eine Ort der einen Rand markiert. An den Münchener Bahnhof zieht es den gebürtigen Österreicher Luca Senoner, 23, immer wieder. Entstanden sind dabei Schwarz-Weiß-Fotografien im „voyeuristischen Stil“.
Die 20-jährige Amelie Satzger ist am Rand von München aufgewachsen und hat aus dieser Zeit eine Reihe von Bildern gesammelt. „Die Bilder, die ich zeigen werde, befassen sich auf eine subtile Art mit dem Zerfall der Natur und deren Schönheit um München“, erklärt die junge Fotografin. Sarah Kreile, 23, arbeitet mit Holz. Die Sängerin der Band Akere, die auch Kunst macht, illustriert ihre Gedanken zum Münchner Rand auf einer 1,5 mal 2,5 Meter großen Holzplatte. Die Idee dahinter: eine interaktive, riesige Landkarte von München zu erstellen.
Oda Tiemann, 22, zeichnet für den Farbenladen Selbstporträts, die sie selbst am Rand von München zeigen. Rand versteht Oda hierbei nicht geografisch, sondern im Hinblick auf ihren nicht klar definierten Platz in der Gesellschaft dieser Stadt.
Das Video, das für Natalie Brück, 27, das Thema Rand beschreibt, basiert auf einer Beobachtung am Münchner Flughafen: auslaufende Flüssigkeit aus einem Mülleimer. Die Kamera starr auf den Gegenstand gerichtet, nur das leichte Zittern der Hand ist sichtbar. Eine nüchterne Stimme aus dem Off beschreibt die Situation. Diese ganz eigene Erzählweise ist zu ihrem Markenzeichen geworden.
Linnéa Schwarz, 25, bezeichnet sich selbst als Zuagroaste. „Mit meinen Fotos, welche teils in München, aber auch über München hinaus entstehen, verstehe ich mich als eine Art Bindeglied zwischen der Welt da draußen und der Münchner Welt“. Linnea überschreitet diesen Rand nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Ihre Fotografien und Videosequenzen zeigen den Betrachtern deshalb nicht nur die „unmittelbare Umgebung“, sondern zudem möglicherweise auch das „eigene Innenleben“.
Julia Schneider, 29, hat eine konzeptionelle Porträtstrecke fotografiert. Alle Personen tragen auf den Fotos denselben gelben Pullover – eine Art Uniform. Ihr Gesichtsausdruck wirkt „leer und kraftlos“. Für sich genommen sind es keine ästhetischen Fotos. Doch in der Masse wirken sie wie eine Einheit. Julia möchte auf den Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft aufmerksam machen, ein Thema, das gerade in einer Großstadt wie München immer wieder eine Rolle spielt.
Die 23-jährige Fotografin Saskia Pfeiffer hat sich gerade kurzzeitig mit ihrem Freund eine Ein-Zimmer-Wohnung geteilt. Für die beiden glücklicherweise kein Dauerzustand. Wohnungsmangel und horrende Mietpreise drängen aber immer mehr vor allem junge Menschen an den Rand von München. Saskia begreift das Thema Rand aber nicht ausschließlich geografisch, sondern meint damit auch den finanziellen Aspekt und andere daraus resultierende Probleme.
Julian Mittelstaedt, 25, lebt seit fünf Jahren in München. Auf fast alles hält er seine Kamera, am liebsten aber auf Menschen. Im Farbenladen zeigt er seine Reihe „Öffentlich Zensiert“. „Die Fotos sind nicht gestellt, sondern auf den Straßen Münchens entstanden,“ sagt der Fotograf. Er habe den Rand des Gesetzes ablichten wollen und zeigt Menschen, deren Gesichter zufällig durch Schatten oder einen Gegenstand zensiert wurden.
Yunus Hutterer, 18, interessiert sich dafür, wie andere Menschen in München das Thema Rand wahrnehmen. Deshalb hat er sie gefragt, wo der Rand für sie ist und sie dann dort fotografiert – sei es in einem Stadtviertel oder im eigenen Zimmer. Die Menschen im Portrait, im Kontext ihres Rands und mit einem kleinen Text bilden gemeinsam das Konzept von Yunus.
Der Verein NeuLand will Ende März ein Magazin herausbringen – eines von Flüchtlingen, nicht über sie. Jafar Akbari, 25, ist einer der Autoren.
Jafar Akbari, 25, schämt sich. Der gebürtige Afghane schämt sich stellvertretend für andere Flüchtlinge, die sich nicht an die Gesetze und Regeln in Deutschland halten – und sei es nur, bei Rot über die Ampel zu gehen. „Und ich bedanke mich bei den Leuten in Deutschland. Deutschland ist ein berühmtes Land und Bayern ist sehr, sehr schön: Der Himmel ist blau und die Erde ist grün“, schreibt Jafar in seinem Text „Fremdschämen. Mein Leben als Flüchtling in Deutschland“ für den Münchner Verein NeuLand. Jafar weiß aus Beobachtungen: „Auch viele Deutsche werfen den Müll weg oder haben ein lautes Smartphone in der U-Bahn. Aber sie sind Deutsche in Deutschland. Wir sind Flüchtlinge und wir werden beobachtet. Jeden Tag sehen die Leute Flüchtlinge in der Zeitung und im Fernsehen.“ Er schämt sich aber auch selbst, wenn er für 325 Euro in einer langen Schlange vor dem Sozialamt warten muss und er von den Angestellten angelächelt wird, als wäre er ein Kind ohne Eltern. „Ich kenne mich nicht wirklich mit Politik aus. Aber ich verstehe die Flüchtlingspolitik von Deutschland trotzdem nicht: Ich habe gehört, dass viele Afghanen zurück nach Afghanistan müssen. Aber Krieg ist Krieg, egal ob in Syrien oder Somalia oder in Afghanistan“, schreibt Jafar weiter. Dennoch schreibt er auch, dass Deutschland den Friedensnobelpreis verdient hätte für alles, was das Land für die Geflüchteten tut.
Menschen wie Jafar begegnen einem seit vergangenem Sommer immer häufiger. Eine große Zahl von Flüchtlingen kommt seitdem nach Deutschland, und die Medien berichten immer wieder darüber, was die Deutschen von Menschen wie Jafar halten. Susanne Brandl stellt die Gegenfrage: „Was denken die sich eigentlich über uns?“ Susanne ist Mitte 20, Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache und freie Journalistin. Nicht aus Mitleid, sondern aus Neugierde hat sie im Oktober 2015 den gemeinnützigen Verein NeuLand gegründet. Der Verein arbeitet momentan an einem Blog, geplant ist außerdem, Ende März erstmals ein Magazin herauszubringen. Ein Magazin, das Geflüchteten, aber auch Migranten, als Sprachrohr dienen soll. Denn Angst haben Menschen meist vor dem Unbekannten, sagt Susanne. Sie glaubt deshalb, dass man den Austausch zwischen beiden Seiten fördern muss, um Vorurteile abzubauen. Insgesamt sind es 13 Autoren zwischen 17 und 35 Jahren aus acht verschiedenen Ländern, die für NeuLand schreiben und so ihren Teil zum Austausch beitragen wollen.
Neben der Außenredaktion, für die Jafar schreibt, gibt es auch eine feste Redaktion, die aus Geflüchteten und Migranten besteht, die sich aus Eigeninitiative gemeldet haben. Vorwiegend Männer. Es gibt aber auch zwei Autorinnen. Anonyme Autorinnen. Andernfalls müssten sie fürchten, Probleme mit ihrer Familie zu bekommen. Eine Autorin wurde beispielsweise zwangsverheiratet und lebt nun mit ihrem Ehemann, den sie nicht liebt und der sie betrügt, in Deutschland. Es wäre eine Illusion zu glauben, mit der Flucht hätten sie alle Probleme abschütteln können.
NeuLand soll Ende März das erste Mal mit einer Auflage von circa 5000 Exemplaren erscheinen und von da an vier Mal im Jahr. Kostenfrei soll die Zeitschrift in sozialen Einrichtungen aller Art ausliegen. Die Zielgruppe sind Menschen, die der Flüchtlingsthematik ängstlich bis kritisch gegenüberstehen, sogenannte besorgte Bürger, nicht zuletzt aber natürlich die Geflüchteten und Migranten selbst.
Nicht ohne Tücken ist die Arbeit mit Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Immer wieder müssen sich die deutschen Lektoren die Frage stellen, inwiefern die kleinste Veränderung eines Satzes die Aussage verändern kann. Neben der Frage, wie man mit den Texten umgeht, steht auch die Frage im Raum, ob die Kommentarfunktion auf dem Blog einschalten wird. Einerseits ist der Austausch gewünscht, andererseits möchte man die Autoren vor Anfeindungen schützen. Ein Drahtseilakt.
Wichtig ist den Gründern von NeuLand aber in erster Linie, auf eine wichtige Tatsache hinzuweisen: Geflüchtete sind Menschen wie wir. Menschen mit Träumen, Ängsten, Familie und Freunden. Ein Mensch mit Träumen ist auch Jafar. Bereits mit fünf Jahren floh er mit seiner Familie aus Afghanistan in den Iran. Seit fast zwei Jahren wohnt er nun in Emmering im Landkreis Fürstenfeldbruck. Ohne seine Familie, denn sein jüngerer Bruder und seine „muslimische Mama“ halten nichts von Europa und dem Westen.
Deshalb floh Jafar alleine über die Türkei und Griechenland nach Deutschland. Einmal gab es auf der Bootsüberfahrt Streit zwischen zwei Afrikanern und sie kenterten. Sie schafften es irgendwie, wieder in das Boot zu steigen. Jafar, dessen Kaffee längst kalt geworden ist, weil er so viel im Gespräch loswerden möchte, weiß, es hätte auch anders ausgehen können. Aber eines wusste er auch schon, bevor er sich auf den Weg gemacht hat:„Eine Flucht ist keine Urlaubsreise.“ Bei dem Satz umklammert seine Hand die Kaffeetasse ein bisschen fester.
Die erste Station in Deutschland war 2014 Hamburg, doch von dort ging es mit einem kurzen Zwischenstopp in der Bayernkaserne gleich weiter nach Emmering. Obwohl er immer Angst hatte, in einem kleinen Ort zu landen, will er bleiben. In dem Land, das er mehr als alles andere mit Freiheit verbindet. Und mit Spaß, wie er es nennt. Was er mit Spaß meint, ist ein Leben ohne die ständige Angst vor Polizei und Anfeindungen aus der Bevölkerung.
Viele sagen, die Stimmung in Deutschland sei seit der Silvesternacht in Köln gekippt, doch Jafar hat davon nichts zu spüren bekommen. Für das Verhalten seiner „Kollegen“ an Silvester, wie er die anderen Geflüchteten mit dem Anflug eines Lächelns nennt, schämt sich Jafar. Es passiert selten, dass er lächelt. Meistens ist sein Blick ernst. Immer auf der Suche nach den richtigen Worten. In einer Sprache, die ihm auch nach zwei Jahren noch schwer fällt. Er weiß, dass das Fehlverhalten Einzelner zu Problemen für die ganze Gruppe führen kann.
Die Außenredaktion befindet sich in einer Schule zur Berufsvorbereitung. Einige der Lehrer betreuen interessierte Schüler wie Jafar und helfen ihnen beim Verfassen von Artikeln. Jafar will vor allem über die Probleme der Flüchtlinge schreiben. Und über Missverständnisse. Denn viele Deutsche scheinen wenig oder nichts über die Herkunftsländer der Flüchtlinge zu wissen. Beispielsweise gebe es natürlich auch U-Bahnen im Iran, aber viele seien verblüfft, wenn er das erzähle. Jafar schüttelt fast unmerklich den Kopf. Manche irritiert es, dass er dunkle Jeans und einen lila Pulli mit einem Hemd darunter trägt, wie eben die meisten in Europa lebenden Männer in seinem Alter momentan. Es ist banal und doch so bezeichnend für das Bild des Westens von den Geflüchteten.
Jafar nimmt es den Menschen jedoch nicht übel. Sogar für die Karikaturen von Mohammed hatte der gläubige Moslem Verständnis. Er fand es traurig, ja, aber er sagt auch: „Kunst ist Freiheit.“ Freiheit. Der Grund, warum er hier ist und all die Strapazen auf sich genommen hat. Deshalb sagt er auch: „Es ist wichtiger, ein guter Mensch als ein guter Moslem zu sein.“ Es ist der Satz eines Menschen, der das Schlechte gesehen hat und es hinter sich lassen möchte.
Gerade fertig mit der Schule, muss Yunus Hutterer, 18, nun überlegen, wie es weitergehen soll. Neben der Fotografie interessieren ihn auch bewegte Bilder. Momentan ist er in der Ausstellung “München - am Rand” im Farbenladen mit seiner Fotoreihe “Randbemerkungen” zu sehen.
Mit seiner Kamera zieht Yunus Hutterer, 18, durch die Straßen der Innenstadt von München. Er ist auf der Suche nach spannenden Hinterhöfen, die er für sein neues Fotoprojekt „Hinterhof-Idylle“ ablichten kann. „Ich möchte nach einem festen Konzept und einer Idee fotografieren“, sagt der junge Mann. Für Yunus ist die Stadt München chic. Verglichen mit anderen Großstädten findet er sie sauber und clean. Doch wenn man genauer hinschaut, findet man auch hier Orte, die „relativ abgeschottet und verkommen aussehen“. So auch der Innenhof von einem Teppichverkäufer am Ostfriedhof. Ein Orientteppich liegt in einer Pfütze im dreckigen Kies, ein Auto steht in der Einfahrt daneben. Hier bleibt Yunus stehen, nimmt seine Kamera und drückt auf den Auslöser. „Obwohl ich türkische Wurzeln habe, hatten wir nie einen Teppich mit Orientmuster zu Hause. Aber mein Mousepad sieht so aus“, sagt Yunus und lacht.
Gerade mit der Schule fertig geworden, beschäftigt sich Yunus neben der Fotografie auch mit vielen anderen Dingen. Bewegte Bilder interessieren ihn beispielsweise sehr. Wie es jetzt weitergehen soll, weiß er noch nicht genau. „Mein nächstes Projekt ist jetzt erst mal meine Zukunftsplanung“, sagt Yunus. Pläne für diverse Praktika bei Münchner Fotografen hat Yunus aber schon.
Für ihre gesellschaftskritische Abschlussarbeit “Der uniformierte Individualismus” porträtiert die Fotografin Julia Schneider Menschen im gleichen Outfit: Ein schlichtes Hemd, darüber ein greller gelber Strickpullover und Julias alte Brille.
Eva zieht den gelben Strickpullover über ihren Kopf und setzt das rechteckige Brillengestell auf die Nase. Die Gläser lassen das Fotostudio mit den roten Backsteinen verschwimmen. Julia Schneider drückt auf den Auslöser ihrer Kamera. Dreimal blitzt es, dann ist das Spektakel schon vorbei. Der Nächste bitte.
Für die Abschlussarbeit ihres Fotodesignstudiums an der Hochschule München porträtiert Julia Menschen im gleichen Outfit. Ein schlichtes Hemd, darüber ein greller gelber Strickpullover und ihre alte Brille. Mit ihrem Projekt „Der uniformierte Individualismus“ möchte die junge Frau einen Widerspruch aufgreifen, der ihr auch in ihrem Studiengang auffällt. „Obwohl die meisten Fotodesignstudenten ihre Kreativität auch äußerlich zeigen möchten, sehen sie alle gleich aus. Nur das Motiv auf der selbstbedruckten Jutetasche unterscheidet sich“, sagt Julia und lacht über ihre überspitzte Darstellung. Sie zeigt die Fotoaufnahmen von den vergangen drei Wochen. Alle starren mit einem leeren und kraftlosen Blick vor sich hin. Der Mund ist leicht geöffnet. Ein großer Teil der Augen wird durch die klobige Brille verdeckt. Blond oder brünett, jung oder alt, mit Bart oder ohne. Die Unterschiede lösen sich auf und werden zu einem Gemisch aus gelbem Pullover und erschöpftem Gesichtsausdruck.
Viele junge Menschen wollen ihr Image selbst bestimmen, aber sich gleichzeitig gesellschaftlich zugehörig fühlen. Dieses Phänomen ist besonders in einer Großstadt wie München von Bedeutung. Jeder versucht sich von der Masse abzuheben, aber nicht so sehr, dass er ausgeschlossen wird. „In unserer Gesellschaft ist fehlende Anerkennung ein großes Problem. Es ist die Voraussetzung, um Selbstbewusstsein zu entwickeln“, sagt Andreas Belwe, Dozent an der TU München. „Der Kampf um Anerkennung fängt mit der Geburt an. Ein Kind ist angewiesen auf die Aufmerksamkeit und emotionale Zuwendung der Eltern, aber auch später, wenn der Mensch erwachsen ist, braucht er immer wieder jemanden, der seine Eigenschaften und Fähigkeiten bestätigt“, sagt der Experte. „Der Mensch wird in eine Gesellschaft hineingeboren, aus der er sich erst zum Individuum herausdifferenzieren muss. Nur wenn er sich seiner selbst bewusst geworden ist, kann er Teil dieser Gesellschaft werden und sie aktiv mitgestalten. Dann kann er beides sein: Individuum und Teil eines größeren Ganzen“, sagt Belwe.
Julias Biografie ist durchzogen von Veränderungen und der Suche nach sich selbst. Nach der Schule entschied sich die Wahlmünchnerin für eine Lehre zur Bankkauffrau, doch das angepasste Leben in der Filiale lehnte sie ab. Danach ließ sie sich zur Eventkauffrau ausbilden, doch auch diese Tätigkeit füllte sie nicht aus. Nach zwei abgeschlossenen Ausbildungen fängt sie auf der Hochschule München an, Fotodesign zu studieren. Und ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen.
Um ihr Studium zu finanzieren, hat die Fotodesignstudentin in einem Geschäft in der Maximilianstraße als Türöffnerin gearbeitet. An einem regnerischen Tag, als die Kunden mit den gleichen Mänteln, Schirmen und Gummistiefeln in das Geschäft gehuscht sind, kommt ihr die Idee für ihre konzeptionelle Porträtstrecke. In ihren Fotografien findet sich oft ein ironisches Detail. „Ich war erstaunt, dass sich nicht nur meine Freunde, sondern auch Fremde so unvorteilhaft fotografieren ließen. Die Aufnahmen sind nicht ästhetisch. Der Blick erschöpft, kraftlos, sogar fast dümmlich. Die meisten haben ihr Fotogesicht und lächeln, drehen sich in einen bestimmten Winkel, wenn eine Kamera auf sie gerichtet ist“, sagt Julia. „Vielleicht würden sich einige für so ein Foto von sich schämen. Aber bei zweihundert Porträts schämt sich keiner mehr“, sagt die Fotodesignstudentin.
Julia trägt eine schlichte schwarze Jeans und trägt ihre blonden Haare schulterlang. Verglichen zu der Schilderung ihrer Kommilitonen, wirkt sie sehr natürlich. Wie das Mädchen von nebenan. Wehrt Julia sich mit dem unauffälligen Styling gegen den selbstoptimierten Individualismus? „Bis vor kurzem hatte ich rosa Haare. Das wirkt wie ein Erkennungszeichen“, sagt Julia. Besonders in kreativen Berufen gehöre das Auftreten der Künstler und Designer wie ein erweitertes Coporate Design zu ihren Werken dazu. „Mit bunten Haaren hebst du dich von der Masse hervor. In der Bank hätte ich es nie gemacht, allein um dem Lästern der Kollegen zu entgehen“, sagt sie.
Die Arbeit von Julia Schneider ist auch bei der Ausstellung „München – Am Rand“ im Feierwerk Farbenladen, Hansastraße 31, zu sehen. Geöffnet an allen Wochenenden im März, samstags 16 bis 22 Uhr, sonntags 16 bis 20 Uhr. Eintritt frei.
Trip-Hop nennt sich die Musikrichtung, die Luko machen. Eine Richtung, die sich nur ein paar Jahre Mitte der Neuziger halten konnte, deren Songs aber umso prägender waren. Zusammengetan haben sich bei Luko dafür der Hip-Hop Produzent Provo und die Sängerin Tahnee, mit ihrer ungewöhnlichen Stimme. Unterstützt werden die beiden zudem von einer Live-Band.
Als Hip-Hop als neuer Musikstil in den Achtzigerjahren entstand, gab es viele Gründe, warum sich diese Musik so grundlegend von allem vorher da Gewesenen unterschied. Doch das augenscheinlichste Abgrenzen zum bisher Konventionellen war das Fehlen von melodischen Linien. Das ließ die ältere Generation zur Aussage hinreißen: „Das ist doch keine Musik.“ Mit ähnlicher Kritik hatte auch Karlheinz Stockhausen zu kämpfen – die Kraft, die in Beats, Loops und Wortkaskaden steckt, konnte sich jedoch sehr viel flächendeckender durchsetzen als Stockhausens Klang-oder-Nicht-Klang-Experimente.
Augenblicklich stammt wohl all die gerade so angesagte Welle elektronischer Tanzmusik von diesen ersten Loop-, Scratch- und Beatkünstlern ab. Und dass auch irgendwann jemand auf die Idee kam, dieser Musik wieder Melodien, abseits der in strengen Patterns organisierten Loops, zurückzugeben, ist nun auch nicht so verwunderlich. Dass bei diesen Versuchen aber nicht nur bodenloser Trance-Kitsch herauskam, liegt an der geschmacklichen wie musikalischen Kompetenz zweier britischer Gruppen, namentlich Massive Attack und Portishead. Kurz war die Zeit dieses sogenannten Trip-Hop, der sich nur die paar Jahre von der Mitte der Neunzigerjahre bis kurz nach dem Millennium hielt. Umso prägender aber sind die Songs, die da entstanden sind.
In der Münchner Szene blicken indes derzeit ein paar junge Künstler in Richtung dieser Musik: Akere etwa, auch Nalan381 und eben Luko, der Zusammenschluss des Hip-Hop-Produzenten Provo Beats und der Sängerin Tahnee Matthiesen. Alle drei Münchner Künstler vereint, dass ihrer Musik anzuhören ist, dass es nicht darum ging, eine neue Retro-Trip-Hop-Welle in die allgemein Retro-verliebte Hipstergesellschaft zu pushen. Vielmehr entstand hier Trip-Hop noch einmal neu aus seinen ursprünglichen Komponenten heraus: Jeweils haben sich dafür Hip-Hop- und Beat-Produzenten mit sehr besonders singenden Damen zusammen getan. Und da sich die Ästhetik elektronischer Beats seit Mitte der Neunzigerjahre verändert hat, klingen auch insbesondere Nalan381 nach einer bisher eher unbekannten Version von Trip-Hop. Luko dagegen sind sicher die klassischsten unter diesen Münchner Neo-Trip-Hoppern. Provo baut jazzig-pulsierende Beats, die sich am Oldschool-Hip-Hop der späten Achtzigerjahre orientieren, Tahnee, deren Vater ebenfalls Jazz-Sänger ist, hat eine Stimme und einen Umfang, die aus all dem Vocoder-Pop-Gefiepe angenehm altmodisch herausfällt. Vielmehr erklingt da eine Art der vergangenen Grandezza, die nun auf der zweiten EP von Luko durch eine Live-Band unterstützt wird.
„Underwater“ heißt diese, und die fünf Songs darauf treiben den Trip-Hop-Begriff noch einmal in eine völlig andere Richtung. Denn Provos groovenden Downbeats treffen dabei auf eine klassische Jazz-Band, während Tahnee nun dem stimmlichen Umfang einer Skye Edwards von Morcheeba in Stücken wie „Lay Down“ immer näher kommt. Doch ganz so gediegen ist es dann auch wieder nicht: Im gegenläufigen Song „Get High“ taucht ein programmatischer Kiffer-Off-Beat auf, „Sweetheart“ besticht anschließend mit reduziert-piepsenden Bläsersätzen. Die Musiker der Band, die Luko nun unterstützen, verstehen ihr Handwerk: Pianist André Schwager und Bassist Sebastian Gieck sind Studiomusiker, während Schlagzeuger David Wöhrer die – ebenfalls die Grenzen des Hip-Hop auslatschende – Marching-Band Moop Mama perkussiv unterstützte. Am Samstag, 19. März, stellen Luko die neue EP mit Unterstützung der Kollegen von Akere im Milla in München vor.
Stil: Neo-Trip-Hop / Jazz / Beat Besetzung: Tahnee Matthiesen (Gesang), Provo (Produktion), mit Live-Musikern Aus: München Seit: 2013 Internet:www.luko-music.com
Mit Musik Gutes tun, dass ist die Idee hinter dem Benefizkonzert, das Sonja Lachenmayr, Anna Sicklinger und Max-Joseph Niederfeilner für den 20. und 24.März mit 100 Studenten der Musikhochschule München organisieren. Oberbürgermeister Dieter Reiter hat die Schirmherrschaft für beide Konzerte übernommen.
Praktische Projekte sind nicht im Lehrplan des Studiengangs Chorleitung an der Musikhochschule München vorgesehen. Sonja Lachenmayr und Anna Sicklinger, beide 23, haben trotzdem schon gemeinsame Chor-Abende ins Leben gerufen. Im August 2015 begann die Planung eines weiteren Projekts. Zur Unterstützung holten sie den Musik-Lehramtsstudent Max-Joseph Niederfeilner, 26, mit ins Team. Das Konzept wurde immer konkreter, gleichzeitig stieg aber auch die Zahl der Flüchtlinge – und die drei sahen sich außerstande, ein „x-beliebiges Konzert“ zu veranstalten, ohne Bezug zur Flüchtlingsthematik. Die Idee Benefizkonzert war geboren. Die ausgewählten Stücke stammen größtenteils von dem französischen Komponisten Gabriel Fauré. Um den Bezug zur Gegenwart herzustellen, fragten sie aber auch den Kompositionsstudenten Leonhard Auenhammer. Er schrieb das Stück „Weh dem, der keine Heimat hat“. Obwohl die zwei Aufführungen (20. und 24. März, jeweils um 20 Uhr) in den Semesterferien stattfinden, fand das Trio über 100 mitwirkende Studenten. Der komplette Ertrag aus dem Konzert wird an den gemeinnützigen Verein Orienthelfer gespendet.
Sonntag, 20.3.2016, 20.00 Uhr
Sankt Margaret, Margaretenplatz 5c, 81373 München
Donnerstag, 24.3.2016, 20.00 Uhr
Großer Konzertsaal der Hochschule für Musik und Theater München
Arcisstraße 12, 80333 München
Unsere neue Kolumnenreihe “Zeichen der Freundschaft” geht in die zweite Runde. Diesmal mit einem Text von Kathi über süße Geckos, Palmwedel und die Pflichten einer guten Freundin.
Tina säuselt schon wieder in ihren Telefonhörer: „Der ist sooo putzig“. Ich hoffe spontan, dass sie sich einen Hundewelpen zugelegt hat. Oder einen Gecko, die Viecher fand sie schon immer cool. Hat sie aber nicht. Tina hat sich einen Sven zugelegt.
Also verbringe ich die nächste halbe Stunde damit zuzuhören. Und an passenden Stellen Dinge zu sagen wie „unglaublich“, „wie süß“ oder „wie unglaublich süß“. Schließlich möchte ich ganz sicher nicht diejenige sein, die Tina aus der Traumwelt holt, auch wenn Sven einen leicht, nun ja, grenzdebilen Eindruck macht. Aber jede Verliebte hat ein Recht auf eine gewisse Zeit im Luftschloss und Freundinnen haben ihr dann gefälligst mit Palmwedeln Luft zuzufächeln. Bis ihnen der Arm einschläft. Mein Arm ist mittlerweile gut trainiert. Tina und ich am Telefon, unter drei Stunden geht da nichts. Mindestens zwei Stunden und zweiundvierzig Minuten davon reden und richten wir über Männer. Über Männer wie Sven. Vorübergehend erfreue ich mich an der Vorstellung, Sven könnte tatsächlich ein blonder Chihuahua mit unglaublich viel Haargel sein. Und an der Hoffnung, Sven könnte in Wirklichkeit doch ein schlaues Kerlchen und in Tinas frischverliebter Darstellung einfach schlecht weggekommen sein. Glücklich macht er sie jedenfalls, das ist doch die Hauptsache, das ist mein neues Mantra.
Selbiges Mantra in Kombination mit einem „Ommm“ wiederhole ich innerlich auch, als Tinas Schlussplädoyer folgt: „Hach, der ist einfach zucker“. Ich schlucke meine Verachtung für die Adjektivierung von Süßstoff hinunter und gratuliere zu diesem tollen Gummibärchen-Hecht. Hoffentlich ist er auch in drei Wochen noch toll. Hoffentlich heiraten die beiden. In einem Schloss. Stoff für eine Rede gäbe es jetzt schon genug.
Als wir nach drei Stunden und siebenundzwanzig Minuten aufgelegt haben, erinnere ich mich an unser letztes Telefongespräch. Da war ich dran mit – nun ja - Säuseln: „Der ist ja sooo super!“, das war meine fundierte Kernaussage. Um Geckos ging es damals auch nicht.
Statt die Bibliothek zu besuchen, hat Steffi nun endlich wieder Zeit sich in den Feier-das-Leben-Tanz-Modus zu begeben. Gelegenheiten dazu gibt es diese Woche reichlich, zum Beispiel mit der Wilden 13 & Pauli Pocket im Bahnwärter Thiel. Für die nötige Entspannung sorgt eine Runde Pop Up Yoga in der Villa Stuck. Und kulinarischen Hochgenuss erlebt Steffi beim Streetfoodmarket auf der Praterinsel. Semesterferien können so schön sein!
Wow, der erste Freitag seit Wochen, an dem ich mir keinen Wecker für das Wochenende stellen muss. Die Bibliothek hat einen Besucher weniger, dafür tanze ich ab sofort wieder durch München! Bevor jedoch die Nacht zum Tag wird, brauche ich eine gute Grundlage: Kaffee! Nichts schmeckt dazu so gut wie Kultur, deshalb begebe ich mich abends zuerst ins Lost Weekend. Hier liest Mustapha M. Diallo aus seinem Buch über die „Visionäre Afrikas“, darunter politische und ökologische AktivistInnen sowie Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Forschung, Philosophie und Literatur. Mit einer Koffeinüberdosis und guter Laune besuche ich danach ein paar Bars um der Welt noch einmal zu zeigen, dass ich wieder ´socializen´ kann. Die Mischung aus Kaffee und bayerischem Bier versetzt mich in genau den Feier-das-Leben-Tanz-Modus, den ich so vermisst habe. Ich beschließe das CHARLIE zu besuchen, denn dort präsentiert die Red Bull Music Academy den DJ und Producer Floating Points!
Samstagmorgens halb 10 in Deutschland: Auch ohne Wecker schaffe ich es angemessen früh aufzustehen und begebe mich nach einem kleinen Frühstück auf den Flohmarkt in Riem. Vielleicht findet sich ja ein schöner Bilderrahmen oder die ein oder andere Rarität? Zum Mittagessen, treffe ich mich mit einer Freundin – mal wieder – in der Orange Box, Maxvorstadt. Und – mal wieder – gibt es Mango Lassi & Dhal mit Reis. Obwohl die Karte abwechslungsreiche Speisen bietet, muss ich immer das Gleiche nehmen! Damit ich, wenn schon nicht kulinarisch, literarische Abwechslung erlebe, mache ich mich am Nachmittag auf zur Ausstellung „München am Rand“ der SZ-Junge Leute-Redaktion im Farbenladen. Heute werden Geschichten und Gedichte von jungen Münchner Autoren gelesen, dazu gibt es Musik von Clea Charlotte und Paul & The Atlas. Eingestimmt durch sanftem Folk Pop, melodischen Alternative Rock und einem klitzekleinem Koffeinkick vom guten Paulaner Spezi begebe ich mich auf abenteuerliche Seefahrt zum Bahnwärter Thiel mit der Wilden 13 & Pauli Pocket. Diese Nacht wird durchgetanzt, dass verspreche ich mir selbst. Und wer mich schon vor den ersten Sonnenstrahlen heimlaufen sieht, der werfe Asche auf mein Haupt!
Guten Morgen Sonnenschein! Oder guten Nachmittag? Mein neuer Langschläferrekord ist gebrochen, deshalb bleibe ich am Sonntag gleich liegen um ihn gebührend zu zelebrieren. Mit meinen drei besten Freunden Netflix, Sky und Amazon Prime liege ich im Bett und schaue Serien. Wir vier sind ein eingespieltes Team und haben schon viel Zeit miteinander verbracht. Während wir im Bett liegen, merke ich, dass es imaginäre Freunde sind und springe erschrocken auf! So darf der Sonntag nicht enden! Also rufe ich meine realen Freunde an. Da unsere Mägen genauso leer sind wie unsere Kühlschranke, beschließen wir einen Abstecher zum Streetfoodmarket auf der Praterinsel zu machen. Unsere Kugelrunden-Glücksbärlibäuchen streichelnd überlegen wir, wie der Tag enden soll. Entweder ein bisschen Sport beim Pop UP Yoga in der Villa Stuck oder gemütlich guter Musik und Poesie zuhören bei der Open Stage im Lost Weekend. Vielleicht aber auch beides.
Was ist geschehen? Wo ist das Wochenende hin? Ich sitze im Büro, es ist Montag, die Stimmung ist Montag, die Leute sind Montag, das Wetter auch. Was tun? Erst einmal schauen was es in der Kantine zu essen gibt, dann meiner Freundin schreiben, was wir heute Abend kochen wollen und erst mal bei Lecker und Chefkoch nach Inspirationen suchen. Ok, Tages-To-Do erledigt. Jetzt sind es nur noch 7 Stunden bis zum Feierabend. Nach dem Abendessen, einer selbstgemachten Quiche, begebe ich mich wagemutig noch einmal vor die Türe, obwohl es– und das sollte hier betont werden – immer noch Montag ist. Im Kunstfoyer in der Maximilianstraße heißt es nämlich AUGEN AUF! Bilder aus 100 Jahren Leica Fotografie werden hier ausgestellt und lassen einem den Montag ein bisschen weniger montagmäßig erscheinen.
Dienstagabend geht es gemütlich in eines meiner Lieblingskinos, dem Museum Lichtspiele. Der Film Spotlight hat zu Recht den Oscar für den besten Film erhalten und zieht uns vollkommen in seinen Bann. Ich war schon immer ein Fan von Verfilmungen wahrer Begebenheiten, auch wenn ich mir in diesem Falle wünschte, es wäre nur fiktiv.
Stylisch beginnt der Mittwochabend bei Ruffini´s Pop-Up Store Opening in der Sendlingerstraße. Hier bewundere ich die Kleidung verschiedener Designer und fühle mich ein bisschen wie Carrie Bradshaw aus Sex and the City. Später trete ich mit meinen High-Heels auf die Avenue und winke mir ein Taxi. Aber ich bin nicht Carrie und das ist nicht New York, deshalb laufe ich dann doch nur in meinen Chelsea Boots zur Bahn und fahre ins Café Kosmos auf ein Feierabendradler mit meinen Mädels. Wer braucht schon Cosmopolitans?
Donnerstags ist schönes Wetter. Deshalb schwinge ich mich auf mein Fahrrad und treffe mich mit einer Freundin im Café Vorhölzer. Kennt das nicht schon jeder? Egal! Ich hab Vitamin D-Mangel und da oben landen die Sonnenstrahlen nun mal zuerst. Außerdem ist die Aussicht unbezahlbar. Abends begebe ich mich in Richtung Centercourt. Dort findet zurzeit die Installation Point Blank von Evangelos Papamatthäou-Matschke und Benjamin Busch statt. Diese setzt sich mit den wechselseitigen Folgen der jüngsten Finanzkrise im In- und Ausland auseinander.
Es ist Freitag, aber nicht irgendeiner sondern Karfreitag. Einer der höchsten Feiertage für Christen. Das Wort FEIERtag ist jedoch ganz und gar missverständlich, denn es herrscht Tanzverbot in Bayern – also ist nichts mit feiern. Ich rufe meine Freunde an und wir beschließen einen Koch- und Spieleabend zu machen. Mit gutem Essen, Bier, Wein und dem Spiel Bezzerwizzer, wird ganz gediegen und ein bisschen erwachsen das Wochenende eingeläutet. Ob sich im Laufe des Abends dann doch noch eine spontane Partygelegenheit ergibt ist offen, aber man kann ja – und jetzt kommt das Ende des Reims – hoffen!
Sarah Kreile, 23, ist nicht nur Sängerin der Band Akere, sondern auch Künstlerin. Momentan ist beispielsweise ihre interaktive Münchner Stadtkarte im Farbenladen zu sehen, die Münchner Originale zeigt und geheime Orte verrät, den Betrachter aber auch dazu einlädt, eigene Tipps zu verraten. Wenn Sarah nicht gerade singt oder malt zieht sie mit Sailerbua um die Häuser und isst und trinkt und lacht. Am liebsten zum Sound von Kreppte Konan - Don’t waste my time.
Hier beginnt mein Abend: in der WG Küche. Essen, trinken, lachen, malen
Danach geht’s ins/zu: eine andere WG Küche. Mehr essen, trinken. Laut lachen. Nicht mehr malen
Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil: Pushende Musik spielen. Wie ein kleines Kind nerven
Mit dabei ist immer: Nugga aka Norgerl aka Sailerbua
An der Bar bestelle ich am liebsten: Wood mit Mate, Wein oder Leitungswasser
Der Song darf auf keinen Fall fehlen: Kreppte Konan - don’t waste my time
Mein Tanzstil in drei Worten: Trash Gangsta Discoboogy
Der Spruch zieht immer: habibi…
Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist: keine Pizza keinen Döner nein…Thüringer Klöööse…nee Schmarren Am ehesten ein Falavelsandwich oder eine Linsensuppe bei Türkischen Bistros in der Hauptbahnhofsgegend
Meine dümmste Tat im Suff war: Hab gedacht dass meine kleine Eastpak Tasche geklaut wurde. Trag sie normalerweise immer um Rücken…Diesmal nicht …Hatte sie um den Bauch..aber im Vollsuff nicht gecheckt..dann mit einem Pushkick diverse Weißbiergläser in der Lokalität umgekickt und mit erhobenen Mittelfinger rausstolziert…Die Türsteher natürlich gleich mit….
Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei: Minihofbräuhaus im Englischen Garten
Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach: alte Registratur und Café King