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Durch die Nacht mit: André Dancekowski

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DJ André Dancekowski trefft ihr oft im Goldenen Reiter oder im Charlie an. Wie es dazu kommen konnte, dass er mit 15 Jahren ein Pferd mit einer Wand verwechselt hat – lest selbst:

1) Hier beginnt mein Abend: Wenn ich auflege am Plattenregal, ansonsten irgendwas mit meinen Freunden und danach geht’s ins/zu Goldener Reiter oder auch gerne ins Charlie, oder was sich halt ergibt.

2) Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil: Kann jeder machen, was er will, aber am Ende treffen wir uns eh irgendwo.

3) Dieser Song zieht mich auf die Tanzfläche: Armand van Helden — You Don’t Know Me und dieser wieder runter turnbeutelglitzerzirkustechhouse

4) Der beste Mitternachtssnack und wo man ihn findet: Ist eher der Frühstückssnack und da gehts immer zu Harald’s Brotladen!!!

5) Mein Tanzstil in drei Worten: Die immer lacht

6) Dieser Spruch zieht immer: Wie wärs mit ner Blutgrätsche?

7) Meine dümmste Tat im Suff war: Da habe ich die Messlatte sehr früh sehr hoch gelegt! War mit süßen 15 Jahren in Holland ohne große Partyerfahrung und wir waren in einer Bar oder nem Pub. Dort gab es einige Runden Schnaps und Bier, die ich nicht gut vertragen habe und deshalb musste ich dringend an die frische Luft und mich übergeben. Dabei habe ich mich an die Wand angelehnt, die komisch warm und weich war, habe aber dann recht schnell gemerkt, dass dies keine Wand ist. Es war leider ein Pferd, das ich angekotzt habe und natürlich war dies kein normales Pferd, sondern ein Polizeipferd. Bin aber glimpflich davongekommen.

8) Das hat mich am Münchner Nachtleben in letzter Zeit überrascht: wie voll die Milchbar an einem Montag ist!

9) Hier sehe ich mir den Sonnenaufgang an: Youtube

10) Hier bin ich mal nicht reingekommen/rausgeflogen, weil: nicht reingekommen ins Willenlos, lag sicher an den Klamotten und nicht am Alkohol, und rausgeflogen vom Puls Festival.

11) Für ein kostenloses Getränk habe ich schon mal: Läuft eher anders rum, dass ich meine Freunde mit Alkohol versorge.

13) Hier geh ich hin, wenn ich pleite bin: Bleib ich daheim oder fahr zu Mutti!

 

Foto: JMVotography


Neuland

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Was würde passieren, wenn der Mensch mit der Natur verschmilzt, statt sich über sie zu stellen? Dieser Frage ist Künstlerin Jorinde Linke nachgegangen. Ihre Arbeiten sind ab kommenden Montag bei der Ausstellung „Waldhaftig schön“ zu sehen.

Von Maximilian Mumme

Ein Jahr lang haben sich neun Studierende des Instituts für Kunstpädagogik der LMU mit der Ästhetik des Waldes befasst und diese in verschiedenartigen Kunstprojekten dargestellt. „Der Mensch stellt sich immer über die Natur, obwohl er eigentlich nur eine kleine Rolle in ihr einnimmt. Deshalb habe ich versucht, den Menschen mit dem Wald verschmelzen zu lassen“, erklärt Jorinde Linke, 25, ihre Herangehensweise. In ihrem Projekt tarnt sie Menschen mit Hilfe von Bodypainting, damit man sie im Wald erst auf den zweiten Blick erkennt. Weitere Werke sind eine in Bronze gegossene Wurzel oder „How to shit in the wood”, eine Abhandlung über den Stuhlgang im Wald. Alle Arbeiten sind vom 4. bis 17. Februar im Landwirtschaftsministerium ausgestellt.

Foto: Lisa-Maria Reith

Die SZ Junge Leute Spotify Playlist im Januar 2019

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Musikalisch beginnt das neue Jahr genauso gut wie das alte aufgehört hat. Vielleicht sogar noch ein bisschen besser. Hip-Hop von Dendemann und Jules Werner, Indie von Quirinello, Hardcore von We Too, Will Fade und einer EP von den KYTES sollten das erklären. Das reicht nicht? Für mehr Argumente einfach klicken.

 

Dendemann – Alle Jubilare wieder (feat. Casper)

Der Dendemann und der Casper – zwei, die ihre Fans gerne aufs Album warten lassen. Doch genau wie bei Cas hat sich auch bei Dende das Warten gelohnt. Echt starkes Stück. (MM)

 

BETA – Donuts

Die stylischen Trainingsanzüge passen? Dann ab in den rostigen Kleinwagen und auf zum Schrebergarten. Die Münchner Crossover-Crew kommentiert herrlich ironisch die Kultur der Autoverherrlichung. (VS)

 

Nord Nord Muzikk – Neuruppin 2

Ich bin gnadenlose Nostalgikerin. Was also „Neuruppin 2“ bei mir ausgelöst hat, sollte klar sein. Gemeinsam mit K.I.Z. schuf Nord Nord Muzikk einen Song, der mich in das Jahr 2007 zurück versetzt. Stichwort Hahnenkampf. Auch Teil zwei sorgt für Gänsehaut. (AT)

 

Jules Werner – Alle Meine Freunde Und Ich

Die Debüt-EP von Jules Werner ist ein Gesamtkunstwerk. Die Thematik der Platte – schwer zu beschreiben. Ein Versuch mit Hilfen von Schlagwörtern: Zukunft, dunkel, dystopisch, Weltall, Aufbruch, Reise. Inhaltliche Parallelen mit einem gewissen französischen Schriftsteller? Reiner Zufall. (MM)

 

Juicyproof – Time Is All I Got

Karibik, 30 Grad. Die seidenen Vorhänge der Eingangstür zum Privatbungalow wehen sanft im Wind. Entspannen auf dem Liegestuhl davor, Kokosmilch mit Schuss schlürfend, und auf den Kopfhörern: Juicyproof. (MM)

 

L One – Winterblues

Nachts funkelt alles weiß. Dann geht das Leben los. Die Stadt ist wieder grau und matschig. Jeder kennt München im Winter. Die Beats des Münchner Künstlers L One begleiten mich smooth bei ekligen Winternass und lassen es mich beinahe vergessen. (AV)

 

Frittenbude – Insel

Frittenbude-Songs lösen in mir meist ein ganz bestimmtes Gefühl aus: In Bewegung zu sein und dabei irgendwie trotzdem nicht voranzukommen. Deshalb höre ich sie zum Beispiel gerne beim Zugfahren. Oder beim Ausblick über große, weite Flächen. Ich bin dann an einem aus der Zeit geschnittenen Ort. (MJ)

 

Basement – Be Here Now

Ein Teil von mir schämt sich immer ein bisschen, wenn ich merke, wie ich bei einem Song eigentlich nur auf den Chorus warte. Andererseits ist dieses Hinfiebern auf diese eine Zeile, diese eine Konsonanz von Akkordfolgen, die in uns diese wohlig-melancholische Gänsehaut auslöst, ja oft genau das, was uns Musik lieben lässt. Und deshalb ist es in Ordnung. I lost myself in the moment. Deshalb waren Basement mein Konzert des Monats. (MJ)

 

LANZ – In Holland

Wo findet man sich selbst? Wenn es nach Multiinstrumentalist Benjamin Lanz geht, vermutlich irgendwo in Holland. Die elektronisch verzerrten Klänge untermalen ausschwingende Gitarrensaiten und liefern den perfekten Sound für einen Spaziergang durch dunkle Gassen genauso wie für das letzte Bier am Abend in der Küche. (IP)

 

Friska Viljor – Unless You Love Me

Wenn du mich nicht liebst, dann liebe ich dich auch nicht! Klingt kindisch, aber mal ehrlich, es wäre schon ziemlich cool mal so trotzig reagieren zu dürfen. Nach You Meant Nothing und Bite Your Head Off reiht sich dieser Song wieder in die Riege: Irgendwie Fuck you sagen mit schönen Klängen. (IP)

 

Helado Negro – Pais Nublado

Im Gras liegen und den Wolken beim vorbeiziehen zuschauen. Von der Fantasie angeregt Menschen, sogar Gesichter in ihnen erkennen und bestaunen wie sich die Formationen in Sekunden verändern. Eine schöne Vorstellung, mit der mich „Pais nublado“ aus dem tristen Grau des Winteralltags holt.  Danach fühlt sich der Song nämlich an, einem leichten Frühlingstag ohne Sorgen. Da stört es mich auch nicht, dass die Übersetzung eigentlich „bewölktes Land“ heißt. Bewölkt ist immerhin besser als Dauergrau. (VM)

 

Quirinello – Pain of the Pine

Verspielt, verträumt und mit einer großen Portion Groove. Der Münchner Newcomer präsentiert mit seiner neuen Single eine weitere starke Nummer und macht weiterhin Hoffnung auf eine große Zukunft. Bedroom Pop mit Stadionrock-Potential. (VS)

 

B77 – Child

Winter. Ein grauer Tag folgt dem anderen. Die Stimmung ist gedrückt. Und da passierts: Der Himmel bricht auf und es finden ein paar Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Wolkendecke. Die Wärme der Strahlen auf unserer Haut macht uns, so kurz der Moment auch sein mag, unbeschreiblich glücklich. (VM)

 

Drama – Dead and Gone

So why are you somewhere over the rainbow out of reach where is the grass is green… Das denke ich mir oft in den kalten und grauen Januartagen, während ich dick mit Mütze und Schal eingepackt durch den Schneematsch laufe und sehnsüchtig auf den Frühling warte. (SF)

 

KYTES – Take It Easy

Ganz ehrlich? Der Alltag ist schon hart genug, daher sollten wir alle mal die Luft anhalten und “Take It Easy”. Zum Glück erinnern uns die Münchner Kytes daran mit ihrer coolen Single von der neuen EP “Frisbee”. (GM)

 

Alice Merton – Funny Business

Und jetzt alle die Hände hoch, die sich ein bisschen mehr Vertrauen von anderen wünschen. Nachdem die 25-jährige Weltbürgerin allen klar gemacht hat, dass sie keine Wurzeln hat, singt sie jetzt allen aus der Seele, die es in der Liebe nicht immer so leicht haben. (IP)

 

Jacob Collier – Every Little Thing She Does Is Magic

Man füge einem Song über Magie noch etwas selbiger hinzu… (MM)

 

Sungazer – Electro

Schon mal was von Quintolen gehört? Das ist die Unterteilung einer Note nicht in zwei oder drei, sondern fünf kleinere Notenwerte. Musikalisch eher im fortgeschrittenen Bereich. Fast so fortgeschritten wie einen Song auf ein Schlagzeugsolo zu komponieren, so dass er danach immer noch Dubstep-mäßig tanzbar klingt. Danke YouTube, dass du Menschen wie Adam Neely und Shawn Crowder hervorbringst! (MM)

 

Currents – Feel The Same

Und diese Band muss noch mit rein: Currents landeten mit dieser EP definitiv unter den ersten Plätzen meiner Top10 Neuentdeckungen 2018. Ein episches Werk, quälend und zäh zieht sich der Gesang über technisch grandiose, wuchtige Instrumentals. Augen zu, Arme in die Luft, Atmosphäre einsaugen. (MJ)

 

While She Sleeps – Haunt Me

Dieser sofort eingepflanzte Ohrwurm brachte mich dieses Jahr sicher über die Stille und Melancholie der Zeit zwischen den Jahren. (MJ)

 

We Too, Will Fade – Finders

Der zweite Song einer der für mich interessantesten jungen Bands Münchens: stampfend, wütend, explosiv, dissonant, chaotisch – bis sich der Song am Ende auf einen gerufenen Chor aus mächtigen Satzfetzen einigt. (MJ)

 

Unsere Liste auf Spotify:

 

von Maximilian Mumme, Viktor Schacherl, Anastasia Trenkler, Alina Venzl, Marietta Jestl, Isabel Prößdorf, Viktoria Molnar, Serafina Ferizaj und Giordana Marsilio

 

Foto: Quirinello

Applaus, Applaus

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Nicola Schwartze, 22, hat ihr Studium abgebrochen, um sich der Musik zu widmen. Es geht ihr nicht um ihren Erfolg – sie möchte im Hintergrund Künstlern bei ihrem Aufstieg in der Branche helfen

Von Viktor Schacherl

Ausgeglichen wirkt Nicola Schwartze in diesem Moment nicht. Sie hetzt durch eine Menschenmenge. Sie bleibt kurz stehen. „Der Merchandising-Stand ist noch nicht perfekt ausgeleuchtet“, sagt sie kurz. Dann eilt sie davon auf der Suche nach einem passenden Scheinwerfer. Immer mehr Menschen warten indes im Vorraum der Münchner Glockenbachwerkstatt auf den Beginn der Release-Party von Amanda Marie. Die Sängerin wird von Nicola, 22, gemanagt. Wenig später ist das Licht angebracht, das Publikum strömt zur Bühne. Der Raum ist gut gefüllt und der Abend für alle ein voller Erfolg.

Dass es zu Abenden wie diesen gekommen ist, war für Nicola ein langer Weg, der seinen Ursprung genau am 24. Februar 2017 hat. Die britische Indie-Pop-Band The XX spielte an diesem Tag im Münchner Zenith. Die Show war ausverkauft, aber für Nicola sollte es ein besonders intimes und wegweisendes Event werden. Sie stand weit vorne in der großen Halle und fühlte sich vom ersten Ton an, als würde die Band nur für sie alleine spielen. Nicola war wie in Trance, befand sich in einer Art Blase und grinste das gesamte Konzert. Es war der Moment, in dem sie etwas erkannte: Sie kann nicht die Einzige sein, bei der Musik so etwas auslöst. Ihr Entschluss: Sie möchte fortan auch für andere solche Momente erschaffen. Nicht als Musikerin. Sondern als Frau im Hintergrund, die Musiker solche Shows ermöglicht, die Künstlern bei ihrem Aufstieg in der Branche hilft. „Ich könnte mir nicht vorstellen, selbst auf einer Bühne zu stehen. Da würde ich sofort rot werden“, sagt sie.

Um ihren Traum verwirklichen zu können, brach sie ihr Studium ab, Gastronomie-Management. Sie wollte den schnellstmöglichen Einstieg in die Szene und landete als Praktikantin bei der Münchner Indie-Plattenfirma Flowerstreet Records. Beim Münchner Musiker und Produzenten Amadeus Böhm machte sie dann die ersten Schritte im Musikgeschäft. Amadeus Böhm kann sich noch gut an Nicola erinnern, an ihren „Riesenehrgeiz und ihre große Musikbegeisterung“, wie es der Musiker nennt. „Ich habe mich immer sehr gut aufgehoben gefühlt, wenn ich Themen an sie abgegeben habe. Deswegen habe ich sie dann auch fest übernommen“, sagt Amadeus Böhm. Während ihrer Zeit bei Flowerstreet war sie vor allem für das Organisieren und Buchen von Veranstaltungen zuständig und konnte sich, wie Amadeus Böhm erzählt, besonders dadurch auszeichnen, wenn es darum ging, Bands unter Vertrag zu nehmen. Bei Flowerstreet Records lernt Nicola auch Karolin Böck, 35, kennen. Sie beschließen, eine eigene Agentur zu gründen: Nika Music.

Agenturen gibt es wie Sand am Meer. Doch Nicola will mit ihrem Projekt das Musikbusiness anders angehen und somit aus der Masse herausstechen. Ihr Konzept richtet sich gegen die weit verbreitete Massenabfertigung. Denn Agenturen und Labels tendieren dazu, viele Bands anzusammeln, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, eine spätere Erfolgsband in ihren Reihen zu haben. Dabei geht der persönliche Charakter in der Beziehung zu den Künstlern verloren, findet zumindest Nicola. Bei ihrer Agentur hat genau diese persönliche Komponente höchste Priorität. Das Menschliche muss passen. Um das zu garantieren, will sie Nika Music erst einmal klein halten.

Auf ihrer Website wirbt sie nur um Bands und Künstler, die „nicht davon ausgehen, dass eine Agentur jede Kleinigkeit für sie übernimmt, sondern auch selber bereit sind, Zeit und Mühen in ihr Projekt zu stecken“. Diese Ansage mag für viele Bands abschreckend wirken – aber genau das möchte Nicola auch: „Das ist mit Absicht so ausgedrückt“, sagt sie. „Irgendwann hast du dann Mails von 200 Bands und weißt nicht wohin damit.“ Der Bandpool wird dadurch automatisch reduziert, in der Hoffnung, ausschließlich relevante Angebote zu erhalten.
Die Herangehensweise der jungen Agentur hat aber auch einen anderen Grund. Amadeus Böhm weiß nur zu gut, dass viele Musiker dazu tendieren, sich zurückzulehnen, sobald sie den nächsten Schritt in ihrer Karriere gemacht haben. „Der Satz ist sicher auch ein bisschen mit einem Lächeln und einem Augenzwinkern gemeint, aber da steckt natürlich auch ein Stück Wahrheit drinnen“, sagt Amadeus Böhm. Agenturen werben normalerweise mit genau dem Gegenteil. „Ich verstehe den Satz und fast jeder aus der Musikbranche wird ihn verstehen“, sagt Nicolas ehemaliger Mentor.

Letztendlich geht es im Musikgeschäft eigentlich nur darum, dass die Bands weiterkommen. Und wenn sich die Musiker zurücklehnen, kommen sie nicht weiter. Selbst wenn es eine Band zu einem Engagement bei einem Major-Label geschafft hat, ist Zurücklehnen erst recht keine Option.

Foto : Stephan Rumpf

Mittlerweile studiert Nicola Wirtschaftspsychologie, was ihr auch bei ihrer Arbeit im Musikgeschäft helfen soll. Die Frage des Geldes nimmt sie wegen ihres Studentenstatus aktuell noch etwas lockerer: „Es macht mir einfach so unglaublich viel Spaß, dass ich da eher nicht so das Augenmerk darauf habe, ob wir da jetzt viel verdienen. Ich achte zur Zeit mehr darauf, dass die Künstler das Geld bekommen.“ Was nach dem Studium passiert, kann man nie wissen. Im Idealfall will sie später aber mit ihrer eigenen Agentur ihren Lebensunterhalt verdienen.

Primär geht es Nicola und ihrer Geschäftspartnerin derzeit darum, die bestehenden Kontakte zu pflegen und weiter auszubauen. Mit den Anfängen bei Flowerstreet Records wurde nur der erste Schritt getan. Neben Studium und eigener Agentur arbeitet Nicola derzeit zum Beispiel auch bei der Konzertagentur Bang Bang Concerts, wodurch weiter Optionen entstehen. Wie zum Beispiel Auftritte im Ampere bei der Konzertreihe „Munich Rocks“ in Aussicht stellen zu können. Solche Angebote sind in München immer mehr wert. Beschwerden über die Lautstärke in der Nähe von Bars und Clubs häufen sich und bestätigen damit das eher spießige Image der Landeshauptstadt. Das Nachtleben inklusive der Konzertszene wird dadurch immer mehr eingeschränkt. „Die Locations haben wahnsinnige Probleme mit der Lautstärke und den Anwohnern. Dementsprechend gibt es nicht mehr so viele Möglichkeiten wie früher. München hatte mal so viele Jazz-Clubs und du konntest überall Musik spielen. Inzwischen kämpft jeder um seinen Standort und um die Uhrzeit“, sagt Nicola.

Aber genau das soll als Ansporn dienen. Das Nachtleben in München ist deswegen ja nicht weniger umkämpft als in Berlin oder Hamburg, sondern ist ein noch schwierigerer Markt. Denn auch in München gibt es genug Menschen, die abends ein Bier in einer Bar trinken, im Lieblingsklub tanzen oder eben auf Konzerte gehen wollen. Nicola will mit Nika Music deswegen darum kämpfen, die Nächte in der Stadt weiterhin bunt oder vielleicht sogar noch bunter als bislang zu gestalten.

Doch was ist Nicola Schwartze jetzt genau? Promoterin, Bookerin, Managerin? Von allem ein bisschen, meint sie selbst. Diese Vielseitigkeit soll den Erfolg in der Zukunft bringen. Das vergangene Jahr sieht sie zumindest schon als Erfolg: Die ersten Konzerte wurden veranstaltet und die erste Künstlerin wird betreut. Um das nächste Level zu erreichen, will sie nun auch Geld investieren, unter anderem in eine Homepage.
Auch das ist eine Voraussetzung, um in der Münchner Musikszene ein bisschen mitreden und mitwirken zu können. Alles in der Hoffnung, der Stadt möglichst viele Konzerte zu bieten, die genau diese Emotionen auslösen, die sie damals im Zenith bei The XX erfahren hat.

Foto: Stephan Rumpf

Augen zu und durch

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Gefühle zeigen: der Künstler Mauricio Cervilla Fischer

Von Annika Kolbe

Die Konturen schroff, der Mensch so sanft. Seit 25 Jahren malt Oda Fischer. Kaum einer bekommt davon etwas mit. Ihre Familie weiß davon, klar. Und ihr Enkel, Mauricio Cervilla Fischer. Oda Fischer ist 81 Jahre alt. Und wenn alles klappt, wird sie heuer zum ersten Mal ihre Werke ausstellen, gemeinsam mit ihrem Enkel. Er hatte die Idee, eine „Enkel-Großmutter generationsübergreifende Ausstellung“ auf die Beine zu stellen. Kein Wunder, seine Großmutter hat ihn zur Kunst gebracht.

Ein Besuch bei Mauricio, 27. Leise tropft der Regen auf das Glasdach. Es ist dunkel. Licht durchflutet den Raum, in dem Mauricio gerade malt. Leinwände reihen sich am Rande des Raums. Paketpapier steht zusammengerollt an der Wand. Mauricio spannt das Papier über eine Holztafel. „Das ist günstiger“, sagt er. Er dreht sich um. Nun steht er mit dem Rücken zum aufgespannten Papier um seine Farben zu mischen. Das saftige Grün mischt sich mit dem grellen Orange. Er geht in sich, wählt einen dicken Pinsel. Dann schließt er seine Augen. Er dreht sich zum Papier. Seine Hand tanzt im Takt des Regens über das Papier.
Gedanken rattern. Willkommen in der Welt des jungen Künstlers. Die Welt kann überfordern. Allheilmittel zum Verständnis unserer Welt oder zur Lösung von Problemen gibt es so einfach nicht. In der heutigen Zeit scheint die Oberfläche wichtiger zu sein als das wahre Ich. Oft wird nur die Oberfläche präsentiert. Das ist einfacher. Schuld daran sind nicht nur die sozialen Netzwerke. Doch warum ist der Schein präsenter als das Sein? Die Gedanken kreisen um die Oberfläche, um das Darstellen. Ist das eine Art der Resignation, um sich nicht mit dem Wahren beschäftigen zu müssen? Kann man nur so in der großen weiten Welt bestehen? Nein.
Mauricio hat sich gegen die Oberfläche und für das Innere entschieden: „Es geht immer um das Sich-Zeigen“, sagt er. „Die ganze Zeit. Permanent. Ich habe nicht das Bedürfnis, meine Oberfläche zu zeigen. Ich möchte mich auf das Wesentliche besinnen, das Innere, mein wahrhaftiges Selbst.“

Mauricio fand einen Weg, seine Gefühle und Gedanken zu verarbeiten und zu verstehen. Er malt sozusagen blind. „So bin ich mir am nächsten. Ich brauche keine Zahlen und Formeln – nichts Rationales“, sagt er. Die Technik des blinden Malens heißt blinde Kontur. „Ich halte meine Augen geschlossen und lasse meiner Intuition freien Lauf. So kann ich zum einen auf mein Unterbewusstsein zugreifen, zum anderen verliere ich jegliche Kontrolle über mein Tun, eben rein intuitiv“, erklärt Mauricio. Malen ist sein Hobby, sein Geld verdient er als Filmemacher.

Was seine Kunst betrifft, spielt seine Großmutter eine herausragende Rolle. Sie prägte seinen Stil zu malen und zu zeichnen: „Mit 13 oder 14 versuchte ich, eine Boxerfigur so detailgetreu wie möglich darzustellen.“ Das Ergebnis war nicht so, wie er sich das vorstellte. Er erinnert sich: „Meine Großmutter beobachtete mich. Ich sollte meine Augen schließen und aus meiner Erinnerung zeichnen. Das Ergebnis war erstaunlich. Der Boxer wirkte lebendig“, sagt er.
Gerd Scheuerer, ein Bekannter seiner Großmutter und Münchner Künstler, nahm Mauricio später als Schüler auf. Gleich bei ihrem ersten Treffen ließ er Mauricio ein Selbstporträt fertigen. Mauricio musste seine Augen schließen und sein Gesicht ertasten. „Das war eine ganz neue Art, mich zu erfahren“, erzählt er.

„Für fotorealistische Bilder brauchte ich meine Augen. Ich wollte so detailliert wie möglich malen“, erzählt Mauricio. So unterschiedlich fotorealistisches Malen und Filmemachen auch sind, haben sie eines gemeinsam. Der Fokus liegt auf den Details. Darum geht es Mauricio heute aber nicht mehr. Sowohl beim Malen als auch Filmemachen muss die Welt auseinandergenommen werden. Doch beim Film dürfen keine logischen Fehler passieren. Die Idee des Films bleibt immer klar vor Augen. „Beim blinden Malen kann ich die Genauigkeit des Films vergessen.“

Mauricio öffnet seine Augen. Er betrachtet die über dem Werk verteilten Fragmente, einzelne Erinnerungen. Häufig ist alles durcheinander oder das Bild drückt die Geschichte nicht aus. Blind entsteht das Grundgerüst des Bildes. Mit offenen Augen geschieht nun der Feinschliff. Elemente werden verbunden, stärker hervorgehoben oder für ihn verständlicher gemacht. Das blinde Malen öffnete Mauricio andere Perspektiven.

Oft wird Mauricio gefragt, was auf seinen Bildern zu sehen ist – aber darauf weiß er keine Antwort. Es geht um die Emotionen, die zunächst der Künstler empfindet und dann der Betrachter. Und es geht um die verarbeiteten Erfahrungen oder seine durchlebten Gedanken. Eines versprechen seine Bilder ganz bestimmt – Authentizität und Ehrlichkeit.

Auch heute noch besteht ein sehr enges Verhältnis zwischen Mauricio und seiner Großmutter. „Wir zeigen uns regelmäßig unsere Bilder und tauschen uns aus,“ sagt Mauricio. „Es ist so schade, dass ihre Bilder mehr oder weniger verstauben.“ So begann Mauricio die Werke seiner Großmutter und Lehrerin, zu fotografieren und zu katalogisieren. Es entstand die Idee einer gemeinsamen Ausstellung. „Underground-Locations findet man immer. Bei Galerien ist das schon schwieriger. Wir wollen aber unbedingt dieses Jahr noch ausstellen, mal sehen wo.“

Foto: Tim Jenni

Band der Woche: Black Voodoo Train

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Die Band Black Voodoo Train schafft eine moderne Interpretation des Psychedelic-Rock, der in den Sechzigerjahren in die Wege geleitet wurde.

Von Viktor Schacherl

Menschen mit freien Oberkörpern und langen Mähnen tanzen in Trance – genießen ihre Freiheit. Freie Liebe, freier Konsum von bewusstseinserweiternden Substanzen. Der Geist der Hippie-Bewegung dürfte jedem bekannt sein. Doch eines ist klar: Ohne Musik kein Tanz. Der Soundtrack, der das Leben Ende der Sechzigerjahre, Anfang der Siebzigerjahre dominiert, ist heutzutage kaum mehr vorstellbar: Sehr gitarrenlastig, ellenlange Intros und noch längere Soli. Nur gelegentlich blitzt eine Stimme auf und trägt ominöse Lyrik vor. Musik aus einer scheinbar weit entfernten Zeit.

Komplett unmöglich ist diese Musik aktuell allerdings keinesfalls. Die Band Black Voodoo Train  lässt die markanten Grundzüge des damaligen Sounds hochleben. Auch bei ihr stehen instrumentale Parts im Vordergrund, auch der improvisierte Charakter ist bei ihren Songs nicht wegzudenken. Der Klang des Quintetts ist aber keineswegs eine blinde Kopie des Vergangenen, sondern eine moderne Interpretation des Psychedelic-Rock, der in den Sechzigerjahren in die Wege geleitet wurde.

Kaum ein Lied der Band ist unter zehn Minuten lang. An Spannung verlieren diese dadurch nicht. Cleane, nachdenkliche Passagen werden von Black-Sabbath-Gedächtnis-Riffs aufgeweckt. Bluesige, melancholische Teile werden zu Soli umgeleitet, die von Delay- und Wah-Wah-Pedals unterstützt werden. Die Songs treiben den Hörer immer weiter. Sprich, der schwarze Voodoo-Zug rollt unaufhaltsam durch die Landschaften – stets auf der Suche nach dem ultimativen Groove.

Beim ersten Hören nicht unbedingt erkenntlich, aber Sängerin Louisa Simon und Schlagzeuger Christian Illing kommen ursprünglich aus dem Hip-Hop- beziehungsweise Trip-Hop-Bereich. „Hip-Hop war mir irgendwann nicht mehr spannend genug“, sagt Luisa. Sie hat sich nach komplexeren Songwriting gesehnt und ihre Bestimmung in der psychedelischen Richtung gesehen, weswegen sie 2016 letztendlich bei Black Voodoo Train eingestiegen ist, die bis dato zu viert rein instrumental musiziert hatten.

Bei jeder Probe der Band wird gejammt, das Aufnahmegerät läuft ständig mit. Anschließend werden die Aufnahmen begutachtet, um potenzielle Songs herauszufiltern. Wer die Band auf ihr Improvisieren reduzieren will, tut den Musikern allerdings unrecht. „Wir sind keine reine Jam-Band“, stellt Christian klar. Dennoch verleugnen sie diesen Aspekt ihres Sounds keineswegs. Und die frei gestalteten Segmente werden clever in das Bühnenprogramm eingebunden.
Ihre Musik ist größtenteils instrumental. Klar geraten Louisas Stimme und die Texte, die sie singt, ein wenig in den Hintergrund. Ihr hypnotisierender Gesang, der mal verhallt, mal verzerrt dazwischenfunkt, fungiert als ein weiteres Instrument. „Wenn man mich oder die Geschichten dahinter nicht kennt, kann man die Texte ohnehin nicht nachvollziehen. Ich spiele sehr viel mit Metaphern“, sagt Louisa. Es geht mehr darum, dass Stimme und Text sich klanglich gut einfügen und zum Stimmungsbild passen.
Natürlich hören die Bandmitglieder viel Musik aus der Hippie-Zeit. Eine reine Hommage an deren Musik ist es allerdings keineswegs. Experimentierfreude und die Lust an freier Gestaltung ist in den Künstlern fest verankert und der kleine Hauch von Nostalgie ist schlicht ein Nebeneffekt.

Nachdem ihr Debütalbum „Comic Sessions“ 2015 noch instrumental war, haben Black Voodoo Train im vergangenen Jahr ihr erstes Album „We Are Not In California“ veröffentlicht, mit Louise am Mikrofon. Aktuell wollen sich die Musiker wieder vermehrt auf ihr Songwriting fokussieren und bald ein weiteres Werk nachlegen. Damit wollen sie dann weiterhin den Klang einer vergangenen Zeit mit einer unterschwelligen Prise Hip-Hop in die heutige Welt transportieren.

Foto: Christian Illing

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Vier junge Münchnerinnen wollen ihre Begeisterung für die Theaterwelt mit anderen jungen Menschen teilen. Das Ergebnis ihres Vorhabens ist das Blog „Theatertanten“

Von Ornella Cosenza

Theater ist ihre Leidenschaft: Paulina Wawerla, 20, Julia Schleier, 21, Theresa Spielmann, 21 und Ivana Koschier, 21, wollen ihre Begeisterung für die Theaterwelt mit anderen jungen Menschen teilen. Mit ihrem Blog „Theatertanten“. Zu jedem Stück, das dort besprochen wird, gibt es nicht nur eine Kritik, sondern gleich vier. „Manchmal saßen wir nach einem Theaterbesuch zusammen und haben festgestellt, dass wir völlig unterschiedliche Meinungen zu einer Inszenierung haben. In vielen Theaterkritiken liest man nur eine Sichtweise. Das wollen wir ändern“, sagt Julia. Die Theatertanten wollen mit ihrem Blog junge Menschen ansprechen und ermutigen, auch mal in die Oper oder ins Ballett zu gehen.

Foto: Andreas Erhart

Durch die Nacht mit: Nicola Schwartze

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Wenn sie gerade nicht auf der Bar tanzt, um ein kostenloses Getränk zu bekommen, holt sie sich einen Falafel Döner bei Sila als Mitternachtssnack

1)Hier beginnt mein Abend Zuhause und danach geht’s ins/zu Couch Club, Holy Home oder Unterdeck

2) Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil: Haha gar nicht, sie werden schon wissen was sie machen wollen

3) Dieser Song zieh mich auf die Tanzfläche: The flirts von Passion und dieser wieder runter Helene Fischer mit Atemlos

4) Der beste Mitternachtssnack und wo man ihn findet: ganz klar Falafel Döner bei Sila am sendlinger Tor/ Ecke Pettenkoferstr

5) Mein Tanzstil in drei Worten: Körperklaus meets Rhythmus

6) Dieser Spruch zieht immer: hat jemand ein Feuer?

7) Meine dümmste Tat im Suff war: ich hab so getan als wäre ich die Besitzerin vom Club und es hat bis der Besitzer kam sogar geklappt…

8) Das hat mich am Münchner Nachtleben in letzter Zeit überrascht: Dass die letzte U-bahn sogar unter der Woche voll ist, mehr Leute gehen auch mal unter der Woche raus. Sonst waren die Bars so leer wie italienische Strände im Winter

9) Hier sehe ich mir den Sonnenaufgang an: an der Isar (Corneliusbrücke)

10) Hier bin ich mal nicht reingekommen/rausgeflogen, weil: Harry klein, weil ich den Türsteher angepöbelt habe …peinlich

11) Für ein kostenloses Getränk habe ich schon mal:  Auf der bar getanzt

12) Ein Abend ohne Augustiner ist wie barfuß durch die Stadt laufen, kann ganz angenehm sein, könnte aber auch schmerzhaft enden.

13) Hier geh ich hin, wenn ich pleite bin: ich habe viele Freunde, die in der Gastro arbeiten zum Glück!

 

Foto: Stephan Rumpf


Neuland

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Ideen einfacher, schneller und kostengünstiger zu schützen, ist der Beweggrund, der hinter dem Start-Up „Wieblebub“ steckt.

Von Lena Bammert

München ist nicht nur Bierhauptstadt, sondern auch Patentmetropole. Denn hier haben das Europäische Patentamt und das Deutsche Patent- und Markenamt ihren Sitz. Damian Breu, 24 und Cornelius Schätz, 23, wissen das – und sie wissen auch, dass Patentanmeldungen mehrere Jahre dauern und im vierstelligen Kostenbereich anzusiedeln sind. Nun haben sie das Start-up Wieblebub gegründet. Sie wollen dabei helfen, Ideen einfacher, schneller und kostengünstiger zu schützen. „Im Gespräch mit anderen Leuten fällt auf, dass viele Menschen Ideen haben und träumen, aber keiner es umsetzt“, sagt Damian. Die Ideensicherung von Wieblebub basiert auf der Blockchain-Technologie, dadurch kann das Start-up sehr viel schneller und günstiger als Patentämter agieren. Falls dann doch ein Konkurrenz-Patent erscheinen sollte, kann mit einem elektronischen Nachweis bewiesen werden, dass die Sicherung durch Wieblebub zuerst da war.

Foto: VBM/BayME

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Giordana

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Vintage Kilo Sale am Samstag, Alten Utting am Montag, PULS Lesereihe 2019 in Bahnwärter Thiel am Mittwoch. Unsere Autorin hat diese Woche viele schöne Dinge vor.

Von Giordana Marsilio

Nach so einer anstrengenden Woche mit viel Arbeit und Lernen, es ist Zeit für ein entspanntes aber zugleich spannendes Wochenende. Daher werde ich in das Wochenende, voll motiviert mit dem DJ Duo Seattle Sound System alias Flo und Markus bei dem Milla Club, reinrutschen. Sie legen immer Grunge, Indie, Punk , Hardcore und viel mehr auf, unter anderem meine lieblingsband wie Nirvana, Pearl Jam und Sonic Youth. Der Freitagabend wird rocken.

Mein Samstag ist schon seit einigen Wochen geplant. Ich werde den ganzen Tag mit meiner besten Freundin auf der Museuminsel verbringen. Dort findet das Vintage Kilo Sale statt, wo man coole Vintage Kleiderschätze finden kann. Die Preise? Man zahlt nach dem Gewicht der Kleiderstücke. Damit das Shopping nicht langweilig wird, kann man dort auch Wein trinken und etwas Musik genießen. Danach geht zum Kunstverein München. Dort findet das Opening der Ausstellung „Those things that your fingers can tell“, von der spanischen Künstlerin Eva Fàbregas, statt.

Sonntag erstmal Energie bei dem katalanischen Brunch von Gemma – die Besitzerin – bei  Barna tanken. Hier kann man sowohl das klassische Frühstück wie Eier, Müsli und Toast bekommen, als auch Spezialitäten aus Spanien, die mein Mittelmeers Herz sicher erwärmen.  Abends plane ich anlässlich des 23. Geburstagsshow von Poetry Slam in Substanz zu gehen. Mehrere Slammer werden sich den Kampf erklären und das,alles mit Begleitung von  DJ Misanthrop.

Montag ist der anstrengendste Tag der Woche, also muss Abend was Tolles auf dem Programm stehen. Zum Glück habe ich etwas Schönes vor: Das kleine Schiff der Alten Utting. Hier findet das TNT – R: The need to read #1: Liebe statt. Was das ist? So wird die Veranstaltung auf Facebook beschrieben „TNT-R ist ein Stell-Dich-Ein zwischen dem fremden Plan und bekanntem Freestyle“. Es werden zur ersten Ausgabe von TNT-R Kurzgeschichte zum Thema Liebe vorgelesen.  Ich bin schon sehr gespannt über  das alles, was man dort zu hören bekommen wird.

Dienstag wird kämpferisch und zwar in Vokü-Muc. HipHopper werden duellieren, aber nicht mit Schwerte wie im Altertum, sondern mittels ihrer kniffligen Reimen.

Mittwoch darf ich auf gar keinen Fall die Finale der PULS Lesereihe 2019 mit den Musikern von Bavaria Squad verpassen. In Bahnwärter Thiel werden die besten jüngsten Autoren Bayerns ihre Texte zum Thema „Habt ihr keine anderen Probleme?“ vorlesen. Der Eintritt ist frei und das spricht schon für einen tollen Abend.

Am Donnerstag ist die Woche noch nicht ganz zu Ende, trotzdem kann man mit dem „Vorfeiern“ beginnen. Daher steht mein Abend schon fest: In den Milla Club zu pilgern, da dort Marble Sounds spielen. Die belgische Band, gegründet von Peter von Dessel, ist bereits seit 2007 aktiv und macht Indie-Pop und Post-Rock Musik. Ich habe sie noch nie live gesehen, und bin aus diesem Grund schon sehr gespannt. Aber, wenn ihre Musik halb so gut wie belgische Pommes sind, dann kann ein „geschmackvoller“ Abend werden.

Wie ich die Woche am Montag begonnen habe, so möchte ich sie am  Freitag beenden: Bei der Alten Utting. Dort gibt es als Abendprogramm eine vielfältige Auswahl: Einmal spielen live KidsØ, die eine Mischung aus Elektro und klassische Sonorität machen und Maximal Jovial ft. Edelstoff, die mit einem simplen Sound (Guitarre, Trommel und Stimme), coole Sachen auf der Bühne schaffen.

Foto: Salvatore Abalsamo

Im Rausch der Lava-Lampen

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Ein bisschen Porno, ein bisschen Blubberbläschen: Lenny Will, 26, und Lucien Lietz, 27, untermalen Konzerte mit psychedelischen Lichtshows – Münchner Bands stehen dafür Schlange

Von Marietta Jestl

Auf der Bar steht eine Baumwollpflanze, im Eingang vom Import Export hängen einige alte Lampenschirme schief von der Decke. Es ist einer der letzten Orte Münchens, der durch die zusammengewürfelte Vintage-Deko sympathisch und keinesfalls aufgesetzt wirkt. An diesem Abend läuft Funk und Psychedelic-Rock der Siebzigerjahre. Der Raum erstrahlt in einem ganz besonderen Licht. Über Wände und Körper tanzender Menschen wabern bunte Farbkleckse, die an Lava-Lampen erinnern – in Flüssigkeit schwebende und langsam konfluierende Farbblasen, die eine Lichtquelle bilden. Nur eben überdimensional. Als Projektion auf die Wände eines Clubs.
Auf einem Turm aus Bierkästen stehen zwei Dia- und zwei Film-Projektoren, die leise surrend alte 8-Millimeter-Filme abrollen. Sie bespielen die Teile des Raumes, die noch nicht von Farbflecken bedeckt sind. Zwischen dem typisch unscharfen Rauschen und Flimmern alter Filmstreifen ist vor allem eins zu erkennen: nackte Körperteile. Es laufen zwei alte Erotikfilme, Pornografie aus dem Jahr 1978.

Es ist das zweijährige Jubiläum der Psychedelic-Porn-Funk-Party, die seit 2018 nur noch mit analogen Live-Visuals der sogenannten Kreuzer Lichtmaschine stattfindet. Die beiden Schulfreunde Lenny Will, 26, und Lucien Lietz, 27, riefen das Projekt inspiriert von den psychedelischen Lichtshows der Sechziger- und Siebzigerjahre ins Leben. Insbesondere in Amerika etabliert, wurden hier in großem Stil Konzerte von Bands wie The Doors oder Pink Floyd mit Live-Visuals gestaltet.

Nur mit zwei alten Diaprojektoren visualisierten Lenny und Lucien 2015 erstmals das Konzert einer befreundeten Band. Ihr Konzept fand großen Anklang – sie beschlossen, es weiter auszubauen. „Wir versuchen ein 50 Jahre altes Kunsthandwerk so authentisch wie möglich umzusetzen“, sagt Lucien. „Dabei ist uns wichtig, dass wir komplett analog arbeiten, sprich: Wir verwenden keine digital gesteuerten Medien.“ Keine Laptops, keine Laser. Stattdessen altmodische Geräte, mit ganz eigenen Macken. Lampen, die leicht durchbrennen. Oder mitten im Konzert ein Filmriss, der schnell mit einem Klebestreifen geflickt wird. Für Lucien und Lenny bedeutet das vor allem Flexibilität. Und das schätzen sie.
„Digital vorprogrammierte Visuals sind doch kaum noch variabel“, sagt Lenny. „Wir können live improvisieren und individuell auf die Musik eingehen, farblich oder rhythmisch.“ Da beide auch selbst Musik machen, fällt es ihnen relativ leicht, sich schnell in Musik und Takt hineinzufinden. Embryo, Minami Deutsch oder Odd Couple – das sind nur ein paar Bands, für deren Konzerte die Lichtshow bereits extra gebucht wurde. Mittlerweile sind sie in Locations wie Import Export oder Milla regelmäßig gebucht.

Foto: Marietta Jestl

Ein Blick hinter die Lichtmaschine: Neben den Filmprojektoren thront auf einem weiteren Bierkastenstapel die Installation, die die fließenden Farbkleckse an den Wänden produziert. Zwei Overhead-Projektoren, wie man sie aus Schulen kennt. Lucien gießt vorsichtig eine farbige Flüssigkeit in die flache Plastikschale, die er über der Lampe platziert hat, und schwenkt sie langsam. Wie Lenny trägt er einen abgenutzten schwarzen Pulli und schwarze Jeans. „Weil man sich mit den Liquids einfach immer einsaut“, sagt Lenny und lacht. „Aber das macht ja auch Spaß. Wir spielen hier eben in der Matschepampe, so wie Kinder im Sandkasten.“

Die durchsichtigen, verschiedenfarbigen Flüssigkeiten in der Schale sind von unterschiedlicher Viskosität – bedeutet, sie vermischen sich nicht, etwa wie Öl und Wasser: Es entstehen bunte, sich gegenseitig abstoßende Blasen, die durch das Licht des Projektors auf die Menschenmenge geworfen werden und mit Luciens Bewegungen im Takt zur Musik wabern. Was genau die Farbgemische enthalten? Damit will er nicht so richtig herausrücken. „Was wir machen, ist nicht so schwer, ein Handwerk eben. Die Kunst dabei ist, selbst herauszufinden, was am besten aussieht“, sagt er. Verschiedene Mineralien, verschiedene Formen.

Es ist Mitternacht, mittlerweile spielen Babolar, eine Funk-Band aus München. Nun läuft die Kreuzer Lichtmaschine erst zur Höchstform auf. Lenny trägt jetzt eine Brille und runzelt die Stirn unter seiner oberhalb der Ohren aufgerollten Wollmütze. Er muss auf eine Leiter steigen, um seine Film- und Diaprojektoren zu bedienen. Auch Lucien setzt seine Mütze den ganzen Abend nicht ab – konzentriert starrt er in Richtung Bühne. Nun wollen sie nicht gestört werden. Die gesamte Apparatur ist jetzt auf die Bühne ausgerichtet: Flüchtige Szenen der Pornos, überlagert von Dias und farbigen Lichtklecksen ergeben ein wahrhaft psychedelisches Bild. Mit Händen und speziellen Blenden dunkeln Lucien und Lenny im Rhythmus der Musik wechselnd die Lampen ihrer Geräte ab und variieren so das Bühnenbild. Die komplette Band scheint mit den Visuals zu verschmelzen. Als würde die Musik selbst die Bilder formen.
„Was wir machen, erweitert das akustische Erlebnis um eine einzigartige visuelle Facette“, sagt Lenny. „Wenn du in einen Club gehst, dann siehst du meistens zuerst, bevor du hörst. Es ist das, was in Erinnerung bleibt.“ Und er hat recht: Das Publikum wirkt gebannt und mitgerissen zugleich. Die Leute spähen interessierten Blickes auf die Maschinerie.

Foto:Marietta Jestl

Ben ist schon älter und zum ersten Mal hier. Er findet die wabernden Lichter meditativ. Sie würden perfekt zum Psychedelic-Rock-Image der Party passen, das er noch „von früher“ kennt. Vivi und Sofia sind zwei Abiturientinnen und haben die Party aufgrund der Visuals ausgewählt, um einen Kurzfilm für Vivis Bewerbung an der Hochschule für Film und Fernsehen zu drehen. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagt sie. „Es macht einfach was Besonderes mit dem Raum.“
Die Stimmung knistert. Was nicht zuletzt an den Erotikfilmen im Hintergrund liegen könnte. Aber ist das mit den Pornos nicht etwas kontrovers? Lenny und Lucien sehen das entspannt. Ihrer Meinung nach führt die Verwendung der Pornografie als Kunstform zur Abstraktion des Inhalts. „Für andere Konzerte haben wir aber auch jugendfreies Filmmaterial dabei“, sagt Lenny.

Veranstalter Veit Oberrauch, in extravaganter Weste mit Goldstickerei, stimmt zu. „Pornografie war zu der Zeit, aus der die Filme und die Musik stammen, gesellschaftsfähiger. Funk wurde teilweise extra für Erotikfilme komponiert, die dann in den Kinos liefen.“ Und die Bilder wirken hier in der Tat nicht unpassend. Es wird eine ästhetische, sinnliche Form der Pornografie präsentiert. Veit ist insgesamt begeistert von der Kreuzer Lichtmaschine. „Die Jungs sind von der Party nicht mehr wegzudenken“, sagt er. „Sie machen ein Stück Individualität der Events aus.“
Am liebsten visualisieren sie aber Konzerte. Es sei jedes Mal ein neues Abenteuer. Und Münchner Bands stehen Schlange: Auch Blue Haze fragten speziell nach den Visuals für ihre Show. Karl Hector & The Malcouns wollen ein ganzes Musikvideo damit gestalten. „Leider haben wir nur vier Hände. Aber wenn möglich, haben wir schon Bock, das noch größer werden zu lassen“, sagt Lenny. Lucien merkt an: „Aber bloß kein Goa oder Techno. Goa ist der Teufel.“

Foto: Jan A. Staiger

„Ich möchte kein Comedian-Gott sein“

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Vor neun Jahren kam Hani Who, 23, aus Afghanistan nach Deutschland – heute unterhält er das Münchner Publikum

Von Max Fluder

Eine Brille rahmt Hani Whos Blick auf die Menschen vor ihm. Im Alltag mag er so noch das Geschehen vor sich mitbekommen, aber auf der Bühne hat dann auch die Sehhilfe ihren Effekt verloren. Zu grell ist das Scheinwerferlicht, um noch einzelne Personen ausmachen zu können. Wenn er denn überhaupt nach ihnen Ausschau hält: „Das Publikum hat das Gefühl, dass ich sie ansehe. Aber ich bin in meiner eigenen Welt.“ Der Fokus liegt dann ganz auf seinen Worten, seiner Stimme und seinen Pointen.

Dass Hani Who heute auf Münchner Bühnen seine Comedy-Shows aufführt, ist nicht selbstverständlich. Der 23-Jährige heißt
gar nicht Hani, sondern Hamid Nikpai. Und Hani kommt nicht aus München, sondern aus Oberammergau. Auch das ist wieder nur die halbe Wahrheit. Denn erst 2010 ist Hani in Bayern angekommen und musste sein Leben ausgehend von einer Flüchtlingsunterkunft neu ausrichten. Seine Familie blieb in Afghanistan zurück, engen Kontakt haben sie immer noch: „Ich skype mit Ihnen, wir telefonieren oft.“

Der Comedian kennt den Mittleren Osten und Europa, er kennt das Leben in der Stadt und auf dem Land. Ein Bild von Deutschland habe sich der Jugendliche schon vor seiner Ankunft gemacht, aber vor allem die Kleinigkeiten im Umgang fielen im auf: „getrennt zu zahlen, ein anderes Verständnis vom Teilen“. Aufhalten ließ sich Hani von der neuen Umgebung nicht. Im Gegenteil: „Ich war jung, ich war offen, ich war abenteuerlustig. Es war für mich einfach Neuland.“ Er nutzte die Chance, sich mit seiner Kultur, seiner Religion und seiner Herkunft zu beschäftigen. Ein Selbstfindungsprozess.

Ein Freund aus der Flüchtlingsunterkunft lud ihn 2012 ein, beim Oberammergauer Passionstheater mitzuspielen. Zuerst war er als Statist tätig, später auch als Teil des Chors in Nabucco. In seiner alten Heimat werde die Kunst nicht so wertgeschätzt wie hier, sagt er. Umso wichtiger war es für ihn, als Heranwachsender auch das Theater für sich entdecken zu können. Hat ihm dabei das Deutschlernen auf die Bühne geholfen? Oder hat er über die Auftritte Deutsch gelernt? „Weder noch“, sagt er. „Die beiden ergänzen sich mittlerweile.“ Seine Bühnenpräsenz habe sich mit der Zeit ergeben.

Die Sprache bleibt dennoch zentral für Hani. Sie wird zum Thema bei seinen Comedy-Auftritten, sie wird zu seinem Orientierungspunkt. Seine Texte sind darauf aus, dass die Zuhörer über die Eigenheiten der Sprache und das Lernen der Sprache lachen. Sprichwörter werden in ihre zumeist absurden Einzelteile zerlegt. Das alles mit einer gewissen Selbstironie und einer Spur Sarkasmus. Hani könnte sich seine Herkunft zu eigen machen und seine Show um Stereotypen herum aufbauen. Er verzichtet darauf: „Wenn du nicht so angesehen werden willst, wieso präsentierst du dich dann so?“ Es liege an den Komikern selbst, solche Vorurteile zu entkräften.
Comedy ist nicht sein einziger Zugang zur Sprache. Auch über die Musik ist Hani ihr verbunden. Seit 2013 ist er Sänger und Songwriter bei der Band AAVAA und textet zweisprachig; auf Deutsch und auf Englisch. Persönlich bevorzugt er Deutsch: „Ich kann mich einfach vielfältiger ausdrücken. Ich kann mit den Wörtern spielen wie bei Comedy.“ Andere Künstler sagten ihm, sie würden nur auf Englisch schreiben. Für Hani ist das zu anonym. Er möchte beim Publikum und im Publikum sein. „Sie sollen nicht nur verstehen, was ich sage. Sie sollen fühlen, was ich fühle.“ Eine Herausforderung bleibt: Deutsch zu singen, sei eine Gratwanderung zwischen Kitsch und Kunst.

Der Name der Band, AAVAA, stammt aus dem Persischen. Das Wort ist mehrdeutig und eine mögliche Übersetzung wäre „Stimme“. Schwieriger noch, als die verschiedenen Wortbedeutungen zu erklären, ist der Umgang mit den verschiedenen Gesellschaftsvorstellungen. Hani versucht, Verständnis füreinander zu vermitteln und Vorurteile abzubauen: „Meine Aufgabe als jemand, der die beiden Welten versteht, ist es, aufzuklären, weshalb es zu Missverständnissen kommt. Der Humor ist da ein gutes Mittel.“ Als Jugendlicher in eine völlig andere Welt gekommen zu sein, habe ihn mit einem kritischen Blick ausgestattet. Auf die neue und auf die alte Heimat.
So einfach das auch klingt: Seine Grenzen als Comedian musste Hani erst ausloten. Nicht jede Nummer kann aufgeführt werden. Angefeindet wurde er zwar noch nie, nach kruden Nazi-Vergleichen stand er aber schon vor einem stillen Raum. Auch Witze über Ostdeutsche riefen Protest hervor. Umso wichtiger sei es, sich ständig zu hinterfragen. Dass Hani reflektiert nachdenkt, merkt man schnell. Für eine Kurzbeschreibung in drei Wörtern überlegt er auch nach 40 Minuten Gespräch noch, was er am besten sagen würde. Kurz vor seinen Auftritten hat er keine Angst, niemandem zum Lachen zu bringen. Er malt sich eher aus, wie das Publikum anfängt zu lachen.

Seine Familie in Afghanistan weiß, dass er als Comedian aktiv ist. Der Vater ist nicht begeistert und hätte es lieber, wenn sein Sohn etwas Anständiges machen würde. „Wie bei den Älteren hier in Deutschland. Nur noch ein bisschen stärker ausgeprägt.“
Hani ist ehrlich. Mit seinem Dasein als Comedian in München hat er noch kein stabiles Einkommen, deshalb arbeitet er als Erzieher. Aber die Szene in der Stadt sei jung und entwickele sich. Dazu trägt er auch selbst bei. Gemeinsam mit Nick Schmid veranstaltet er jeden Montagabend einen offenen Comedy-Abend im Club „Für Freunde“.

Auch wenn Hani jetzt in München wohnt, will er 2020 kurz nach Oberammergau zurück, um an den Passionsfestspielen teilzunehmen. Er gibt aber auch zu: „Mir fehlen die Berge; die frische Luft.“ Ein weiterer Plan für die Zukunft: ein eigenes 90-Minuten-Programm, das er in München aufführen möchte. Noch gibt es dafür nicht den richtigen Ort.
Seine Träume sind größer. Mit genügend Mitteln würde er beim Bau einer Schule in Afghanistan helfen. Mit eigenem pädagogischem Konzept. Besonders Mädchen sollen so Zugang zu Bildung erhalten und er könnte sein Wissen aus dem Studium der Kindheitspädagogik anwenden. Schon jetzt unterstützt er bereits bestehende Projekte. Eine Bekannte von ihm reist im März in die Nähe von Kabul, um mit anzupacken. Seine Shows sollen zum Engagement ermutigen. Hani selbst sagt: „Ich möchte kein Comedian-Gott sein, sondern den Menschen etwas mitgeben.“

Foto: Dieter Schnöpf

Band der Woche: Ark Noir

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Eine Jazz-Quintett-Besetzung, angereichert durch Synthesizer und Samplepads und bis zur Unkenntlichkeit verfremdet durch eine Vielzahl von Effektgeräten: Das sind die Ark Noir.

Von Maximilian Mumme

Im Weltall herrscht Stille. Nur ein leises, verhalltes Klavier erfüllt den unendlichen leeren Raum. So klingt zumindest das filmmusikalische Klischee. Doch lässt das Universum durch den Fakt, dass im Vakuum eigentlich überhaupt kein Schall existiert, vielfältigen klanglichen Interpretationsspielraum. Während im Science-Fiction-Klassiker „Star Wars“, inspiriert von Gustav Holsts „Die Planeten“, interstellare Welten mit Pauken und Fanfaren untermalt werden, zeichnet Synthesizer-Pionier Brian Eno das All als einen einstündigen wabernden Klangteppich aus synthetischen Streichersounds. Für Komponist Hans Zimmer wiederum ist im Soundtrack zu „Interstellar“ eine majestätisch crescendierende Kirchenorgel das tragende Element, um die unbegreiflichen Weiten des Universums darzustellen.

Auch für die Münchner Band Ark Noir sind zukünftige Welten und die Menschheit im Space Age zentrale Bilder, die sie mit ihren Songs entwerfen. Die Mittel ihrer Wahl: eine Jazz-Quintett-Besetzung, angereichert durch Synthesizer und Samplepads und bis zur Unkenntlichkeit verfremdet durch eine Vielzahl von Effektgeräten. Zum Release ihres Songs „Arkomplex“ schreiben sie: „Sam brachte diesen Song mit von einer Expedition zurück ins Jahr 2031.“
Einige Jahre vorher, also 2015, formieren die Jazz-Studenten Moritz Stahl, Robin Jermer, Tilman Brandl und Marco Dufner für ein Spontankonzert eine Band. Die Chemie stimmt sofort und sie beginnen, für das Bachelor-Abschlusskonzert von Bassist Robin erste eigene Songs zu schreiben. Mit dem Einstieg von Keyboarder Sam Hylton ein Jahr später beginnt sich der Bandsound der aktuellen Form zu anzunähern. Doch dieser Sound ist keinesfalls in seinem Endstadium angekommen. Er entwickelt sich ständig weiter, denn die Musik von Ark Noir ist hoch experimentell. In komplexen, progressiven Songs verbinden sich psychedelische Klangflächen mit Trap-Beats, Sinus-Subbässe mit arpeggierten Synth-Riffs und repetitive technoide four-to-the-floor-Grooves mit der Freiheit der Improvisation: Zwar sind die Songs in ihrer Form durchkomponiert, doch einzelne Teile sind dehnbar und lassen Raum zur musikalischen Entfaltung. „Abgesehen von den Stücken gibt es live aber auch Parts, wo wirklich gar nichts ausgemacht ist, wo wir zwei bis drei Minuten komplett improvisieren“, erklärt Schlagzeuger Marco.

Inspiration ziehen die fünf Musiker aus den unterschiedlichsten Quellen und Stilistiken, begonnen bei Herbie Hancock, Miles Davis und Lennie Tristano, die zu den ersten Musikern zählen, die elektronische Klangerzeugung im Jazz einsetzten, über die Musik zur Serie „Twin Peaks“ bis hin zu kontemporären Popmusikern. An David Bowie, in dessen Schaffen das Weltall ebenfalls eine dominante Thematik war, schätzen sie „diesen düsteren, diesen mächtigen Vibe“, sagt Moritz, Saxofonist der Band.

Doch den größten Einfluss auf den Bandsound hat Beatmusik wie die der Produzenten Flying Lotus und Thundercat. „Wir versuchen, elektronische Beats, die am Computer oder mit Samples produziert wurden, live auf Instrumenten zu spielen. Mit Effekten wollen wir das in die gleiche Soundrichtung bringen, aber weil es live gespielt ist, bleibt es organisch“, sagt Moritz. Keyboarder Sam fügt hinzu: „Auf der Bühne wird alles analog und in Echtzeit erzeugt, ganz ohne Rechner.“ Heraus kommen Songs, die Stimmungen induzieren, Bilder zeichnen. Die mal zum Tanzen anregen, mal konzentriertes Zuhören verlangen. Die auf eine Reise entführen, deren Verlauf die Band bei jedem Auftritt neu auslotet.
Eine Version ihrer Stücke haben die Musiker nun auf ein Album gebannt, das 2019 erscheinen soll. Live erleben kann man Ark Noir bei ihrer selbstorganisierten Veranstaltungsreihe „Tunnel Visions“ in der Milla. Die nächste Ausgabe findet am 28. Februar statt. Hoffentlich mit neuen Mitbringseln aus 2031.

Foto: Katharina Pflug

Neuland

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Eileen Pesarini, 26, und Mona Hengler, 30, haben sich zusammengetan zu „Lini’s Bites“. Leckere, vegane, laktosenfrei und glutenfrei Süßigkeiten

Von Sandra Langmann

Vegane Süßigkeiten aus natürlichen Zutaten und ohne raffinierten Zucker, die weder vegan, laktosefrei noch glutenfrei schmecken? Das gibt es. Eileen Pesarini, 26, und Mona Hengler, 30, haben sich zusammengetan zu „Lini’s Bites“. Die Rezeptentwicklung hört sich ganz simpel an: Man nehme einen roh-veganen Keksboden, bestreiche ihn mit einer Dattel-Karamell-Creme, gebe geröstete Nüsse darauf und überziehe das Ganze mit dunkler Zartbitterschokolade. „Die im Schoko-Nuss-Riegel enthaltenen Nährstoffe liefern den natürlich Energiekick und stillen dabei jedes Hungergefühl“, sagt Eileen. Vier Sorten, darunter Salted Peanut Caramel, gibt es von März an im Online-Shop des Münchner Start-ups.

Foto: Elli Fot

Durch die Nacht mit: Juicyproof

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Für die Juicyproof beginnt der Abend in Nage&Sauge/Cucurucu und später gehen die Jungs der Band ins Johannescafe. Für ein kostenloses Getränk haben sie schon einen Mann abgeknutscht.

1) Hier beginnt mein Abend Nage&Sauge/Cucurucu und danach geht’s ins/zu  Johannescafe

2) Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil: TU ES!!!

3) Dieser Song zieh mich auf die Tanzfläche Dont stop til u get enough und dieser wieder runter Simon Says

4) Der beste Mitternachtssnack und wo man ihn findet: Baran Pizzamann am Sendlinger Tor

5) Mein Tanzstil in drei Worten: Jiggy, Robotic & Überfordert

6) Dieser Spruch zieht immer: Gar Keiner

7) Meine dümmste Tat im Suff war: Autofahren, Fahrradfahren, Baugerüste besteigen

8) Das hat mich am Münchner Nachtleben in letzter Zeit überrascht: Nichts

9) Hier sehe ich mir den Sonnenaufgang an: Isar

10) Hier bin ich mal nicht reingekommen/rausgeflogen, weil: Cafe King: Selbstbedienung an der Bar, Atomic Cafe: Selbstbedienung im Lager und Sex auf Toilette

11) Für ein kostenloses Getränk habe ich schon mal: Einen Mann abgeknutscht

12) Ein Abend ohne Musik ist wie Autofahren mit angezogener Handbremse

13) Hier geh ich hin, wenn ich pleite bin: Robinson Bar

 

Foto: m94.5


Neuland

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Das Tauschkomplott hat ein neues Ziel: Menschen dazu bewegen, sich wieder Briefe zu schreiben

Von Alina Venz

Das Tauschkomplott hat ein neues Angebot. Clarissa Juse, 24, Natalie Kellerer, 25, Simone Miller, 25, und Melanie Urbasik, 27, haben sich von dem dänischen Vorbild Post a letter animieren lassen, Freude an der Kommunikation zu verbreiten. Dabei geht es darum, dass Menschen sich wieder Briefe schreiben sollen – der Veranstalter kümmert sich gegen Spende um den Versand. Zu ihrem Tauschkonzept passt es laut Clarissa, weil: „Per Hand, analog, das ist ja im weitesten Sinne auch etwas Selbstgemachtes in Zeiten von Messenger, Whats-App und E-Mails, wo man eigentlich nie Nachrichten analog per Hand verfasst.“ Und außerdem: „Die Briefaktion passt natürlich auch gut zum Valentinstag diese Woche, aber wir vertreten den Standpunkt, dass man das ganze Jahr über Liebesbriefe an Freunde, Familie oder alte Bekannte schreiben kann!“ Das Tauschkomplott bietet am Grünspitz in Obergiesing einen Raum, um Selbstgemachtes untereinander zu tauschen. Im Winter gab es witterungsbedingt einen Ortswechsel ins Glockenbachviertel.

Foto: Moritz Frisch / Tauschkomplott

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Max

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Viel Comedy und Musik ist in der Woche unseres Autors angesagt. Der Freitag beginnt mit  „Ludwig und Kunst“, Mittwoch gibt es einen Comedy-Abend in „Für Freunde“ und Donnerstag geht er zum großen Konzert der Junge-Leute-Seite: „Wer wird Band des Jahres 2018?“

Von Max Fluder

Der Februar ist dafür bekannt, uns ein Grau im Grau am Himmel zu präsentieren. Vermutlich liegen Temperaturen durchgehend um den Gefrierpunkt und die Bürgersteige werden zu Glatteisfallen. Das ist Grund genug, zumindest die Tage (farben-)froh und abwechslungsreich zu gestalten.

Freitag wird meine letzte Vorlesung genau eine Woche her sein, Gedanken an die Uni werde ich wahrscheinlich trotzdem haben. Um 20 Uhr findet schließlich auf der Studiobühne der Theaterwissenschaften „Ludwig und Kunst“ statt. Das letzte Mal im Wintersemester kann sich auf der Bühne jeder verausgaben. Ich hatte schon einmal eine gute Erfahrung mit dem Event, aber offene Bühnen sind immer auch ein kleines Glücksspiel. Deswegen geht es im Anschluss noch ins Unter Deck, wo mit „Die Blaue Hand“ von 22 Uhr an eine Vinyl-Disco stattfindet. Post-Punk und Psychedelic reizen mich ja schon, aber mit Garage Rock habe ich nun wirklich keine Ausrede mehr.

Ich muss mir wohl selbst eingestehen, ein Faible für Poetry Slams zu haben. Verwerflich? Nicht wirklich. Dass ich wahrscheinlich am Samstag um 20 Uhr zur Kiezmeisterschaft in die Stragula Realwirtschaft pilgern werde, erfüllt nur das Studentenklischee. Die Maximallänge von fünf Minuten pro Beitrag verspricht rasche Abwechslung und einen unterhaltsamen Abend. Danach werde ich sicherlich durstig sein. Freigetränke gibt’s in der Milla beim „Can you dig it“ von 23 Uhr an. Aber auch nur, wenn man den Song erkennt, der gerade von einem der sieben DJs aufgelegt wird.

Am Sonntag klingt das Vereinsheim verlockend. Bestimmt auch die Klänge, die am zweiten Tag des „Folky Side of Town“-Festivals gespielt werden. Tatsächlich hat mich die Münchner Band Stray Colours für die ruhigeren Klänge begeistert. Sie werden zwar nicht auftreten, die anderen Acts versprechen von 11 Uhr an aber einen angenehmen Beginn für einen entspannten Tag.

Mit dem Comedian Hani Who hatte ich kürzlich ein Interview und war enttäuscht, dass ich danach nicht mit ins „Für Freunde“ konnte. Jeden Montag ab 20 Uhr veranstaltet Hani  mit Nick Schmid einen Comedy-Abend für Newcomer und etablierte Künstler. Dieses Mal aber werde ich hingehen. Wenn es lustig weitergehen soll, geht’s für mich am Dienstag um 20 Uhr zum GTD Comedy Slam ins Wirtshaus am Schlachthof. Sollte ich erstmal genug gelacht haben, suche ich mir eine Gruppe an Freunden und wir treten beim Munich Music Quiz im Kooks an, das um die gleiche Zeit beginnt. Von wegen dienstags sei nichts los.

Welcher Teil vom Fish’n’Blues zieht mich am Mittwoch um 20 Uhr 30 in die Glockenbachwerkstatt? Das Essen oder die Musik? Zugegeben, ich bin ein Freund von Fisch aller Art, auch wenn ich mal selbst welchen verkaufen musste. Aber der Blues reizt mich dann doch mehr. Außerdem ist der Blues am nächsten Abend, dem eigentlichen Highlight der Woche, nicht vertreten. Donnerstag von 20 Uhr an kürt die Junge Leute-Redaktion ihre Band des Jahres im Bahnwärter. Ist das jetzt schon wieder Arbeit? Kommt darauf an, wie sehr man die Musik von Umme Block, mola, Victoryaz und LORiiA genießt.

Kann der Freitag das Spektakel noch toppen? Zumindest bei meiner Abendgestaltung müsste man Äpfel mit Birnen vergleichen. Bei der U33-Lesung im Münchner Literaturbüro findet man jedenfalls anderes Vergnügen als am Vortag. Von 19.30 Uhr an ist die Bühne für die Jungliteraten geöffnet. Ich plane zwar nicht selbst zu lesen, aber zuhören ist bei manchem Werk schon Genuss genug. Jedenfalls fügt der Abend dem grauen Februar ein buntes Mosaik-Steinchen hinzu.

Foto:  Murilo Macena

Politiker Undercover

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Seit 53 Jahren feiern Studenten den Biedersteiner Fasching in München.  Dort geht es meist sehr wild zu –Zeit für die wildesten Legenden

Von Serafina Ferizaj, Giordana Marsilio, Viktoria Molnar
und Alina Venzl

Legendäre Kostüme, lustige Aktionen im Rausch und bunt dekorierte Räume: Seit 1966 ist der Fasching des Biedersteiner Studentenwohnheims eine Legende in München. Nicht nur Studenten feiern hier, sondern jeder, der für eine Nacht jemand anders sein will – zum Beispiel Politiker. Eine der vielen Legenden, die sich seit 53 Jahren erzählt werden. Ein Tatort wurde gedreht, Uschi Obermaier soll da gewesen sein, nackte Gäste eh. Lustige und bedeutende Fun-Facts von A bis Z:

wie Atrium
Im Biedersteiner sind alle WGs wie eine große Familie. Nur an Fasching teilt sich das Wohnheim in zwei Lager: in den Kellerfasching und – ein Haus weiter – in den Atriumfasching. Bierfässer werden geklaut und zurückgeklaut. Einmal füllte das Atrium ein halb leeres Fass mit Wasser und jubelte es dem Keller unter. Das ging weg wie nichts. Vergangenes Jahr wurde dann die weiße Fahne geschwenkt. Das Motto für dieses Jahr: one Love, one Biedersteiner.

wie Bratwurst
Wenn man Hunger nach Musik hat, steht DJ Bratwurst mit Senf und Ketchup zur Verfügung. DJ Bratwurst alias Jonathan Smit Wiesner wird zusammen mit zwei Kumpels – Senf und Ketchup – rein aus Spaß DJ für eine Nacht. Die Musik? Alles was zum Wurst-Essen passt: Schlager! Dieses Jahr ist er mit seinen beiden Soßen natürlich auch wieder am Start.

C wie Chaos
Es herrschen nicht nur während der Party chaotische Zustände. Auch im Vorfeld geht vieles schief: Entweder werden zehn Fässer zu wenig geliefert, oder den Organisatoren fällt kurz vor der Party auf, dass kein Rum bestellt wurde, obwohl Cuba Libre auf den Getränkekarten steht. Dann springt der Tontechniker ab. Dieses Jahr wurden die Werbematerialien zu spät geliefert. Und einmal gab es in einem Raum, in dem eine Band spielen sollte, eine Doppelbesetzung. „Da haben wir ziemlich viel Geld verhauen, weil wir beide Bands bezahlen mussten“, sagt Lena Stückl, 24, Haussprecherin und eine der Hauptverantwortlichen der Party. Sie wurde anfangs gewarnt, den Job zu übernehmen: „Nicht, dass es am Ende heißt, dass der Fasching meinetwegen nicht stattfinden könnte“, sagt sie und lacht: „Aber es hat doch immer geklappt, man muss improvisieren können.“

D wie Duschkabine
Gute Laune und gute Musik, alle tanzen. Da kann es schon mal passieren, dass man lieber zu zweit in einem privaten Zimmer weitertanzen möchte. Eines der legendärsten Kostüme aller Zeiten ist daher die Duschkabine. Ein junger Mann hat sich vor Jahren als Dusche verkleidet. Mit einem um den Kopf gebundenen Schlauch hat er eine Art Gerüst für den Duschvorhang mit süßem Pinguin-Muster geschaffen – und diesen einfach zugezogen, wenn er etwas Privatsphäre brauchte. Sehr praktisch.

Foto: privat (von den Veranstaltern)

E wie Ehemalige
Gustav Voigt, 29, hat acht Jahre lang im Biedersteiner gewohnt und die kuriosesten Geschichten gehört und Kostüme gesehen. Gut in Erinnerung geblieben sind nicht nur die verrückten Kostüme, in der die Leute sich als Müll verkleideten und stanken, sondern auch das Chaos: Gestohlene Bierfässer wurden in Schränken der Bewohner vergessen, die Gäste schliefen in den Duschen ein oder direkt auf den Herdplatten wurden Spiegeleier gebraten. Seiner Meinung nach lernt man in diesem Wohnheim fürs Leben, weil man mit allem klarkommt: „Es gibt so abgefahrene Leute in diesem Wohnheim und ein richtiges Mega-Chaos. Alle sind bei der Organisation komplett verpeilt, aber am Ende haut doch alles hin.“ Auch nach seinem Auszug ist der Atriumfasching für ihn ein Pflichttermin, bei dem er auch weiterhin tatkräftig mithilft.

F wie Frisur
Eine Studentin hatte sich beim Biedersteinerfasching eine Kopfbedeckung gebastelt, die ihr auch in der Warteschlange zu gute kam: eine Perücke nur aus Popcorn. Das Bild einer ähnlichen Kopfbedeckung hängt im Neuen Maxim Kino. Jeder Kellerfaschingsinsider muss hier lächeln.

Foto: privat (von den Veranstaltern)

G wie Gesöff
Beim Biedersteiner Fasching steht und fällt alles mit der Menge des konsumierten Alkohols. Dementsprechend gibt es heuer wieder viel Bier, Glühwein und Schnaps. Ein Highlight für alle: Der Wodka-Shot wird mit dem Wurstwasser von der Wurstbar gemischt. Na dann Prost!

H wie Horst
Aus einer großen Schublade zieht er alte Plakate und Fotos. Auf einem Plakat steht das Motto „Kondome im Weltraum – Preis inklusiv Mehrwertsteuer und Freikondom“. Es wird einem sofort bewusst, dass Horst Volling – knalliger roter Pulli und eine etwas abgenutzte lange, rote Arbeitshose und eine Mütze – nicht nur der Hausmeister des Biedersteiner Wohnheims ist, sondern ein lebendiges Archiv. Schon seit 1989 lebt er hier. „Horst ist halt Horst“, sagen einige Bewohner. Er ist zu einem Symbol für das Wohnheim geworden – Gäste kommen mittlerweile als „Horst“ verkleidet zum Fasching. Wie das geht? Natürlich mit rotem Anzug.

I wie In der Reihe
Um die 500 Leute kommen pro Veranstaltung und reihen sich ein in die Schlange, die oftmals bis zur nächsten Kreuzung reicht. Jeder muss warten, egal, ob Student, Anwalt oder Senior. Um die Zeit zu überbrücken, wird getrunken: auf das Warten, das Zusammenkommen, das Wiedersehen. Hier haben sich schon viele kennengelernt.

J wie Jodeln
Joladiritiii: Vor mehr als 30 Jahren war Tracht tatsächlich das Trendkostüm für Männer auf dem Biedersteiner Faschingsball. Männer mit Seppelhut, karierten Hemd und Lederhose – kaum vorzustellen, aber wahr. Heute würde sich der ein oder andere denken, dass jetzt schon Touristen von den Faschingspartys erfahren haben.

K wie Krimi
Ein Student wird beim Kellerfasching auf der Toilette von einem Gorilla erstochen. Das ist die Eingangsszene des Tatorts „Die chinesische Methode”, der 1991 im Biedersteiner Wohnheim gedreht wurde. Das ganze Wohnheim feierte damals bei den Dreharbeiten mit, als Hausmeister Horst in der Tanzszene den Song „All Along The Watchtower” von Jimi Hendrix auflegte. Immer wieder, weil jedes Mal etwas schiefging. Nach etlichen Wiederholungen war der Menge das Tanzen vergangen und es musste nachgedreht werden.

L wie Legende
Vor vielen Jahren soll im Atrium des Wohnheims ein Lagerfeuer angezündet worden sein – zumindest hält sich diese Legende hartnäckig. Als wäre das nicht kurios genug, sollen sich einige Studenten der Legende nach ausgezogen und begonnen haben, um das Feuer herumzutanzen.

Foto: privat (von den Veranstaltern)

M wie Männer
1955, Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder in Deutschland. Das Biedersteiner Wohnheim wird fertiggestellt, als Wohnraum nur für Männer. Um mit den Damen in Kontakt zu kommen, luden die Biedersteiner Studenten Studentinnen aus dem Marie-Antonie-Haus in der Kaulbachstraße zum Faschingsball ein. Das ist der Beginn des Biedersteiner Fasching, und er hatte gleich seinen Ruf weg.

N wie nackt
Manche Kostüme müssen nicht ausgefallen sein, um auf der Party aufzufallen. Einmal haben sich zwei Gäste als Saunagänger verkleidet und sind auf der Party nackt erschienen. Das Kostüm kam auch gut an. Gustav Voigt, 29, erinnert sich: „Die Gäste fanden es sauwitzig, das ist einfach typisch Biedersteiner Fasching“, sagt er und lacht.

O wie Organisatoren
Eigentlich plant das gesamte Biedersteiner Wohnheim den Fasching gemeinsam. Alle zusammen, das ganze Haus. Die 70 Bewohner werden alle eingespannt. Hierbei gibt es verschiedene Gruppen, die sich je um einen Bereich kümmern: die Bars, die Werbung, die Technik, die Musik und auch die Raumgestaltung. Jeder Bewohner sollte im besten Fall eine Bar- oder Aufbauschicht übernehmen. Im Falle der Prüfungsphase flüchtet man aufs Land oder zu Freunden.

P wie Politiker
Warum steht eine Limousine vor dem Studentenwohnheim? Wenn der Ticketverkauf für die Party beginnt, stehen reihenweise große Autos in der Biedersteiner Straße. Angeblich gehören sie Politikern aller Parteien. Sie wollen, wenigstens für eine Nacht, nicht erkennbar sein und die Sau rauslassen. Keiner weiß, welche Politiker an der Party teilnehmen, aber jeder ist sich sicher: Sie sind da.

Q wie Quadratisch
Alle Räume sind quadratisch, es ist dunkel und voller betrunkener Partygäste. Die verschiedenen Räume sorgen oft für Verwirrung. Es passiert oft, dass die Gäste auf der falschen Party erscheinen. Haus 1 und 2 machen den Kellerfasching. Haus 3 und 4 den Atriumfasching. Aber wo ist was? Da kann es durchaus passieren, dass man sich nicht zurechtfindet.

Foto: privat (von den Veranstaltern)

R wie Rauskommen
Aber nicht nur die verschiedenen Partys sorgen für Verwirrung. Manch ein Gast hat Schwierigkeiten, den Ausgang zu finden. Gustav Voigt erinnert sich, dass ein Gast deswegen die Polizei gerufen hat: „Man kommt nur am Ausgang raus, am Eingang wird man nicht rausgelassen. Ein Gast hat schließlich die Polizei gerufen und denen gesagt, dass wir ihn auf der Party gefangen halten würden. Wir sollten es wirklich mal besser ausschildern.“

S wie Stabi
Kurz vor der Party zieht das Werbeteam verkleidet mit einem Bollerwagen mit Flyern, Schildern, Bier und Eintrittskarten durch die Maxvorstadt, machen Fotos oder spielen Bierpong. Einmal haben sie die Erlaubnis des Stabi-Direktors erhalten, eine Runde durch den Lesesaal zu laufen, um auf den Fasching aufmerksam zu machen. Ob sie dadurch nicht die Leute stören, die gerade für ihr Staatsexamen lernen? „Ich stelle es mir lustig vor, wenn man für fünf Minuten eine Abwechslung vom Bib-Alltag hat“, sagt Lena Stückl.

T wie Toys
Auch Bands bewerben sich, um auf dem legendären Kellerfasching spielen zu dürfen. So auch Take of your shirt, kurz Toys aus Regensburg, die gleich zwei Jahre in Folge spielen dufte. Leider wusste die Band nichts von der Verkleidungspflicht, die auch für Musiker gilt. Allerdings fühlten sie sich etwas komisch, weil sie als einzige keine Kostüme anhatten. TOYS entschieden sich spontan aufgrund ihres eh schwarzen Bühnenoutfits, sich als „Men in Black“ auszugeben.

U wie Uschi
Uschi oder nicht Uschi? War Uschi Obermaier mal beim Fasching oder nicht? Zu dieser Frage gibt es unterschiedliche Anschauungen. Am wahrscheinlichsten: Sie war wohl nie beim Feiern hier, aber im Wohnheim soll sie mal bei einem Kerl geduscht haben.

V wie Voll
Im Rausch kann jedem etwas Peinlicheres oder Verrücktes passieren. Es war 1989, der erste Fasching von Hausmeister Horst in dem Wohnheim. Er wusste noch nicht, wie es dort abläuft. Sein Sohn war ein paar Jahre alt und hatte ein schönes Dreirad, das Horst vor seinem Haus stehen ließ. Am Tag nach der Party war es weg. Anscheinend waren Betrunkene von der Party mit dem Dreirad seines Sohnes weggefahren. Die Enttäuschung des Kleinen war groß – die Studenten des Biedersteiner Wohnheims hatten Mitleid mit dem Jungen und sammelten Geld, um dem Kind ein neues Spielzeug zu schenken.

W wie wandelbar
Die Räume werden jedes Jahr unter einem anderen Motto neu gestaltet. Beliebt war ein Harry Potter-Kerker, es waren nicht nur Harry Potter oder Dumbledore zu sehen, sondern auch das letzte Abendmahl mit einem Bierpongtisch, Angela Merkel oder Putin, wie er mit einem Bären kämpft. Das Jahr darauf wurde ein Raum blau bemalt, wo mit UV-Farben Monster an den Wänden und Sternen an der Decke zu sehen waren. Wiederum ein Jahr später hat man das Wohnheim in einen Sandstrand mit Leuchtturm umgewandelt – noch ein halbes Jahr später waren Sandkörner auf dem Boden zu sehen.

Foto: privat (von den Veranstaltern)

X wie X-Beliebig
Alle x-beliebigen Aufgaben, die vor und nach einer solchen Party anfallen, werden unter den Bewohner solidarisch aufgeteilt. Manche Bewohner sind verhindert oder Faschingsmuffel. Dann springen engagierte Freunde und Bekannte von anderen Bewohnern ein. Das passiert bei jeder Feier, obwohl der Kellerfasching und die dazugehörigen Aufgaben in einer extra Klausel in jedem Mietvertrag festgehalten sind.

Y wie YMCA
„YMCA“ von den Village People darf auf keiner amtlichen Faschingsparty fehlen. Die Musikauswahl auf den Partys im Biedersteiner ist so vielseitig wie auch die Kostüme. Von Hip-Hop über Techno, Schlager und Rock bis hin zu lauschiger Gitarrenmusik darf nichts fehlen. DJ 20000 Volt bietet zu den einzelnen Genres ein Crossover von den Village People über Jesper Munk bis hin zu David Guetta.

Z wie Zoff
Sicherheitskontrollen am Eingang gibt es heutzutage an jeder Tür. So auch im Biedersteiner Wohnheim. Der ausschlaggebende Grund davor war, dass vor mehr als 15 Jahren angeblich jemand an der Bar sein Butterflymesser ausgepackt hat. Die Barkeeper und andere Bewohner konnten den Mann mit dem Messer festhalten und am Ende rauswerfen. Alles gut gegangen. Aber natürlich darf so etwas nie wieder passieren. Deswegen gibt es seitdem für jeden Gast einen kurze Körperkontrolle beim Einlass.

 

Foto: Robert Haas

Wer wird Band des Jahres?

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Die Junge-Leute-Seite der SZ wählt jede Woche die „Band der Woche“, die München mit ihrem Sound aufregender macht. Am Donnerstag wird der Jahressieger gekürt.

Von Giordana Marsilio

Alle Hände sind oben und werden in der Luft nach dem Musikrhythmus geschwungen. Der Bahnwärter Thiel ist gefüllt mit Menschen mit einem gemeinsamen Ziel: Musik zu feiern. Auf der Bühne rocken vier Musiker, die nicht nur mit ihren Herzen dabei sind – sie schwitzen geradezu körperlich Energie aus. Es sind Ni Sala, die eine kleine Ukulele in den Händen halten: die Trophäe, die beweist, dass sie Band des Jahres 2017 sind.

„Wir hätten nie gedacht, dass so viele Leute für uns voten werden. Die Musikerabstimmung hat gezeigt, dass wir von unseren Kollegen geschätzt werden. Das hat uns natürlich ein super Gefühl gegeben“, erzählen die Bandmitglieder heute. Am Donnerstag, 21. Februar, von 20 Uhr an (Einlass 19 Uhr) wird der Bahnwärter Thiel wieder das Forum für die Veranstaltung „Wer wird Band des Jahres 2018?“ Dieses Jahr ist Frauenpower angesagt: LORiiA, Mola, Victoryaz und Umme Block werden dort auftreten.

Die Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung präsentiert jede Woche eine junge Band, die die bayerische Metropole mit ihrem Sound aufregender macht. In eine engere Auswahl wurden die zehn besten Bands des Jahres 2018 gewählt. An diesem Donnerstag werden jene vier Bands auftreten, die es in die Endrunde geschafft haben. Der Gewinner muss drei Voting-Runden bestehen: Einmal gab es das Publikumvoting via Facebook-Likes, dann das Bandvoting: Jede Band durfte ihre Stimme für eine andere abgeben, nur nicht für sich selbst. Zuletzt wird auch die Band-der-Woche-Redaktion der Jungen-Leute-Seite die Bands bewerten. Am Ende werden alle Punkte zum Endergebnis verrechnet. Das Wichtigste ist jedoch nicht, wer gewinnen wird, sondern eine Plattform zu schaffen, auf der man Musik und Newcomer in München gemeinsam feiert.

Foto: Christin Büttner

Das Konzert wird von der Band Mola mit Sängerin Isabella Streifeneder eröffnet. „Neben so vielen talentierten Künstlern nominiert zu sein, ist sowieso schon eine Ehre“, sagt Isabella, „wie es am Ende ausgeht, ist egal. Hauptsache das Bahnwärter Thiel wird abgerissen.“ Humor und Elektro-Beats sind das Markenzeichen der Münchner Musikerin. In ihren Texten wird das Leben und das Feiern zelebriert.
Nach dem Aufritt der energiegeladen Band Mola wird man sanft in die Welt von LORiiA eintauchen, die den Zuhörer in ihre intime Vision des Lebens mitnimmt. Neo-Pop gemischt mit klassischer Musik, LORiiA alias Lotte Friederich studiert Jazz-Gesang und hat in kürzester Zeit viele bedeutende Auftritte absolviert, unter anderem als Support von Joan as Police Woman, sie wurde vom Radiosender „Puls“ zur Startrampe eingeladen, und, wenn das alles nicht reichen sollte, hat nebenbei ihre Debüt-Platte aufgenommen. Über ihre Teilnahme an „Wer wird Band des Jahres?“ äußert sich die Sängerin: „Es ist eine Ehre für mich und meine Band, dass unser Herzblut gesehen und aufgefangen wird. Die Nominierung zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Foto: Beatrix von Rautenberg

Der zweite Teil des Abends wird mit Victoryaz starten. Die Sängerin verknüpft Old-School-Hip-Hop mit selbstgeschriebenen Gitarren-Songs. Ihre Stimme ist leicht belegt und gleichsam flexibel genug, um sich um die Beats und Melodien herumzuschlingen. Über den Abend in Bahnwärter Thiel sagt Victoryaz: „Ich freue mich einfach, dabei sein zu dürfen und hoffe, mehr Leute für meine Musik zu begeistern.“
Ausklingen wird das Konzert mit den zwei jungen Frauen von Umme Block. Ihnen sind die Münchner Bühnen nicht unbekannt: Theatron, Milla, Paradiso Tanzbar, das Isarinselfest. Früher waren Leonie und Klara unter dem Namen NouNours unterwegs, jetzt sind sie Umme Block, die sich „auf einen schönen Abend mit tollen Musikerinnen und Musikern“ freuen. Mit Synthesizern und Beatmaschinen kreieren sie eine Party-Atmosphäre.

Foto: Ferhat Deliktas

Wer wird dieses Jahres Band des Jahres 2018? Es ist noch schwer zu sagen, allerdings eins steht fest: die Ukulele wird diesmal niemand gewinnen, da das wertvolle Objekt bei einem Proberaum-Umzug von Ni Sala verloren gegangen ist. Die Band verspricht, in Kürze einen würdigen Ersatz zu besorgen. Ob es wieder eine Ukulele oder vielleicht ein Kuscheltier sein wird, steht noch nicht fest.

Foto: Kate Filippova

 

Durch die Nacht mit: Black Voodoo Train

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Im Suff hat einer von ihnen mal geheiratet,  die eine hat sich für ein kostenloses Getränk mal als Sängerin für eine Psycheband angeboten. Über eins sind sich die Black Voodoo Train aber einig: Pleite ist Lifestyle

1) Hier beginnt mein Abend bei Fabi im Fuchsbau und danach geht’s ins/zu Extrem durch durch die Nacht

2) Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil: Hey leid, des wird Sau geil!

3) Dieser Song zieh mich auf die Tanzfläche: Alles official bvt (louisa)
glamorous (beni) und dieser wieder runter:  alles von bvt instumental (Louisa)
Behind Blue eyes von Limp Bizkit

4) Der beste Mitternachtssnack und wo man ihn findet: Bei Erika, die ist top.

5) Mein Tanzstil in drei Worten: dropit likeits hot

6) Dieser Spruch zieht immer: Mehr von meiner Gitarre auf dem Monitor

7) Meine dümmste Tat im Suff war: Geheiratet (Oskar)

8) Das hat mich am Münchner Nachtleben in letzter Zeit überrascht: München ist cool. Eigentlich wie Starnberg

9) Hier sehe ich mir den Sonnenaufgang an: Sunshine Pub

10) Hier bin ich mal nicht reingekommen/rausgeflogen, weil: Ich bin nicht reingekommen, weil ich davor schon rausgeflogen bin

11) Für ein kostenloses Getränk habe ich mich : Als Sängerin für eine Psycheband angeboten (Lousia)

12) Ein Abend ohne Brücke ist wie verdursten im Regen

13) Hier geh ich hin, wenn ich pleite bin: pleite ist Lifestyle

Foto: Christian Illing

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