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Von Freitag bis Freitag München - mit Katharina

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Eine gewisse Struktur - ein Grundgerüst - ist vorhanden, außenrum wird improvisiert! Auch Katharina kämpft sich in dieser Woche durch den Prüfungsstress am Semesterende! Doch zum Glück bietet auch diese Münchner Woche genug Ablenkung vom Lernstress: 10. Mittelmeer Filmtage, Kostümverkauf im Gärtnerplatz-Theater, William McCarthy im Feierwerk und, und dund..Und zwischendrin darf auch ein bisschen geträumt werden - von federleichten Sommertagen, ohne Lernstress.

Ende Januar, 14 Wochen des Semesters sind geschafft. Was hab ich in den letzten dreieinhalb Monaten gemacht? Schon irgendwie viel. Aber nichts für die Uni. OK, fast nichts - ich war immerhin ab und zu mal in der Vorlesung. Man muss seine Prioritäten setzen können. Hier und da hab ich sie wohl im Laufe des Semesters falsch gesetzt - nein nicht falsch. Suboptimal. Strategisch unklug. Strategie und Zeitmanagement waren noch nie so meine Stärken. Das bekomme ich jetzt angesichts des Berges an Klausurstoff bitter zu spüren. Aber bloß keine Hysterie! Knapp zwei Wochen hab ich ja noch.

Trotzdem muss ich mich am Freitag dann doch den wirklich wichtigen Dingen widmen. Im Gasteig finden noch bis Ende des Monats die 10. Mittelmeer Filmtage statt. Hier dreht sich alles um den Lebens- und Kulturraum im Süden Europas. Auch das Thema der Flüchtlingsströme über das Mittelmeer nach Europa ist hiermit unweigerlich verknüpft. Deshalb zeigen die Veranstalter heute das Drama „Mediterranea - Refugees Welcome?“ , das die fiktive Geschichte zweier Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Europa erzählt. Hochinteressant und hochaktuell!

Am Samstagmorgen klingelt um acht Uhr mein Wecker. Ich mache mich schnell auf den Weg zum Theater am Gärtnerplatz. Ich muss mir unbedingt rechtzeitig eine Wartenummer für den Kostümverkauf ergattern. Fasching steht schließlich vor der Tür und ich bin mit meiner Planung mal wieder viel zu spät dran. Im Anschluss daran mach ich noch einen kleinen Abstecher ins Prinzregententheater zum Tag der offenen Akademie der Theaterakademie August Everding. Hier lerne ich bestimmt, wie ich mich mit meinem neuen Outfit am besten in Szene setze und alle anderen in den Schatten stelle. Außerdem kann ich mich ein bisschen nach alternativen Studienmöglichkeiten umsehen, falls das mit dem Lernen doch nichts mehr wird.

Es ist Sonntag. Ich glaube, das mit dem Studiengangwechsel ist doch keine gute Idee - Prüfungen sind einfach unvermeidbar. Nachdem ich mich durch meine suboptimale Prioritätensetzung gestern mal wieder fein aus der Affäre gezogen hat, muss ich mich heute wirklich mal an den Schreibtisch setzen. Obwohl, heute ist ja der letzte Tag der Fotoausstellung Genesis im Kunstfoyer der Versicherungskammer. Sebastiao Salgado - bekannt für seine kontrastreichen Schwarz-Weiß-Fotografien - präsentiert hier seine beeindruckenden Bilder von Mensch und Natur aus der ganzen Welt.  

Am Montag lässt mich die Ausstellung nicht ganz los. Fotograf müsste man sein. Einfach um die Erde reisen und unbekannte Orte entdecken. Oder natürlich Musiker. Das wäre noch besser. So wie William McCarthy - besser bekannt als Frontman der Augustines. Der ist auch die ganze Zeit auf Achse. Heute kommt er mit seiner Solo-Show ins Feierwerk. Das ist ja fast ein Pflichttermin für mich. Es gibt wohl kaum jemanden, der live so viel Emotion und Ausdruck in seine Musik packt, wie Mr. „Bill“ McCarthy.

Mit leichten Gänsehaut-Rückständen erwache ich am Dienstag. Der Musikrausch hat mich mal wieder gepackt. Dagegen hat Uni-Stoff einfach keine Chance. Na gut, in die Vorlesung heute kann ich trotzdem gehen. Wenigstens für’s Gewissen. Und wenn ich gut aufpasse, lern ich auch gleich noch was dabei. Das heißt, ich muss später weniger lernen. Eigentlich eine einfache Rechnung. Aber wie gesagt, mit strategischer Strenge hab ich’s nicht so. Da bin ich am Abend in der Milla wohl genau richtig. Hinds aus Spanien sind zu Gast - eine vierköpfige Mädels-Band, die einfach vollkommen unbeschwerten Sound machen. Ihre Musik - ein bisschen Garage Rock, ein bisschen Strand - ungeschliffen und taff.

Mittwoch  - nach gestern Abend habe ich ultimative Laune auf einen federleichten Sommer bekommen. Aber nein - ich stecke in der Wintersemesterprüfungsphase. Meine Laune sinkt wie die Temperaturen auf dem Thermometer. Eigentlich sollte das Wetter draußen Motivation genug sein - schließlich gibt es nicht wirklich etwas zu verpassen, außer ein bisschen Schneematsch und Minusgrade. Aber das ist immer so eine Ansichtssache - streng genommen nämlich schon. Zum Beispiel heute bei der Surf Film Nacht im Rio Filmpalast. Drei verschiedene, preisgekrönte Filme zeigen hier die Suche nach den perfekten Wellen  - von Italien über Bornholm nach Island. Bei letzterem bin ich dann schon froh, dass ich im Warmen sitze und nicht im Neoprenanzug durchs Eis stapfen muss. Um auch noch für die richtige Temperatur im Inneren zu sorgen, mache ich mich danach noch auf ins Bahnwärter Thiel zum Schienen-Bus-Konzert mit Liann, Carmina Reyes und Clea Charlotte. Hier dauert es wirklich nicht lange und mir ist wohlig warm ums Herz.

Frei nach dem Motto „Ich habe so lange ein Motivationsproblem, bis ich ein Zeitproblem habe“ starte ich in meinen Donnerstag. Langsam wird’s immer knapper. Ich verbringe den ganzen Tag mit Lernen. Das kann ganz schön anstrengend sein. Am Abend muss dann doch noch ein bisschen Abwechslung her. Ich begebe mich ins Lost Weekend, in dem heute die Launch Party der Cog!to-Zeitschrift  - ins LEben gerufen von Studenten der Philosophie steigt. Mich erwarten spannende philosophische Themen, Live Musik von Claire Jul und ein Philo Slam. Mein Kopf durchbricht beim Nachdenken so viele verschiedene Metaebenen, dass es für mich danach ein Klacks ist, auch die Schallmauer zu durchbrechen und mit Überschallgeschwindigkeit zum Supersonic Thursday in den Cord Club zu düsen.

Und täglich grüßt das Murmeltier. Hinterher ist man immer schlauer. Das merke ich am Freitag. Vielleicht sollte ich doch mal ein Buch über Zeitmanagement lesen oder meine Strategie ändern. Obwohl ich ja bis jetzt auch immer so ganz gut durchgekommen bin. Ich sehe da gewisse Parallelen zwischen mir und den Musikern bei der Live Musik Jam Session in der Kongress Bar heute Abend. Eine gewisse Struktur - ein Grundgerüst - ist vorhanden, außenrum wird improvisiert.


Ein Abend mit: Philipp Pander

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Philipp Pander, 28, ist Geschäftsführer und Chefredakteur von ZEITjUNG.
Als er damals im Frühjahr 2010 anfing, wollte er eigentlich nur ein paar Erfahrungen als Autor sammeln. Er blieb und das damalige Studentenprojekt wurde für ihn die große Liebe. Was für ihn zu einem perfekten Abend in München gehört, lest hier..


Hier beginnt mein Abend: Im HEYLUIGI mit Linguine Filet für die Grundlage.

Danach geht’s ins/zu: Unterdeck, Bob Beaman, Salon Irkutsk, MMA, Paisano, Sauna, Schreinerei, zu Julian zum FIFA zocken, sehr wahrscheinlich aber ins Nage & Sauge.

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:
Ich mache sie mit ein paar Runden Liquid im HEYLUIGI gefügig.

Mit dabei ist immer: Die Ekaterina.

An der Bar bestelle ich am liebsten: Helles.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen: Stevie Wonder – Sir Duke.

Mein Tanzstil in drei Worten: Straucheln. Rudern. Stolzieren.

Der Spruch zieht immer: Es kommt nicht auf den Spruch an, sondern auf die Art. Ehrlichkeit gewinnt immer. Allerdings wollte ich es schon immer mal mit „Dein Vater ist ein Dieb…“ probieren und schauen, was passiert. Habe ich mich aber nie getraut.

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist: Die Gute Nacht Wurst in der Klenzestraße ist geil! Schön ein Currywurst-Schärfe-Battle zum Abschluss. Ich habe die Stufe 4 aufgegessen, was ich wiederum nicht empfehle.

Meine dümmste Tat im Suff war: Ich habe vor vielen, vielen, vielen Jahren mal auf einem Camping-Platz in Budapest Nummernschilder von Campern abgeschraubt und vertauscht wieder angebracht. Fand ich in der Nacht betrunken krass witzig. Am nächsten Tag kam das schlechte Gewissen, ich wollte den Quatsch wieder gerade biegen. Sau blöd nur, dass ein paar der Camper schon abgereist waren. Wann verjähren solche Sachen eigentlich?

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:
Beim Brunch im Arts ‘n’ Boards. Das hat sich mit ein paar Freunden zum Sonntagsstammtisch entwickelt.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach: Dem alten X-Cess in der Jahnstraße und Konzertabenden im Atomic Café.

Webseite: Internetseite: www.zeitjung.de
Foto: Privat

Beten und Business

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Beten mit Tablet - Zièd Bahrouni, 26, und sein Team entwickeln im Garchinger Technologie- und Gründerzentrum einen „intelligenten Gebetsteppich“. Die Bewegungsabläufe der islamischen Gebete sind kompliziert – eine Erfindung von Zièd und seinem Team soll das Lernen vereinfachen - der Auftrag kommt von einem omanischen Islamlehrer

Von Philipp Kreiter

Ein Männchen kniet in einer Moschee. Es trägt traditionelle islamische Gewänder und betet. Macht es Fehler beim Beten, beginnt es auf dem Bildschirm zu blinken. Doch gerade eben ist sein Ellenbogen zu weit oben gewesen und nichts ist passiert. Keine Fehlermeldung. Zièd Bahrouni, 26, schüttelt unzufrieden den Kopf. Er bricht den Test ab – das wird noch nicht reichen, um die anspruchsvollen Kunden aus dem Oman zu überzeugen. Bis der „intelligente Gebetsteppich“ das kann, was er können muss, werden noch viele Arbeitsstunden und weiteres Programmieren nötig sein.

Zièd trägt einen eleganten Pullover. Er ist braun gebrannt. Das Projekt begeistert ihn. Wenn er darüber spricht, fällt nicht auf, dass Deutsch nicht seine Muttersprache ist. Vor dreieinhalb Jahren hat Zièd mit einigen Kommilitonen die Motius GmbH gegründet. Noch heute sitzt sie neben vielen anderen studentischen Projekten im Garchinger Technologie- und Gründerzentrum direkt am Campus der Technischen Universität München. Das Konzept war aber von Anfang an ein besonderes: Denn neben Aufträgen von deutschen Unternehmen, wie etwa BMW oder Bosch, hat sich das Start-up noch ein zweites Standbein aufgebaut. Schon bei der Gründung der Münchner Niederlassung wurde auch eine Dependance im Oman aufgebaut.

Die Wahl des Landes ist kein Zufall. Zièd ist im Oman geboren und in Tunesien aufgewachsen, er kennt den Nahen Osten und die Golfregion. Das war auch der entscheidende Vorteil, als das staatliche omanische „Research Council“ das Projekt zur Entwicklung eines intelligenten Gebetsteppichs ausschrieb. Zièd und sein Team stachen die deutlich etablierteren Mitbewerber aus, „weil wir einerseits ein deutsches Unternehmen sind, aber andererseits auch einen arabischen Teil haben. Und diese Mischung hat das Research Council dann überzeugt.“

Schon bei der Gründung der
Münchner Niederlassung wurde
auch eine Dependance im Oman aufgebaut. 


Die Idee zu dem „intelligenten Gebetsteppich“ stammt von einem omanischen Ausbilder von Islamlehrern. Ihm war zunehmend aufgefallen, dass die Schüler sich im Religionsunterricht langweilten und wenig Interesse zeigten. Aber die islamischen Gebete müssen trotzdem erlernt werden – und das kann wegen ihrer Komplexität sehr mühselig sein. Mit einem spielerischen Ansatz wollte er entgegensteuern. Er reichte das Projekt beim Research Council ein. Dessen Agenda ist es, ambitionierte omanische Gründer zu unterstützen. Und weil die technologischen Voraussetzungen im Oman noch nicht auf dem gleichen Stand wie in Deutschland sind, beauftragten sie Zièd und sein Team damit, einen Prototypen zu erstellen.

Zurück ins Gründerzentrum nach Garching: Auf dem Boden des Konferenzraums ist ein Gebetsteppich ausgebreitet, davor stehen ein Tablet und ein Bewegungssensor. Mit Hilfe dieser Ausrüstung werden die Bewegungen des Betenden direkt auf das Tablet übertragen. Sobald die Körperhaltung oder eine Bewegung nicht exakt gestimmt hat, wird der Schüler korrigiert. „Wenn ein Schüler alles korrekt macht, bekommt er Sterne, mit denen er Erfolge freischalten kann“, erklärt Maximilian Tharr, 24 . Zusammen mit Markus Kremer, 19, hat er die notwendige Software entwickelt. Es ist von besonderer Wichtigkeit, dass die Gesten, die der Betende macht, hundertprozentig genau erkannt werden. Diese schwierige Aufgabe fällt Matej Topla, 24, zu. Er ist der Teamleiter.

„Wenn ein Schüler alles korrekt macht,
bekommt er Sterne, mit denen er Erfolge
freischalten kann“, erklärt Maximilian Tharr, 24


Besonders die islamischen Gebräuche und die Symbolik müssen exakt eingehalten werden. Unter anderem deshalb hat Zièd den Tunesier Hamza Mattoussi, 25, ins Team geholt. Er übernimmt auch die Kommunikation mit den omanischen Auftraggebern. Und die gestaltet sich nicht immer einfach: erst vergangenes Wochenende haben sie plötzlich die Implementierung von Lehrvideos gefordert. „Das ist eigentlich – wenn überhaupt - erst für eine deutlich spätere Phase ausgemacht“, sagt Zièd. Er weiß, dass die arabische Geschäftsmentalität eine andere ist und dass es manchmal wichtig ist, klar Kante zu zeigen – auch um sich den Respekt und das Vertrauen der Auftraggeber zu bewahren.

Aber braucht die Welt Erfindungen wie diese? Wie sinnvoll ist ein „intelligenter Gebetsteppich“ für den Islamunterricht eigentlich? Daniel Potthast vom Institut für den Nahen und Mittleren Osten der Ludwig-Maximilians-Universität München findet das Konzept interessant: „Die Vorgaben und Bewegungsabläufe der islamischen Gebete sind sehr kompliziert und sehr mühsam zu erlernen. Das spielerisch zu machen, ist bestimmt ein sinnvoller Ansatz.“ Eine Gefahr durch frühkindliche Indoktrination sieht er nicht, denn im Oman dominiert eine moderate Ausrichtung des Islam. Außerdem seien diese Gebete absolut essenziell für den Glauben, sie müssten also sowieso erlernt werden.

Bis der Teppich im Unterricht
eingesetzt werden kann,
dauert es noch ein bisschen


Aber bis der „intelligente Gebetsteppich“ im Unterricht eingesetzt werden kann, dauert es noch ein bisschen. Das Team hat die zweite Projektphase abgeschlossen, zwei weitere sollen noch folgen. Sie haben noch sehr viel Arbeit vor sich, unter anderem die geforderte Spracherkennung macht ihnen zu schaffen. Wenn der Prototyp fertig ist und die Auftraggeber zufrieden sind, werden Zièd und sein Team raus aus diesem Geschäft sein. Mögliche Millionen kassiert dann der omanische Gründer. Er versucht dann auf Basis dieses Prototyps ein erfolgreiches Business aufzubauen.

Foto: Robert Haas

Poesie und Biologie

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Biologiestudentin Sophia Klink, 22, schreibt ihren Debüt-Roman “Luftunterfläche”: Über die Biologie schreiben und in diesem Schreiben über generelle Phänomene nachdenken. Beziehungen, Lebenssinn – abgebildet auf ein Tier, eine Pflanze, einen Pilz. Wenn sie nicht schreibt, verbringt Sophia ihre Zeit in der Uni, forscht über Schnecken.

Ihre Körper leuchten in gelb, grün, blau, orange. Kein LSD-Trip, sondern Biologie. Mit anmutiger Langsamkeit schieben sie sich Stück für Stück voran. Meeresnacktschnecken sind faszinierende Tiere. Das findet auch Sophia Klink, 22. Sophia, die Biologiestudentin, die gerade ihren ersten Roman schreibt.
„Luftunterfläche“ heißt ihr Buch, das vom Erwachsenwerden dreier Abiturienten erzählt, die in biologischen Experimenten nach einem Sinn des Lebens suchen, einer Aufgabe, der man folgen kann. Ihre Protagonisten betrachten die Welt durchs Mikroskop. Würmer sind für sie nicht einfach Tiere, sie sind Forschungsgegenstände, die man tötet, um sie zu untersuchen. „Ich kann nicht genau sagen, wann sie sterben. Irgendwann bewegen sie sich einfach nicht mehr. Wir verlieren kein Wort über das Töten. Es ist Töten, auch wenn wir es Fixieren nennen“, heißt es da an einer Stelle. Das klingt brutal und nachdenklich zugleich. Sophia spielt mit solchen Dingen: Über die Biologie schreiben und in diesem Schreiben über generelle Phänomene nachdenken. Beziehungen, Lebenssinn – abgebildet auf ein Tier, eine Pflanze, einen Pilz. Vergangenes Jahr hat Sophia für dieses Projekt das Literaturstipendium der Stadt München erhalten. 6000 Euro, die es der Autorin ermöglichen sollen, ohne finanziellen Druck zu schreiben. 

Beziehungen, Lebenssinn –
abgebildet auf ein Tier,
eine Pflanze, einen Pilz. 

Sophias „ungewöhnliche und eigenständige essayistische Prosa mit dem Mut zum Ungesagten“, so formuliert es die Jury des Literaturstipendiums, erzählt von einem Wunsch, der viele junge Menschen umtreibt: Aktiv sein, etwas zum Positiven verändern, obwohl man das vielleicht gar nicht kann. In Sophias Buch heißt Veränderung: etwas Positives bewirken für die Natur. Aber: „Ich will nicht belehren.“ Literatur soll nicht den moralischen Zeigefinger erheben. Es gehe darum, den Blick auf die Schönheit und Fragilität der Natur zu lenken, erklärt die Biologiestudentin, „auf die unsichtbaren Dinge“.

Unsichtbare Dinge? „Ich kenne mittlerweile so viele Pflanzen und Tiere. Vor meinem Studium dachte ich: Das ist Gras, Gras und noch mal Gras.“ Manch ein Leser mag diese Details, die sich durch ihre Texte ziehen, als belanglos empfinden. Für die Jungautorin sind sie das nicht. Beginnt Sophia von der Natur zu sprechen, redet sie dermaßen schnell, dass man kaum noch folgen kann, so begeistert ist sie. Warum sind Schmetterlingsflügel bunt? Ach ja, Regenwürmer haben zehn Herzen. Und Schnecken: faszinierende Tiere … Das Thema treibt sie um, das spürt man im Gespräch.

Es treibt sie so sehr um, dass sie 2012 ein Biologiestudium aufgenommen hat. Ein scheinbar seltsamer Entschluss für jemanden, der schreiben will, seit er in die erste Klasse kam: „Ich wusste immer: Das will ich machen! Bücher schreiben ist so etwas Tolles, das will ich auch können.“ Zwei große Schuhkartons voll selbst geschriebener Geschichten aus der Jugendzeit stehen bei ihr zu Hause. Thema dieser Texte: klar, die Natur. Geschichten über Landstreicher, die mit Tieren sprechen können.

Sophia ist ständig
in der Uni, forscht intensiv
an den Schnecken. 

Klingt, als sei Biologie das perfekte Studium für Sophia. Ihr Spezialgebiet: Schnecken. Seit 2015 ist sie Mitglied einer Forschungsgruppe der LMU, die sich intensiv mit Mollusken, also Weichtieren wie Schnecken, Würmern oder Muscheln, auseinander setzt. Aber, sagt Sophia: „Meine Kommilitonen und Profs finden schon cool, dass ich schreibe, doch man würde mit ihnen abends nicht unbedingt auf eine Lesung gehen.“ Traurig klingt das, einsam, hat sie doch schon die umgekehrte Erfahrung gemacht: dass sie als Biologin aneckt unter Schriftstellern, sich fehl am Platz fühlt. Sophia war 19, da wurde sie erstmals zum Treffen junger Autoren eingeladen. Eine große Ehre. Viele ehemalige Teilnehmer des Treffens sind heute erfolgreiche Autoren. Also ist Sophia dorthin gefahren. Von Trudering nach Berlin. Dorthin, wo man wenig über Biologie und viel über das Schreiben redete. Wo die Schriftsteller so freigeistig und intellektuell und lebenserfahren wirkten. Sie erinnert sich: „Ich wurde dort sehr herzlich empfangen, aber ich kam mir sehr brav vor.“ In gewisser Weise ist sie das: Sophia ist ständig in der Uni, forscht intensiv an den Schnecken. Für Freunde, Schreiben, Kulturevents bleibt wenig Zeit. Sophia, die Pflichtbewusste. Sophia, die auf den ersten Blick etwas unsicher wirkt.

Natur wird in ihren Texten
zur Metapher für Freiheit,
für Schönheit


Doch dann gibt es diese andere Seite. Vergangenen Sommer hat sie eine Backpacking-Tour gemacht. Drei Wochen durch Südost-Europa. Ganz allein. Da war diese Nacht, in der Sophia auf einer Klippe geschlafen hat. Bei Regen. Und starkem Sturm. Nur in einen Schlafsack eingerollt, die Habseligkeiten in eine Mülltüte gewickelt. „Ich habe sechs Stunden lang auf dem höchsten Aussichtspunkt gelegen und mir die Seele aus dem Leib gehustet. Dann habe ich mir eine Mulde gesucht und konnte noch ein paar Stunden wunderbar schlafen“, sagt sie. So wie Sophia das schildert, klingt das so normal, so selbstverständlich. Da merkt man, dass sie weniger angepasst ist, als sie zunächst zu sein scheint. Dass sie angenehm unerschrocken durch das Leben geht. Und dass sie wirklich weiß, wovon sie schreibt, wenn Natur in ihren Texten zur Metapher für Freiheit wird, für Schönheit.

Das findet Anerkennung: Mit 21 wurde sie ein weiteres Mal zum Treffen junger Autoren eingeladen, 2015 gab es das Literaturstipendium der Stadt München, derzeit nimmt sie am Romanseminar der bayerischen Akademie des Schreibens Teil. 100 komplett ausgearbeitete Seiten sollen im Zuge des Seminars bis November entstehen, das hat sich die Autorin in Bezug auf ihr Debüt vorgenommen. Im Sommer geht es dann wahrscheinlich nach Malaysia – Forschungsreise. Schwerpunkt: Klar, die Meeresnacktschnecken. Gar nicht so einfach für Sophia. Sie hat eine Schneckenphobie. 

Von Carolina Heberling

Foto: Yunus Hutterer

Mein München: Studiobühne, Ludwigsstraße

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Die Studiobühne in der Ludwigsstraße, war lange zweite Heimat für Jean-Marc Turmes, 24. Die kleine Bühne der Theaterwissenschaftler ist ein sehr persönlicher Ort für ihn und viele andere. Nun muss sie einer Bibliothek weichen. Deswegen hat das Bild abseits technischer Aspekte einen ganz persönlichen Wert für Jean-Marc.

Jahrelang war die Studiobühne in der Ludwigstraße 25 die zweite Heimat von Jean-Marc Turmes. Wochen und Monate verbrachte der Student auf und hinter der kleinen Bühne der Theaterwissenschaftler. Jetzt muss die Studiobühne einer Bibliothek weichen. „Während den Proben zu einem Stück im vergangenen Sommer wurde mir auf einmal bewusst, dass die Studiobühne nicht für immer bestehen wird“, erzählt Jean-Marc, 24, etwas wehmütig. Während einer Pause stand er am Ende des Korridors und hielt die Erinnerung fest. „Mit diesem Ort verbinde ich einfach so viel: Freundschaften, Exzesse, Kunst, egal ob gut oder schlecht“, sagt der junge Fotograf.

Der Korridor ist auf ersten Blick sehr unscheinbar. Aber: „Das Foto ist sehr persönlich, aus einem einfachen Grund: Dieser Blickwinkel ist nicht der eines Besuchers, eines Fremden auf die Studiobühne – es ist die Sicht der Menschen, die die Studiobühne kennen“, erklärt Jean-Marc. „Die Tür links, halb offen, halb zu, steht für alle Aufführungen, alle Proben, alle Freundschaften, die ich an diesem Ort erlebt habe.“

Normalerweise sind Jean-Marc die technischen Aspekte hinter einem Foto sehr wichtig. „In diesem Fall nicht“, verdeutlicht der 24-Jährige, „dieses Foto ist sehr emotional und aus dem Affekt geschossen. Wenn man es sich anschaut und nie auf der Studiobühne gespielt hat, kann man nicht das gleiche Gefühl dabei empfinden.“

Von Matthias Kirsch

Neuland

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Große Fußstapfen - Der Song “On the Run” der Münchner Indiepop-Band Kytes wurde als Titellied für den neuen Werbespot eines Mobilfunkanbieters ausgewählt. Erst vergangene Woche rockten sie auf Einladung der Süddeutschen Zeitung mit ihrer Single „On The Run“ den Audi-Dome in der Halbzeitpause der FC-Bayern-Basketballer gegen Ulm.

So etwas nennt man einen Lauf. Egal, was die Münchner Indiepop-Band Kytes versucht: Es wird ein Erfolg. Seit zwei Wochen ist klar, dass sie im Frühjahr bei einem der renommiertesten Festivals der Welt spielen dürfen: dem South by Southwest-Festival im texanischen Austin. Vergangene Woche rockten sie auf Einladung der Süddeutschen Zeitung mit ihrer Single „On The Run“ den Audi-Dome in der Halbzeitpause der FC-Bayern-Basketballer gegen Ulm. Jetzt konnten sie mit eben diesem Song gleich ihren nächsten Coup landen: Er wurde als Titellied für den neuen Werbespot eines Mobilfunkanbieters ausgewählt. Dabei treten die Kytes in große Fußstapfen, wie auch Drummer Timothy Lush betont: „Wir haben uns riesig gefreut, als wir erfahren haben, dass sie sich unseren Song ,On The Run‘ für ihre Kampagne ausgesucht hat. Künstler wie Woodkid oder Major Lazer waren bereits in ihren Werbungen zu hören. Wir erhoffen uns dadurch, noch mehr Menschen zu erreichen und sie mit unserer Musik zu begeistern.“ Gut, alles gewinnen die vier jungen Musiker gerade auch nicht. Bei der Wahl der Junge-Leute-Seite zur Band des Jahres landeten sie auf Platz drei.

Von Philipp Kreiter

Foto: Christoph Schaller

Band der Woche

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“Drei Jungs, die wütend sind” - Das Münchner Trio Blackout Problems stellt am 31. Januar ihr neues Album im Club Strom vor. Langweilig wird es bestimmt nicht - die Bühne wird zum Abenteuer-Spielplatz.

Es gibt Musikarten, bei denen die Bühne zum Abenteuer-Spielplatz wird. Da wird von Verstärkern gesprungen oder ins Publikum gesegelt. Dieser halsbrecherische Duktus hat aber auch einiges an Symbolkraft. In den politisch vergleichsweise ausgeglichenen Neunzigerjahren war es durch das an Verletzungen und Knochenbrüchen nicht arme Surfen, Skaten oder Snowboarden möglich, den Aussagen, die im Leben getroffen werden, etwas Existenzielles zu geben, ohne das die Existenz dabei primär bedroht gewesen wäre. Dieser Gegensatz von Spaß, Euphorie und Nachdruck hat seinen Abdruck auch in einem ganzen Musikstil hinterlassen: Skate-Punk, Alternative Rock und Post-Hardcore atmen diesen Geist: Die Gitarren sind hart, die Schlagzeuger prügeln heftig, während die Sänger ihre Stimme irgendwo zwischen Brüllen und Schreien dann doch dazu benutzen, melodische Läufe erklingen zu lassen, die mitreißen. Nirgends liegt Party und Empörung näher beieinander.

Blackout Problems hat mit dieser Musik einigen Erfolg. Und auch die drei Münchner Musiker toben über die Bühne, als würden sie mutig all den Warnungen, die Erwachsene an übermütige Kinder aussprechen, trotzen. Mehr als 200 Konzerte haben sie bisher in Deutschland wie im europäischen Ausland gespielt, dazu kommt eine ausgesprochen hohe Resonanz im Internet, insbesondere in den sozialen Netzwerken. Doch eine Plattenfirma für das Debüt-Album fand sich nicht. Deutschlands Musikgeschäft hängt hinterher, wenn es immer nur nach dem, was gerade funktioniert, schielt: „Wir haben ganz oft den Spruch gehört: ,Probiert das doch mal auf Deutsch und meldet euch noch einmal‘“, sagt Sänger und Gitarrist Mario Radetzky. Doch die drei Jungs haben lieber Englisch gesungen – und geredet. Zum Beispiel mit Nathan Grey. Den Sänger der Post-Hardcore-Band Boysetsfire haben sie in Pforzheim kennengelernt. Er war auf seiner Solo-Tournee, und die Blackout Problems spielten weiterhin in jeder noch so abgelegenen Ecke Deutschlands. Auf einem Weinfest kamen sie ins Trinken und ins Reden – nun findet sich im Song „Boys without a home“ eine Kollaboration auf „Holy“, dem im Februar erscheinenden Debüt-Album der Münchner Band. Das ist ungefähr so, als würde Pete Doherty auf der Platte einer Münchner Indie-Band singen. Nur ist die Szene, in der man Boysetsfire kennt, weniger ruhmsüchtig. Aber es ist auch schön, dass es diese versteckten Helden von Subkulturen noch gibt.

So ist aber auch das Trio mit diesem Album auf einem ganz guten Weg, eine solche Underground-Helden-Band zu werden. Sie klingen härter darauf und kompromissloser, was aber nicht heißt, dass sie ihren Hang zur Melodie und zum ausschweifenden Chorus verloren hätten. Doch der folkige Einfluss auf der 2013 erschienen EP „Twentyfourseven“ ist einer rauen Produktion gewichen: „Das Album zeigt drei Jungs, die sauer sind“, sagt Mario dazu. Das könnten sie sich von den Bands abgeschaut haben, mit denen sie bereits auf Tour waren. Etwa die Emilbulls oder Heisskalt. Philipp Koch, der Gitarrist der Letzteren, hat das Album auch produziert und aufgenommen: „Wir haben keinen Schnick-Schnack gemacht, keine Stimmen getuned, keine Instrumente editiert und alles so gelassen, wie es aus uns rausgekommen ist.“ Und
eigentlich können sie froh sein, dass die Industrie sich nicht dafür erwärmen konnte. Denn so landet auch der Gewinn, den das Album durch die Solidarität, die in solchen Szenen herrscht, wohl auch einspielen wird, wenigstens komplett beiden Künstlern. Am Samstag, 31. Januar, stellen sie das Album im Münchner Club Strom vor.

Von Rita Argauer
Foto: Ilkay Karakurt

Hadern im Sternenhagel - neue EP Feuermelder

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Die drei Münchner Jungs von Hadern im Sternenhagel haben auf ihrer neuen EP “Feuermelder” gefühlvolle Texte mit sphärischem Sound gepaart. Romantisch, manchmal beinahe kitschig, aber vor allem sehr eingängig -  einfach gut eben.



Es gibt Bandnamen, bei denen man sofort erkennt, aus welchem Genre die dazugehörige Band stammt. Und dann gibt es Bands wie Hadern im Sternenhagel, da könnte eigentlich vieles dahinter stecken. Aber ausgefallen klingt der Name schon. Und ausgefallen ist auch der Sound der drei Münchner.

Denn Hadern im Sternenhagel setzen sich mit ihrer neuen EP Feuermelder bequem zwischen alle Stühle. Die Musik ist schwierig zu fassen, sphärisch, die Texte gerne mal gefühlvoll und am Rande zum Kitsch – “nur meine Mutter kennt den Jungen noch, der früher in ihr Bettchen kroch.” Ist der „Scherbensammler“ in Weißes Rauschen denn schon ein Schlager-Protagonist? Ist der Sound von Hadern im Sternhagel nur eine Mischung aus aufgewärmtem Eurodance und NDW? Man täte der Band unrecht, das zu behaupten. Denn die EP ist vor allem eins: verdammt eingängig und auf eine etwas abgedrehte Weise in sich absolut stimmig.

Wenn Sänger Julian Chudoba das erste Mal in seinem leicht überbetonenden Duktus „Lampe, Lampe“ singt und die von der Münchner Elektro-Institution Occupanther produzierte Musik des titelgebenden Song einsetzt, kann man die Augen schließen und sich in der Musik verlieren. Dann klingen Hadern im Sternenhagel eben etwas kitschig oder aus der Zeit gefallen. Aber dem Ganzen liegt eine im Wortsinn so romantische Musikvorstellung zu Grunde, dass das gar nicht weiter ins Gewicht fällt. Es ist einfach gut. 

Von Philipp Kreiter
Foto: Johannes Brugger


Von Freitag bis Freitag München: mit Jenny

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Vom Senioren-Programm bis zur Jungle Disko - Diese Münchner Woche hat mal wieder Einiges zu bieten. Nebenbei werden sehr verspätet die guten Vorsätze für’s neue Jahr in Taten umgesetzt und der Karpfen zur neuen Delikatesse erhoben.Warum? Begleitet Jenny durch ihre Münchner Woche!

Der erste Monat des Jahres neigt sich seinem Ende zu und ehrlich gesagt habe ich mir zwar viel vorgenommen, aber noch fast nichts umgesetzt. Nicht so schlimm, denke ich mir, noch habe ich elf Monate, um mit guten Taten zu glänzen, mich gesund zu ernähren, weniger Wodka auf Eis zu trinken und und und..

Freitag - Meine erste gute Tat wird sein, mit einer meiner liebsten Menschen Geburtstag zu feiern. Nicht irgendeinen, nein den 25ten! Ich werde sie kräftig unterstützen, ihr erstes viertel Jahrhundert mit viel Würde und vielleicht nur ein bisschen Wodka zu begießen. Danach Tanzen, Weinen, Jauchzen, sich auf die nächsten gemeinsamen 25 Jahre freuen – alles ist erlaubt!

Der Samstag beginnt etwas schleppend. Aber ich lasse keine Gnade walten. Wer etwas erreichen will, muss auch ein bisschen dafür leiden, oder so ähnlich. Raus aus dem Bett, rein in die Laufschuhe! Danach Dusche, Kaffee, Croissant, Zeitung – fühlt sich gut an, ich bin zufrieden.
Abends geht es zu Rudirockt, einer Veranstaltung von Viva con Aqua. RuDi steht für Running Dinner: Drei Gänge Menü, jeder Gang in einer anderen Wohnung, mit neuen Menschen. Einen Gang muss man selbst vorbereiten. Um es zusammenzufassen, es macht Spaß, es kann auch mal skurril werden, aber hauptsächlich trifft man viele lustige, nette Menschen und kann hervorragend essen. Eine After-Dinner-Party gibt’s im Milla ab 23.30 Uhr.

Sonntag ist einer meiner absoluten Lieblingstage: Lange schlafen, ausgiebig frühstücken, spazieren gehen. Klingt nach Senioren-Programm. Um da doch ein bisschen entgegen zu wirken, gehe ich noch in‘s Strom. Lässt sich auch gleich als gute Tat verbuchen: Ich unterstütze die Münchner Band Blackout Problems. Sie stellen ihr neues Album vor und das ist alles andere als Senioren-Stoff.

Am Montag kommt endlich mein Einkaufs-Ratgeber von Greenpeace. Auf meiner langen Liste der guten Vorhaben steht auch: Nachhaltiger und bewusster einkaufen. Das soll zwar zu keinem selbstauferlegten Döner-Verbot oder ähnlichem führen, allerdings möchte ich mich zu einem gut informierten Verbraucher erziehen, der beispielsweise überfischte Bestände verschont. Allerdings ist der einzige Fisch, den man uneingeschränkt konsumieren kann Karpfen. Ich muss sagen, ich bin nicht begeistert. Widerwillig erweitere ich meine Liste: Leckere Rezepte mit Karpfen recherchieren und ausprobieren! Mal sehen…

Der Dienstag führt mich erst mal in den Baumarkt. Ich möchte meine Wohnung nach einem Jahr ein bisschen wohnlicher gestalten. Zugegeben, ich habe noch in keinem einzigen Zimmer eine Lampe montiert. Nur karge Glühbirnen, zwei davon sind auch noch durchgebrannt und warten auf Austausch. Nachdem ich einmal vom Stuhl gestürzt bin, und der Lampenschirm in der Küche danach immer noch schief hängt, vertage ich das Projekt. Elf Monate habe ich ja noch Zeit. Heute Abend ist die Diplomausstellung in der Akademie der Bildenden Künste: Wie jedes Jahr, eine schöne Möglichkeit um Kunst bei einem kühlen Bier zu genießen.

Auch der Mittwoch wird der Nachhaltigkeit gewidmet. Denn nicht nur im Supermarkt, auch beim Klamotten-Kauf kann man sich die Frage nach Herkunft und Produktion stellen. Vergangenen Mittwoch hat der Dear Goods Store eine Filiale in Schwabing eröffnet, da werde ich mich heute mal umsehen. Abends versuche ich den Laptop gegen ein Buch, die Serie, gegen eine stilvolle Lektüre einzutauschen: Moby Dick, schon unzählige Male angefangen, nie zu Ende gelesen. Ich gebe mir elf Monate.

Auf den Donnerstag habe ich mich schon die ganze Zeit gefreut. Die Ausstellung „Öffentlich zensiert“ von Julian Mittelstaed beginnt heute in der Registratur. Wir haben den Fotografen bereits vor ein paar Wochen in unserer Rubrik Mein München vorgestellt. Öffentlich Zensiert, ist ein Projekt an dem er seit ein paar Monaten arbeitet, aber bisher noch nicht öffentlich gemacht hat. Dazu eine Apfelschorle oder ein Bier, zumindest kein Wodka auf Eis.

Freitag - Eine Bilanz: Der Karpfen wartet zwar noch auf seinen großen Auftritt in der Pfanne, aber ich habe mir bereits hilfreiches Wissen angeeignet, damit ich verantwortungsbewusster über die Supermarktschwelle schreiten kann. Die Lampe in der Küche hängt immer noch schief von der Decke und die Glühbirnen in den restlichen Zimmern warten noch auf stilsichere Verkleidung. Macht aber nichts, ich bin zufrieden – fast zumindest. Heute Abend ziehe ich zwar nicht meine Lauf-, dafür aber meine Tanzschuhe an: Jungle Disco im Bahnwärter Thiel.

Die Junge Leute Spotify Playlist im Januar

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Wir hören andauernd Musik. Ob beim Lernen in der Klausurenphase, im Zug auf dem Weg zur Arbeit oder einfach nur so, zur Entspannung. Manchmal ist das das Mainstream-Lied, das gerade durch alle Hitradios dieses Landes läuft. Und manchmal irgendein Singer-Songwriter aus der hintersten Ecke Australiens, den außer uns vielleicht noch seine eigenen Eltern gut finden. Und um dieser Vielfalt auch bei der Jungen-Leute Seite gerecht zu werden, wollen wir ab heute einmal im Monat die Lieblingslieder unsere Redakteure in einer Spotify-Playlist präsentieren.

Main Concept feat. Blumentopf - München halt
Ich bin a Zurgroaste, ich gebs ja zu. Und trotzdem nenn ich München Heimat. Besonders dann, wenn ich an den Münchner Sommer denke. Bestes Augustiner an der Isar, vor der Akademie, am Königsplatz. Dazu Main Concept - München halt. Aber wie es mit Dingen, Orten und Menschen ist, die man liebt: Man darf auch mal kritisch sein. Anfangs dachte ich, in München wird mich nichts lange halten. Viel zu sauber, viel zu schnöselig, viel zu wenig bunt. Nach zwei Jahren weiß ich, dass es so sein kann. Aber ich weiß auch, dass es noch so viel mehr gibt. München halt, easy halt, dafür ist man nie zu alt.

Jacqueline Lang

George Ezra - (Watching Paint Dry) Song 6
Matsch überall: an meinen Gummistiefeln, in meinen Gummistiefeln und auch an jedem anderen Kleidungsstück. Dieser Song katapultiert mich wieder auf die Wiese des Musikfestivals, auf dem ich letztes Jahr war und George Ezra zum ersten Mal live erleben konnte. Der Song (Watching Paint Dry) Song 6 ist so melodisch und harmonisch, dass er mich jedes Mal wieder ins Träumen geraten lässt: „We are only dreaming and I’m dreaming only of you“. Ein Song von dem man sich einnehmen lassen und seine Gedanken einfach treiben lassen kann. Und der einen auch den Schlamm in seinen Schuhen vergessen lässt.

Stephanie Albinger

Marble Sounds - (How It’s Going to) End
Es gibt Songs für jeden Wochentag. Das hier ist ein Song für den Sonntag. Um den Tag Tag sein zu lassen. Um einfach mal faul zu sein. Um auf dem Fensterbrett zu sitzen und nichts zu tun. Entschleunigung pur – und wer ein Faible für traurige Liebeslieder hat, sollte häufiger einen Ausflug in die Benelux-Länder einplanen. Marble Sounds aus Brüssel ist mittlerweile schon mehr als ein Geheimtipp (und auch ein bisschen gefälliger als in den Anfängen), aber immer noch ideal für einen musikalischen Slow-Mop.

Michael Bremmer

Matt Corby - Trick Of The Light (Live On The Resolution Tour)
Ab der ersten Sekunde ist Trick Of The Light vollkommen in sich stimmig. Von den Drums über die Querflöte bis zur herrlich souligen Stimme Matt Corbys passt einfach alles zusammen. Trotz der tiefenentspannten Atmosphäre, die den ganzen Song umhüllt, baut der Australier eine Spannung auf, der man sich nicht entziehen kann und welche sich am Ende des Titels auf eine unglaublich harmonische und lässige Weise entlädt und auflöst. Das Lied läuft bei mir auf Dauerschleife und trotzdem bin ich jedes Mal aufs Neue fasziniert von Matt Corbys Loop-Live-Performance und der Unbeschwertheit, die von der ganzen Band ausgeht. Besonders zu empfehlen ist deshalb auch das Live-Video zum Song, bei dem ich immer ganz schnell ins Schmachten gerate.

Katharina Würzberg

The Arcs – The Arc
Egal, um was es geht - manchmal ist ein bisschen mehr Zeit alles was wir brauchen. „I gotta get a little more time, to shine, I just need a little more time“ – der Song „The Arc“ von dem Debutalbum von The Arcs, einem Nebenprojekt von Black Keys – Gitarrist Dan Auerbach, sprüht nur so von der Angst vor dem letzten Versuch, der letzten Möglichkeit, alles wieder ins Gleichgewicht zu bekommen. „Working just to beat the clock, all I need is one more stop“ – was, wenn wir den letzten Stopp verpassen?

Matthias Kirsch

AVEC - Dead
Ich stehe zu meiner Schwäche für süß-schmachtenden Indie-Herzschmerz. Deshalb ist ein absolutes Lieblingslied im Januar „Dead“ von AVEC. Diese Neuentdeckung aus Oberösterreich schafft es, mir auch nach dem hundertsten Mal Hören noch eine Gänsehaut auf den Rücken zu zaubern, wenn sie singt: „No one will hurt you, he said, and left me. No one, will hurt you I promise.“ Da sind keine Schnörkel an den Melodien, kein Pathos und kein Kitsch und trotzdem drücken die Texte eine Wahrheit aus, die so traurig ist und eine Traurigkeit, die so wahr ist, dass es wehtut. Wenn gegen Ende des Songs dann doch noch ein paar elektronische Unterlegungen auftauchen, wird das Ganze nicht nur noch intensiver, sondern auch abwechslungsreicher und aufgepeppter als Vieles, was andere Singer-Song-Writer so zu bieten haben. Ich bin gespannt, was man von der 20jährigen jungen Frau noch so alles zu hören bekommen wird.

Theresa Parstorfer

Babyman - Sexy Maserati

Kultstatus seit der ersten Folge: Wenn Heiko „Schotty“ Schotte in der Serie Tatortreiniger irgendwo Blut wegschrubbt, dann weiß man, dass es um die deutsche Fernsehlandschaft nicht so schlecht steht, wie immer behauptet wird. Staffel fünf der Grimme-Preis-prämierten Serie hat den Fans nun überraschend einen Ohrwurm beschert. In der Folge „Freunde“, die diesen Januar ausgestrahlt wurde, trifft Schotty seine alten Kumpels aus der Jugendzeit wieder – und hört gemeinsam mit ihnen den Song „Sexy Maserati“, der mit trashigem Plattencover, albernem Text und schrägem 70er-Jahre-Porno-Sound daher kommt. Wer nun glaubt, Interpret Babyman sei in unserer Elterngeneration Kult gewesen, der irrt: Babyman ist das Alter Ego von Musiker Carsten Meyer, der bereits die Titelmusik der Serie komponierte. Trotzdem: Anhören lohnt sich.

Carolina Heberling

Panic! At The Disco – Don’t threaten me with a good time
Das hat einer mal ein starkes Ego: Panic! At The Disco-Sänger Brendon Urie hat im Laufe der mittlerweile fünf Alben alle anderen Bandmitglieder entweder zu Tourmusikern degradiert oder gleich zum Abschied bewegt. Und doch muss man zugeben: das neue Album „Death of a Bachelor“ ist mit seinem dekadenten Bombastsound absolut fantastisch. Dabei sticht das atemlose „Don’t threaten me with a good time“ noch hervor. Urie ist aus Las Vegas und genau so stellt man sich einen Abend mit ihm dort vor, „Champagne, Cocaine, Gasoline – and everything between.“ Deshalb bringt mich das Lied auch gut über den etwas tristen, lernintensiven Münchner Januar: bei so viel überzeichneten, knall-bunten Vegas-Klischee tritt die Methodenklausur schnell mal in den Hintergrund, zu Gunsten der Vorfreude auf die nächste WG-Party – dann natürlich mit Urie als Partyplaner.

Philipp Kreiter

Cold War Kids - First
Entdeckt und fleißig gepusht von der Blogger Szene, sind die Cold War Kids seit über zehn Jahren fester Bestandteil der internationalen Musikszene und mit ihrem neuen Album „Hold my Home“ erfolgreich wie zuvor. Getreu der Aussage „We don’t love being in a studio; we focus more on the writing“ präsentieren die Musiker aus Californien wieder ein Album voller Geschichten, ausgearbeitete Lyrics zum Zuhören und Mitdenken, und ziehen mich mit jedem Song mehr in ihren Bann. Die Single „First“, die auch mich persönlich sehr begeistert, erreichte im vergangenen Jahr sogar Platz Eins der US-Amerikanischen Charts. Das ist bei dem Song auch kein Wunder: Die Stimme von Nathan Willett hat mich gerade total gepackt und hilft mir nicht nur, während dem Lernstress auf andere Gedanken zu kommen, sondern inspiriert mich auch, meine eigenen Musikprojekte weiter zu bringen.

Marina Sprenger

Occupanther - Down
Gerade in der Prüfungszeit lasse ich mich von elektronischen Klängen berieseln, die meinen Lernmarathon erträglicher machen. Irgendwo habe ich auch mal gehört, dass Musik den Lernprozess verstärkt. Gerade habe ich eine Playlist mit nur einem Lied angelegt: „Down“ von Occupanther. Vor ein paar Tagen habe ich eine Livesession mit Kurimelo auf Youtube entdeckt. Beim ersten Hören sind mir fast die Tränen in die Augen gestiegen, weil ich den Song so schön finde. Auf Spotify gibt es nur die Studioaufnahme von Occupanther ohne Kurimelo. Dafür kein Musikvideo– und Musikvideos und Lernen verträgt sich gar nicht.

Stefanie Witterauf

Drangsal - Allan Align
Tanzen, Träumen, Abgehen – zu „Allan Align“ von Drangsal ist alles drin. New Wave und Post-Punk mischen sich zu „Brachialpop“ – wie der Herxheimer Künstler Max Gruber seine Musik bezeichnet. Der Beat seiner Debütsingle ist Retro, aber nicht eingestaubt, er holt einen mit voller Wucht in der Gegenwart ab. Und auch wenn diese zurzeit nur aus Pauken für die anstehenden Klausuren besteht, bringt „Allan Align“ frischen Schwung in die muffige Lernhöhle. 3:06 Minuten mit den Hüften wippen und auf den Boden tapsen und schon ist wieder Platz für neuen Theoriebrei. In der ersten LP „Harieschaim“, die im April erscheint, dürfte der wilde Mix aus melancholischem und absolut tanzbarem Sound seine Fortsetzung finden. Wir dürfen gespannt sein!

Michaela Schwinn

Fantasie statt Uniformität

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Mercedes Diaz de Leon verkauft in ihrem Laden in Neuhausen fair produzierte Kleidung von deutschen Designern und Kleidungsstücke ihres eigenen Labels. Es ist ein kleiner Kampf gegen die Gleichförmigkeit der Massenware

Von Valerie Präkelt

Der „Nui Conceptstore“ liegt in der Volkartstraße, mitten in Neuhausen. Es ist eine gut besuchte, umtriebige Straße mit vielen Geschäften und Restaurants. Hier lässt man offenbar keinen Trend aus: Anwohner haben für Bäume Mäntelchen gehäkelt. Dieses Phänomen hat einen Namen: „Guerilla Knitting.“ Auch Mercedes Diaz de Leon, 28, die Besitzerin des „Nui Conceptstores“, hat dem grauen Baugitter vor ihrem Modeladen einen frühlingshaften Anstrich verpasst: Sie hängt Osterglöckchen an das Gitter, während sie mit Passanten spricht. Man kennt und schätzt sie hier, nebenan betreibt ihre Familie die Tapas Bar „Volkart“, in der sie selbst lange gearbeitet hat.

Mercedes will der massenproduzierten Mode den Rücken kehren. Nachhaltigkeit ist wieder in – das spürt auch die Modebranche. Preislich kann fair produzierte Ware aus hochwertigen Stoffen mit den Schnäppchen von sogenannten Fast-Fashion-Ketten wie H & M oder Zara zwar nur selten mithalten. Trotzdem hat die Designerin im Sommer 2015 ihren eigenen Laden eröffnet. 

Es ist ein kleiner Kampf gegen die Uniformität der Massenware und ein Statement für nachhaltige Mode von deutschen Jungdesignern. Hier, in ihrem Laden in Neuhausen, verkauft sie fast ausschließlich fair produzierte Mode von deutschen Designern – und Kleidungsstücke ihres eigenen Labels Nui. „Ich wollte eine Plattform schaffen, auf der sich junge Talente präsentieren können. Es ist nicht leicht, nach dem Abschluss den Traumberuf Designer auch verwirklichen zu können“, sagt die gebürtige Mexikanerin, die seit ihrem fünften Lebensjahr in Deutschland und seit 15 Jahren in München lebt. 

Im kleinen Laden hängt eine Handvoll kupferfarbene Kleiderstangen an weißen Seilen von der Decke. Daran: Mode in exklusiver Stückzahl, alles – bis auf die italienische Marke Gaudi – wird fair in Deutschland produziert. „Ich will keine Massenware verkaufen“, sagt Mercedes.

Die Räume dienten
früher ihrer Mutter
als Atelier und Galerie

Sie hat 2010 einen Abschluss in Schnitt und Entwurf an der Meisterschule für Mode in München gemacht. „Wir haben heute kaum noch eine Bindung zu Designern, nur zu großen Labels und Ketten“, sagt sie. „Bei Nui ist das anders. Und trotzdem noch bezahlbar.“ Heißt: Die Mode bewegt sich in einem Preisrahmen von bis zu 200 Euro, der Großteil liegt aber deutlich darunter. Eines der Labels, das Mercedes verkauft, ist „WE.RE“, das Münchner Modelabel von Katharina Weber und Theresa Reiter.

Die beiden Designerinnen arbeiten seit 2014 zusammen, aus dem ursprünglich temporär angelegten Projekt ist eine richtige Marke geworden, die mit sportlichen, schlichten und minimalistischen Kleidungsstücken besticht. Andere Designer, wie etwa „Jeeij“ aus Berlin oder die zwei Schwestern von „Pikfine“ aus Köln, die fast ausschließlich mit deutschen Materialien und Stoffen arbeiten, würde man in München allenfalls über die Internetplattform Dawanda unterstützen können. Bei Mercedes kann man sie anprobieren, in der Toilette, die zur Umkleide umfunktioniert wurde. „Hier ist immer noch alles etwas provisorisch“, sagt Mercedes und lacht.

Man kann sich nur schwer vorstellen, dass das jemand der sympathischen Ladeninhaberin übel nehmen könnte. Denn ein eigener Laden kostet insbesondere am Anfang viel Geld. „Dann muss man improvisieren.“ In den Räumen, die früher ihrer Mutter Mercedes Felgueres als Atelier und Galerie dienten, wirkt das charmant. Im Hinterzimmer lehnen großflächige Malereien an der Wand, einige der Unikate stehen im Laden zum Verkauf. Vorne, am Tresen, näht Mercedes ihre eigene Kollektion und die Linie von Babykleidung, die sich in Neuhausen gut verkaufen lässt. All das entsteht direkt hier im Laden.

Mit der Hausmarke Nui bleibt sich die 28-Jährige treu: klare Linien, ein Mix aus hochwertigen Stoffen und ein elegantes, aber dennoch lässiges Design. Kleidung, die Mercedes selbst trägt, die Spaß machen darf und sich trotzdem von dem abhebt, was man bei großen Marken kaufen kann.

Mercedes ist herzlich, begrüßt jeden Kunden und lacht viel. Sie ist laut, aber auf eine angenehme, nie anstrengende Weise. Und dass sie als Designerin selbst stilsicher ist, erkennt man sofort: Ihre dunklen, langen Haare sind offen, geschminkt ist sie nur dezent. Sie trägt eine dunkle, enge Hose, dazu einen dunkelblauen Baumwoll-Pullover mit Kroko-Muster, den sie auch verkauft. Das ist eines ihrer Prinzipien: Alles, was sie verkauft, muss sie selbst mögen und für tragbar erklären.

„Nui“ ist keine Revolution, wird nicht das Ende von Fast-Fashion-Ketten bedeuten, natürlich nicht. Aber der Store trifft den Zeitgeist: Hier wird faire und nachhaltig produzierte Mode verkauft, die stiltechnisch mit dem schlechten Ruf von Öko-Schlappen und Batik-Shirts l nichts mehr zu tun hat. Und: Er passt zu München.

Es gibt in München
einen Markt für coole,
nachhaltige Mode

Der nachhaltige Einkauf wird vielen Münchnern immer wichtiger. Im Februar wird in Schwabing ein verpackungsfreier Supermarkt eröffnen, Smoothie-Bars und vegane Restaurants boomen schon längst. Ebenso der „Dear Goods“-Shop im Glockenbachviertel: Das Geschäft für vegane Mode gibt es in Berlin, Essen und München bereits seit 2012, im Januar erst hat in der Friedrichstraße in Schwabing eine zweite Dependance eröffnet. Ein paar Straßen weiter, in der Schellingstraße, hat im Dezember ein neuer Second-Hand-Shop eröffnet.

Ob der Erfolg dieser Geschäfte einem Trend geschuldet ist oder nicht, sei offen gelassen. Vielleicht ist das auch gar nicht wichtig. Denn eins steht fest: Einen Markt für coole, nachhaltige Mode gibt es in München. Und das, obwohl eine Studie von Greenpeace im Frühjahr 2015 zeigte, das deutsche Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren von Fair-Fashion nur wenig halten. Vielleicht kommt die Einsicht mit dem Studentenleben, mit dem Erwachsenwerden. Und wenn nicht? Dann hält „Nui“ dem Fast-Fashion-Fieber weiter entgegen: mit fairer, nachhaltig produzierter Mode von talentierten Jungdesignern.

Mein München: Hauptbahnhof

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Laut Duden bedeutet Solidarität „unbedingtes Zusammenhalten mit jemandem aufgrund gleicher Anschauungen und Ziele“. Maximilian Schäfer denkt an Solidarität, wenn er sich an den 6. September 2015 erinnert. Damals machte er sich zusammen mit Freunden auf den Weg zum Hauptbahnhof, um die Ankunft der ersten Züge voller geflohener Menschen mitzuerleben. Solidarität sei es gewesen, wie innerhalb weniger Stunden die ersten Helfer ein herzliches Willkommen organisiert und von ihrem eigenen Geld Essen und Trinken für Menschen besorgt hätten, die sie gar nicht kannten.


„Da wurde geklatscht, und ganz viele der ankommenden Flüchtlinge haben ,I love Germany‘ gerufen“, sagt Maximilian. Er ist es mittlerweile gewöhnt, Menschenmassen zu fotografieren. In ganz Deutschland hat der erst 18-Jährige schon Demonstrationen besucht – für Flüchtlinge und auch gegen Flüchtlinge. Auf Pegida-Aufmärschen wurde er hin und wieder auch angefeindet. Angst hat er trotzdem keine, denn für ihn ist es wichtig, eben diese Spannungen und Atmosphären mit der Kamera festzuhalten und darüber zu berichten.


Umso schöner findet er es, dass er auf diese Art auch das Gefühl von Miteinander und die Symbole gemeinsamer Werte einfangen kann. Spannungen und Übergriffe gab es an jenem 6. September am Münchner Hauptbahnhof nicht. Und als viele der jungen Flüchtlinge die Hände zum Peace-Zeichen erhoben, hat das kleine Mädchen auf den Schultern seines Vaters wohl einfach mitgemacht. Ein Stück bildlicher Solidarität.

Von Theresa Parstorfer

Band der Woche: The New Colossus

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Es ist lange her, dass Popmusik einen Anspruch erhob, der sich nicht nur um sich selbst dreht. Doch nachdem diese Haltung durch Selfie-Selbstbezogenheit und die Facebook-Bühne so sehr in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, hat die Egomanie für Pop-Musik ein wenig von ihrem Reiz verloren. Dass eine junge Regensburger und Münchner Band sich also nach dem hochtrabend pathetischen, aber sich um andere sorgenden Gedicht benannt hat, das auf dem Sockel der Freiheitsstatue steht, ist an sich schon eine spannende Idee. The New Colossus (Foto: Marina Geckeler) implizieren damit eine weltumarmende Haltung.


Misericordia-Pop, der in seiner musikalischen Ausführung ebenso wandlungsreich und durchmischt ist wie die vielen Bevölkerungsgruppen, die die Freiheitsstatue als „huddled masses yearning to breathe free“ einst so offenherzig empfing. 


Seit 2014 spielt das Quintett zusammen, gerade hat die Band ihre erste EP fertig gestellt. Und die Musik, die sie dafür erfunden haben, ist mutig. Denn The New Colossus gehen den Schritt und versuchen dem alten, groß gedachten Mucker-Genre Postrock ein zeitgenössisches Gewand zu geben. Postrock ist einer der wenigen Stile der Popmusik, der einen technikvernarrten Anspruch an Virtuosität hat, wie man ihn sonst nur aus der Klassik oder dem Jazz kennt. Doch die Musiker, die sich alle aus Schulzeiten in Mallersdorf-Pfaffenberg im Landkreis Straubing kennen, bringen die Voraussetzungen dafür mit: Bassist Philipp Lohmeier lernte sein Instrument im Orchester und in Jazz-Combos, Gitarrist Jakob Peintner spielte in diversen Bands, und Sängerin Verena Lederer war im Schulchor und sang im Vokalensemble. Und das hört man ihrer Stimme an: Ihr geht das schüchtern Verdruckste, was man oft in den Frauenstimmen urbaner Indie-Produktionen hört, völlig ab. Ihre Stimme klingt, als habe sie von klein auf im Gospelchor gesungen. Und das rückt diesen neuen Popvorschlag, wie Postrock heute klingen könnte, in eine interessante Ecke: Denn ähnlich wie bei der kanadischen Band Cold Specks führt Verenas Stimme verlässlich durch die zerfaserten Songs. Und während Cold Specks den musikalischen Hintergrund im Jazz haben, liegt der bei The New Colossus eben in ausufernden Gitarrenstrukturen und sphärisch langen Soundauftürmungen. Etwa im Song „Wasted Time“: Über fünf Minuten hinweg wird fröhlich von Teil zu Teil gesprungen, mal im Half-Time-Beat, dann wieder drängend nach vorn, mal wird gedichtartig rezitiert, auf der Stimme liegen Hall und Delays, dann setzt der Bass plötzlich so funkig ein, wie man das eher von den Red Hot Chili Peppers erwarten würde.

Das ist eine Art des Songwritings, die heute ungewohnt ist. Schon der Zeitaufwand, den es braucht, so komplizierte Strukturen zu schreiben und zu üben, passt nicht zur Schnelllebigkeit, in denen Musik als Projektarbeit derzeit entsteht. Doch es passt zu dem Pathos und den Anspruch, den sich die Band schon mit ihrem Namen gesetzt hat: „Ich finde es wunderschön“, sagt Verena über das namensgebende Gedicht, es sei zwar „sehr pathetisch, aber hoffnungsvoll“ und der Gedanke von Freiheit und Offenheit gegenüber Neuem komme gut zum Ausdruck. Einen reizvollen Kontrast ergibt dazu der Name, den sie ihrer ersten EP, die sie am Mittwoch, 3. Februar, im Münchner Cord-Club vorstellen, nun gegeben haben: „Apoxia“ ist der wissenschaftliche Name für die Höhenkrankheit – und wirkt im Kontext dieser doch recht großatmenden und hochsteigenden Musik auch wie eine Warnung. Auch wenn die Symptome der Höhenkrankheit – Atemnot, Kopfweh und der Verlust, klar denken zu können – für Verena auch Symptome der Gefühle sind, die sie in ihren Texten beschreibt: „Melancholie, Wut und ein bisschen Weltschmerz.“ 

Von Rita Argauer

Eine Mütze als Symbol

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Bilder, die die Medien an uns herantragen, können abschrecken, können Unbehagen verbreiten, Angst machen. Aber sie können auch zum Nachdenken anregen. Die jungen Studenten, die hinter dem Verein Equalhats stehen, sind noch einen Schritt weitergegangen. Pauline Kargruber, Joschka Reik und Julian Reik haben ihre Betroffenheit in aktives Engagement umgewandelt. 

„Mache einen fremden Namen zu deinem“, ist auf ihrer Webseite equalhats.com zu lesen. Unter diesem Motto vertreiben sie Mützen für einen guten Zweck. Das klingt zunächst simpel. Hinter der Idee stehen jedoch klare Vorstellungen. 

An dem Abend des 2. Septembers 2015, an dem das Bild des kleinen leblosen Jungen, der an der türkischen Küste angespült wurde, durch die Medien ging, saßen Joschka und Pauline mit Freunden zusammen. „Eigentlich wollten wir gemeinsam ausgehen, doch nach der Meldung wollte einfach keine ausgelassene Stimmung mehr aufkommen“, sagt Joschka. Er ist 20 Jahre alt, studiert Jura und hat gemeinsam mit seinem Bruder Julian, 24, bereits einige Geschäftsideen erfolgreich umgesetzt. Er hat klare Vorstellungen. Wenn er redet, hat das Struktur. Noch an dem Abend in der Wohngemeinschaft ist die Idee zur Mütze entstanden. „Obwohl das Thema kein neues war, hat es da irgendwie Klick gemacht“, sagt Pauline. Sie ist mit 19 die Jüngste in der Gruppe. Die blonden Haare hat sie zu einem Knoten gebunden, sie trägt eine runde Brille. Die Fragen waren: Wie kann man effektiv helfen? Wo besteht tatsächlich Bedarf? Aber vor allem auch: Wie kann man anderen jungen Menschen, die sich ähnliche Fragen stellen, das Engagement erleichtern? 

Das Geld, das der Verkauf
der Mützen einbringt,
wird gespendet

Auf jede Mütze ist ein Name eines geflüchteten Menschen gestickt, der bereits in Deutschland angekommen ist, auf der Rückseite der Schriftzug „refugees welcome“. Welcher Name auf der einzelnen Mütze steht, ist nicht wichtig, man erfährt es auch nicht vorher. Durch das Tragen eines „Equalhats“ kann man ein Zeichen setzten. Die Mütze wird zum Symbol. Joschka nickt. „Was uns aber auch wichtig war, ist, dass der Austausch über das Thema angeregt wird“, sagt er. Wer eine Mütze trägt, auf der ein fremder Name eingestickt ist, der wird darauf angesprochen, der erklärt seine Bewegründe. Was entsteht, ist ein Gespräch. Ein Gespräch, das sonst im Alltag vielleicht keinen Platz gefunden hätte.

Julian, der gerade seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen hat, hört seinem Bruder aufmerksam zu. Joschka hat durch sein Jurastudium rechtliches Know-How, das beim Notar-Besuch und der Gründung des Vereins geholfen hat. Julian kann sich um die unternehmerischen Aspekte im Verein kümmern. „Wir haben uns alle gut ergänzt“, sagt er. So kann soziales Unternehmertum schon während des Studiums gelingen. Jeder hat sein Können, sein Wissen in die Umsetzung des Projektes gesteckt. Pauline studiert Englisch und Arabisch. Sie hat den Versand der Mützen übernommen. „Irgendwann war mein ganzes Zimmer nur noch voller Kartons“, sagt sie und lacht. Sie ist unbeschwert, wenn sie über das Projekt redet. Selbst wenn sie von dem Produzenten erzählt, mit dem sie zunächst zusammengearbeitet haben und bei dem alles schief gelaufen ist, lacht sie. Pauline steht weniger für die Struktur, dafür mehr für die Ideen und das intensive Engagement hinter dem Projekt. 

„Dadurch, dass wir alle etwas Unterschiedliches studieren, und jeder von uns eine andere Herangehensweise hat, konnten wir das Projekt so schnell auf die Beine stellen“, sagt Joschka. Pauline und Julian nicken. Geholfen haben dabei die anderen Mitglieder, wie Paulines Schwester Sophie, 21, auch Ruben Schlembach und Lukas Mayer, beide 21, und Salma Sehk Zinth, 24, die Mitbegründer sind. Daneben haben weitere Freunde geholfen, etwa, um die Webseite zu gestalten. Das Geld, das der Verkauf der Mützen einbringt, spenden die Studenten vollständig an „Aktion Deutschland hilft“.
 „Geld fehlt ja immer“, sagt Pauline, „für diesen Verein haben wir uns entschieden, da er auf der Basis völliger Transparenz arbeitet.“ Das Projekt hat neben dem Studium mehr Zeit eingenommen, als am Anfang vermutet. Einige Mitglieder wissen noch nicht, ob sie im kommenden Jahr weiterhin mitwirken können. Trotzdem planen Pauline, Joschka und Julian mit der gleichen Begeisterung bereits an einem sommerlichen Nachfolger für die Mütze. „Da steht schon eine Idee im Raum, aber verraten wollen wir es noch nicht“, sagt Pauline und lächelt wieder verschmitzt.  

Von Jennifer Lichnau

Von Freitag bis Freitag mit: Anna-Sophie

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Irgendwo zwischen Fernweh, Wut auf Typen, die glauben Vergewaltigung sei ein Kavaliersdelikt und dem Wunsch ab und zu mal offline zu gehen, bewegt sich Anna-Sophie diese Woche. Dazwischen ist aber noch viel Platz für ein paar Ausstellungen, das lang ersehnte Konzert der Band Daughter, basteln am eigenen Blog und ja, sogar noch für das Buch “Nirvana Baby” von Juri Steinburg.  Begleitet Anna-Sophie durch ihre Woche!

Dumme NPD-Propaganda, die steigende Zahl rechter AfD-Hetzer und die Ankündigung des Frauenaufreißer-Treffens von Pick-Up-Artist Roosh mit seiner Rate Culture haben bei mir in dieser Woche für ein vorherrschendes Gefühl gesorgt: Wut.

In den Freitag starte ich aber mit guter Laune. Am Abend steht die Vernissage „Solo para mi“ auf meinem Plan, die Vorfreude auf dieses Highlight versüßt mir die doch recht zähen Stunden vor dem rettenden Wochenende. Im Studio Lohmeyer zeigt der Fotograf Ersin Cilesiz Eindrücke von seinen Reisen durch Lateinamerika. Die Bilder von Ecuador, Kolumbien und den Galapagos Inseln zeigen ferne Kulturen in ihrer Vielschichtigkeit und gestatten Einblicke in sehr persönliche Begegnungen des Künstlers. „Solo para mi“ gibt mir Stoff zum Träumen nach fernen Ländern und mir (noch) unbekannten Menschen. Meine Wut, die in letzter Zeit mein stetiger Begleiter war, hat sich kurzzeitig verzogen.

Bei der Demo gegen Roosh V mache ich meinem Ärger am Samstag Luft. Inmitten der Menge Gleichgesinnter fühle ich mich zumindest nicht ganz so hilflos. Demonstrationen können kein Gedankengut ändern, aber sie setzen ein sichtbares Zeichen. Um mich abzureagieren und den Tag mit etwas Schönem zu beenden, geht es anschließend in die Kulturjurte. Hier gibt es ein gemütliches Lagerfeuer, abwechslungsreiche Musik und die zur Veranstaltung gleichnamige Ausstellung „2 Jahre urbane Freiräume leben.“ Touch the beat, Freunde!

Der Sonntag ist mein Ruhetag. Heute verkrieche ich mit Juri Steinburgs Buch „Das Nirvana Baby“ im Bett. Ich kränkle ein wenig und brauche eine Auszeit. Die ungehobelte, rebellische Novelle des Berliner Autors passt hervorragend zu meiner ungebrochenen Krawall-Stimmung. Das tiefgründige Buch bringt mich aber auch zum Nachdenken über Unangepasstheit, Konsum und Individualität.

Monday, Funday.  Einer meiner Lieblingstage. Voller Elan verfasse ich zwei Posts für meinen Blog, der bald online gehen soll. Die Worte fließen, macht Freude, wirklich. Währenddessen höre ich „Youth“ von Daughter in Dauerschleife. Eines meiner Herzenslieder. Abends wird dann ein kleiner Traum wahr: Daughter live im Münchner Technikum.

Reggae-Musik ist friedlich und facettenreich. Genau das richtige zum Dienstag im DIE.BASS.KAFÉ. Beim Marley Special wird der Film „Bob Marley -Rebel Music“ gezeigt. Die herzzerreißende  Geschichte des Reggae-Superstars berührt mich. Marley wurde durch seine kraftvolle aber stets friedliche Musik zum Sprachrohr der Bürger Jamaicas. In einer Zeit der internationalen Konflikte und Spannungen wählte er die Musik, um damit seine universelle Botschaft von Liebe und Frieden zu transportieren.

Am Mittwoch verschlägt es mich ins Kafe Kult. Zwei deutsche Bands treten auf: The Vagoos, eine Garage Surf Punk-Band und Mary Goes Wild aus München mit Garage Pop. Die lässigen Vibes sind genau das richtige, um die Gedanken treiben zu lassen, das Handy auszuschalten und im Jetzt, in der Offline-Welt zu leben.

Donnerstags lasse ich es ruhig angehen. Nach einem leckeren Vanille-Smoothie wird gebrainstormt für neue journalistische Projekte. Worte und Wissen sind schließlich meine Waffe gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Abends schaue ich bei Anna McCarthys  Ausstellungs-Opening „Drink cold, piss warm“ vorbei. Zeichnungen, Videos und Skulpturen werden hier gezeigt. Unter anderem von der Flüchtlingskrise während dem Oktoberfest, womit wir wieder bei den „Wutbürgern“ und „Gutmenschen“ wären.

„Say my Name“ - unter diesem Motto zeigt der Farbenladen bis zum 28. Februar Werke von Patrick Hartl. Der Künstler sprayte bereits mit 15 Jahren Grafitti, im Studium entdeckte er dann seine Liebe zur Kalligraphie. Zwei kontrastreiche Kunstformen, die viel gemeinsam haben und trotzdem nicht unterschiedlicher sein könnten. Geordnete Kalligraphie-Schrift versus Wild Style. Hartls Werke verbinden die alte Handwerkskunst mit dem erfrischend jungen Style der Straßen. Am Freitag sehe ich mir die gelungenen Symbiosen aus Kalligrafie und Grafittikunst selbst an und bin begeistert.

Von: Anna-Sophie Barbutev

Foto: Lisa Baumgartner


Neuland

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Designer sind manchmal etwas speziell, wenn es um ihre eigenen Kreationen geht. Die Designerinnen Nora Stocker und Andrea Wittmann des neuen Modellabels noko-o wirken dagegen völlig unkompliziert: Bei ihnen darf man sogar selbst mitwirken und über Designs und Materialien entscheiden.

Eigentlich mögen es Designer nicht, wenn man ihnen ins Handwerk pfuscht. Doch Nora Stocker, 26, und Andrea Wittmann, 27, bitten sogar darum. Ihr neues Modelabel noko-o ermöglicht es Kunden, beim Design mitzuwirken. Auf ihrer Website soll man zwischen Designs und Materialen wählen können. „Von Strick über Nylon bis zu klassischem Sweatshirt-Stoff“, sagt Nora.Doch die Technik kam ihnen dazwischen. Derzeit können nur fertige Pullover gekauft werden. Und nur auf Anfrage kann selbst zusammengestellt werden. „Aber der Programmierer arbeitet daran“, sagt Andrea. Die beiden haben sich in der Meisterschule für Mode und Design kennengelernt und danach zusammengetan. „Es sind ständig Probleme aufgekommen, die sich aber wie von selbst gelöst haben. Das ist fast gruselig“, sagt Nora und lacht. „Mit der Selbständigkeit springen wir erst mal ins kalte Wasser, Praktika können wir danach immer noch machen.“ Mit den Designerinnen von Vanook, einem Taschenlabel aus München, teilen sie sich ein Atelier in den super+studios. Bis zum 13. Februar gibt es die handgefertigten Pullover ihrer ersten Kollektion „Candy“ im Pop-up-Store super+Maxistore , Maximilianstraße 33. 

Von Stefanie Witterauf

Foto: Anna Pentzlin

Katzendame sucht Muskelkater

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Um auch ihre komische Seite zu zeigen, hat die Schauspielerin Laura Cuenca Serrano fünf Figuren entwickelt. Ihre Rolle als Imke-Karlotta kommt so gut an, dass sie nach nur einem Auftritt gleich ins Vereinsheim gebucht wird.

Imke-Karlotta sucht die große Liebe. Sie hält sich an ihrem Jutebeutel fest. Schlurfender Schritt, geduckte Haltung. Ihre Chancen, einen Mann zu finden, stehen an diesem Abend zunächst ziemlich schlecht. „Ich liebe Katzen“, sagt sie, und man glaubt es ihr aufs Wort. Ihr hellblauer Pulli, den Imke-Karlotta immer wieder zurecht zieht, ist geziert von zahlreichen Katzen. Die Brille sitzt leicht schief auf ihrer Nase und sie muss sie immer wieder hochschieben. Die blonden Haare hat sie hinten zu einem Zopf gebunden und zwei bunte Spängchen halten sie links und rechts aus dem Gesicht.
Laura Cuenca Serrano, Jahrgang 1987, ist an diesem Abend die einzige Frau auf der Bühne. Das Schwabinger Vereinsheim ist bis auf den letzten Platz gefüllt und alle sind auf die Newcomerin gespannt. Wenn sie als Imke-Karlotta dann anfängt, von ihren süßen Babykatzen zu schwärmen und mit ihrer kindlichen Naivität bezaubert, merkt man, dass Laura die Rolle nicht nur spielt, sondern lebt. Vielleicht hat sie es deshalb nach nur einem Auftritt auf der Studentenbühne „Ludwig und Kunst“ im Rationaltheater gleich ins Vereinsheim geschafft.

Auf Katzenwitze folgen
anzügliche Wortspiele, so
unschuldig ist sie wohl doch nicht


So richtig angefangen hat bei Laura alles mit dem Bachelor. An der LMU München studiert sie Germanistik und Theaterwissenschaften mit dem Schwerpunkt Filmwissenschaften. Mit dem wissenschaftlichen Studium wächst der Wunsch, Schauspielerin zu werden. Sie nimmt daraufhin Unterricht in den USA und Deutschland. Mittlerweile macht Laura ihren Master in Germanistische Literaturwissenschaft, ihren Lebensunterhalt verdient sie aber schon jetzt als Schauspielerin. In der Vergangenheit war sie meistens in ernsten Rollen zu sehen. Im November 2015 hatte sie beispielsweise in dem Theaterstück „Die Ermittlung“ eine Hauptrolle als eine der Zeuginnen im Pathos Atelier. In dem Stück geht es um die Auschwitz-Prozesse: schwere Kost für den Zuschauer. Obwohl Laura die Bühne liebt, arbeitete sie bislang häufiger fürs Fernsehen, kleinere Sachen, etwa bei Aktenzeichen XY. Im Laufe des Jahres wird sie außerdem eine Nebenrolle in einem internationalen Kinofilm spielen.
 Von Langeweile keine Spur. Trotzdem wollte sie den Castern und Regisseuren zeigen, dass sie auch Talent für Komik besitzt und gerne „Späßchen macht“. Deshalb hat sie fünf verschiedene Frauencharaktere entwickelt, die auf der Suche nach einem Mann sind: Imke-Karlotta, die Katzenliebhaberin, Selina, die Proletin, Carmen, die spanische Schlagersängerin, Chanel die Modebloggerin, und Nicole, der Emo.

Die Partnerwahl ist für Laura ein wesentliches Thema in unserer Gesellschaft, aber eben auch in gewisser Weise das „Luxusproblem“ einer Generation, die keine existenziellen Sorgen hat. Nachdem sie ein Video gedreht hat, in dem die fünf sehr unterschiedlichen Charaktere sich und ihre Wünsche an die Männerwelt vorstellen, wurde sie von ihren Freunden dazu animiert, mit dem Programm auf die Bühne zu gehen.

Als dann die Rockergöre Selina für einen Werbespot gecastet wird und sie „wild rumpöbeln“ darf, beschließt sie ein Miniprogramm von 10 bis 15 Minuten zu schreiben. Erst dachte sie, dass sie das Programm in ein bis zwei Stunden locker runterschreiben kann. Nach fast acht Stunden Arbeit hat sie aber gemerkt, dass das gar nicht so leicht ist. Zahlreiche Youtube-Videos von Stand-up-Comedians, Kabarettisten und Gespräche mit anderen Künstlern später war Imke-Karlotta schließlich bereit, sich der Welt zu präsentieren.
 In allen Figuren, die Laura erschaffen hat, steckt immer auch ein kleiner Teil von ihr, „meine heimliche Lieblingsfigur ist aber die Imke-Karlotta“, gesteht Laura. Interessanterweise, so die junge Kabarettistin, bevorzugen Männer meistens die Figur der frechen Rockerin Selina oder der spanischen Schlagersängerin Carmen, wohingegen die meisten Frauen eher Imke-Karlotta in ihr Herz schließen. Wenn sie leicht verloren auf der Bühne steht und schüchtern blinzelt, bleibt einem aber auch wenig anderes übrig. Vor allem dann, wenn sie anfängt, Katzenwitze zu erzählen: „Wovon träumt eine Katze nachts? Von einem Muskelkater.“ Und ganz aufgeregt gleich den nächsten: „Wo wohnen die Katzen? Im Miezhaus.“
 

Sie grinst leicht verschmitzt ins Publikum, doch gleich legt sich ein Schatten über ihre Züge, als ihr einfällt, dass es ja vielleicht doch nichts wird mit der großen Liebe. Vielleicht ist da niemand, der ihre „Katze streicheln“ will – ein anzügliches Wortspiel, so unschuldig ist sie also wohl doch nicht. Dann beginnt sie zu singen, ein Lied voller Herzschmerz. Und das ist der einzige Augenblick, in dem eher Laura als Imke-Karlotta auf der Bühne steht. Denn von der schrulligen Katzendame würde man eher ein Gepiepse und Geheule erwarten als die sanfte Stimme, die man zu hören bekommt. Aber Laura ist nicht nur Schauspielerin, Model, Moderatorin und seit neustem Kabarettistin, sondern auch noch leidenschaftliche Sängerin.

Laura plant in Zukunft, auch mit den anderen Figuren auf die Bühne zu gehen. Das Programm für Imke-Karlotta ist ihrer Meinung nach aber auch noch lange nicht ausgeschöpft. Sie könnte sich zum Beispiel gut vorstellen, dass Imke-Karlotta bald auf der Bühne einem Politiker mit ihrer kindlichen Art Löcher in den Bauch fragt. Denn so etwas darf Imke-Karlotta. Sie darf ihre Katze auch Barack Obama nennen, „weil die so eine lustige Farbe hat“.
 Für Laura ist dass das Spannende an den verschiedenen Rollen: Sie alle sind Teil von ihr und doch ganz anders. Sie tun und sagen Dinge, die sie selbst nie so machen würde. 


Im Umkehrschluss kristallisiert sich dadurch immer mehr heraus, was den Mensch Laura Cuenca Serrano ausmacht. Sie wirkt keinesfalls unsicher wie Imke-Karlotta. Und sie hat es nicht nötig zu pöbeln wie Selina. Schon mit ihren jungen Jahren ruht Laura in sich selbst. Ihre Lippen umspielt immer ein kleines Lächeln, das auch noch in ihren grün-grauen Augen aufblitzt, wenn sie zu erzählen beginnt.

Starallüren? Keine Spur. Dafür hat sie auch gar keine Zeit, denn Laura hat noch viel vor. Deshalb ist sie auch keine Frau, die mit den Worten „Ich wünsche mir den Weltfrieden“ von der Bühne gehen würde. Ihre Figur Imke-Karlotta tut allerdings genau dies und lässt die Zuschauer ein klein wenig verliebt zurück.

Von Jacqueline Lang

Foto: Jean-Marc Turmes

Mein München: Münchner Hauptbahnhof

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Als Kind hat der Münchner Hauptbahnhof Anna Pentzlin Angst gemacht. Der ständige Trubel der vorbei hetzenden Menschen mit ihren Koffern, die dunklen Gestalten, die sich scheinbar nur im Schatten der Stadt aufhalten. Doch mittlerweile kommt ihr der Bahnhof klein vor, verglichen mit den Hauptbahnhöfen anderer Städte, an denen sie selbst mit ihrem Gepäck zum Gleis geeilt ist

„Er ist Aufbruch und Heimkommen zugleich. Neben den durchreisenden Touristen ist das Viertel sehr international. Mehr als alle anderen Stadtviertel ist es von vielen verschiedenen Nationalitäten geprägt“, sagt Anna. Aber auch Elend sehe man am Hauptbahnhof oft. Szenen, von denen die meisten Münchner häufig ferngehalten werden. „Doch hier lässt es sich nicht wegfegen und es ist auch nicht zu übersehen“, sagt Anna.
 Ihre kleine Analogkamera hat sie immer griffbereit in der Jackentasche. Auf dem Weg zu einem Freund schaut die junge Fotografin vom Zwischengeschoss nach oben und hält diesen Blick fest. Oft fotografiert sie spontan, doch ihre Werke der konzeptionellen Fotografie machen ihre Arbeit aus.
 Für verschiedene Magazine hat Anna geshootet. Die „glattgebügelte Bilderwelt“ langweilt sie. Strenge Ideale? Anna setzt etwas dagegen. „Mir wurde schon öfters gesagt, dass meine Fotos provozieren, weil ich zum Beispiel hängende Brüste und Penisse zeige. Dabei finde ich nicht, dass ich provoziere. Ich zeige die Dinge so, wie ich sie sehe. Mich provozieren eher die Millionen von Fotos, die völlig inhaltslos sind und mich mit belangloser Ästhetik konfrontieren“, sagt Anna. 

Von Stefanie Witterauf

Allein gegen Bayern

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Jakob Grahl, 20, studiert an der Filmhochschule in München Drehbuch. Er ist gebürtiger Münchner, Borussia Dortmund-Fan und hat zusammen mit seinem Kommilitonen Jonas Egert, 21, einen Video-Clip über die Fan-Feindschaft zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München gedreht. Anlass war ein vom Dortmunder Verein ausgeschriebener Wettbewerb unter dem Titel „Heimspiel“ – das Video aus München hat gewonnen.

SZ: Wie kann man als Münchner Dortmund-Fan sein?
Jakob Grahl: Mein Vater ist Dortmund-Fan. Er kommt aus Dortmund und er hat meinen Bruder und mich dazu erzogen. Meine Oma wohnt da auch noch. Und so hat es sich ergeben, dass wir, wenn wir sie besuchen, eigentlich immer mindestens einmal ins Stadion gehen.

Gibt es da in München nicht Ärger mit den Kumpels?
Die nutzen natürlich jede Chance aus, um einen zu ärgern. Wie nach dem Champions-League-Finale 2013, da darf man sich schon Einiges anhören. Aber es ist auch total witzig, wenn man dann als Einziger so ein bisschen sticheln kann, wenn es andersrum ist. Als ich in der elften, zwölften Klasse war, 2011/2012, da hatten die Dortmunder eine recht erfolgreiche Zeit und haben alle fünf Spiele gegen Bayern gewonnen. Vor jedem Spiel kam da von meinen Freunden: „Dieses Spiel wird’s aber nicht so sein.“ Im Endeffekt war dann aber doch immer ich derjenige, der am nächsten Tag sticheln konnte.

Was erlebt man mit einem schwarz-gelben Trikot in München?
Das habe ich ja im Film ausprobiert. Das war überraschend zweigeteilt. Da gab es die einen, die blöde Kommentare abgegeben haben. Auf der anderen Seite aber auch ganz viele, die es witzig fanden. Ich habe es doch geschafft, dass die meisten mich doch nicht aggressiv angegangen sind. Und viele haben gemeint, es wäre doch ganz mutig, was ich da mache. Der Jonas, der Kamera gemacht hat, wurde auch einmal von hinten geschubst, obwohl der nicht einmal ein Trikot hatte. Aber der mit der Kamera ist oft derjenige, der mehr Aufmerksamkeit bekommt und quasi der Schuldige ist.

Zum Rückrunden-Start der Bundesliga wurde das Gewinner-Video des Internet-Votings bekanntgegeben und vor 80 000 Menschen beim Spiel Dortmund gegen Ingolstadt gezeigt. Wie waren die Reaktionen der Fans?
Positiv. Auch der Stadionsprecher war angetan von dem Video. Auch, weil München der Rivale Nummer eins ist. Ich glaube, deshalb ist es auch so gut angekommen.

In dem Video wird die Fan-Erzfeindschaft zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern thematisiert. Da wird auch nicht zu einem versöhnlichen Ende gefunden. Die Bayern bleiben die Bösen. Ist das provokant?
Das ganze Video ist eine Provokation. So wie ich früher das Fan-Sein ausgenutzt habe, um zu provozieren. Ich glaube, dass das durch den Sport auf einer gewissen Basis eigentlich ganz gut geht. Ein bisschen Sticheln, das finde ich ganz witzig. Natürlich gibt es da keine Lösung. Ich muss mir da ja auch viel anhören, aber ja … ein bisschen austeilen und einstecken vielleicht.

Andere beim Wettbewerb eingereichte Beiträge thematisieren beispielsweise Integration von Flüchtlingskindern oder auch einfach nur die Stärkung des Heimatgefühls. Warum hat genau euer Video gewonnen?
Ich glaube, dass ein politisches Thema zu groß für so einen einminütigen Beitrag ist. Das ist das, was bei uns so stark ist. Dass da ein Moment festgehalten wird. Außerdem glaube ich, wir haben das Thema Heimspiel ganz gut getroffen. Es wird so interpretiert, dass das kein Ort ist, sondern mehr wie ein Treffpunkt, der aber liegen kann, wo er will.

Wo schaut man als Dortmund-Fan in München die Spiele?
Ich schaue entweder daheim oder in einer Bar am Ostbahnhof, das ist die Dortmund-Bar. Oder auch mit Freunden in einer bayerischen Bar, aber da bin ich dann immer der totale Looser. Außer Dortmund gewinnt, dann ist es nach wie vor witzig, wenn man die ganze Zeit angemacht wird, und am Ende der Einzige ist, der jubeln kann.

Wie geht es mit dem Video jetzt weiter? Ist es das neue Werbevideo für Borussia Dortmund?
Nein, das wurde jetzt einmal im Stadion gezeigt. Ob das jetzt weiter verarbeitet wird, ist unklar. Es ist in dem Sinne auch nicht wirklich Werbung für den BVB, sondern eher eine Momentaufnahme.

Hier gehts zum Video

Interview: Theresa Parstorfer

Band der Woche: Zembiotix

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Es gibt sie immer wieder, diese oft recht fröhlichen Sängerknaben, die ohne die Hilfe von Instrumenten Musik erschaffen, die dennoch ausgesprochen füllig klingt. In den Neunzigerjahren waren das Die Prinzen aus Leipzig, die tatsächlich jedes Album in einer instrumentierten Fassung und einer A-Capella-Version veröffentlichten. Nach der Jahrtausendwende folgten dann die Wise Guys, die sich das Instrumentieren ganz sparten, aber übergreifenden Erfolg bei den Positive-Thinking-Alternativen einer Post-Hippie-Generation genauso wie als Gesangsvorlage bei der Pfarrei-Jugendfreizeit hatten. A-Cappella-Musik existiert als Mainstream-Nische des Popgeschäfts, musikalisch und stilistisch aber weitestgehend abgeschottet von Trends.


 „A-Capella und Beatbox sind so weit von einander entfernt wie Breakdance und Ballett“, erklärt Konrad Wiebe recht trocken dazu. Eine gewagte Aussage. Denn strukturell ist die Musik, an der Konrad gerade arbeitet, ziemlich nah an der eines A-Capella-Ensembles. Denn zusammen mit der Sängerin Kathi Junker schafft der Beatboxer und Produzent gerade eine Version von A-Capella-Musik, die nach Bubblegum-Pop klingt und über das Beatboxing als Unplugged-DJ für Rapper weit hinaus geht. Denn die Zembiotix (Foto: Konrad Wiebe), wie sich Konrad und Kathi im A-Capella-Techno-Duo nennen, machen elektronische Tanzmusik. Und streng genommen gibt es da einen sehr großen Unterschied zur gewöhnlichen A-Capella-Szene: Denn dort wird die Musik allein durch unterschiedlich gesetzte Ahs und Ohs, Blubbs und Las produziert, auf die dann eine Solo-Stimme gesetzt werden kann. Damit die Musik von Kathi und Konrad aber auch auf der Tanzfläche drücken kann, nutzen die beiden allerhand Effektgeräte. Das einfachste ist die Loop-Station, die die beiden davon befreit, sich noch einen Chor mit auf die Bühne zu stellen. Denn die Loop-Station vervielfacht die Stimmen von Kathi und Konrad. Dann gibt es noch Verzerrer, Kompressoren, Gates und diverses anderes, was die menschliche Stimme so verfremdet, dass sie mal wie ein Synthesizer, mal wie ein Drumcomputer klingt.
 Konrad ist eigentlich Beatboxer. Als Jugendlicher hatte er den französischen Beatboxer Poolpo auf Youtube gesehen – im Zuge dessen brachte er sich mittels diverser Youtube-Tutorials das Beat-Boxen selbst bei. Unter dem Namen Massive Noise professionalisierte er dieses Können. Mit diesem Projekt waren er und ein Freund als menschliche Synthesizer in der Republik unterwegs, unter anderem zu Auftritten in Berlin vor Samy Deluxe. Als sein Kollege sich mehr auf sein Studium konzentrieren wollte, brach das Projekt auseinander und der mittlerweile 25-Jährige widmete sich einem Kurs in Musikdesign an der Akademie Deutsche Pop. Und das wendet er nun in seinen Produktionen an: Über soziale Netzwerke fand er sich mit der 19-Jährigen Sängerin Kathi zusammen. Anfangs spielten sie noch mit einem Gitarristen, nach dessen Ausstieg stellten sie fest, dass die rein vokale Arbeit auch einen gewissen Reiz hat. Und sie begannen Cover-Versionen oder – anders ausgedrückt – Remixes von bekannten Popstücken aufzunehmen. Etwa MGMTs „Kids“, das in der Version von den Zembiotix auf Youtube mittlerweile Klicks im mittleren fünfstelligen Bereich hat. „Die größte Herausforderung an unserem Projekt ist wahrscheinlich unsere Musik, die komplett aus Vocals besteht, qualitativ wie elektronische Musik klingen zu lassen“, sagt Konrad. Und abgesehen davon, dass ihre Musik harmonisch ab und an noch etwas brav ist, erfüllen sie diesen Anspruch schon ganz gut. 

Stil: A-Capella–Techno
Besetzung: Kathi Junker (Gesang), Konrad Wiebe (Beatboxing, Produktion)
Aus: München
Seit: 2014
Internet: www.facebook.com/zembiotix1

Von: Rita Argauer

Foto: Konrad Wiebe

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