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Lernen, mit weniger zufrieden zu sein

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Schneehose statt Bikini: Andrea Lerchl und Clara Kaufhold gehen auf eine Hundeschlittenfarm nach Lappland. Ein Gespräch vor einer spannenden Reise.

Es gibt den Schnee, die Hunde, die Natur. Und dann irgendwann kommen die Menschen. Einsam ist es dort, wo Andrea Lerchl, 22, und Clara Kaufhold, 26, das kommende halbe Jahr verbringen: Die jungen Frauen fahren nach Äkäskero in Nordfinnland, um auf einer Hundeschlittenfarm zu arbeiten, gegen Kost und Logis. „Mit Sonnenaufgang fangen die Hunde an zu heulen“, sagt Andrea, genannt Annie. Dann heißt es aufstehen, anziehen, arbeiten. Die 500 Huskys füttern. Sie in die Schlitten spannen. Schnee schippen. Flächen enteisen.

München im Frühling. An der Isar wird gegrillt, Kinder schlabbern zufrieden das erste Eis des Jahres. Letzte Vorbereitungen bei Annie und Clara, bevor es losgeht. Sachen packen, Zimmer untervermieten, sich irgendwie vorbereiten auf das, was kommt. In Äkäslompolo, der nächstgelegenen Ortschaft, wohnen gerade einmal vierhundert Menschen. Der nächste Supermarkt ist nur mit dem Auto zu erreichen. Und im April ist es dort noch empfindlich kalt. Nachts wird es bis zu minus 11 Grad. Bis alles komplett abgetaut ist, dauert es.

Warum machen Menschen so etwas? In die Kälte fahren, wenn daheim der Sommer anbricht, die Leute ihre Flipflops rausholen? Clara überlegt kurz, sagt dann: „Ich war mal in Dänemark und dachte: Was ein kaltes, trübes Land.“ Nicht die beste Einstellung, um sechs Monate nach Lappland zu gehen. Aber: Die Natur fehle ihr, die Tiere, das Grün. Clara hat Veterinärmedizin studiert, Schwerpunkt Pathologie, promoviert nun, „hockt den ganzen Tag auf dem Hintern“, wie sie es ausdrückt. „Ich hoffe, ich finde dort die Zeit und die Ruhe, in mich zu gehen und mich auch mal von der ganzen Technik zu distanzieren. Facebook, Twitter … Ich bin das Internet so leid.“ Annie nickt zustimmend. Es gehe ihnen auch um Verzicht. Verzicht auf Konsum, auf Medien. „Ich würde gern lernen, mit weniger glücklich zu sein“, sagt Clara.

Das klingt nach Weltflucht. Zu sich finden, in Schneehose und Bergschuhen. Hundeschlitten fahren und Eisfischen, im Sommer dann Beeren sammeln, die Mittsommernacht genießen. Erlebnisurlaube wie diese haben Konjunktur. Die Farm, auf der die beiden arbeiten werden, bietet genau das an. Wer als Gast kommt, zahlt mindestens 1700 Euro für eine Woche Abenteuer. Viel Geld für ein paar Tage in Abgeschiedenheit. Doch Annie und Clara machen keinen Urlaub. „Morgens Hunde kuscheln, abends in die Sauna und dazwischen noch ein selbstgebrannter Schnaps? So wird das nicht, das weiß ich. Man muss arbeiten. Bei jedem Wetter.“ Theaterwissenschaftsstudentin Annie war schon einmal auf einer solchen Farm. Da hatte sie gerade ihr Soziologie-Studium geschmissen, brauchte einen Ort zum Runterkommen, um herauszufinden: Was will ich eigentlich? Finnland, sagt sie, sei schon immer ein Kindheitstraum gewesen. Sie ist Metal-Fan, Länder wie Finnland, Schweden oder Norwegen gelten als Zentren der Szene. Also ist sie 2013 ein erstes Mal in das Land gefahren, das sie so sehr faszinierte.

Doch damals war Annie nur sechs Wochen da, wohnte auf einer Ranch ein Stück weiter südlich. Und: Sie war allein. Da war keine Freundin, mit der es sich zu arrangieren galt. Anfangs, gibt Annie zu, habe sie gezweifelt, ob es wirklich die beste Idee sei, zu zweit zu fahren. Ein Gap Year in Lappland ist etwas anderes als Backpacking in Australien. Die Natur fordert, man muss sich nach ihr richten.

So weit im Norden erwartet man die Dunkelheit. Und findet sie doch nicht. Der Schnee reflektiert permanent das Licht, auch nachts. Tagsüber kann es so grell sein, dass man eine Sonnenbrille braucht. Später, wenn der Mittsommer kommt, geht die Sonne kaum noch unter, der Schlafrhythmus wird irritiert. Hinzu kommt die Stille: keine Autos, keine Menschen. Es ist so ruhig, man hört jeden Schritt im torfigen Schnee, den eigenen Herzschlag. Annie erinnert sich an ihre erste Tour und sagt: „Das war emotional richtig belastend.“

Um diese Eindrücke zu verarbeiten, braucht man Raum. „Ich halte uns für erwachsen genug, dass wir auch mal einen Streit aushalten, ohne dass eine von uns gleich heulend nach Hause fährt“, sagt Clara. Vor der Reise haben sie oft darüber gesprochen: Wie gehen wir mit Streit um? Wie finden wir eine Basis fürs Zusammenleben? Nicht zu viel erwarten – von einander, wie von der Reise, das haben sie sich vorgenommen.

Aber geht das überhaupt? Gerade für Clara ist diese Auszeit mit einigen Entbehrungen verbunden. Sie lässt ihren Freund zurück, ihre Haustiere, hat ihren Job gekündigt, ihre Promotion ruht. Um sich für die Zeit selbst versichern zu können, hat sie zudem viel sparen müssen. „Natürlich bin ich nervös“, sagt Clara. Sie hat sich auf verschiedene Stipendien beworben, um die Promotion später fortsetzen zu können, wird auch – während sie in Finnland ist – Bewerbungen schreiben, für die Zeit danach. Ängstlich wirkt sie dennoch nicht. Am Ostermontag ist es losgegangen, Roadtrip mit Claras Auto, durch Osteuropa hoch nach Finnland. „Ich freue mich so, wieder Tiere in meinem Leben zu haben“, sagt Annie. Da lächeln beide. 


Auf ihrem Blog “two wild things” kann man sehen, wie es den beiden auf ihrer Reise so geht.


Text: Carolina Heberling

Foto: Robert Haas


Fremdgänger: Chaos an der Uni

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Lange Schlangen vor den Sekretariaten und kein offizieller Kurskatalog an der Uni in Paris: Unsere Autorin hat sich langsam daran gewöhnt, dass es dort ganz anders zugeht als bei der geordneten Verwaltung an der LMU.

Was ich in Paris gelernt habe? Gute Frage. Küssen? Quatsch! Ein Croissant in den Milchkaffee zu tunken? Widerlich. Das Einzige in Paris, was mir auch später weiterhelfen wird: Ich habe hier gelernt, die Ruhe zu bewahren, wenn alles um mich im Chaos versinkt. Was für die Franzosen Verwaltung heißt, ist für uns Deutsche wohl eher Verwaltungschaos. Manche Situationen sind dermaßen absurd, dass man sich immer wieder an den Kopf fasst und denkt: „Das kann doch nicht wahr sein, das passiert gerade nicht wirklich.“ 

Als Münchner Student an der Sorbonne verabschiedet man sich langsam aber sicher von allem, was man bisher unter Ordnung kannte. Das lernte ich bereits, bevor die Uni überhaupt losging. Die Einschreibung in diese Universität – von den Franzosen „la fac“ genannt, was man in Momenten der Verzweiflung auch durchaus als „la fuck“ verstehen kann – ist wie ein Hürdenlauf durch ein Irrenhaus. Natürlich ist keines der zehn verschiedenen Sekretariate, zu denen man weitergereicht wird, zuständig. Überall braucht man neue Anträge. Auch gibt es kein offizielles Vorlesungsverzeichnis. Bevor die Uni losgeht, weiß niemand, welche Kurse er das Semester über haben wird.

Dieser Moment, wenn an der LMU der Kurskatalog für das neue Semester veröffentlicht wird, der von den Studenten wie Weihnachten erwartet wird, in Vorfreude, all die neuen Kursangebote entdecken zu können – das ist essenzieller Bestandteil des Studentendaseins. Aber: Das gibt es hier in Paris einfach nicht. Am Tag der Vorlesungszeit wird am Sekretariat ein Stundenplan ausgehängt, nach dem sich die Studenten zu richten haben. Der Stundenplan ist vom Wintersemester des Vorjahres, die Jahreszahlen in der Überschrift handschriftlich mit Bleistift geändert. Die Räume und Uhrzeit stimmen natürlich nicht mehr, und so kommt der gesamte Studiengang kollektiv zu spät zu seinen Kursen. 

Hier ist es normal, Klausuren eine Woche vorher im Kurs anzusagen, ohne den Termin zu veröffentlichen. Wer nicht da war, hat Pech gehabt. Ein Münchner Student weiß in der ersten Universitätswoche alle Termine seiner Klausuren verbindlich, das ist in der Prüfungsordnung juristisch geregelt. Eine wild im Semester platzierte Klausur ohne offizielle Ankündigung und inhaltliche Einschränkung wäre so irreal wie rechtlich unmöglich umsetzbar, dass ich bis zum letzten Moment nicht glauben kann, dass diese Klausur wirklich so stattfinden wird.

Wer sich schon einmal über das Kursverteilungsverfahren in München geärgert hat – zu willkürlich, zu kompliziert und bürokratisch –, der wird es lieben lernen, war er einmal in Paris an der Sorbonne. Als Erasmus-Student muss ich meine Kurse persönlich bei der Sekretärin belegen, per Kreuzchen auf einem rosa Stück Papier. Doch die Sekretärin ist zu Semesterbeginn Mitte Januar noch bis Ende Februar im Urlaub. Wo ich jetzt meine Kurse belegen soll? Das weiß keiner. Ich beginne, alles mit einer gewissen ironischen Distanz zu belächeln, um nicht verzweifelt in hysterisches Gelächter auszubrechen. 

Und dann bin ich wieder in München. Unser Koordinator hat eine automatische LED-Ampel an seiner Tür, die mir in rot und grün anzeigt, ob ich eintreten darf. Ich bin erst einmal völlig irritiert, weil das so dermaßen in Kontrast steht zu den gewohnten Schlangen vor französischen Sekretariaten, die so lang sind, dass man die Tür des Raums nicht mehr sehen kann. Warten ist angesagt. Gut, dass ich mir Milchkaffee und ein Croissant mitgenommen habe.


Text: Anne Gerstenberg

Foto: Privat

Neuland: Sarah Kreile

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Sarah Kreile, 24, aus München, hat für ihre Bachelorarbeit ein animiertes Erklärungsvideo über den Krieg in Syrien erstellt.

Eine Bachelorarbeit, deren Thema aktueller nicht sein könnte: Sarah Kreile, 24, hat für ihre Design-Abschlussarbeit an der Hochschule München ein animiertes Erklärungsvideo über den Krieg in Syrien erstellt. Hierzu stellte sie sich Fragen wie: Wer ist eigentlich alles in den Konflikt eingebunden? Und warum ist es so schwer, eine Lösung zu finden? Das mit Erklärungen (auf Englisch) unterlegte Video stellt mit klaren Darstellungen und auf sachliche, leicht verständliche Weise die Entstehung, Schlüsselereignisse, sowie mögliche Ausgänge des Kriegs in Syrien dar. 

„Bildung heutzutage funktioniert auf so viele Wege und ich bin der Meinung, Wissen sollte für alle, egal wo, frei zugänglich sein“, sagt Sarah. Bevor sie sich jedoch ganz auf den Animationsbereich konzentriert, widmet Sarah sich momentan in der Hafenstadt Porto in Portugal dem Surfen und ihrem Traum von einem eigenen Tattoo-Studio.  


Sarahs Erklärungsvideo über den Krieg in Syrien gibt’s hier zu sehen.


Text: Amelie Völker

Foto: Jonathan Pielmeier

Zeichen der Freundschaft: Heitere Heiratsanträge

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Kitschige Teenie-Filme in Endlosschleife und unverkrampftes Philosophieren über die ungewisse Zukunft: Unsere Autorin steht ihrer guten Freundin so nah, dass bei den beiden sogar schon Hochzeitsstimmung aufkommt.

Sie fällt vor mir auf die Knie. Mitten auf der Tanzfläche. Und streckt mir einen meiner eigenen Ringe entgegen. „Willst Du mich heiraten, Kathi?“ ruft mir Heide über Bilderbuchs „Maschin“ hinweg zu. Ich nicke, hüpfe vor Freude auf und ab und falle ihr stürmisch um den Hals. Von den umstehenden Menschen ernten wir verwirrte Blicke.

Es ist Samstagabend. Oder wahrscheinlich eher Samstagnacht. Eine gewisse Menge Bier und die aus den Boxen strömende Euphorie der Musik sind uns ein wenig zu Kopf gestiegen und haben uns wohl graduell übermütig werden lassen. Es ist nicht der erste Spaß-Heiratsantrag, den Heide mir macht. Es gab schon einige. In ähnlichen Situationen und ähnlicher Umgebung. Und das, obwohl es gerade einmal knapp drei Jahre her ist, als wir uns einander als schüchterne Erstsemester vorstellten.

Heute wohnen wir im gleichen Haus - nur drei Stockwerke voneinander entfernt - und verbringen so viel Zeit miteinander, dass es uns tatsächlich manchmal wie eine Ehe erscheint. Ich wüsste nicht, mit wem ich sonst zum eintausendsten Mal die gleichen kitschigen Teenie-Filme anschauen würde. Wem ich lieber die Reste meiner in maßloser Selbstüberschätzung gekochten, viel zu großen Portion Nudelauflauf geben würde. Wer mir sonst die herrlichsten und kuriosesten Geschichten der letzten Nacht erzählen würde. Und mit wem ich sonst so unverkrampft und offen über die Zukunft, die Liebe und die grausame Welt philosophieren könnte.

Ernsthaftes Heiraten und die Ehe sind in unserer Generation irgendwie out. So kommt es mir jedenfalls vor. Die Menschen haben Angst, sich aneinander zu binden oder erachten das Ganze als ein rückschrittliches Konstrukt. Auch Heide erklärt mir jedes Mal, wenn wir das Thema in ewigen Diskussionen über unsere jeweilige Zukunft anschneiden, dass sie niemals heiraten will, während ich an meinen vielleicht etwas naiv-spießigen Träumen von einer Zukunft mit Mann und Kindern festhalte. „Es gibt doch eh keinen G’scheidn“, stellt sie dann seufzend fest.

Trotzdem und eigentlich gerade deshalb freue ich mich jedes Mal über den immer wiederkehrenden, alkoholgeschwängerten Heiratsantrag von Heide. Wenn sich die Menschen in unserer Generation nicht mehr dazu entschließen aus Liebe zu heiraten, warum dann nicht einfach aus Freundschaft?


Text: Katharina Würzberg

Foto: Yunus Hutterer

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Marina

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Trotz Semesterbeginn und Aprilwetter ist unsere Autorin noch erstaunlich motiviert. Nicht nur was die Uni angeht, sondern auch bei ihrem wöchentlichen Kulturprogramm und beim Feiern: Im Ampere wird ausgiebig getanzt und im Milla gebührend auf die neue EP von Matthew und Matilda angestoßen. 

Freitag beginnt für mich mit Musik. Es geht direkt los zu einer alt-bekannten Münchner Band, die nach einer Pause ihr neues Album veröffentlicht. Die Rede ist von Password Monkey natürlich! Der nicht zu verkennende Classic Rock Einschlag macht mir richtig Laune und bereitet mich auf den weiteren Abend vor. Als nächstes fällt die Wahl schwer: Lieber tanzen gehen oder selber Musik machen? Letzteres kann man heute Abend in der Kongress Bar bei der regelmäßig stattfindenden Jam Session. Da war ich noch nie, also muss jetzt das erste Mal sein. Und wie ich es von anderen schon gehört habe, entsteht hier ein echter kreativer Austausch. Aber auch das Tanzen darf nicht zu kurz kommen, deswegen folge ich der Aufforderung „Geh Tanzen!“ ins Ampere. Diese „Revolution freier Musik“ mischt alle tanzbaren Genres zu einem groovigen Abend und ist damit schon eine echte Institution in München.

Samstag erhole ich mich erstmal von Freitagabend. Nach ausgiebigem Brunchen und vor-dem-schlechten-Wetter-im-Bett-Verstecken bin ich Abends fit genug, um 20:30 im Cord zu sein. Nach dem wilden Genre-Mix von Freitag beschränkt sich der heutige Abend auf Jazz– ein Paradoxon an sich, wenn man bedenkt, wie abgefahren Jazz sein kann. Beschränkungen gibt es da nicht, dafür bekannte Gesichter aus München, die schon in ihrem jungen Alter Profis neidisch machen können. Was danach noch geht? Im Cord ist immer noch was los, und wenn nicht, tut mir ein bisschen Schlaf nach Freitag bestimmt auch mal wieder ganz gut.

Am Sonntag verpasse ich mir eine Ladung Kultur im Farbenladen. Die Ausstellung „Nichts Desto Trotz“ von Metromadrid läuft seit dem 8. April und es wird Zeit für mich da auch endlich hinzugehen. Galgenhumor und gegenseitige Sichtweisen werden versprochen, eingefangen in 70 Fotografien, die meinen Hunger nach Denkanstößen mehr als zufriedenstellen. So intellektuell abgefüttert gehe ich Sonntag früh ins Bett – denn ab Montag geht die Uni wieder los.

Das klingt vielleicht so, als ob sofort viel Stress ansteht, aber zum Glück kann ich auch am Montag entspannt ausschlafen und muss erst um zehn in der ersten Vorlesung sein. Motiviert, wie meistens zum Semesterbeginn, will ich mich auch Montagabend weiterbilden und gehe dazu ins Lost Weekend. Philosophie und Text stehen im Mittelpunkt der Diskussion mit dem Autor Arven Avanessian, auch in Bezug auf Hausarbeiten im Uni-Alltag und Diskurse in Seminaren. Zum Glück habe ich hier gut aufgepasst und mir ein paar spannende Gedanken für die nächste Hausarbeit mitgenommen.

Am Dienstag wird ebenfalls tagsüber studiert und abends erlebt. In der Galerie der Künste bekommen mit dem Ausstellungskonzept „Die ersten Jahre der Professionalität“ aktuell sieben junge Künstler und Künstlerinnen aus München die Gelegenheit, ihre Werke zu präsentieren und auf sich aufmerksam zu machen. Die ein oder andere spannende Entdeckung beschäftigt mich bis nach Hause. Zur Mitte der Woche gibt es dann eine Portion Spaß und Entertainment. Natürlich muss ich als junge Münchnerin auch das Wannda Festival besuchen! Besonders lustig ist das beim Stand-up Comedy-Abend, der mit drei Performern und freiem Eintritt extremen Lach-Schluckauf verspricht. Da gibt’s gerne eine kleine Spende in die Künstlerkasse.

Donnerstag werden zwei sehr ähnlich konzeptionierte und glücklicherweise nicht weit voneinander entfernte Veranstaltungen geboten: Im Milla präsentiert Mais Sundermann seine Kunst, und die Elektro-Pop Band Aggressive Swans, in München keine Unbekannte mehr, gibt ein Konzert. Ziemlich cool wie ich finde, und deswegen lausche ich hier bei Betrachtung der Ausstellung um mich herum ausgiebig dem Konzert, bevor ich ins awi weiterziehe. Da werden Graphic Designs von Simon Marchner und Fotografien von Julian Mittelstädt gezeigt, im Anschluss daran gibt es feinste Sounds die ganze Nacht lang. Wie gut, dass Freitags keine Vorlesung ist.

Auf den Freitag freue ich mich schon ganz besonders: Matthew Matilda veröffentlichen endlich ihre erste EP! Wer Blues und Soul liebt, ist hier genau richtig, denn die beiden haben es raus, ihre Stimmen harmonisch zu verbinden und diesen Sound mit Cello und Akustik-Gitarre atmosphärisch zu hinterlegen. Das klingt fast wie der Soundtrack zu einer großartigen Nacht, die auch nach dem Konzert im Milla weitergeht, bei Spring Again! - der perfekte Abschluss. Denn mit diesem tanzbaren Mix endet meine Woche genau so, wie sie begonnen hat. Schlechtes Wetter im April? Mir doch egal!

Text: Marina Sprenger

Foto: Privat

Ein Abend mit: Alina Oswald

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Zur Zeit ist Alina Oswalds „Moments“ - Fotoreihe auf dem Wannda Kulturfestival zu sehen. Das trifft sich gut, denn: Dort scheint die Fotografin am Wochenende eh am allerliebsten abzuhängen. 

Name: Alina Oswald

Alter: 24

Beruf: Fotografin

Internetseite: alinacaraoswald.jimdo.com


Hier beginnt mein Abend:

Attentat - Griechischer Salat oder Altgiesing.

Danach geht’s ins/zu:

Bahnwärter Thiel und meistens zu Veranstaltungen von Wannda, Hauptsache

Wannda.

Mit dabei ist immer:

Ganz viel Liebe, Menschen die ich liebe und meine Schwester Tori, die ich auch unendlich liebe.

An der Bar bestelle ich am liebsten:

Wodka Bull… ich gebe es zu. :)

Mein Lieblingsgesprächsthema:

Mein Fotoprojekt „Moments“.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Sets von DJ Hr. Klotz, Tracks von David Seinz und mein eigenes Mitgrölen.

Mein Tanzstil in drei Worten:

Emotional, frei und manchmal komisch.

Der Spruch zieht immer: 

Keiner, ich fühle einfach hin. Mit Worten bin ich nicht zu beeindrucken. :)

Meine dümmste Tat im Suff war:

Nicht nackt im Regen zu tanzen…

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt’s im/bei:

Café Maria in der Klenzestraße.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:

Jedes Wochenende, an dem Elektrokeller nicht stattfindet… und Schwitzen:Nonstop.


Foto: Kerstins Kopf

Mit Beethoven im Ostchinesischen Meer

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Raphaela Gromes, 25, hat an ihrem vierten Geburtstag ihr erstes Cello geschenkt bekommen. Heute arbeitet die junge Münchnerin als freiberufliche Musikerin – und ist manchmal auf Luxusschiffen unterwegs.

An der Reling eines großen Luxusschiffes stehen. Dir die salzige Brise des Ostchinesischen Meeres um die Nase wehen lassen. Vorbeischippern an asiatischen Städten wie Shanghai oder Hongkong. Ab und zu ein Cello-Konzert spielen. Und wissen: Das alles ist dein Job, das bekommst du bezahlt. 

Für Raphaela Gromes, 25 Jahre, ist dieser Traumberuf ein Teil ihrer Realität. Die junge Solo-Cellistin aus München ist nun schon zum dritten Mal an Bord der MS Europa gegangen, um dort Konzerte für die Gäste zu spielen. Und auch, um ein bisschen Entspannung zu finden. Letztendlich war es nicht ganz so erholsam wie gedacht. Aber dazu später mehr.

Raphaela verfolgt ihren Traum von einer Karriere als Cellistin schon seit Kindheitstagen. Mit nur 14 Jahren ist sie bereits Jungstudentin bei einem Cello-Professor in Leipzig. Während ihre Mitschüler in diesem Alter genug mit der Pubertät zu kämpfen haben, fährt Raphaela in ihrer Schulzeit an einem Gymnasium in München wöchentlich nach Leipzig, um zu üben. Und auch wenn Verwandte ihr nach dem Schulabschluss zum Jura- oder Medizinstudium raten, steht für sie fest: Sie möchte Cellistin werden. Seit 2010 studiert sie nun Cello an der Musikhochschule München und hat bald ihren Masterabschluss in der Tasche.

Ursprünglich wollten ihre Eltern, beide Cellisten, dass Raphaela Klavier lernt. Zur Abwechslung was anderes. Raphaela merkt jedoch schnell: Klavier ist nicht ihr Ausdrucksmittel. Sie fühlt sich viel wohler mit dem Bogen und dem Streichinstrument in der Hand. Als Kind hört sie zudem all die Cello-Stücke, die ihre Eltern den Musikschülern lehren. Klar, dass Raphaela dann sowieso viel lieber das Instrument spielen möchte, mit dem ihre Eltern so viel Zeit verbringen. Daraufhin bekommt sie zum vierten Geburtstag ein kleines Cello geschenkt und hat mit ihren Eltern gleich zwei Musiklehrer im Haus.

Bald schon gewinnt die talentierte Cellistin erste Wettbewerbe und später folgen zahlreiche Auszeichnungen und zwei CD-Aufnahmen. In den stets positiven Kritiken ist oft von denselben Merkmalen zu lesen: Raphaelas positive Ausstrahlung und ihr charmantes Lächeln, das sie bei den Konzerten trägt, als würde sie jedes Mal ihr Lieblingsstück spielen. Hat man denn als Cellistin so etwas wie ein Lieblingskonzert, das man besonders gerne hört und spielt? „Grundsätzlich versuche ich jedes Stück, dass ich gerade spiele, als das schönste von allen zu sehen“, sagt Raphaela. „Dann kann ich mich am besten mit dem jeweiligen Konzert befassen, ohne davon abgelenkt zu werden, was ich gerade eigentlich lieber spielen würde.“ Trotzdem gebe es Stücke, die ihr besonders nahe stünden. Die Cello-Sonate von Richard Strauss zum Beispiel. Ebendiese wurde von Raphaelas Eltern zu der Zeit gespielt, als Raphaelas Mutter mit ihr schwanger war.

Raphaela redet schnell. Kaum hat sie den einen Gedanken formuliert, hat sie schon das nächste Thema angeschnitten. Es scheint zu sein, als wäre sie dem Zuhörer stets einen Gedanken voraus.

Raphaela ist schon wieder beim nächsten Thema: Musik. Natürlich. Ob sie privat überhaupt noch Musik hört? „Eher wenig“, sagt sie. Denn der Arbeitsalltag der jungen Frau mit den dunkelbraunen Haaren und der blassen Haut besteht aus so vielen Klängen, klassischen Konzerten und einer Menge musikalischem Einstudieren, da hört sie am Feierabend dann eher mal B5 aktuell. Oder schaut sich die Tagesschau an. Auch viel Zeit für ein Privatleben oder Erholung bleibt da nicht mehr. Als selbständige freiberufliche Musikerin hat sie wenig Zeit zum Ausruhen. Es gibt keine geordneten Tages- geschweige denn Wochenabläufe. 

Raphaela sagt, sie sei gefühlt 24 Stunden und sieben Tage die Woche mit ihrem Beruf beschäftigt. Selbst das Buch, das sie momentan liest, handelt von dem Komponisten Gioachino Rossini. Mindestens drei Monate im Jahr ist Raphaela unterwegs. Auf Tournee, oder wie jetzt kürzlich: Auf einem Luxuskreuzfahrtschiff. Zwei Wochen auf der MS Europa durch das Ostchinesische Meer. Sie hat dort zusammen mit einem Kammermusik-Ensemble nur drei Konzerte gespielt, unter anderem Beethoven, Rossini und Schubert. Karrieretechnisch kein wichtiger Schritt. Das Publikum: schnell zufrieden gestellte Rentner in Traumschiff-Atmosphäre. Aber für Raphaela kam diese kleine Auszeit mehr als gelegen: Selbst ihr jüngster Urlaub in Rom war eigentlich keine richtige Erholung, sondern eine Sprachreise. Deshalb freute sie sich auf Sonne, Meer und neue Kulturen. Wenn sie Konzerte im Ausland spielt, hängt Raphaela grundsätzlich noch zwei Tage an, damit sie ein bisschen mehr von dem Land sehen kann als nur den Flughafen und den Konzertsaal. „Ich denke, das Kennenlernen verschiedener Kulturen macht einen nicht nur glücklicher, sondern inspiriert einen dazu, dass man mehr zu sagen hat auf dem Instrument.“

Neue musikalische Aussagekraft also durch Reisen anstatt stures Einstudieren der Noten? Raphaela sagt: „Es ist genauso wichtig zu lesen und zu reisen, wie zu üben.“ Musik, die nur auf Technik basiert, könne sie nicht spielen. Sie möchte nicht nur im Übe-Zimmer und in Konzertsälen sitzen. „Sonst würde ich noch verkümmern“, sagt sie. Raphaela will also das Leben und die Welt spüren, um die Erfahrungen auf ihr Spiel übertragen zu können. 

Apropos Welt spüren: Auf dem Ostchinesischen Meer war es unerwartet kalt, regnerisch und stürmisch. Was dazu führte, dass Raphaela eher unerholt und etwas erkältet zurückgekehrt ist. Trotzdem möchte sie die Zeit nicht missen: Neben den drei Konzerten und gelegentlichen Musikproben konnte sie bei den Landgängen Orte wie Taiwan, Shanghai oder Hongkong kennenlernen. Eine weitere positive Gegebenheit: Musiker werden auf dem Luxusschiff nicht wie Angestellte behandelt. Mit ihrem Gäste-Status dürfen sie auch in Luxussuiten schlafen. Allein deshalb würde sie so ein Angebot zukünftig in jedem Fall ein weiteres Mal annehmen. In der Hoffnung, das Wetter wäre das nächste Mal etwas sonniger.


Text: Amelie Völker

Bild: Christine Schneider

Balladen als Death Metal-Version

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„Freundschaftsbänd“: Auf Einladung der Junge-Leute-Seite und des Indie-Labels Flowerstreet Records covern sich nächsten Samstag neun Münchner Bands gegenseitig.

Die Silhouetten der Musiker spiegeln sich in den großen Fensterscheiben. Scheinwerfer und die volksfestgleiche Beleuchtung des Cord Clubs tauchen Bühne und Zuschauerraum in einen Mix aus rotem und violettem Licht. Über die Lautsprecher erklingt der Song „Finally Alone“ von Claire Jul. Doch statt wie sonst Keyboard und Drumcomputer sind Gitarre und Cajon zu hören, die Komponistin des Songs steht vor der Bühne und filmt den Auftritt mit ihrem Smartphone. Denn gerade interpretiert Flonoton den Song der Electropop-Sängerin auf seine ganz eigene Weise.

Neunmal gibt es diese Szene so oder so ähnlich an dem Abend. „Freundschaftsbänd – ein Abend der Bändfreundschaften“ lautet das Motto des Konzerts, das von der Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung zusammen mit dem Münchner Indie-Label Flowerstreet Records veranstaltet wird.

Das Konzept ist einfach: Jede der neun Bands, bunt gemischt aus allen Genres, spielt zwei Songs. Erst covert sie den Song der vorherigen Band, dann spielt sie einen eigenen, der dann wiederum für die nächste Band zur Neuinterpretation freigegeben wird. So hört man jeden Song zweimal – mit insgesamt 18 Originalen und Coverversionen ist der Abend gut gefüllt.

Einen Song zu covern, ist für die meisten Künstler nichts Neues. Viele Bands starten ihre Karriere als Coverband, und zu Übungszwecken hat nahezu jeder Musiker bereits die Songs anderer Bands nachgespielt. Doch „wenn man ein Lied nicht nur covert, weil man es cool findet, sondern man die Person, die es geschrieben hat und es sonst performt, auch noch kennt, das ist dann noch ein bisschen schöner, ein bisschen persönlicher“, sagt Singer-Songwriter Florian Saur alias Flonoton, der Claire Juls Song für seine Version sogar ins Deutsche übersetzt hat. „Normalerweise covert man ja seine eigenen Heroen oder seine gerne-spezifischen Sachen“, fügt Andreas Keymer hinzu, der mit seiner Band Lester bei der nächsten Ausgabe des Freundschaftsbänd den Song eines anderen Künstlers in eine energiegeladene Punkrock-Nummer verwandeln wird, „doch hier bekommt man einfach einen Song vor den Latz geknallt, den man nicht kennt. Das ist viel lustiger.“

Am Samstag, 29. April, dreht sich das Cover-Karussell wieder. Von 20 Uhr an stehen im Cord Club erneut neun Bands auf der Bühne, die sich gegenseitig neu interpretieren. Mit dabei ist auch die Bavaro-Indie-Truppe LischKapelle. Gitarrist und Sänger Andreas Torwesten freut sich am meisten auf die Coverversion seines eigenen Songs. „Das ist eigentlich das Herrlichste, weil es sicher ganz speziell wird, im Publikum zu stehen und den eigenen Song in einer komplett anderen Version zu hören.“ 

Selbst gecovert zu werden, ist für die meisten Bands ein Novum. „Das ist sehr spannend. Gerade in unserer Liga ist das was, was eigentlich noch nicht vorkommt“, sagt Florian Saur. Deshalb ist Andreas Torwesten „der Band, die unseren Song erwischt hat, auch dann nicht böse, wenn sie eine Death Metal-Version davon spielen“.

Noch immer hält sich das Gerücht, dass sich aufgrund des Konkurrenz- und Erfolgsdrucks in der Münchner Szene eine Art Ellenbogengesellschaft gebildet habe, dass die Bands eher gegeneinander arbeiten als füreinander. Auch damit möchten die Künstler an dem Abend aufräumen. „Ich hatte noch nie das Gefühl, dass unter den Bands Ungunst herrscht“, sagt Andreas Torwesten, und Florian Saur bemerkt: „Wir schieben uns gegenseitig die Gigs zu und tun uns auch mit dem Fahren zusammen. Das wäre überhaupt nicht der Fall, wenn die Leute so ein Ellenbogendenken hätten.“

Ganz im Gegenteil: So ein Abend dient auch dazu, neue Bandfreundschaften zu schließen. Zwar trifft man sich in der Szene immer wieder auf gemeinsamen Konzertabenden und lernt sich so kennen, „wenn du aber gegenseitig deine Songs coverst, dann kommst du dir schon noch ein bisschen näher“, sagt Schiwani Kakor, die das letzte Freundschaftsbänd-Konzert begeistert als Zuhörerin verfolgt und sich auch die zweite Ausgabe schon fest im Terminkalender eingetragen hat. „Dadurch, dass du von einer anderen Band einen Song coverst, fällt einfach diese Hürde total weg, bis du ins Gespräch kommst. Du bist einfach gleich auf einer Ebene“, sagt auch Michael Rieder, der als Singer-Songwriter Nikolaus Wolf am zweiten Freundschaftsbänd-Abend für sanfte Gitarrentöne sorgen wird. Neben Lester, LischKapelle und Nikolaus Wolf werden auch noch die Singer-Songwriter Sarah Sophie, Lost Name und Alisha Prettyfield sowie die Indie-Rocker von Die Sauna, die Folkband Eliza und die HipHop-Stepptanz-Combo Swango auftreten. Michael Wolf von Monaco Sessions wird zusätzlich für eine Videoaufnahme des Abends sorgen. In welcher Reihenfolge die Künstler jedoch spielen, und wer wen covert, bleibt bis zuletzt geheim. 


Freundschaftsbänd – ein Abend der Bändfreundschaften mit Alisha Prettyfield, Die Sauna, Eliza, Lester, Lischkapelle, Lost Name, Nikolaus Wolf, Sarah Sophie und Swango. Cord Club, Sonnenstraße 18, München. Beginn: 20 Uhr. Eintritt: 7 Euro.


Text: Maximilian Mumme

Foto: Jean-Marc Turmes


Fremdgänger: Hochstapler an Elite-Unis

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Oxford, die Heimat des „Hochstapler-Syndroms“: Unsere Autorin hat das Gefühl, ihre Mitstudenten in Oxford machen sich mit noch mehr Zweifeln Gedanken über die Zukunft, als es die Studenten in München tun.

Ganz bestimmt werden wir alle arbeitslos sein. Obwohl wir einen Abschluss in Oxford gemacht haben. Ich warte gerade auf zwei Kommilitonen im Eingangsbereich meiner Fakultät, als ich ein wenig ungewollt das Gespräch einer Gruppe von Studierenden mit anhöre. Es geht um Stellenausschreibungen bei Internationalen Organisationen, NGOs, den Vereinten Nationen und der EU. „Ich stelle gerade fest, dass ich hoffnungslos unterqualifiziert bin für all diese Dinge“, sagt eine der Studentinnen und seufzt. Zustimmendes Gemurmel. Es folgt das notorische Googlen berühmter, erfolgreicher Weltenretter und deren Lebensläufe. So gut wie die werden wir niemals, so weit der allgemeine Konsens.

Recht schnell habe ich herausgefunden, dass Oxford die Heimat des „Imposter-Syndroms“, des „Hochstapler-Syndroms“ ist. Ein nicht geringer Anteil der Leute hier denkt, er sei zuallererst nicht gut genug, um überhaupt einen Platz an dieser Uni verdient zu haben. In einem zweiten, logischen Schritt sind wir davon überzeugt, „hoffnungslos unterqualifiziert“ zu sein für jeden potenziellen Beruf, den wir gerne ausüben würden, wenn wir das Studium abgeschlossen haben werden. Besonders dringlich werden diese Sorgen jetzt, da das zweite Trimester vorbei ist und die meisten Studierenden in einjährigen Masterprogrammen beginnen, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Hilfreich ist es dabei, dass unsere Oxford-Postfächer täglich von E-Mails überflutet werden – mit Einladungen zu Karriere-Messen, Jobangeboten und offiziellen Servicestellen der Universität, die bei der Erstellung eines professionellen Lebenslaufs unter die Arme greifen wollen.

Gedanken über die Zukunft machen sich Studenten in München genauso. Zweifel sind auch dort involviert. Zweifel, Abwägungen und Entscheidungen. Es mag tröstlich sein zu wissen, dass Studierende überall auf der Welt von den gleichen Sorgen und Unsicherheiten geplagt zu werden scheinen. Dennoch: Manchmal wünschte ich mir, meine Freunde in Deutschland in einem Gespräch mit den Studierenden hier in Oxford zusammenzubringen. Manchmal kommen mir die Sorgen, die hier geäußert werden, realitätsfern, um nicht zu sagen aufgesetzt vor.

Mag sein, dass es immer jemanden geben wird, der „besser“ ist als man selbst, auch wenn man es nach Oxford geschafft hat. Mag sein, dass es immer eine noch beeindruckendere Ausbildung gibt, und natürlich ist Erfolg auch immer abhängig von einem jeweiligen Ziel, das angestrebt sein mag. Es kann manchmal hilfreich sein, sich in Erinnerung zu rufen, was man schon erreicht hat und welche Möglichkeiten das mit sich bringt. Und dass es Menschen gibt, die von diesen Möglichkeiten vielleicht nicht einmal träumen können. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher: Wenn meine Freunde in München wüssten, wie unterqualifiziert sich viele Leute in Oxford fühlen, würde ich zu hören bekommen: „Was wollt ihr denn noch mehr als einen Abschluss an dieser Elite-Uni?“

Wahrscheinlich würde ich entgegnen: „Wisst ihr, Oxford ist auch nur eine Uni.“ Und: Die Ausbildung, die in Deutschland ermöglicht wird, ohne sich finanziell in dem Ausmaß verschulden zu müssen, wie das in England meistens der Fall ist, ist definitiv nicht weniger relevant für unseren späteren Beruf. Niemand von uns, der auch nur ein bisschen Leidenschaft, Ausdauer und Begeisterung mitbringt, wird am Ende seines Studiums ohne Arbeit dastehen. Da bin ich mir fast sicher. Aber ein bisschen Sorgen darf man sich doch noch machen, oder?


Text: Theresa Parstorfer

Foto: Privat 

EP-Kritik: Matthew Matilda – EP I

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Diesen Freitag veröffentlichen Matthew Matilda ihre „EP I“ und wir haben für euch schon mal reingehört: Die beiden erschaffen dort eine eigene, außergewöhnliche Atmosphäre, die nach dreckigem Blues und verruchten Nächten klingt. 

Matthew Matilda – Diese beiden Namen stehen für rauen Blues und der ist auf der gesamten „EP I“ zu hören. Diese Songs sind sicher keine Partyhits, dafür aber vereinen sie großartiges Songwriting mit treibenden Rhythmen, aus denen sich ein Sog entwickelt, der den Charme des Duos ausmacht. Vielleicht bringt einen die EP nicht zum Tanzen, aber sicher zum Bewegen und bewegt Sein, denn die bluesigen Harmonien und persönlichen Lyrics gehen direkt ins Gefühl.

Im ersten Song, Breaking Home, schwebt Matthews Stimme auf den gleichmäßigen Basslines von Matilda, welche dem Song eine Schwere verleihen, die gleichzeitig seine Stärke ist. Bis zum Ende steigert sich der Song und klingt immer mehr nach dreckigem Blues und verruchten Nächten, nach Aufbruch – ein gelungener Einstieg in die EP ist er auf jeden Fall, denn beide Musiker können gleich ihre Stärken, sowohl an Instrumenten als auch stimmlich zeigen.

Ruhiger geht es weiter mit London, eingeleitet von einer fließenden Cello Melodie, die den melancholischen Charakter des Songs vorgibt. Im Chorus steht der atmosphärische, zweistimmige Gesang der Musiker im Vordergrund, und selten haben zwei Stimmen und ein Cello gemeinsam so viel Tiefe erzeugt.

Fast, der nächste Track des Albums, ist vielleicht der eingängigste Song des Albums. Die Flucht in eine eigene Welt ist mit diesem Song möglich, und wird mit dem nächsten Song, Season of Love, fortgesetzt. Das leise, sanfte Zusammenspiel von akustischer Gitarre und Cello lässt an einen Film-Soundtrack denken und Im zweiten Teil des Songs setzen die Stimmen der Musiker ganz aus und sie lassen ihren Instrumenten Raum für ein Cello-Solo, untermalt von unsauberen, tragenden Gitarren-Akkorden.

Die EP wechselt zwischen Blues-Rhythmen und ruhigen Songs, die ihre Dynamik allein durch die geschickte Kombination der Instrumente erhalten. So stark wie die EP beginnt, endet sie auch, mit viel Melancholie dazwischen und dem Song Sea Lion als krönenden Abschluss. Mit der EP beweist das Duo, dass es nicht nur live die Fähigkeit hat, den Zuhörer in ihre eigene Welt zu entführen. Die beiden legen eine starke Platte voller Blues, Rock und tiefgründigen persönlichen Lyrics vor, die unter die Haut gehen.


Text: Marina Sprenger 

Foto: Stef Zinsbacher

Neuland: Pussycast

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Fünf junge Frauen aus München wollen in ihrem Radio-Magazin Pussycast ihre Hörer mit Witz und Poesie an Themen rund um Geschlechterrollen, Gleichberechtigung und sexuelle Selbstbestimmung heranführen.

Podcasts im Namen des Feminismus: Das Radio-Magazin Pussycast entstand als Abschlussarbeit der fünf Münchner Autorinnen Ramona Drosner, 24, Elsbeth Föger, 24, Anett Selle, 26, Vanessa Vu, 25, sowie Caroline Wiemann, 24, an der Deutschen Journalistenschule. „Wir fordern nicht nur gleiche Rechte für alle Geschlechter, sondern gleichen Spaß.“ So heißt es in der Podcast-Beschreibung auf Soundcloud. Daher geht es neben Politik („Warum rechte Parteien strategisch auf Frauen setzen“) und Kulturgeschichte („Der Lippenstift als feministisches Symbol“) auch mal um Pussywitze. 

Das einstündige Radio-Magazin richtet sich explizit an alle Geschlechter. Die Macherinnen wollen ihre Hörer an Themen rund um Geschlechterrollen, Gleichberechtigung und sexuelle Selbstbestimmung heranführen. Nun verschlägt es die Frauen zunächst in verschiedene Städte. In jedem Fall wollen sie das Radio-Magazin jedoch weiterhin fortführen.  


Die erste Folge von Pussycast gibt’shierauf Soundcloud zu hören.


Text: Amelie Völker

Bild: Pussycast

Band der Woche: Grasime

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Minimalistische Beats und ein hoher Wert an Selbstreferenzialität: „Perspektive“ heißt das neue Album, das der Münchner Rapper Grasime im Januar mit dem Produzenten O von Kram aus der Ecke veröffentlicht hat. 

Die Beatles hatten es leicht. Denn vor ihnen gab es das Genre Popmusik nicht so recht. Einen Musikstil zu erfinden, das muss man zwar erst mal schaffen. Doch diese Leichtigkeit, die ihre Musik auch in ihren vertrackteren späten Alben hat, ist wohl unmittelbar daran geknüpft, dass sich die Beatles eben in einem noch sehr jungen Stil auf unausgetretenen Wegen befanden. Je älter die Kunstform wird, desto schwieriger ist es, eine erfrischende Unbedarftheit beizubehalten. Dafür eröffnet sich später aber ein neues Spielfeld in der Musikerschaffung: das Selbstreferenzielle. Kunst, die sich auf sich selbst beziehen kann und in der spielerisch und ironisch das Thema der Kunst aus der Kunst selbst gezogen werden kann. Dabei wird quasi Kunst über Kunst geschaffen, was in manchen Fällen langweilig ist; was, wenn es gut gemacht ist, aber auch witzig werden kann. 

Hip-Hop und Rap sind schon rein instrumental gesehen Musikformen, die sich erst einmal auf ihr eigenes Genre – Popmusik – beziehen. Denn die Ursprünge des Hip-Hop liegen in den ersten Samples und Beatversuchen. Musik, die bereits existierte, wurde in einer Collagentechnik weiterverarbeitet. Doch gerade Hip-Hop hat auch sprachlich, also auf der Textebene, einen hohen Wert an Selbstreferenzialität. „Perspektive“ heißt daher das neue Album, das der Rapper Grasime im Januar mit dem Produzenten O von Kram aus der Ecke veröffentlicht hat. Minimalistisch sind die Beats, während Grasime die Perspektive auf sich selbst richtet. Grasime, auch bekannt aus der Münchner Underground-Crew Weltuntergäng, rappt über seine eigenen Initiationen zum Hip-Hop. Der Musiker gehört dabei zu einer Generation von Rappern, denen der ständige Bezug auf ihren eigenen Musikstil von Anfang an als Inhalt völlig zu eigen war. Das mag vielleicht an der Form des Battle-Raps als Einfluss liegen, in der die beiden Kontrahenten sich rappend über die Rap-Künste des jeweils anderen mokieren. Wie in einem Spiegelkabinett verdoppeln sich die künstlerischen Mittel permanent selbst. Weniger analytisch ausgedrückt entstehen lustige Dinge, die Grasime auch treffend ausstellen kann. „Erzähl mir nichts von Hip-Hop, sonst erzähl ich Dir von Jean-Paul Sartre“, beginnt er den Track „B.B.M.R.“, und vermischt dabei schmunzelnd eine linksintellektuelle Bildungsbürgerlichkeit mit den Drohgebärden des Battle-Raps.

Doch für Grasime hat Hip-Hop noch einen anderen Zweck als die lustigen Schaukämpfe der Rap-Battles. Als Teenager hat er diesen Musikstil über seinen Bruder kennengelernt. Er identifizierte sich mit der Subkultur, zu der Scratches und Graffiti genauso gehören wie das Rappen und Beats-Bauen. So erklärt er fast idealistisch den Satz „Hip-Hop lebt nicht davon zu konsumieren, sondern von Partizipation“ zum Leitmotto, quasi als Sozialpädagogik in cool. Mit 18 war diese Initiation bei Grasime so weit, er kaufte sich den ersten Computer und fing an, seine Musik zu produzieren. Unter den Münchner Hip-Hop-Strömungen gehören Grasime, sein Label Bumm Clack, das als Veranstaltungsreihe begann und nun auch Musik veröffentlicht, sowie die Weltuntergäng zu denen, die die im Hip-Hop oft gesuchte Realness wohl am meisten erfüllen. Neben den intellektuellen Spielereien der gerade aufgelösten Blumentopf und den ironischen Zeilen von Fatoni erscheint die Szene um Grasime zunächst fast konservativ. Doch letztlich treffen die funkig-jazzigen Beats und die Unmittelbarkeit einen Old-School-Nerv. Das ist auch wieder selbstreferenziell. Aber macht einfach Spaß.  

Stil: Hip-Hop
Besetzung: Grasime (Raps), O von Kram aus der Ecke (Produktion)
Aus: München
Seit: 2010
Internet: bummclack.bandcamp.com


Text: Rita Argauer

Foto: Niklas Niessner

Zeichen der Freundschaft: Ferne Freunde

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Unsere Autorin erinnert sich diese Woche an die Zeit mit ihrer ehemals beste Freundin. Die Betonung liegt ein wenig auf dem Wort ehemals. Denn manchmal werden auch die früheren besten Freunde im Laufe der Jahre nur noch zu Bekannten.

„Wir waren mal beste Freundinnen“ – mit diesem Satz eine Geschichte über Freundschaft zu beginnen, ist wohl nicht das beste Zeichen. Und dennoch ist es ein Zeichen der Freundschaft. Der Freundschaft zwischen Lara und mir. Meiner ehemals besten Freundin und immer noch Freundin.

Wir kennen uns schon seit der 6.Klasse, da waren wir aber noch in verschiedenen Cliquen und kamen nicht wirklich viel in Kontakt. So richtige Freundinnen wurden wir dann in der 10. Klasse und da wurde es gleich eine sehr enge Freundschaft. Wir hatten fast nur noch gemeinsame Freunde, telefonierten jeden Abend etwa zwei Stunden – obwohl wir uns manchmal den ganzen Tag schon in der Schule gesehen hatten – und scherzten irgendwann nur noch über Insider-Witze. Ständig steckten wir zusammen, halfen uns gegenseitig mit der Schule, Lara war gut in Chemie, ich in Mathe. Wir machten gemeinsam Abitur und schworen uns auf dem Abschlussball die ewige Freundschaft. Natürlich war auch damals nicht immer alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ aber wir waren einfach auf einer Wellenlänge. Nach dem Abitur reisten wir noch gemeinsam nach Bali und hatten eine super Zeit mit Partys am Strand, Entdeckungstouren durch Tempel und Affen auf der Schulter.

Doch irgendwann, ich weiß gar nicht mehr genau wann, entwickelten sich nicht nur unsere Vorstellungen vom Leben, sondern auch unsere Charaktere auseinander. Ich zog erst für einige Monate nach Spanien und dann nach München, Lara blieb bei ihren Eltern in einem Vorort wohnen, wechselte den Studiengang und hatte immer noch ihren Freund in unserem Heimatdorf. Ich lernte viele neue Leute kennen, Lara blieb eher bei unseren Kumpels von zuhause.

Es ist wohl einfach ganz normal, dass sich Kinder- und Jugendfreundschaften auseinander entwickeln. In der Schule hat jeder die gleichen - oder zumindest ähnlichen - Probleme, Träume und Lebensweisen.

Und das ist keine Geschichte über eine ehemalige Freundschaft: Lara und ich sind immer noch Freundinnen und werden es wohl auch immer bleiben. Uns verbindet so viel, so viele Erinnerungen und Geheimnisse. Immer wenn ich ein Lied höre, zu dem wir damals getanzt und mitgesungen haben, dann schicke ich es sofort an Lara: „Hey weißt du noch als wir in London waren und dieser komische Typ uns geholfen hat in den Club reinzukommen? Da war das doch das erste Lied, das drinnen lief.“ Und sie antwortet: „Haha ja klar erinnere ich mich. Das war so ein guter Abend.“ Dann bringen wir uns auf den neusten Stand und schwören uns, dass wir bald mal wieder was unternehmen. Meistens gerät das dann wieder in Vergessenheit, aber das ist schon okay so. Wir haben eben irgendwie beide unser eigenes Leben ohne allzu viele Schnittstellen. Aber zu jedem Geburtstag laden wir uns ein und auch mit unseren alten Freunden unternehmen wir bei Gelegenheit was. Und wer weiß, vielleicht sage ich ja irgendwann wieder „meine beste Freundin Lara“.


Text: Antonia Franz

Foto: Yunus Hutterer

Ein Abend mit: Ayna Steigerwald

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Wenn Ayna Steigerwald nicht gerade auf einer Lesung im HochX Theater ist, dann ist sie sicherlich in einem anderen Münchner Theater zu finden. Mit der Kamera in der Hand, oder aber auf ein Helles in einer Theater-Bar.

Name: Ayna Steigerwald

Alter: 30

Beruf: Freie-Szene-Allround / Literaturvermittlung / Lyrik / Dramaturgie / Theatertext / Organisation von Veranstaltungen wie bspw. Lesungen

Internet: liaisonlesungen.wordpress.com

 

Hier beginnt mein Abend:

Häufig im Theater. Zum Beispiel im Rationaltheater oder im HochX. Bei Lesungen eben da oder im Einstein oder im Lyrik Kabinett oder wo das Interesse hinzieht. Verstreut in der Stadt. Am Fluss.

Danach geht’s ins/zu:

An die (Theater-)Bar. Oder Kneipe/ Kaschemme/ Club des Vertrauens, die Kiste und vergleichbares. Irgendetwas gar nicht so aufgeregtes. Es gibt wirklich genug Auswahl zum entspannten Zeitvertreib.

Mit dabei ist immer:

Ein Notizblock, ein Stift und ein Buch für den Notfall.

An der Bar bestelle ich am liebsten:

Ganz solide: Helles. Manchmal Schnaps und Wasser.

Mein Lieblingsgesprächsthema:

Der Begleitung angemessen, den Umständen entsprechend. Gerne auch Fachfremdes.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Die Tanzbeinlockerung.

Mein Tanzstil in drei Worten:

Nicht mehr aufhören.

Der (Anmach-)Spruch zieht immer:

Ein Spruch ohne Anmache.

Meine dümmste Tat im Suff war:

Nachtbus verwechseln.

Das beste Katerfrühstück gibt’s im/bei:

In der Friesischen Teestube.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:

Den Nächten in der alten Schwasi, im früheren Import Export, im Ex-X-Cess… ach ja.

Die nächste von Ayna organisierte Lesung im HochX Theater gibt’s übrigens schon am 2. Mai zu sehen.

 

Foto: Privat

Die SZ Junge Leute Playlist am 1. Mai

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Nach dem Schneeschock Ende April wollen wir den Mai mit einer sonnigen Playlist beginnen: ob Newcomer - aus München oder von woanders – oder ein lang erwartetes Comeback, ob Ohrwurm oder komplexes Songwriting, diese Playlist beendet den Winter endgültig.

MOLA - GROSS

Das Stalker-Motiv scheint in der Indie-Musik ein gern genutztes zu sein. Nur ist es im Falle von MOLAs GROSS nicht eine Person, die einer anderen nachstellt, sondern das vom Stalker angestrebte “zwischen uns” selbst. Denn das “findet dich sowieso, es ist groß”. Genau wie der Track auch. Genial produzierte Electro-Beats garniert mit der unverkennbaren Stimme der Frontfrau. Und spätestens wenn im Refrain das erste Mal das massive Synth-Pad einsetzt, reißt es auch die letzten Tanzmuffel von den Stühlen.

Max Mumme

 

Faber – Sei ein Faber im Wind

„Mein Leben ist ein Start-Up für dich“, singt Faber und man möchte fast weinen, weil es so schön ist. Die Art von Schönheit, die ein bisschen weh tut. Den jungen Mann mit den verwuschelten braunen Haaren, der unverwechselbaren Stimme und den tiefsinnigen Texten sollte man sich deshalb auf jeden Fall merken. Aktuell wird er schließlich nicht ohne Grund als größte Hoffnung am Schweizer Pop-Himmel gehandelt.

Jacqueline Lang

King Pigeon – Blood Seas

Es ist doch immer wieder schön Bands zu entdecken. Noch besser, wenn sie aus München sind. So bin ich über einen Freund auf King Pigeon gestoßen. Die vier machen Indierock, der schnell ins Ohr geht. Blood Seas aus ihrer EP Sonic Fields (2016) gefällt mir besonders gut. Aber es lohnt sich auch mal in die anderen Songs reinzuhören. Wem das nicht genug ist und wer sich lieber live überzeugen lassen will, kann King Pigeon im Mai auf dem Streetlife Festival und beim StuStaCulum auschecken.

Ornella Cosenza

Royal Blood – Lights out.                                                  

Auf ihrem Debütalbum “Royal Blood” haben die zwei Briten an Drums und Bass 10 Songs lang ohne Pause auf die K* gehauen. Wie ihre neue Single bereits vermuten lässt, wird das auf der zweiten Platte nicht anders. So viel minimalistischen Rock, dem es aber dabei an gar nichts fehlt, hat man seit den White Stripes oder den Blood Red Shoes nicht mehr gehört.

Verena Lederer

 

Oh Wonder - Ultralife

Es gibt Momente, in denen man das Gefühl hat für immer glücklich zu sein, in denen man einfach ein „ultralife“ lebt. Dieser wechselnd rhythmisch-schnelle und ruhige Song erinnert einen auch in schlechten, traurigen Zeiten an diese Momente, die man nie vergessen sollte!

Mariam Chollet

 

Feist - Pleasure

Feist hat nach langen Jahren endlich mit einem neuen Album nachgelegt – und das Ergebnis kann sich hören lassen. Im Moment mag ich den Song „Pleasure“. Die aggressiven und teils schrägen Gitarren-Töne in Kombination mit Feists schriller Stimme machen den Song einfach cool.

Barbara Forster

 

Alexander – Truth

Alexander Ebert’s kreative Vielseitigkeit hat es mir angetan. Der 38-Jährige Kalifornier ist Frontman zweier international bekannter Alternative-Rock-Bands, er gewann für seine Filmmusik zum Hollywood-Drama All Is Lost 2013 einen Golden Globe. Vor allem aber sein Solo-Projekt Alexander hat es in sich. Bestes Beispiel: Das fast schon magische Stück „Truth“. Ein paar gezupfte Gitarrenakkorde reichen dem Kalifornier, um mich in seine Welt zu ziehen. Derzeit ein durchaus guter Grund, abends ein Weilchen länger wach zu bleiben.

Louis Seibert

Father John Misty – Total Entertainment Forever

Father John Misty ist ein unerreichtes Genie des Songwritings. Wenn man Bob Dylan für seine sozialkritischen Hymnen feiert, dann sollte man sich mal Joshua Tillmans ironisch-tiefsinnige Gesellschaftskritik zu Gemüte führen. Auf dem gerade erschienen Album „Pure Comedy“ drückt der ehemalige Drummer der Fleet Foxes Sarkasmus vom Feinsten aus, die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen kann er nur noch als lächerlich und beinahe komödiantisch verstehen. In „Total Entertainment Forever“ beschreibt er den Einfluss der Unterhaltungsindustrie, wobei der Songtitel weniger nach angenehmer Unterhaltung, als vielmehr nach einer Drohung klingt: Egal, wie oft man umschaltet, das Programm ist doch immer das gleiche.

Marina Sprenger

Valentina Mér - Paperheart

Valentina Mér wird als die nächste weibliche Stimme des deutschen Pops gehandelt, ihr Album ist gerade eben erst erschienen und sticht aus der Songwriter-Masse heraus. Paperheart zeigt, sie beherrscht den Grad zwischen Indie-Pop und elektronischen Beats. Die Klänge sind auf ein Minimum reduziert, ihre Stimme bleibt als Echo im Ohr.

Sandra Will

Left Boy – The Return of…

Ich würde wirklich nie auf die Idee kommen, mich als ein Fangirl von irgendwem oder irgendetwas zu bezeichnen. Als ich jedoch erfuhr, dass der österreichische Rapper Ferdinand Sarnitz, besser bekannt unter seinem Künstlernamen “Left Boy”, nach einer längeren Pause einen neuen Track veröffentlichen wird, gab ich einen peinlichen Kreischer von mir. Seit dem läuft bei mir im Auto “The Return Of…” rauf und runter. Macht gute Laune und lindert möglichen Prüfungsstress! Mein Tipp für alle verzweifelten Abiturienten, die ein wenig Gute-Laune-Sound vertragen könnten.

Anastasia Trenkler

 

Swango - Bottom Of The Ocean

Der Song “Bottom Of The Ocean” von Swango aus dem Album “Knocking On Wood” erzählt die Geschichte eines Mädchens, das sich das Leben nimmt. An ihren sterbenden Augen zieht ihre verlorene Zukunft vorbei. Besonders gut zugänglich wird der Song durch das kürzlich veröffentlichte Video. Toll gemacht!

Laura Schurer

Gorillaz - Kids with Guns

Als Einstimmung auf das mit Spannung erwartete Album der Gorillaz hab ich mir die Klassiker den ganzen Monat über rauf und runter angehört. Leider bin ich von dem neuen Album enttäuscht, das sich gar nicht nach denen anhört. Immerhin gibt es Verlass auf die alten Lieder. “Kids with Guns” gehört dabei zu meinen absoluten Favoriten.

Serafina Ferizaj

Marsimoto feat. Chefket – Designerkids

De-Designerkids, De-Designerkids, De-Designerkids, dieses Lied ist ein verdammter Ohrwurm. De-Designerkids, De-Designerkids, De-Designerkids. Um den Künstler selbst zu zitieren: „20 Stunden Marsi am Tag tun dir gut“, mit diesem Lied wird das zumindest in meinem Kopf so. De-Designerkids, De-Designerkids, De-Designerkids.

Philipp Kreiter

Jim Pandzko – Menschen Leben Tanzen Welt

Was braucht es, um in Deutschland einen Hit zu landen? Offenbar nicht viel. Das beweist zumindest „Menschen Leben Tanzen Welt“, der Song, mit dem Jan Böhmermann aka Jim Pandzko pünktlich zur diesjährigen Echo-Verleihung die Musikindustrie aufs Korn genommen hat. Was wir daraus gelernt haben: 1. Alles ist mehr Punk als Campino. 2. Messer, Gabel, Schere, Licht sind für kleine Kinder nicht. Klar, dass dieser Song in unserer Playlist nicht fehlen darf.

Carolina Heberling


Wenn aus Reibung Kunst wird

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Für die Farbenladen-Ausstellung „10 im Quadrat“ bringt die Junge-Leute-Seite zehn junge Fotografen mit zehn jungen Künstlern zusammen, die regelmäßig auf Bühnen stehen – ein Experiment.

Sie balanciert. Amelie Satzger steht in einer weiten, gelben Hose auf der obersten Sprosse einer Leiter, hält eine Kamera fest. „Du musst auf dem Teppich bleiben“, sagt sie freundlich, aber bestimmt. Unter ihr liegt Kilian Unger, als Musiker bekannt unter dem Namen Liann. Er wird an diesem Tag fotografiert. Oberkörperfrei, in verschiedene bunte Teppiche gehüllt. Viele Anweisungen hat die junge Fotografin ihrem Model vor dem Shooting nicht gegeben. Nur so viel: Er soll seine Augen geschlossen halten und sich in seine normale Schlafpose legen. 

Das klingt einfach. Doch Kilian ist kein Model. Er ist Musiker, steht für gewöhnlich mit seiner Gitarre vor Publikum, hat sich bisher nicht so oft fotografieren lassen, schon gar nicht mit nackter Brust. Gemeinsam mit neun anderen jungen Künstlern, die regelmäßig auf Bühnen stehen, hat er sich auf Einladung der Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung nun dennoch vor die Kamera getraut. Für die SZ-Ausstellung „10 im Quadrat“ hat Liann sich von zehn aufstrebenden Fotografen ablichten lassen. Sie alle sind zwischen 17 und Ende 20, kommen aus München und sind genau wie ihre Models gerade dabei, sich zu professionalisieren.

Die Idee hinter der Ausstellung: Wer sind eigentlich die jungen Künstler dieser Stadt? Wer kennt wen? Wie nimmt man einander gegenseitig wahr? Die knapp 100 Fotos, die aus diesen Begegnungen entstanden sind, gibt es von Samstag, 6. Mai, an im Farbenladen des Feierwerks zu sehen.

Auch Amelie Satzger stellt dort ihre Fotos aus: Die Bilder der zehn Models hat sie später zu einer großen Collage zusammengefügt. So ist eine farbintensive Liegewiese entstanden, in der der Betrachter die scheinbar Schlafenden entdecken kann. „Wir Künstler werden von der Gesellschaft oft als Träumer gesehen“, sagt Amelie. Sie überträgt das Klischee des Träumers in ihr Bild – und versucht es zugleich zu hinterfragen. Künstler hätten schließlich anderes zu tun, als wirklichkeitsfernen Träumereien nachzujagen. Die verschiedenfarbigen Flicken ihres Teppichs stehen so auch für die unterschiedlichen Ideen und Projekte ihrer Models. Da gibt es neben Liann etwa Leonard Hohm. Er ist Synchronsprecher und Schauspieler, derzeit ist er in „Die Räuber“ von Friedrich Schiller am Residenztheater zu sehen. Oder Felicia Brembeck alias Fee, Münchens bekannteste Poetry-Slammerin. Sie alle machen komplett verschiedene Dinge, bewegen sich in unterschiedlichen Szenen dieser Stadt.

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Doch was passiert, wenn Künstler auf Künstler treffen? Wenn vor wie hinter der Kamera jemand steht, der eine eigenständige ästhetische Vorstellung hat? Klar, da gibt es auch mal Reibung, Schwierigkeiten. Korbinian Vogt hat die Künstler beispielsweise als Teilakt vor die Kamera gebeten. Und das an ungewöhnlichen Orten: In der Uni, im Park. An Plätzen also, an denen man nicht alleine ist. Wo vielleicht Leute stehen bleiben, zusehen. „Akt beziehungsweise alleine das Zeigen von Haut ist immer noch ein Problem. Es zeigt einen Menschen ohne den Schutz, den er durch Kleidung bekommen kann. Er fühlt sich in diesen Momenten oft verletzlich. Das so zuzulassen ist schwer“, sagt Korbinian. Da musste er erst einmal Vertrauen schaffen.

„Sich fotografieren zu lassen, erfordert immer ein wenig Mut. Gerade wenn der Fotograf erst mal ein Fremder ist“, gibt Musikerin Mola zu. Model-Kollegin Rosa Kammermeier sieht das ähnlich: „Es war etwas ungewohnt, so oft fotografiert zu werden.“ Rosa ist Musikerin, tritt für gewöhnlich mit ihrem Musikerkollegen Julian Riegl unter dem Namen Blue Haze auf. Für die Fotos hat sie einiges von sich preisgegeben, so etwa beim Shooting mit Milena Wojhan. Die Fotografin hat ihre Models in eine kleine Box gesetzt, an einer Seite ein so genannter „Spionagespiegel“, wie man ihn aus Fernsehkrimis kennt. Wer von außen reinschaut, sieht den anderen. Doch wer selbst in der Box sitzt, blickt seinem Spiegelbild entgegen. Und das auf unbestimmte Zeit. Schauspielstudentin Vera Flück erinnert sich an das Shooting: „Ich habe mich noch nie so lange in einem Spiegel betrachtet. Es ist verrückt, was ein einziger Gedanke in deinem Gesicht verändert“, sagt sie.

Als angehende Schauspielerin ist sie es gewohnt, sich anderen zu zeigen, eine bestimmte Rolle einzunehmen – bei den Rollenvorspielen ihrer Schule zum Beispiel, oder beim Livehörspiel von „Don Quijote“, das am Donnerstag, 4. Mai, in den Münchner Kammerspielen gezeigt wird. Doch so lange mit sich und dem eigenen Gesicht allein zu sein, sich selbst beim Denken zuzusehen, war auch für Vera ungewohnt. „Das ist ja auch ein Bestandteil des Schauspiels: Denken alleine formt die Mimik. Denkt man wirklich, braucht man kein Gesichtsgulasch zu machen.“

Einige Bildstrecken fordern diese Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit explizit heraus: Für Sophie Wanningers Foto musste jeder eine Grimasse schneiden, Julia Schneider hat allen eine Nudel ins Gesicht gelegt. Dass die von ihnen Porträtierten keine Profi-Models sind, schätzen beide sehr. „Professionelle Models haben oft schon zu sehr eingefahrene Posen, meistens geht es nicht um den Menschen dahinter, besonders, wenn man ein Lookbook fotografiert oder das Model etwas anderes präsentieren soll“, sagt Sophie. „Für diese Bildserie war es wesentlich einfacher, mit Künstlern zusammenzuarbeiten, da sie im Gegensatz zu professionellen Models nicht den Anspruch haben, in erster Linie vorteilhaft auszusehen“, stimmt Julia zu. Natürlich fühlt sich das anfangs albern an. Wie bitte posiert man mit einer Nudel im Gesicht? Aber gerade deshalb seien letztlich zehn sehr unterschiedliche Bilder herausgekommen: „Es hat Spaß gemacht, Leuten die Nudel ins Gesicht zu werfen. Erstaunlich war, dass die Künstler alles dafür gegeben haben, der Nudel ihre Präsenz streitig zu machen.“ 

Doch aus all diesen Fototerminen sind nicht nur Bilder entstanden. Sondern auch Gespräche, zum Teil Freundschaften. Viele Künstler sind sich bei den Shootings zum ersten Mal begegnet. „Ich kannte einige der Sänger vom Sehen, aber ich denke schon, dass es mehr Vernetzung bedarf“, sagt Michael Färber, „wir Fotografen sind manchmal ziemlich isoliert von anderen Künsten.“ Fotograf Jean-Marc Turmes resümiert: „Es gibt so viele nette Leute, die aber oft untergehen im Schall und Rauch der Gegenwart. Jetzt kennen wir uns und können uns gegenseitig unterstützen.“ 

Eine Viertelstunde ist vergangen, Kilian wirkt inzwischen weniger nervös, wie er dort so liegt, im Fotostudio von Amelies Hochschule zwischen den beiden Reflektorschirmen. Im Hintergrund läuft Musik, manchmal summt er die Melodien mit, dann muss Amelie wieder sagen: „Entspann deinen Mund.“ Doch nach ein paar neuen Schlafposen ist die Fotodesign-Studentin dann auch schon zufrieden. „Das war definitiv das entspannteste Foto-Shooting bis jetzt“, sagt Kilian hinterher.

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Hier gibt es einen kurzen Vorgeschmack in Form eines Making-of-Videos der Fotografin Julia Schneider zu sehen. 

Und hier könnt ihr Euch einen Überblick über die teilnehmenden Fotografen machen. 


Text: Carolina Heberling und Amelie Völker

Fotos/Zeichnung: Amelie Satzger

Auch Punkrocker können melancholisch werden

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Beim zweiten „Freundschaftsbänd“-Abend der Junge-Leute-Seite covern sich neun Münchner Bands gegenseitig – mit tollen Einfällen und einem Stepptänzer, der den Beat vorgibt.

„Ich bin verliebt“, sagt Andy Keymer, Sänger und Gitarrist der Band Lester, und er sieht aus, als meint er es ernst. Gerade hat Alisha Prettyfield aus seinem Deutsch-Punk-Song „Manöverkritik“ einen melancholischen Song nur mit Akustikgitarre als Begleitung gemacht. Es ist nicht das einzige Mal an diesem Abend, dass sich Gegensätze gegenüberstehen.

Zum zweiten Mal findet der „Freundschaftsbänd“-Abend im Cord statt, veranstaltet von der Münchner Plattenfirma „Flowerstreet Records“ und der Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung, bei dem sich neun Münchner Bands gegenseitig covern. Die Unterschiede zwischen Interpretationen und Originalversionen, die teils bis zur Unkenntlichkeit voneinander abweichen, sind vor allem für die teilnehmenden Bands spannend. „Bei dem Bekanntheitsgrad wird man ja sonst eher nicht gecovert, das ist schon cool“, sagt Karin Lischka, eine der Sängerinnen der Lischkapelle. Ihren Song „Just Like That“, den sie im Februar samt Video veröffentlicht haben, hat gerade Julia Kautz in eine sanfte Ballade verwandelt. Eigentlich wäre dafür Sarah Sophie zuständig gewesen, doch die musste kurzfristig wegen Krankheit absagen. Einen Tag vorher wurde fieberhaft nach einem Ersatz gesucht, und mit Julia eine Musikerin gefunden, die über Nacht dem Song von Lischkapelle ihre eigene Note verliehen hat.

Die Kontraste sind stark, bei vielen Coverversionen sind nur noch grundlegende Harmonien und Strukturen erhalten, während der Rest kaum wiederzuerkennen ist. Genau dieses Spiel mit Gegensätzen macht aber auch für die Bands den Reiz des Konzeptes aus. Das sagt eigentlich jeder der Musiker, die zwischen den Auftritten interviewt werden. Dazu passt die Atmosphäre im Cord perfekt, die sich laut Elisa Teschner, Sängerin der Band Eliza, nach Wohnzimmer anfühlt. „So ist man viel weniger aufgeregt“, sagt sie. Mit ihrer Band hat sie gerade „Snow Covered Fields“ von Singer-Songwriter Nikolaus Wolf gecovert und in eine mit vielen Effekten verdichtete Alternative-Pop-Version verwandelt. Aus dem Ein-Mann-Song wird ein ganzes Bandarrangement.

Der stärkste Gegensatz und auch die größte Überraschung für diejenigen im Publikum, die Swango noch nicht kannten, ist deren Cover von Alisha Prettyfields „Lights Out“. Swango besteht aus einem Gitarristen, einem Rapper und – kein Scherz – einem Stepptänzer. Auf einem extra verstärkten Brett tanzt er den Beat zu dem Text, den Dan aka Manekin Peace mit seinem Flow in etwas komplett Neues verwandelt.

Ein Novum für den Abend ist die Band Die Sauna, die Indie-Rock spielen und direkt mit Swangos „I Don’t Wanna Work Today“ weitermachen. Sänger Matthias Berg singt einfach lieber auf Deutsch, also hat er den Text von Swango „durch den Google-Übersetzer gejagt“ und daraus einen Song gemacht, der ohne Zweifel ins Programm der Band passen könnte.

Bei manchen Coverversionen aber wird weniger mit Gegensätzen, als vielmehr mit gemeinsamem Nuancen gearbeitet. Zum Beispiel, wenn Lost Name den Song „Castle In The Air“ von Eliza spielt. Eliza erzeugen viel Atmosphäre in ihrer Musik, und auf die gleiche Art und Weise nimmt Andreas Langhammer, Sänger und Gitarrist, den Song auf und verleiht ihm seine eigene Note. Die atmosphärische Dichte entsteht bei ihm durch den Einsatz von Loopern, die seiner Akustik-Gitarre jeden Anklang von Singer-Songwriter nehmen und gemeinsam mit Drums und Drum-Pad Elizas Song nicht in eine andere Sprache, sondern nur einen anderen Dialekt übersetzen. Auf die Frage, wie er den Song von Lost Name interpretieren würde, sagt Wolfgang Stefani von Eliza nur: „Eigentlich genauso. Nur halt mit E-Gitarre.“


Zum diesjährigen Freundschaftsbänd-Fotoalbum geht’s hier.

Und einen Mitschnitt zum Song Snow covered fields von Nikolaus Wolf, gecovert von ELIZA, gibt’s hier zu sehen.


Text: Marina Sprenger

Foto: Robert Haas

Zeichen der Freundschaft: Im Namen des Döners

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Unseren Autoren und seinen alten Schulfreund verbindet außer der Liebe zu Musik und Sport noch eine andere Leidenschaft: der Döner. So verbringen sie stets die letzten gemeinsamen Minuten nach einer durchgefeierten Nacht in der Dönerbude - und zelebrieren diese wie eine heilige Prozession.

Spätnachts, irgendwo am Sendlinger Tor. „Gibst du heut ‘ne Runde aus?“, ruft mir Lorenz mit Blick in seinen Geldbeutel quer durch den Raum zu. Ich zwinkere ihm zu und strecke meinen Zeige- und Mittelfinger dem Typen hinter dem Tresen entgegen. Zweimal bitte. Mit extra scharf. Er nickt. Ich nehme die Bestellung entgegen und setze mich zum Lockenschopf in die Ecke des stickigen, würzig parfümierten Raumes. Unsere Prozession kann beginnen.

Irgendwann haben Lorenz und ich begonnen, statt des letzten - oft fatalen - Bieres unsere gemeinsamen Konzertabende rituell in der Dönerbude ausklingen zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir beide nicht nur dieselbe bedingungslose Liebe zu dieser fleischgewordenen Droge entwickelt. Nein, die gefüllten Fladenbrote waren schon längst zu so etwas wie dem Kleister einer wunderbaren musik- und sportgeprägten Freundschaft geworden.

Die gesamte Schulzeit über saßen Lorenz und ich im selben Backsteinklotz. Doch es geschah in den – dönergeprägten - Mittagspausen, in denen aus einfachen Pausenbekannten sehr gute Freunde wurden. Mit geteiltem Leid und geteilten Leidenschaften. Lorenz spielte schon immer weitaus besser Klavier als ich. Dafür gab es immer ein paar Moves, mit denen ich ihn beim Basketballspielen in den Wahnsinn treiben konnte. Trotz seiner Größe und seiner um einiges sportlicheren Statur.

Eine ganz besondere Sehnsucht zieht uns allerdings immer wieder in diese nach Knoblauch und Grillfleisch riechenden, von orientalischer Musik und fremden Sprachen beschallten Imbiss-Schuppen. Für diese seltsame, fast schon sakrale Leidenschaft werden wir selbst von unseren besten Freunden belächelt. Und irgendwie haben sie ja Recht. Eine klassische Döner-Diät ist meilenweit davon entfernt, besonders gesund oder ökologisch sinnvoll oder gar irgendwie attraktiv zu sein.

Doch gibt es etwas, das mich beim ersten Bissen in das ofenfrische Fladenbrot alle Zweifel und logischen Argumentationen vergessen lässt. Wenn sich der Fleischgeschmack im Gaumen entfaltet und die Mundwinkel ganz weiß sind von der Knoblauchsauce, dann ist alles andere nebensächlich. Dann ist die Welt für einen kurzen Moment in bester Ordnung. Sie ist so schön. So friedlich. Es ist wie im Rausch.

Dieser Rausch ist immer dann am schönsten, wenn ihm ein ganz anderer bevorstand. Der aus Musik, schweißtreibenden Tanzeinlagen und massigem Bierkonsum. Nach solchen Exzessen betreten wir auch heute die halbleere Dönerbude mit einer Demut, die eigentlich in die Kirche gehört. Lorenz und ich sind beide weit davon entfernt, religiös zu sein. Und so verehren wir lieber den Mann hinterm Tresen, der uns Nacht für Nacht mit unserem Stoff versorgt. Der Stoff, mit dem wir die besten und lustigsten gemeinsamen Momente hatten. Und so beenden wir schweigend, jeder in seiner seligen Döner-Welt vertieft, den sakralen Akt. Schwingen uns durch die Tür in die Münchner Nacht hinaus. Satt und glücklich. Und mit dezentem Knoblauchatem.

Text: Louis Seibert

Foto: Yunus Hutterer

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Laura

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Der Sommer lässt noch ein wenig auf sich warten, und so gestaltet sich auch das Programm unserer Autorin Laura - mit Musiküberflutung bei der Langen Nacht der Musik, einem Street-Art-Festival unter Dach und vor allem: der lang herbeigesehnten Vernissage der “10 im Quadrat”-Ausstellung im Farbenladen!

Ich mag die Tage, an denen man dicke Regentropfen und  zarte Sonnenstrahlen auf seiner Haut spüren kann. Tage, die nass und gleichsam warm sind. Tage, die an Sommer erinnern. Und doch werden wir uns wohl noch ein wenig gedulden müssen. Auf die wirklich warmen Tage. Auf den Sommer. Für die kommende Woche habe ich mir deshalb ein Programm zusammengestellt, das für all die unberechenbaren Tage gilt, die sich trotzdem planen lassen. Eine Woche, die gerade deshalb so schön bunt und vielfältig wird.

Der Freitag wird zu meinem Filmeabend. Vom 3. bis 14. Mai 2017 findet das Dok.fest München statt. An mehreren Veranstaltungsorten über ganz München verteilt laufen 157 Dokumentarfilme verschiedenster Genres auf Münchner Leinwänden. Es ist das 32. Internationale Dokumentarfestival München, das faszinierende und spannende Filme großer inhaltlicher sowie kultureller Bandbreite zeigt. Zudem gibt es eine Vielzahl an Vorträgen, Ausstellungen und Verleihungen. Besonders interessant finde ich die Fokusreihe DOK.euro.vision, die die Gegenwart und Zukunft Europas in den Blick nimmt. Dazu gibt es zwölf sehr verschiedene Filme, die den Kernthemen Europas auf den Nerv fühlen. So zum Beispiel der Film „A Greek Winter“, der am Freitag um 17:00 in der Hochschule für Fernsehen und Film läuft. Ein Film, der sich mit der bitteren Realität Griechenlands nach Beginn der Wirtschaftskrise beschäftigt.

Nach dem Takeover des Feierwerk Farbendladens am Dienstag steigt meine Vorfreude auf die Ausstellung „10 im Quadrat“ ungebremst. Wir, die SZ Junge Leute Seite, haben zehn junge Münchner Fotografen mit zehn jungen Münchner Künstlern zusammengebracht. Fotografen die auf Schauspieler, Musiker und Literaten trafen. Models, denen Bühnenerfahrung nicht fremd ist. Und dennoch wird es interessant sein zu sehen, wie sich die jungen Künstler von Künstlern in einem sehr persönlichen Moment jenseits des Rampenlichts porträtieren ließen. Das Ergebnis dieser Begegnungen sind die knapp 100 unterschiedlichen Fotografien, die es ab Samstag, den 6. Mai im Farbenladen des Feierwerks zu sehen gibt. Den ganzen Mai über könnt ihr uns, die Autoren der SZ Junge Leute, die zehn jungen Fotografen mitsamt deren fotografischen Arbeiten und die zehn Künstler, die Modell standen, kennenlernen. Diesen Samstag eröffnen wir die Ausstellung mit der Vernissage von 19 bis 22 Uhr. Am Sonntag hat die Galerie von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Als Rahmenprogramm wird es an den Ausstellungstagen zudem Lesungen, Diskussionsrunden und Konzerte geben. Wir freuen uns auf interessante Gespräche und spannende Begegnungen! Ein Experiment, das dieses Wochenende mit euch in die nächste Runde geht!

Nach der Vernissage am Samstag werde ich dann vorrausichtlich auf einem weiteren tollen Event, das auch nur einmal im Jahr stattfindet, durch die Nacht tanzen. Denn in der langen Nacht der Musik verwandelt sich die Münchner Innenstadt in ein wahres Musikspektakel: An über 100 Spielorten werden Livekonzerte, Tanzdarbietungen, Kabaretts und Führungen rund um das Thema Musik angeboten. Ab 20 Uhr versprechen sich zum Beispiel The Tonecooks in der Box-Kitchen gegenseitig von der Bühne zu boxen!

Und weil ich nie genug von interessanten Ausstellungen bekommen kann, werde ich meinen Montagähnlich künstlerisch gestalten. Im Lost Weekend findet dort ab 18:30 Uhr die Vernissage zur Ausstellung „LICHT“ von Max Fischer statt. Bis 19. Mai kann man sich hier die künstlerischen Werke, darunter Bilder und Leinwände unter dem Motto „Zyklus mit Licht-Raum“, ansehen.

Am Dienstag geht’s mit guter Musik weiter. Ich werde zu Jake Isaacs Konzert im Muffatwerk gehen. Der Künstler aus London besticht mit einer leidenschaftlichen Kombi aus Soul und Pop auf spannende Art und Weise. Ich freue mich auf einen Abend mit dem millionenfach gestreamten und zurzeit sehr gehypten Singer und Songwriter. Diesen Freitag folgt sein Debütalbum „Our Lives“. Vorfreude pur!

Am Mittwoch geht es für mich auf eine weitere Ausstellung. „Magic City – Die Kunst der Straße“ ist ein Projekt, für die renommierte Street-Art-Künstler eine magische Stadt mitten in der kleinen Olympiahalle erschaffen haben. Überdimensionale Wandarbeiten, überwältigende Graffitis, verblüffende 3D-Illusionen und überraschende Installationen machen die Attraktion zu einem echten Erlebnis.

Am Donnerstag geht das „Sprungbrett“ in die nächste Runde. Dabei handelt es sich um ein Förderprogramm vom Feierwerk für Nachwuchsbands aus München. Dafür werden 16 Bands nominiert, die bis zu drei Auftritte spielen. Anschließend bekommen sie von einer Fachjury detailliertes Feedback.
Die vier Bands, die von Jury und Publikum die besten Bewertungen bekommen haben, erhalten zudem eine Anschubfinanzierung zur Produktion eines Tonträgers oder zur professionellen Gestaltung von PR-Material. Außerdem sichern sie sich gemeinsam einen Auftritt beim Theatron-Musiksommer im Olympiapark. Am Donnerstag spielen die Bands Backstreet OIZ, Stelle Sezon, Chuck Winter Music und Delamotte im Feierwerk. Freitag geht die zweite Hauptrunde weiter mit den Bands Paul Kowol, BETA, Sound Injection und MULLEIN. Ich freue mich auf einen weiteren Abend ganz im Zeichen der Musik!

Meine Woche wird abwechslungsreich und bunt. Tage, an denen es ganz egal ist ob es draußen nass oder warm ist. Tage, die mich dem Sommer aber trotzdem ein Stückchen näher bringen werden.


Text: Laura Schurer

Foto: Privat

Tagebuch mit Bildern

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Laura Zalenga, 27, hat Architektur studiert und sich doch für ein Leben als Fotografin entschieden. Heute hat sie fast 500 000 Fans bei Facebook – Annäherung an eine Künstlerin, die meist sich selbst porträtiert.

Da gibt es diese zierliche junge Frau. Sie hat eine Kamera, mit der sie fotografiert. Sich selbst, immer wieder. Ihre Bilder gefallen, im Netz werden sie tausendfach gelikt. Doch diese junge Frau studiert nicht Fotografie, sondern Architektur. Ein schönes Studium. Für sie aber auch: fünf Jahre Kampf. Als sie das Studium abgeschlossen hat, beschließt sie: „Dann schaffe ich es halt allein.“ Und wird doch Fotografin. So oder so ähnlich könnte man die Geschichte von Laura Zalenga, 27, erzählen.

Man könnte aber auch schreiben: Laura Zalenga hat mehr als 450000 Facebook-Fans, eines ihrer Bilder zierte das Cover der Zeit, für Fluggesellschaften wie Lufthansa reist sie herum und fotografiert. Ihre Werke hängen auf Kunstmessen und in Galerien, als Kunden listet sie auf ihrer Internetseite unter anderem Sony, Mercedes oder Adobe. Zudem war sie 2016 in der aufwendig produzierten Castingshow „Masters of Photography“ des Bezahlsenders Sky zu sehen. Und dann hat man eine Biografie, die sich liest wie ein einziger großer Superlativ.

Es existieren unzählige Selbstbildnisse der jungen Frau: Laura als Tänzerin im zartrosa Tutu, Laura zusammengerollt auf dem Boden eines verfallenen Hauses, Laura im weißen Abendkleid zwischen tiefschwarzen Felsen. „Es gibt vielleicht zehn Fotos, auf denen ich wirklich Laura bin“, sagt sie. Sie kennt das schon. Dass die Leute öfter mal fragen, warum sie so häufig ihr eigenes Modell ist. „Es wird einem beigebracht, dass das egoistisch ist.“ Früher hätten sie solche Aussagen mehr getroffen. Doch Selbstporträts, sagt die Fotografin, geben ihr die Möglichkeit, in eine Rolle zu schlüpfen, sich selbst kennen und akzeptieren zu lernen, indem man für einen kurzen Augenblick eine andere ist. Manchmal, da funktioniere eine Fotografie für sie wie „die Seite in einem Tagebuch“, wo man ein Gefühl festhält, eine kleine Geschichte. Nur schreibe sie eben krakelig. Oder in Geheimsprache. Laura mag solche Metaphern. Sie sagen viel über ihr Verhältnis zur Fotografie aus. Da ist die Lust am Spielerischen. Mal eine Märchenfigur sein, mal ein mythologisches Wesen – und andere damit dann berühren. Wenn sie so erzählt, redet sie unheimlich schnell, holt kaum Luft, wirkt geradezu elektrisiert.

Doch die Souveränität, mit der sie all das sagt, kam erst mit den Jahren. Mit 18 bekommt Laura ihre erste richtige Kamera. Sie merkt schnell: „Wir könnten beste Freunde werden.“ Sie möchte unbedingt Fotografie studieren, bewirbt sich nach dem Abitur mit ihren Bildern an verschiedenen Hochschulen. Genommen wird sie von keiner. Da beginnt man am eigenen Können zu zweifeln, sich zu fragen: Was mache ich nun? Sie reicht dann auf Anraten ihrer Familie Mappen für ein Architekturstudium ein. Von drei Universitäten bekommt sie drei Zusagen. Beim ersten Versuch. Sie erinnert sich: „Ich habe mich zu diesem Studium vielleicht ein bisschen überreden lassen“, sagt sie.

2010 beginnt sie also ihren Bachelor in Architektur. Was dann folgt, ist nicht immer leicht. Architektur ist ebenso interessant, ebenso kreativ, aber Lauras Herz hängt nicht daran. Das will diese andere Sache. Die junge Frau macht in jener Zeit weiter Bilder, hat mehrere Ausstellungen, bringt sich selbst Photoshop bei. „Ich bereue es nicht“, sagt sie heute über ihr Studium, die Architektur sei auch ein „Sicherheitsnetz“, falls es beruflich nicht so klappe, wie sie es sich vorgestellt hatte. Dennoch macht sie sich nach ihrem Abschluss als Fotografin selbständig.

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Das ist bald zwei Jahre her. Neben ihren Selbstporträts fotografiert Laura nun auch vermehrt andere Menschen. Hinzu kommt eine ganze Reihe von Arbeiten mit verschiedenen, teils namhaften Kunden. Da gibt es etwa diesen Clip von Laura mit Annemarie Carpendale. Er ist Teil der Videokampagne „Fiat Urban Stories“ für den gleichnamigen italienischen Autohersteller. Moderatorin Carpendale fährt im hellblauen Pkw vor. Sonnenschein, Zeitlupenaufnahme des fahrenden Wagens. Die Moderatorin erklärt beim Aussteigen: „Heute treffe ich eine Besessene. Zumindest sagt sie das über sich selbst. Fotografie ist eine wunderbare Krankheit. Laura Zalenga will inspirieren und zum Grübeln bringen zugleich.“ In einem Waldstück treffen sich die beiden dann, Laura gibt im weiteren Verlauf des Videos einen Einblick in ihre Arbeit, fotografiert am Schluss Carpendale und das Auto.

Wie geht man mit so etwas um, als junger Mensch? Man hat Talent, man hat eigene ästhetische Vorstellungen, man will reisen. Aber man muss sich auch präsentieren, Geld verdienen. Laura hat sich viele Gedanken über dieses Thema gemacht, das merkt man. „Wovon lebt der Mensch?“ fragt sie schließlich und lächelt. Sie überlege sich genau, welche Aufträge sie annehme, womit sie sich wohl fühle. „Natürlich hat man manchmal das Gefühl, sich einkaufen zu lassen, aber ich versuche mich nicht zu verbiegen. Letztlich mache ich nur Sachen, hinter denen ich auch stehe.“

Neben diesen Arbeiten setzt Laura aber auch eine Vielzahl an eigenen Projekten um. Auf einem Gnadenhof möchte sie zum Beispiel fotografieren. Seit Jahren engagiert sie sich für den Tierschutz, beschäftigt sich mit Veganismus. 2015 rasierte Laura sich für eine Crowdfunding-Kampagne sogar das lange braune Haar ab. Da war sie gerade in den USA unterwegs, wollte 1000 Dollar für die Organisation „Animal Equality“ sammeln und die Leute durch ihre Aktion zum Spenden motivieren. Ob das nicht etwas gewagt sei für jemanden, der vorwiegend Selbstporträts macht. „Nein.“ Punkt. Da muss sie nicht überlegen. „Es nervt, dass man immer auf das Schönsein reduziert wird“, sagt sie, „gerade als Frau.“ Man sehe in den Medien oft nur schöne, junge Menschen, das mache es schwerer, sich auch mal hässlich und verletzlich zu zeigen. „Da ist die erste Falte ein kleiner Weltuntergang.“ Gerade deshalb träumt Laura davon, in Zukunft einmal eine Bildstrecke mit älteren Menschen zu machen, abseits der Norm der ewigen Jugend.

Für die Ausstellung „10 im Quadrat“ der Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung hat die Fotografin nun zehn Münchner vor die Kamera gebeten – und ihnen den Spiegel vorgehalten, real wie metaphorisch, etwa dem Lyriker Rahamatullah Hayat oder der Schauspielabsolventin Mona Vojacek Koper. Oft sieht man den Spiegel im ersten Moment gar nicht, wundert sich als Betrachter nur, warum das Gesicht sich plötzlich doppelt. „Es ging mir darum, ein bisschen das Surreale im echten Leben zu suchen und vielleicht auch zu finden“, sagt Laura über die Serie. Da ist er wieder: Der Kniff, die kleine Geschichte, die sie in ihre Bilder so gern einbaut, die junge Frau mit der Kamera.


Text: Carolina Heberling

Fotos: Laura Zalenga

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